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Montag, 25. Juli 2011
Absurdes Lügen
Es geht nicht geordnet zu, der Zufall schlägt seltsame Volten, und wäre ich ein Sammler alter Papierbogenschiffe, so wäre das mein Tag gewesen.

Oder nehmen wir an, ich hätte eine neubarocke Wandvertäfelung gebraucht, für einen Wintergarten mit Palmen drauf - wie oft findet man das? Nur heute. Und wie oft braucht man das? Nie. genausowenig wie den Eames-Chair mit Hocker.

Oder seinen neobarocken Vorgänger. Oder alte, schlechte Teppiche. Höchstens alte Arbeitsschuhe könnte man brauchen, für den Morast, in dem der Flohmarkt nach den Regengüssen des Morgens versinkt.

Es ist ein Tag der schrägen Dinge. Ein Muschelhändler aud Thailand ist wieder da, und hat Material für Raritätenkebinette dabei. Der Mann, bei dem ich stets gute Gemälde finde, hat ein gutes, sehr gutes Gemälde dabei, eine Tänzerin von 1760 und mit einem Preis, für den ich der Barchetta bis 1 Million Kilometer neue Motoren kaufen könnte. Andere haben letztlich mehr Glück, aber ich fahre fast ohne Beute wieder heim.

Allerdings kam ich vor dem letzten Regenschauer bei einer Lügnerin vorbei. Vor ihrem Stand war eine Schachtel, darin ein Kronleuchter und eine Aplik. Solche achtlos abgestellten Schachteln sind immer ein gutes Zeichen; echte Kronleuchterhändler hängen sie oben hin und sagen schlimme Zahlen, aber hier unten... Wollen Sie den, fragt die Lügnerin, ich müsste ihn einpacken, aber ich will ihn nicht wieder mitnehmen, ich mache Ihnen einen guten Preis. Alle Teile, lügt sie, sind im Karton. Wir wissen beide, dass noch nie ein Kronleuchter in einem Karton alle Teile hatte, aber der Preis ist lächerlich gering. Ich war, als ich meine Kommode holte, auch mit jemandem, für jemanden bei Ikea und habe gesehen, wie irrwitzig teuer Lampen sein können. Da kann man hier nicht Nein sagen. Selbst wenn man gerade keinen Kronleuchter braucht, selbst wenn es nur Vorratshaltung ist. Und daheim zeigt sich dann, das tatsächlich viele Teile fehlen.

Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich nicht erwähnte, was in einer Schublade liegt: Jede Menge Kristalle. Manche kaufen vielleicht einen teuren Kronleuchter. Ich kaufe Wracks und, wenn ich sie bekomme, kübelweise Kristalle. Das ist ein langfristiges Geschäft, man braucht Geduld und Zeit, manche Steine schlafen seit Jahren in der Schublade, und dann kommt der passsende Leuchter, und alles ist da: Die grossen Klunker und die kleinen Zapfen.

Man sollte schon ein paar Kronleuchter gesehen haben. Man sollte ein Gefühl für Formen haben, und nicht zu viel Respekt: Schon früher würden Metallkörper je nach Lust und Laune behängt, man muss sich nicht grosse Zwänge auferlegen, solange die Proportionen stimmen. Wenn es erst einmal erstrahlt, schaut ohnehin keiner so genau hin. Ein wenig Draht, ein wenig Seife, etwas Zeit, es gehört nicht viel dazu. Andere spielen gerne Puzzle. Das ist meine Art des Puzzles.

Das kleine Problem ist natürlich, dass die Suche eigentlich einem Darockrahmen galt, der an diesem absurden Tag nicht gefunden wurde. So bleibt die Dame immer noch ungerahmt, und noch ein vorerst sinnloser Leuchter hängt herum. Es ist kein Spiel für Ungeduldige, es dauert Jahre und Jahrzehnte, aber so ist das eben, in den alten Häusern: Wie ein Billyregal, dem immer eine Schraube fehlt, und das immer ein Brett zuviel hat.

Ein paar dekorative Kirchentrümmer gab es auch, und wenn man etwas kreativ ist, wird daraus zwar keine Kirche mehr, aber eine originelle Wandzierde. Dazu Prinzregententorte, damit zumindest irgendwas heil und richtig ist, an einem so absurden Tag, da man sich gerne anlügen lässt und anlügt, dass noch ein Stückerl sein darf, wie auch ein Kronleuchterl.

Weil die Wahrheit grad eben sehr belastend ist, solange man keiner der Volksverhetzer ist oder einer ihrer zigtausend potenziellen Einzeltäter ist.

Oder nehmen wir an, ich hätte eine neubarocke Wandvertäfelung gebraucht, für einen Wintergarten mit Palmen drauf - wie oft findet man das? Nur heute. Und wie oft braucht man das? Nie. genausowenig wie den Eames-Chair mit Hocker.

Oder seinen neobarocken Vorgänger. Oder alte, schlechte Teppiche. Höchstens alte Arbeitsschuhe könnte man brauchen, für den Morast, in dem der Flohmarkt nach den Regengüssen des Morgens versinkt.

Es ist ein Tag der schrägen Dinge. Ein Muschelhändler aud Thailand ist wieder da, und hat Material für Raritätenkebinette dabei. Der Mann, bei dem ich stets gute Gemälde finde, hat ein gutes, sehr gutes Gemälde dabei, eine Tänzerin von 1760 und mit einem Preis, für den ich der Barchetta bis 1 Million Kilometer neue Motoren kaufen könnte. Andere haben letztlich mehr Glück, aber ich fahre fast ohne Beute wieder heim.

Allerdings kam ich vor dem letzten Regenschauer bei einer Lügnerin vorbei. Vor ihrem Stand war eine Schachtel, darin ein Kronleuchter und eine Aplik. Solche achtlos abgestellten Schachteln sind immer ein gutes Zeichen; echte Kronleuchterhändler hängen sie oben hin und sagen schlimme Zahlen, aber hier unten... Wollen Sie den, fragt die Lügnerin, ich müsste ihn einpacken, aber ich will ihn nicht wieder mitnehmen, ich mache Ihnen einen guten Preis. Alle Teile, lügt sie, sind im Karton. Wir wissen beide, dass noch nie ein Kronleuchter in einem Karton alle Teile hatte, aber der Preis ist lächerlich gering. Ich war, als ich meine Kommode holte, auch mit jemandem, für jemanden bei Ikea und habe gesehen, wie irrwitzig teuer Lampen sein können. Da kann man hier nicht Nein sagen. Selbst wenn man gerade keinen Kronleuchter braucht, selbst wenn es nur Vorratshaltung ist. Und daheim zeigt sich dann, das tatsächlich viele Teile fehlen.

Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich nicht erwähnte, was in einer Schublade liegt: Jede Menge Kristalle. Manche kaufen vielleicht einen teuren Kronleuchter. Ich kaufe Wracks und, wenn ich sie bekomme, kübelweise Kristalle. Das ist ein langfristiges Geschäft, man braucht Geduld und Zeit, manche Steine schlafen seit Jahren in der Schublade, und dann kommt der passsende Leuchter, und alles ist da: Die grossen Klunker und die kleinen Zapfen.

Man sollte schon ein paar Kronleuchter gesehen haben. Man sollte ein Gefühl für Formen haben, und nicht zu viel Respekt: Schon früher würden Metallkörper je nach Lust und Laune behängt, man muss sich nicht grosse Zwänge auferlegen, solange die Proportionen stimmen. Wenn es erst einmal erstrahlt, schaut ohnehin keiner so genau hin. Ein wenig Draht, ein wenig Seife, etwas Zeit, es gehört nicht viel dazu. Andere spielen gerne Puzzle. Das ist meine Art des Puzzles.

Das kleine Problem ist natürlich, dass die Suche eigentlich einem Darockrahmen galt, der an diesem absurden Tag nicht gefunden wurde. So bleibt die Dame immer noch ungerahmt, und noch ein vorerst sinnloser Leuchter hängt herum. Es ist kein Spiel für Ungeduldige, es dauert Jahre und Jahrzehnte, aber so ist das eben, in den alten Häusern: Wie ein Billyregal, dem immer eine Schraube fehlt, und das immer ein Brett zuviel hat.

Ein paar dekorative Kirchentrümmer gab es auch, und wenn man etwas kreativ ist, wird daraus zwar keine Kirche mehr, aber eine originelle Wandzierde. Dazu Prinzregententorte, damit zumindest irgendwas heil und richtig ist, an einem so absurden Tag, da man sich gerne anlügen lässt und anlügt, dass noch ein Stückerl sein darf, wie auch ein Kronleuchterl.

Weil die Wahrheit grad eben sehr belastend ist, solange man keiner der Volksverhetzer ist oder einer ihrer zigtausend potenziellen Einzeltäter ist.
donalphons, 01:50h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 24. Juli 2011
Das textliche Opfer
Letzthin wurde mir gesagt, meine Beiträge in der FAZ hätten oft einen jammernden Tonfall. Nun bin ich ja ein äusserst gefallsüchtiger Mensch und neige dazu, dergleichen dann sofort zu berichtigen - aber einmal Jammern muss dann doch noch sein, denn den schrägen Beitrag zwischen Residenz und Papiertonne, der das alles zusammentackert, wollte ich schon lange mal schreiben. Völlig absurd, ich weiss. Aber irgendwie muss man ja erklären, warum Menschen in Residenzen gehen.

Ausserdem brauchte ich noch einen Anlass für dieses Bild, und nächste Woche schreibe ich dann was über Sex - was, weiss ich noch nicht genau, ich muss das erst mal erleben gehen. Was tut man nicht alles für die lieben Leser.

Ausserdem brauchte ich noch einen Anlass für dieses Bild, und nächste Woche schreibe ich dann was über Sex - was, weiss ich noch nicht genau, ich muss das erst mal erleben gehen. Was tut man nicht alles für die lieben Leser.
donalphons, 01:59h
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Vielleicht
ist es jetzt doch eine gute Zeit, nochmal Sarrazin, die Reden populistischer Politiker und ein paar rechte Hassblogs zu lesen. Vermutlich findet man dann das, was in Oslo geschehen ist, gar nicht mehr so "unfassbar", wie es ein islamophober Rechtsblogger der Springergosse bezeichnet, sondern eher in einer passend perversen Art folgerichtig. Es ist ja auch nicht das erste Mal in der Geschichte des Hasses auf "Die Anderen". Es ist diesmal nur so, dass man es nicht mehr einfach schnell wieder wegschieben und den nächsten Broder oder einen "Integrationsdiskurs" drüberdrucken kann.
donalphons, 20:45h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 23. Juli 2011
Es werden Wetten angenommen
für die nächste Eurokrise nach dieser erneuten, wievielten Rettung Griechenlands auch immer. Ich sage: Maximal vier Wochen, und ich tippe auf Probleme in Spanien oder Italien.
donalphons, 00:18h
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Fallout
Seit 2008 herrscht Wirtschaftskrise in Japan, seit 2008 merkt man das auch in München, denn auf eine Japanerin in der Maximiliansstrasse kommen gefühlt 50 schleidertragende Frauen aus dem arabischen Raum. Zumindest war das während der letzten drei Jahre so, und weil die neuen Gäste eher in Luxusgeschäften denn in Museen anzutreffen sind, war da immer so ein komisches Gefühl in den kulturellen Einrichtungen - etwas fehlte.
Jetzt, 2011, Japan steckt immer noch in der Wirtschaftskrise und hatte ein Erdbeben und Fukushima, ändert sich das wieder. Das ist gut für die Museen. Ob das ein gutes Zeichen für Japan ist, wo man gerade wieder weitere Regionen zur Evakuierung bestimmt, ist eine andere Frage; man müsste sie fragen, ob es gerade eine heimliche "Nichts wie raus hier"-Mentalität gibt, die sich stets hinter kulturellem Interesse verbergen lässt. Jedenfalls: Die Japanerinnen, namentlich die jungen Japanerinnen, nicht die Herren der Corporations, sind wieder in Scharen da.
Im Schloss zumindest. Die Einkaufsstrasse ist immer noch fest in arabischer Hand.

Jetzt, 2011, Japan steckt immer noch in der Wirtschaftskrise und hatte ein Erdbeben und Fukushima, ändert sich das wieder. Das ist gut für die Museen. Ob das ein gutes Zeichen für Japan ist, wo man gerade wieder weitere Regionen zur Evakuierung bestimmt, ist eine andere Frage; man müsste sie fragen, ob es gerade eine heimliche "Nichts wie raus hier"-Mentalität gibt, die sich stets hinter kulturellem Interesse verbergen lässt. Jedenfalls: Die Japanerinnen, namentlich die jungen Japanerinnen, nicht die Herren der Corporations, sind wieder in Scharen da.





Im Schloss zumindest. Die Einkaufsstrasse ist immer noch fest in arabischer Hand.
donalphons, 13:10h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 22. Juli 2011
Arbeitsplatz
Ich weiss, ich weiss, es gibt viele, die eigentlich täglich nach einem neuen Arbeitsplatz schielen. Nichts wie raus hier, ab in eine neue, dann bessere Zukunft mit schöneren Versprechungen, schneller Karriere, man kennt das. Mich spricht so etwas gar nicht an. Mag sein, dass die miserable Bindung der Tätigen eine Folge der zynischen Personalpolitik ist, mag sein, dass man, wenn man Menschen zu maximaler Ausbeute animiert, sich nicht wundern braucht, wenn sie dann auch konsequent und ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes Wohl im Auge haben, und wenn es im Vergleich mit anderen nicht geht, dann eben mit Blockieren und Faulheit, solange es eben geht. So eine gesunde Mischung aus Forderung ohne Fertigmachen und Gruppengeist ohne Arroganz kenne ich eigentlich nur aus der Audi. Meines Erachtens sind die nicht ganz umsonst so gut.
Natürlich würde es mich, der ich hier geboren bin, kaum reizen, doch noch wie ein weit fliegender Himmelskörper zurück in jenen Stern zu stürzen, um den hier alles kreist. Es kann nicht sein, dass diese Firma alles Gute und auch alles Andere der Region aufsaugt, verwertet und verdaut, und die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist auch so eine Sache, die man erst mal ertragen können muss. Ich war da oft genug, es passt einfach nicht. Heute jedoch war ich in der Münchner Residenz, und dort sind gerade ein paar Räume geschlossen und Vitrinen leergeräumt - ausgerechnet dort, wo es mir am besten gefällt: Beim Silber und in einem Bereich des Rokoko.
Und das nun wäre ein Engagement, das ich mir durchaus vorstellen könnte. Ich habe keine Lust, mein Talent an einige der gerade heftig winkenden Medienklitschen zu vergeuden, die sich gern eine Fassade für ihre Inkompetenz erkaufen wollen, ich möchte nicht Konzepte schreiben, wie man eine Zielgruppe an ein Medium bindet, das diese Bindung längst verloren hat, ich möchte mich nicht den Bedürfnissen von Leuten anpassen, die von der Sache keine Ahnung haben und in einem Kontext arbeiten, der personell nicht die Lösung, sondern die Ursache der Probleme ist - man betrachte gerade das Elend rund um den Focus. Mitunter habe ich den Eindruck, dass sich solche Internetversuchsversuche gerade dann häufen, wenn die neuen Zahlen der verkauften Auflagen die Runde machen, und man schon wieder 3% verloren hat (Auch bei der FAZ waren es im letzten Jahr 2,6%, wobei es mich auch interessieren würde, ob bei über 10% Verlust der Frankfurter Rundschau nicht einige Wechselnde das Ergebnis schöner gemacht haben).
Ich hätte, wenn überhaupt, Lust auf etwas, das Bestand hat. Ich wäre gerne beispielsweise Schlossblogger in München. Ich halte das für eine tolle Idee, denn wenn man in der Residenz ist, sieht man vielen Besuchern angesichts der nötigen Arbeiten am Bestand und der Absperrbänder die Enttäuschung an. Ich denke, es wäre eine höchst reizvolle Sache, jemanden zu haben, der erklärt, warum das gerade nötig ist, was hier getan wird, welchen Zweck es hat und worum genau es geht. Diese Schilder, die besagen, es sei wegen Restaurierung geschlossen, erregen nicht nur Enttäuschung, sondern auch Interesse, und da könnte man doch etwas machen. Detailbilder. Erklärungen. Ratschläge vom Restaurator. Geschichten. Eine Entschädigung im Netz, Residenz in the making, und wenn ein Teil wieder eröffnet ist, eine Vorher-Nachher-Galerie.

Das würde mir wirklich Spass machen. Eine Lebensaufgabe. Allerdings steht zu befürchten, dass die bayerischen Schlösser das im Gegensatz zu den Medien gar nicht nötig haben. Die Leute kommen trotzdem immer.
Verlegen würde ich deshalb raten zu überlegen, was Schlösser haben, das sie nicht haben. Das könnte vielleicht ein wenig helfen.
Natürlich würde es mich, der ich hier geboren bin, kaum reizen, doch noch wie ein weit fliegender Himmelskörper zurück in jenen Stern zu stürzen, um den hier alles kreist. Es kann nicht sein, dass diese Firma alles Gute und auch alles Andere der Region aufsaugt, verwertet und verdaut, und die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist auch so eine Sache, die man erst mal ertragen können muss. Ich war da oft genug, es passt einfach nicht. Heute jedoch war ich in der Münchner Residenz, und dort sind gerade ein paar Räume geschlossen und Vitrinen leergeräumt - ausgerechnet dort, wo es mir am besten gefällt: Beim Silber und in einem Bereich des Rokoko.

Und das nun wäre ein Engagement, das ich mir durchaus vorstellen könnte. Ich habe keine Lust, mein Talent an einige der gerade heftig winkenden Medienklitschen zu vergeuden, die sich gern eine Fassade für ihre Inkompetenz erkaufen wollen, ich möchte nicht Konzepte schreiben, wie man eine Zielgruppe an ein Medium bindet, das diese Bindung längst verloren hat, ich möchte mich nicht den Bedürfnissen von Leuten anpassen, die von der Sache keine Ahnung haben und in einem Kontext arbeiten, der personell nicht die Lösung, sondern die Ursache der Probleme ist - man betrachte gerade das Elend rund um den Focus. Mitunter habe ich den Eindruck, dass sich solche Internetversuchsversuche gerade dann häufen, wenn die neuen Zahlen der verkauften Auflagen die Runde machen, und man schon wieder 3% verloren hat (Auch bei der FAZ waren es im letzten Jahr 2,6%, wobei es mich auch interessieren würde, ob bei über 10% Verlust der Frankfurter Rundschau nicht einige Wechselnde das Ergebnis schöner gemacht haben).
Ich hätte, wenn überhaupt, Lust auf etwas, das Bestand hat. Ich wäre gerne beispielsweise Schlossblogger in München. Ich halte das für eine tolle Idee, denn wenn man in der Residenz ist, sieht man vielen Besuchern angesichts der nötigen Arbeiten am Bestand und der Absperrbänder die Enttäuschung an. Ich denke, es wäre eine höchst reizvolle Sache, jemanden zu haben, der erklärt, warum das gerade nötig ist, was hier getan wird, welchen Zweck es hat und worum genau es geht. Diese Schilder, die besagen, es sei wegen Restaurierung geschlossen, erregen nicht nur Enttäuschung, sondern auch Interesse, und da könnte man doch etwas machen. Detailbilder. Erklärungen. Ratschläge vom Restaurator. Geschichten. Eine Entschädigung im Netz, Residenz in the making, und wenn ein Teil wieder eröffnet ist, eine Vorher-Nachher-Galerie.

Das würde mir wirklich Spass machen. Eine Lebensaufgabe. Allerdings steht zu befürchten, dass die bayerischen Schlösser das im Gegensatz zu den Medien gar nicht nötig haben. Die Leute kommen trotzdem immer.
Verlegen würde ich deshalb raten zu überlegen, was Schlösser haben, das sie nicht haben. Das könnte vielleicht ein wenig helfen.
donalphons, 01:42h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 21. Juli 2011
Einvernehmlich
Überraschend leicht geht die Kommode aus der Schweiz die bayerische Stiege nach oben, Teil für Teil, und dass sie das Schlafzimmer vollmacht: Mei. Wer bis hierher vordringt, hat vermutlich anderes im Sinn, als einen Disput über geflammtes Kirschholz aus der Zeit um 1820 oder die römischen Bezugsquellen für Kardinalsquasten.

Und dass Männerzeitschriften andere Vorstellungen von Männerschlafzimmern haben, ist mir auch bewusst. Männerzeitschriften ergehen sich ja auch in Fleischkonsum beim Essen und präferieren einen Typus meist knochiger Frau, der mir gar nicht zusagt. Dagegen gibt es allerdings Mittel: Eine Lektüre von Büchern aus nichtaktueller nichtdeutscher Produktion, eine gesunde Distanz zu jeder Art von Journalismus und letztlich, nachhelfenderweise, gute Beziehungen zum lokalen Konditorenhandwerk.
Natürlich könnte man - gerade in Zeiten von Strauss-Kahn und Assange - fragen, ob das noch "consensual", also einvernehmlich ist, dieses Unterheben von Frauen mit Kalorien, einfach nur aus jenem eigennützigen Grund, sie gut gelaunt und süss angeregt zu erleben. Ist es vermutlich nicht immer so ganz; würde ich sagen, was da alles drin ist, wäre die Verabreichung nur so mittelgewollt, wenn überhaupt. Schnell also verfällt man in ein Verhalten, das die Spitzinnen der Genderdebatten im Netz als "nonconsensual" brandmarken, was vernehmlichin Richtung Gewalt und Unterdrückung geht - letztere haben viele Gesichter, und warum nicht auch die Form eines Tortenhebers?
Gut, das war jetzt gegenüber den Genderbewegten noch etwas unfreundlicher als das Verschweigen der Kohlehydrate, das gebe ich zu. Ich bin ja der höflichste Mensch von der Welt und als solcher eigentlich immer nett, allein, in den letzten Tagen kam ich zufällig wieder auf so ein paar Seiten, bei denen ich den Verdacht nicht los werde, dass sich auch in diesem Diskurs diejenige am besten profiliert, die das Verwerflichste am Schnellsten und kleinsten Anlass sieht. Dieser barocke Strauss-Kahn, der, wie wir wissen, sich wohl nicht zu schade ist, für einvernehmlichen Sex zu bezahlen, ist ihnen von der Schippe gesprungen und entfleucht, also wird jetzt die Schippe hinterhergeworfen, um doch noch Recht zu bekommen. Wie soll es einvernehmlichen Sex zwischen einer armen Frau und einem reichen, alten Sexprotz geben, wird gefragt. Ist da nicht der Standesunterschied auch ein Mittel, ein Ausdruck der Gewalt, würde die Frau, so sie auf gleichem Status wäre, darin einwilligen? Natürlich nicht. Die Gewalt, die tatsächliche Nichteinvernehmlichkeit, die kommen durch die Hintertür der Sozialen Frage wieder in die Debatte.
Und was soll ich sagen? Natürlich wird man geleimt und belogen und betrogen und hinters Licht geführt und bekommt am Ende oft nicht das, was man am Anfang erwartet hat. Wie soll das auch ohne Enttäuschung laufen; etwa mit einem Vertrag? Eine Pause nach der ersten Annäherung, schriftlicher Abgleich (mit Beglaubigung) der Präferenzen, eidesstattliche Erklärung über die Einkommenssituation, Vereinbarung über die Vergleichbarkeit der beruflichen Aussichten, Anheuerung zweier Anwälte zum Übersetzen der jeweiligen Tabus, so in der Art könnte man peu a peu der Genderdebatte Rechnung tragen. Oder man probiert es aus und versucht zu erkennen, wo die Grenzen sind. Das ist nicht immer einfach und vielleicht OH MEIN GOTT hat man auch mal schlechten Sex. Und tut Dinge, auf die man vorher keine Lust hatte und nachher auch nicht, aber es ist nun mal ein Geben und Nehmen auf dieser Welt. Natürlich kann man dort, weil es emotional ist, ganz einfach neue Grenzen definieren und Verbote aussprechen, ideologische Gräben ziehen und zwar gleich so, dass man sie für den Rest des Lebens geifernd besetzt halten kann, weil sich keiner auf eine Debatte einlassen möchte.
Man liest da so einiges an bescheidenen Einlassungen, die dümmste Idee ist meines Erachtens jedoch die aus den skandinavischen Ländern stammende Idee, soziale Unterschiede mit Protogewalt in der Beziehung gleichzusetzen. Vorverurteilung und Generalverdacht in einem: Der ist sozial überlegen, der nutzt das aus. Mal abgesehen davon, dass die real existierenden Kasten ohnehin selten einen Chefarzt mit der Bandarbeiterin einen, wüsste ich nicht, wieso Sexualität da so bedeutungsschwer sein sollte: Wer wirklich soziale Macht ausleben will, macht eine Orgie und ruft dann eine Putzfrau. Oder macht Leute in der Firma rund. Aber genausowenig, wie man beim Apfelkäsekuchen denkt: Ha! Die polnische Hilfsarbeiterin, die die Äpfel pflückte, kommt nie auf einen grünen Zweig, und ich stopfe das in meine Bekannte, weil ich es mir leisten kann! - genausowenig denkt man in Beziehungen, und sei es nur für eine Nacht, über Standesunterschiede nach. Und selbst, wenn es anders wäre: Ärmere Begehrenswerte können sich ja immer noch andere, standesgemässe Partner suchen und, nehme ich an, vielleicht mehr einvernehmlichen Spass dabei haben. Oder gleich in Kreisen bleiben, die das auf Genderart einzig richtig sehen. Auch in Ordnung. Dann passt es für die Ideologie, und die klassischen besseren Mütter sind auch froh, wenn der 2. Heiratsmarkt keine Abgänge nach Unten hat. Es ist ganz in der Hand der Genderbewegten aus Berlin.
Der Rest wird das tun, was er schon immer getan hat: Versuchen, probieren, scheitern, leiden, nicht aufgeben, hoffen, finden, Erlösung oder auch nicht, und wirklich, ehrlich, absolut einvernehmlich wird es, wenn es sich beide Seiten nur gut genug einbilden. Man benehme sich, führe sich anständig auf, habe Rücksicht auf die Wünsche der anderen, habe stets Pralinen neben dem Bett und denke an die Gesundheit. Und keinesfaslls an das, was im Netz aus dieser Sache gegendert wird.

Und dass Männerzeitschriften andere Vorstellungen von Männerschlafzimmern haben, ist mir auch bewusst. Männerzeitschriften ergehen sich ja auch in Fleischkonsum beim Essen und präferieren einen Typus meist knochiger Frau, der mir gar nicht zusagt. Dagegen gibt es allerdings Mittel: Eine Lektüre von Büchern aus nichtaktueller nichtdeutscher Produktion, eine gesunde Distanz zu jeder Art von Journalismus und letztlich, nachhelfenderweise, gute Beziehungen zum lokalen Konditorenhandwerk.

Natürlich könnte man - gerade in Zeiten von Strauss-Kahn und Assange - fragen, ob das noch "consensual", also einvernehmlich ist, dieses Unterheben von Frauen mit Kalorien, einfach nur aus jenem eigennützigen Grund, sie gut gelaunt und süss angeregt zu erleben. Ist es vermutlich nicht immer so ganz; würde ich sagen, was da alles drin ist, wäre die Verabreichung nur so mittelgewollt, wenn überhaupt. Schnell also verfällt man in ein Verhalten, das die Spitzinnen der Genderdebatten im Netz als "nonconsensual" brandmarken, was vernehmlichin Richtung Gewalt und Unterdrückung geht - letztere haben viele Gesichter, und warum nicht auch die Form eines Tortenhebers?
Gut, das war jetzt gegenüber den Genderbewegten noch etwas unfreundlicher als das Verschweigen der Kohlehydrate, das gebe ich zu. Ich bin ja der höflichste Mensch von der Welt und als solcher eigentlich immer nett, allein, in den letzten Tagen kam ich zufällig wieder auf so ein paar Seiten, bei denen ich den Verdacht nicht los werde, dass sich auch in diesem Diskurs diejenige am besten profiliert, die das Verwerflichste am Schnellsten und kleinsten Anlass sieht. Dieser barocke Strauss-Kahn, der, wie wir wissen, sich wohl nicht zu schade ist, für einvernehmlichen Sex zu bezahlen, ist ihnen von der Schippe gesprungen und entfleucht, also wird jetzt die Schippe hinterhergeworfen, um doch noch Recht zu bekommen. Wie soll es einvernehmlichen Sex zwischen einer armen Frau und einem reichen, alten Sexprotz geben, wird gefragt. Ist da nicht der Standesunterschied auch ein Mittel, ein Ausdruck der Gewalt, würde die Frau, so sie auf gleichem Status wäre, darin einwilligen? Natürlich nicht. Die Gewalt, die tatsächliche Nichteinvernehmlichkeit, die kommen durch die Hintertür der Sozialen Frage wieder in die Debatte.
Und was soll ich sagen? Natürlich wird man geleimt und belogen und betrogen und hinters Licht geführt und bekommt am Ende oft nicht das, was man am Anfang erwartet hat. Wie soll das auch ohne Enttäuschung laufen; etwa mit einem Vertrag? Eine Pause nach der ersten Annäherung, schriftlicher Abgleich (mit Beglaubigung) der Präferenzen, eidesstattliche Erklärung über die Einkommenssituation, Vereinbarung über die Vergleichbarkeit der beruflichen Aussichten, Anheuerung zweier Anwälte zum Übersetzen der jeweiligen Tabus, so in der Art könnte man peu a peu der Genderdebatte Rechnung tragen. Oder man probiert es aus und versucht zu erkennen, wo die Grenzen sind. Das ist nicht immer einfach und vielleicht OH MEIN GOTT hat man auch mal schlechten Sex. Und tut Dinge, auf die man vorher keine Lust hatte und nachher auch nicht, aber es ist nun mal ein Geben und Nehmen auf dieser Welt. Natürlich kann man dort, weil es emotional ist, ganz einfach neue Grenzen definieren und Verbote aussprechen, ideologische Gräben ziehen und zwar gleich so, dass man sie für den Rest des Lebens geifernd besetzt halten kann, weil sich keiner auf eine Debatte einlassen möchte.
Man liest da so einiges an bescheidenen Einlassungen, die dümmste Idee ist meines Erachtens jedoch die aus den skandinavischen Ländern stammende Idee, soziale Unterschiede mit Protogewalt in der Beziehung gleichzusetzen. Vorverurteilung und Generalverdacht in einem: Der ist sozial überlegen, der nutzt das aus. Mal abgesehen davon, dass die real existierenden Kasten ohnehin selten einen Chefarzt mit der Bandarbeiterin einen, wüsste ich nicht, wieso Sexualität da so bedeutungsschwer sein sollte: Wer wirklich soziale Macht ausleben will, macht eine Orgie und ruft dann eine Putzfrau. Oder macht Leute in der Firma rund. Aber genausowenig, wie man beim Apfelkäsekuchen denkt: Ha! Die polnische Hilfsarbeiterin, die die Äpfel pflückte, kommt nie auf einen grünen Zweig, und ich stopfe das in meine Bekannte, weil ich es mir leisten kann! - genausowenig denkt man in Beziehungen, und sei es nur für eine Nacht, über Standesunterschiede nach. Und selbst, wenn es anders wäre: Ärmere Begehrenswerte können sich ja immer noch andere, standesgemässe Partner suchen und, nehme ich an, vielleicht mehr einvernehmlichen Spass dabei haben. Oder gleich in Kreisen bleiben, die das auf Genderart einzig richtig sehen. Auch in Ordnung. Dann passt es für die Ideologie, und die klassischen besseren Mütter sind auch froh, wenn der 2. Heiratsmarkt keine Abgänge nach Unten hat. Es ist ganz in der Hand der Genderbewegten aus Berlin.
Der Rest wird das tun, was er schon immer getan hat: Versuchen, probieren, scheitern, leiden, nicht aufgeben, hoffen, finden, Erlösung oder auch nicht, und wirklich, ehrlich, absolut einvernehmlich wird es, wenn es sich beide Seiten nur gut genug einbilden. Man benehme sich, führe sich anständig auf, habe Rücksicht auf die Wünsche der anderen, habe stets Pralinen neben dem Bett und denke an die Gesundheit. Und keinesfaslls an das, was im Netz aus dieser Sache gegendert wird.
donalphons, 01:23h
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Mittwoch, 20. Juli 2011
Familienweisheiten
Eine lautet, dass man Dinge sofort erledigen soll, sonst schiebt man es jahrelang auf. Daran habe ich mich oft in einer Weise gehalten, dass ich die These überprüftem, und das ist gar nicht so schlecht: Auf diese Art ist man nicht nur durch den Kauf einer Biedermeierkommode beglückt, sondern auch, wenn man sie Wochen, Monate und Jahre später abholt. Man erwirbt sie gewissermassen zweimal. Ausserdem hat diese lange Zeit den Vorteil, dass die Kommode, in Wirklichkeit ein Mordstrumm, in der Erinnerung schrumpft, kleiner wird und optimistischerweise überall hinpasst, gemäss der anderen Familienweisheit: A Platzerl findt sie imma. Man denkt sich ein Jahr, man hat keine Sorgen und kein Platzproblem. Jenun, an der Kurve im Gang, bei der noch keine Bilder hängen, weil die Kommode doch so klein war und sicher einen Platz findet - fand sich kein Platz. Im Bad, was eine Verschwendung gewesen wäre: Auch kein Platz. In der Bibliothek, im Vorzimmer, in der Küche, im grossen Sommerzimmer: Nirgendwo wollte sie passen. Nicht vom Holz her. Vor allem aber nicht vom Platz her. Nur im Schlafzimmer würde sie zum Schrank passen. Aber da steht schon ein Stuhl, da hängen Bilder. Aber - mal probieren.

Es passt. Es passt gerade so, dass weitere Sprüche a la "A Platzerl findt sie imma" nur noch im Zusammenhang mit ander Leute Wohnungen geäussert werden sollten. Denn obwohl ich dann sofort gemerkt habe, wie gut sie dort passt und wie prima ich sie dort für Schuhe und Bettzeug brauchen kann, mit ihren vier hohen Schubladen, ging das alles nur mit Verschieben, Rumrutschen und dem Abhängen von einigen Bildern. Es passt mal eben so unter Aufgabe einiger hübscher Frauen und der Zeit, in der ich gerne etwas über Kairo gelesen hätte. Aber so eine Kommode kann man nicht tagelang im Gang stehen lassen. Wenn sie schon ein Jahr einer anderen, keinesfalls Unhübscheren dankenswerterweise den Platz wegnehmen durfte.

Bei uns in der Familie hat man sich früher, als sie noch sehr viel grösser war, mit Möbelverleihung gegenseitig das Leben erleichtert. Brauchte jemand etwas für einen neuen Hausstand, gab es immer irgendwo etwas, das man sich borgen konnte, und man gewöhnte sich daher auch an einen Einrichtungsstil, der mit "aus jedm Doaf an Hund" umschrieben wurde. Ich glaube, ich könnte gar nicht mehr anders, man hat es immer so erlebt, und dennoch fügt es sich am Ende zusammen. Nicht so, wie man das vielleicht immer gern hätte, aber doch so, dass es angenehm ist. Und weil bei der ganzen Schlepperei und Herumräumerei und dem Eintreiben neuer Nägel in Wände und Polieren und Ausmessen der Körper in Fahrt kommt, macht man Sport, isst ungesunde Sachen oder wenigstens Dinge, für die man im Biedermeier etwas auf die Pfoten bekommen hätte, und merkt gar nicht, wie der Wetterumschwung hereinbricht.

Es wird ein wenig frostig, aber zum Glück kann man das ein oder andere im warm bemalten Winterzimmer machen, wo es einem gar nicht so kalt vorkommt. Das erscheint mit den sommerlichen Kirschen und der Kommode und ganz ohne Styropor an den Wänden auch der richtige Moment für diesen Beitrag in der FAZ über Hauseinpackungen am Altbaubestand zu sein, den ich arbeitend geschrieben habe.
Schliesslich wachsen auch bei mir die Kommodenbäume in den Himmel.

Es passt. Es passt gerade so, dass weitere Sprüche a la "A Platzerl findt sie imma" nur noch im Zusammenhang mit ander Leute Wohnungen geäussert werden sollten. Denn obwohl ich dann sofort gemerkt habe, wie gut sie dort passt und wie prima ich sie dort für Schuhe und Bettzeug brauchen kann, mit ihren vier hohen Schubladen, ging das alles nur mit Verschieben, Rumrutschen und dem Abhängen von einigen Bildern. Es passt mal eben so unter Aufgabe einiger hübscher Frauen und der Zeit, in der ich gerne etwas über Kairo gelesen hätte. Aber so eine Kommode kann man nicht tagelang im Gang stehen lassen. Wenn sie schon ein Jahr einer anderen, keinesfalls Unhübscheren dankenswerterweise den Platz wegnehmen durfte.

Bei uns in der Familie hat man sich früher, als sie noch sehr viel grösser war, mit Möbelverleihung gegenseitig das Leben erleichtert. Brauchte jemand etwas für einen neuen Hausstand, gab es immer irgendwo etwas, das man sich borgen konnte, und man gewöhnte sich daher auch an einen Einrichtungsstil, der mit "aus jedm Doaf an Hund" umschrieben wurde. Ich glaube, ich könnte gar nicht mehr anders, man hat es immer so erlebt, und dennoch fügt es sich am Ende zusammen. Nicht so, wie man das vielleicht immer gern hätte, aber doch so, dass es angenehm ist. Und weil bei der ganzen Schlepperei und Herumräumerei und dem Eintreiben neuer Nägel in Wände und Polieren und Ausmessen der Körper in Fahrt kommt, macht man Sport, isst ungesunde Sachen oder wenigstens Dinge, für die man im Biedermeier etwas auf die Pfoten bekommen hätte, und merkt gar nicht, wie der Wetterumschwung hereinbricht.

Es wird ein wenig frostig, aber zum Glück kann man das ein oder andere im warm bemalten Winterzimmer machen, wo es einem gar nicht so kalt vorkommt. Das erscheint mit den sommerlichen Kirschen und der Kommode und ganz ohne Styropor an den Wänden auch der richtige Moment für diesen Beitrag in der FAZ über Hauseinpackungen am Altbaubestand zu sein, den ich arbeitend geschrieben habe.
Schliesslich wachsen auch bei mir die Kommodenbäume in den Himmel.
donalphons, 01:45h
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Qualitätssteigerung der Medien
Es wäre vielleicht der Sache unter dem Eindruck der Ereignisse wirklich dienlich, wenn man sich dazu durchringen könnte, Medien nicht mehr ausgerechnet von Angehörigen der Berufsgruppe der Journalisten machen zu lassen.
Und nun zu etwas Erfreulichem: Die Amseln, die hier vor zwei Wochen noch den Eindruck machten, sie sässen zitternd und flugunfähig auf meinem Fahrradsattel, und warteten dort auf das Ende durch die Miezekatze - einen Nachmittag war ich dadurch auf Trab gehalten - sind flügge. Für mich weitaus wichtiger als jede Frage nach Sexualpraktiken von Abgeordneten oder TV-Ansagern.
Und nun zu etwas Erfreulichem: Die Amseln, die hier vor zwei Wochen noch den Eindruck machten, sie sässen zitternd und flugunfähig auf meinem Fahrradsattel, und warteten dort auf das Ende durch die Miezekatze - einen Nachmittag war ich dadurch auf Trab gehalten - sind flügge. Für mich weitaus wichtiger als jede Frage nach Sexualpraktiken von Abgeordneten oder TV-Ansagern.
donalphons, 01:37h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. Juli 2011
Nun ja
Das Schöne an der aktuellen Lage ist ja - und ich merke das bei Google+ und an vielen anderen Orten - dass viele nicht begreifen, nicht begreifen wollen, wie nahe ein Drittel des Euroraumes an einem Argentinienszenario entlangschrammen. Es geht doch prima, keiner hat Hunger, gut, die Sache mit Silber, Gold und Franken schaut ungewöhnlich aus, aber wer braucht schon Franken? Man macht lieber noch eine Flasche Wein auf. Teetrinker dagegen werden eigentlich jeden Tag daran erinnert, was gerade los ist, wenn sie vor drei Jahren die richtigen Investments getätigt haben.
Man kann natürlich fragen, ob man sich nicht genauso ärgern kann, wenn man wusste, was da kommen wird. Und das Richtige getan hat. Und es so weit getan hat, wie es eben ging. Man kann nicht unbegrenzt Silberkannen kaufen, man hatte nicht grenzenlose Mittel, man tat, was man konnte, und jetzt würde man eben nicht mehr können. Was immer vor drei Jahren gut aussah, ist heute nur noch etwas für Spätkommer. Ich glaube weiterhin nicht, dass die Aktienkurse steigen. Es gibt lediglich eine Euroentwertung im Verhältnis zu Aktien. Und ich kann eigentlich jeden verstehen, der gerade nicht sein Geld in den PIIGS-Staaten investieren will. Es glaubt doch hoffentlich niemand ernsthaft, dass einem italienische Plutokraten oder die Murdoch-Appeaser mit geschenkten Spaaufenthalten wirklich sagen würden, wie es aussieht, wenn man mal die PR beiseite lässt. Und wir hängen mit denen ganz anders zusammen, als etwa die USA mit Argentinien.
Irgendwer treibt gerade das Thema Eurobonds, sprich, eine gemeinsame Verschuldung aller EU-Länder zugunsten der Investoren, die damit alle am Wickel haben. Diese Eurobonds sind angesichts der Konstruktion und Schwerfälligkeit der EU pures Gift, aber weil da genug Röslers rumlaufen, wird es aus Schonungsgründen für den Finanzsektor und aufgrund deren Wünsche dazu kommen - vielleicht offen, vielleicht versteckt, so wie der sog. Rettungsschirm auch schon eine Art postapokalyptischer Eurobond ist. Wir retten jetzt seit drei Jahren, Banken, Versicherungsn, Börsen, Staaten, wir sind keinen Millimeter weiter gekommen, und wie bei jeder Vollgastour mit Irren am Steuer wird das nicht unbegrenzt ohne Schäden ausgehen. Es ging los mit ein paar falsch bewerteten Häusern, und inzwischen liegt die EU in Scherben. Drei Jahre hatte man, sich daran zu gewöhnen, nochmal, nochmal, nochmal, und schau doch mal wer auf Google Plus ist. Für die anderen: Macht hin, kauft Euch Zeug, das ihr brauchen könnt und langfristig hilft, Kosten herunterzufahren, wenn es eng wird. Denn ein wackelnder Euro wird schon einige vor die Frage stellen: Brauche ich noch ein Auto?
Kann ich mir das Benzin noch leisten und spare ich nicht besser im Winter für die Heizung? Wir sind ja zum Glück in einem Land des Überflusses, man könnte uns die Hälfte nehmen, und wir wären immer noch komfortabel, relativ zu 1929 gesehen, aber vielleicht sollte man, da Silberkannen und Franken nicht mehr so toll sind, sich Gedanken über Dinge machen, die Werte erhalten und das Leben angenehm machen, wenn vieles andere nicht mehr geht. Nur für alle Fälle, falls es nach dem Währungsschnitt doch nicht so schnell nach oben geht, wie Frau Merkel das alternativlos mitteilen wird.

Man kann natürlich fragen, ob man sich nicht genauso ärgern kann, wenn man wusste, was da kommen wird. Und das Richtige getan hat. Und es so weit getan hat, wie es eben ging. Man kann nicht unbegrenzt Silberkannen kaufen, man hatte nicht grenzenlose Mittel, man tat, was man konnte, und jetzt würde man eben nicht mehr können. Was immer vor drei Jahren gut aussah, ist heute nur noch etwas für Spätkommer. Ich glaube weiterhin nicht, dass die Aktienkurse steigen. Es gibt lediglich eine Euroentwertung im Verhältnis zu Aktien. Und ich kann eigentlich jeden verstehen, der gerade nicht sein Geld in den PIIGS-Staaten investieren will. Es glaubt doch hoffentlich niemand ernsthaft, dass einem italienische Plutokraten oder die Murdoch-Appeaser mit geschenkten Spaaufenthalten wirklich sagen würden, wie es aussieht, wenn man mal die PR beiseite lässt. Und wir hängen mit denen ganz anders zusammen, als etwa die USA mit Argentinien.

Irgendwer treibt gerade das Thema Eurobonds, sprich, eine gemeinsame Verschuldung aller EU-Länder zugunsten der Investoren, die damit alle am Wickel haben. Diese Eurobonds sind angesichts der Konstruktion und Schwerfälligkeit der EU pures Gift, aber weil da genug Röslers rumlaufen, wird es aus Schonungsgründen für den Finanzsektor und aufgrund deren Wünsche dazu kommen - vielleicht offen, vielleicht versteckt, so wie der sog. Rettungsschirm auch schon eine Art postapokalyptischer Eurobond ist. Wir retten jetzt seit drei Jahren, Banken, Versicherungsn, Börsen, Staaten, wir sind keinen Millimeter weiter gekommen, und wie bei jeder Vollgastour mit Irren am Steuer wird das nicht unbegrenzt ohne Schäden ausgehen. Es ging los mit ein paar falsch bewerteten Häusern, und inzwischen liegt die EU in Scherben. Drei Jahre hatte man, sich daran zu gewöhnen, nochmal, nochmal, nochmal, und schau doch mal wer auf Google Plus ist. Für die anderen: Macht hin, kauft Euch Zeug, das ihr brauchen könnt und langfristig hilft, Kosten herunterzufahren, wenn es eng wird. Denn ein wackelnder Euro wird schon einige vor die Frage stellen: Brauche ich noch ein Auto?

Kann ich mir das Benzin noch leisten und spare ich nicht besser im Winter für die Heizung? Wir sind ja zum Glück in einem Land des Überflusses, man könnte uns die Hälfte nehmen, und wir wären immer noch komfortabel, relativ zu 1929 gesehen, aber vielleicht sollte man, da Silberkannen und Franken nicht mehr so toll sind, sich Gedanken über Dinge machen, die Werte erhalten und das Leben angenehm machen, wenn vieles andere nicht mehr geht. Nur für alle Fälle, falls es nach dem Währungsschnitt doch nicht so schnell nach oben geht, wie Frau Merkel das alternativlos mitteilen wird.
donalphons, 21:51h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 18. Juli 2011
Don Alphonsos Mitternachtsdiättips
Auf keinen Fall, auf wirklich gar keinen Fall mehr etwas kochen! Dabei vergisst man am Ende im Fresskoma nur, dass das Gas noch an ist.
Statt dessen schon am Abend eine Tarte mit Mangold, Lauch und Pilzen backen. Auch hier auf die Diät achten und fetthaltigen Schmand teilweise durch magerer klingende saure Sahne ersetzen. Die ist zwar dünnflüssiger, aber mit 30 Gramm fein geriebenem Parmesan und drei Esslöffel Mehl bekommt man die Feuchtigkeit unter Kontrolle.
Grossbild
Dazu dann nur ein Glas Wasser; den vom Nachmittag übrig gebliebene Käsekirschkuchen gibt es dann als Betthupferl. Aber das ist nach Mitternacht, also schon morgen, und weil es kein Frühstück ist, zählt es auch nicht.

Statt dessen schon am Abend eine Tarte mit Mangold, Lauch und Pilzen backen. Auch hier auf die Diät achten und fetthaltigen Schmand teilweise durch magerer klingende saure Sahne ersetzen. Die ist zwar dünnflüssiger, aber mit 30 Gramm fein geriebenem Parmesan und drei Esslöffel Mehl bekommt man die Feuchtigkeit unter Kontrolle.

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Dazu dann nur ein Glas Wasser; den vom Nachmittag übrig gebliebene Käsekirschkuchen gibt es dann als Betthupferl. Aber das ist nach Mitternacht, also schon morgen, und weil es kein Frühstück ist, zählt es auch nicht.
donalphons, 01:55h
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Neuer Motor gekauft
Nicht billig.
Aber mir geht es gleich bedeutend, wirklich bedeutend besser. Als ob mir ein Arm wieder anwachsen würde. Als ich auf den Kaufen-Knopf drückte, war mir, als wehte Schweizer Alpenpassluft vorbei, und ein wütendes Grummeln ertönte von Ferne.
Wir alle gehen zur Hölle. Aber manche kommen zurück.
Aber mir geht es gleich bedeutend, wirklich bedeutend besser. Als ob mir ein Arm wieder anwachsen würde. Als ich auf den Kaufen-Knopf drückte, war mir, als wehte Schweizer Alpenpassluft vorbei, und ein wütendes Grummeln ertönte von Ferne.
Wir alle gehen zur Hölle. Aber manche kommen zurück.
donalphons, 22:33h
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Ui lf
Oh, der Ulf J. Froitzheim ist immer noch sauer, dass wir ihm damals bei Dotcomtod für seine Einlassungen bei Bizz oder Brandeins oder Irgendwiesowas eine gewisse, dreckige Schmierfinkenunterwäsche nach draussen gedreht haben. Damals zeigte das Bild einen sehr alten Mann; Wer hätte gedacht, dass da ein beleidigtes Kind sitzt. Dachte auch, der wäre längst irgendwo weit weg versickert, wie so viele andere Leute aus dieser "Epoche", denen das überhaupt nicht geschadet hat, aber er hat wohl immer noch einen Internetanschluss.
Was jetzt nicht gerade ein Zeichen von durchschlagendem Erfolg im Dasein ist.
Was jetzt nicht gerade ein Zeichen von durchschlagendem Erfolg im Dasein ist.
donalphons, 20:25h
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