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Samstag, 13. Juli 2013

Das Schlimme, das Frühere und das Böse

Das Schlimme ist nicht, dass es hier so aussieht, als könnte sich jederzeit der Oberkellner als Peter Alexander herausstellen, und es würde auch passen.



Das Schlimme ist auch nicht, dass die Anwesenden dann Chöre bilden würden, und jeder Topf letztlich seinen Deckel fände, und das alles mit viel Gesang und Menschen in rotkarierten Smokingjacken, die Bass spielen und mit dem Besen am Schlagzeug sitzen.



Das Schlimme ist, dass mir solche Entwicklungen hier noch nicht einmal als erschreckend erscheinen würden. Ganz im Gegenteil, als unten dann ein Käfer vorbeifährt und tatsächlich auch noch "Was kann der Sigismund dafür dass er so schön ist" hochtrötet, bleibt das vermutlich nicht nur bei mir der Ohrwurm des Abends.



Früher hatte ich nach einer Woche den Eindruck, dass ich hier immer massiv verblöde, das Interesse an der Welt verliere, aber nach fünf Jahren Selbstbeobachtung ist das mehr so ein Prozess, der schlagartig mit dem Passieren von Warngau einsetzt.



Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich trage keine Lederhose und gehe auch nicht auf Trachtenfeste und erst recht nicht zu obskuren Kultausübungen, aber im Moment wird diese Kirche rndlich restauriert und das freut mich.



Ja, ich finde auch Gefallen an schmiedeeisernen Herzerln, Ich würde mir das nicht an mein Haus tun, aber wer es machen will, hat heute durchaus meinen Segen. Wir machen ja auch <3 im Internet.



Das kann gar nicht alles so schön sein, denkt man sich, da muss es einen Haken geben, und der hält leider nicht einen BH nur so mittelgut zusammen und löst sich beizeiten leicht und mühelos, sondern so einen richtigen Haken. Einen Bösen.



Das Böse kommt erst am Abend, als noch etwas im Kühlschrank fehlt und ich mir sage, macht nicht, da radel ich schnell ins Tal und hole das. Ist ja nicht weit. Sei ein Freund der Erde, nimm das Veloziped, fliege über Wiesen zum Sonnenuntergang und dann zum Lden.



Es ist gar nicht mehr so heiss, aber der Parkplatz liegt nun mal in der Sonne, und deshalb steht ein X3 - was sonst - im Schatten. Vor dem Geschäft. Und direkt vor den Radelständern. 10 Räder hätten dort Platz, aber Assitegernseemama muss natürlich im Schatten parken, und vor den Radständern und für einen Radler ohne Ständer (ahem, am Rad meine ich) ist das natürlich blöd.



Jede Rose hat ihren Dorn und jeder Tegernsee seinen SUVabschaum und da hätte man dann statt Peter Alexander lieber einen Professor Fate, der das Fahrerfeld lichtet. Auf dem Rücksaitz lag natürlich die Tüte eines Trachtengeschäfts: Maxl war wohl bei der Ankleide. Mit dem unguten Gefühl, dass Maxl ein g'scheider Oasch wird und leider dann sein BMW-Cabrio bekommt, wenn ich nicht mehr ganz so fit und schnell bin, radle ich heim, und singe immer noch: Was kann die Brunzkachel dafür dass sie so g'soacht ist.

Ja, der Tegernsee, er hat mich wieder.

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Die beste Zeit ihres Lebens

Es gibt so Tage am See, da wird es einem trotz schönster Stimmung übel. wenn da etwa rentner sitzen, die im geld nur so schwimmen, ein Zehnerl Trinkgeld geben und über die raffgierigen Mieter schimpfen, über den nachlassenden Service in Thailand und wie schwer und teuer alles geworden ist. Nebenan ist beim Bau des Steges gerade ein 29-Jähriger ums Leben gekommen. Woanders sammeln sie Flaschen. Da ist schon der Kuchen für 2,50 unbezahlbar.



Da bekommt man trotz so einer Aussicht halt einen Zorn und dann schreibt man in der FAZ und im Kommentarblog darüber und dann geht es wieder.

Ja, und freilich könnte ich dann auch hier auch darüber schreiben, dass nach *nur* 4 Monaten die Kommentare bei der FAZ, soweit sie gehen, wieder alle online stehen. Und noch mehr an technischer Brillanz. Aber nachdem da so viel weiterhin nicht geht, ist es mir lieber, das FAZ-Blog dümpelt weiter, statt dass es mir die Leser vergrault. Vollkommen irre Geschichte eigentlich, dass jemand sein eigenes, externes Blog betreiben muss, damit es weiter gehen kann, und die Leser bei der Stange bleiben.

Es ist der Sommer des Dümpels. Ist ja nicht schlimm. Der Herbst wird dagegen stürmisch.

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Donnerstag, 11. Juli 2013

Das dicke Ende

Gerade habe ich noch einmal nachgeschaut, weil es ja doch ganz lustig ist: Vor einem Jahr schrieb ich etwas über 60m²-Wohnungen in München für 250.000 Euro. Das würde ich heute nicht mehr tun und überhaupt kommt das einem vor wie eine Meldung aus dem vergangenen Jahrzehnt - was, so billig war das damals? Wenn man so will, gibt es die Preise immer noch, aber halt leider nur 25m² und ein Zimmer weniger. Dafür ist angeblich die Krise vorbei, bis zur Wahl, und danach kommen dann erst die Schuldenschnitte, die Spanier wollen dann auch etwas haben und weil das gut und gern 100 Milliarden kosten wird, kann man froh sein, dass die dann erhöhte Mehrwertsteuer nicht auf private Immobilienkäufe anfällt. Nur redet man heute noch nicht drüber. Wie mies es in Europa ist, wird erst dann von eben jenen Presseschweineschnauzen der Junte gegrunzt, die jetzt noch verkünden, alles wäre gut und wichtige Themen wären irgendwelche Nippel und die S-Klassenzulassung.







Wir kriegen also vermutlich nicht nur eine Fortführung der Überwachungsbemühungen mit noch fehlender Killerdrohnenschnittstelle, sondern auch eine etwas verdrängte Komplettierung unseres Weltbildes. Mein Rennrad trägt die Trikolore und ich lese auch italienische Medien: Man sollte hierzulande nicht allzu laut über geographisch begrenzte Amerikaner herziehen, die Deutschen sind gegenüber dem, was sonst auf diesem Kontinent gerade passiert, ebenso ignorant. In meiner Drittheimat ist die Lage inzwischen so schlecht, dass sich die Politik mit Apellen an die Wirtschaft wendet, die Leute nicht mehr zu entlassen. Aber auf der anderen Seite ist die World of Interiors nicht nur so dünn, weil die Werbebudgets fehlen. Es fehlen inzwischen auch die Firmen, namentlich, wenn wir über Italien reden, die Sanitärkeramikhersteller. Am Bad spart es sich im Moment am leichtesten, und auf eine neue Wanne kann man auch länger verzichten, als so eine Firma überlebt. Was bleibt - und das übersieht man bei den neuen Rekordpreisen für alte Kunst leicht - sind Versteigerungen des Besitzes von Antiquitätenhändlern, die früher viermal so viel Platz kauften, als sie heute für den letzten Aufruf für Gebote bekommen. Und dann ist Schluss.







Es sterben als manche Auswüchse, aber das Unkraut selbst überlebt, schweigt und kommt dann nach der Wahl wieder zum Vorschein. Bankster. Freihandelsmilitaristen. Vermutlich auch die ganze Gentechnikkdreckblase und die Contentmafia. Das alles schweigt im Moment nur, weil sie genau wissen: Auf dieses Land, das sich satt endlich dem Sommer hingeibt, und auf seine korrupte Junta kommt es an. Dieses Regime, egal ob schwarz, gelb oder rosarot, muss bleiben, dann wird alles gut. Nicht für die breite Mehrheit, aber die hat ja auch noch andere Sorgen wie etwa dem Umstand, dass Immmobilienpreisblasen nur dann verhindert werden können, wenn die Rendite stimmt und leicht über dem liegt, was man sonst bekommt. Nur das dicke Ende, das bekommen wir nicht alle gleich. Zuerst nochmal 4 Jahre Bush2.0 und dann nochmal vier Jahre Umverteilung unter Merkels Ostregime, angefangen bei den Subventionen, die "Energiewende" heissen bishin zu noch grösseren Fernsehern und noch flacherem Programm. Damit man nicht denken muss, was man halt so tut, wenn man Kilometer für Kilometer über dieses an sich schöne land fährt, das so etwas eigentlich nicht verdient hätte. Es sich aber selber immer wieder einbrockt.

Und falls ein Pirat winselt: Wer Ponader gewählt und ihn dann nicht rechtzeitig aus dem Amt gedrängt hat, braucht sich auch nicht beschweren.

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Mittwoch, 10. Juli 2013

Flat

Gerüchteweise habe ich schon davon gehört, aber jetzt hat es mich selbst erwischt: Angeblich sammeln Münchner Makler gezielt Telefonnummern (und vermutlich, wenn sie können, auch alles andere) von Privatvermietern, speichern sie ab und machen dann mit etwas zeitlichem Abstand Anrufe, ob denn die Wohnung vielleicht nicht doch zu verkaufen wäre. Man hätte da einen Kunden an der Hand, der für das Objekt mindestens xx0000 zahlen würde. Das ist dann immer noch weniger als der tatsächliche Marktpreis, den ich immer in einem Auge habe, so aus Interesse, aberes zeigt auch, wie schwierig es ist, etwas in den guten Lagen zu bekommen.





Es ist nicht ganz ohne Ironie, dass der Goldpreis für ein sinnloses Metall, das lange hochgejubelt wurde, stark gefallen ist, aber die Preise in München weiterhin steigen. Ein Makler will für 30 höllisch laute Quadratmeter in Schwabing in einem wirklich billig gemachten Haus und schlechterer Lage eine viertel Million und wird sie vermutlich auch bekommen - das ist wohl der Markt und gleichzeitig auch die Krise, die nicht immer alles beötigt, aber einiges bleibt dann doch bestehen. Ich bin nicht traurig über das kommende Ende der ganzen Goldhändler, die die Innenstädte versaut haben, aber so richtig froh bin ich über die generelle Entwicklung auch nicht: Denn die Lebensziele der Menschen werden kleiner. Und bei mehr Arbeit scheusslicher, auch wenn die Büros der Stadt, entsprechenden Geschmack vorausgesetzt, immer kühler und exquisiter werden.





Früher wollte eigentlich jeder die "Münchner Normalität" erreichen: 3-5 Zimmer Altbau, Parkett, Stuck, halbwegs hohe Räume, Innenhof, Balkon, je nach Lebensplanung. Heute dagegen ist die grosse Hoffnung allein, innerhalb des mittleren Rings bleiben zu können, ob das nun Miete oder Kauf ist, ist gar nicht mehr so wichtig, weil letzteres utopisch wird. Traumgegenden werden wieder zu weissen Flecken auf der Landkarte, denn man kennt niemand, der sich das leisten könnte.Hoffnungen und Träume konzentrieren sich auf Randlagen und Gebäude, die früher vielleicht Notbehelfe gewesen wären, Plätze für den Sprung auf die nächste Ebene. Vielleicht, vernute ich, gibt es eine Wechselwirkung zwischen Singles und dieser Misere: Einerseits ist das Bezahlen auch kleinster Vorteile wie ein paar Quadratmeter mehr so teuer, dass dafür viel gearbeitet werden muss, mit der Folge eines verkümmerten Privatlebens.





Und auf der anderen Seite sind Singles in der Endstufe mit 60 Quadratmeter für sich allein die grossen Raumvernichter: 60 Quadratmeter ist eine eher kleine 2-Zimmer-Wohnung, aber wäre es eine Familie mit zwei Kindern, und wäre es ein Haus mit 180 Quadratmetern, wäre es alles andere als klein. Aber so dreht sich dann alles um "the Flat" und um Auswege aus der Falle, die schwer zu finden sind. Dazu kommt das leichte Problem, dass in München inzwischen auch die Frage, innerhalb oder ausserhalb des Ringes, bei der Paarung nicht unwichtig ist: Persönliche Attraktivität hat auch etwas mit Wohnorten zu tun, und ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen: Das Partnerangebot, höre ich, gestaltet sich sehr leicht, wenn man auf dem Isarhochufer grosse Flächen vermieten kann. Das ist natürlich noch nicht die Mieterprostitution, aber auf das Tierreicht bezogen könnte man sich schon so eine Gedanken über Faktoren der Partnerwahl machen. Früher log man beim Alter, heute bei der Frage der Wohnverhältnisse (zusätzlich). Schönheit vergeht, Hektar besteht bekommt eine urbane Neuauflage.





Langjährige, mittelalte Mieter mit flexibler Lebenseinstellung sind die ersten, die man da als Verlierer ausmachen kann; in meinem Alter werden ja schon die ersten wieder aussortiert und dann wird es nicht ganz leicht. Gewinner sind mehr oder weniger zufällig; wessen Oma ein kleines Haus irgendwo am Rand der Stadt besass, ist fein heraus. Das alles ist natürlich nicht berechenbar, wie es früher vielleicht noch gewesen wäre, und so durchweht all diese Flats, billigst gebaut und teurst verkauft, ein Lüftchen der Unsicherheit und der Angst.Aber es gibt keine Alternative, das ist der Markt, und wer heute zu den Verlierern gehört, würde morgen schon wieder andere abdrängen, nur um an die richtige Wohnung zu kommen. Man richtet sich ein und schaut sich um nach denen, die vielleicht der Joker sein könnten.

Das ist alles nicht wirklich schön. Gesucht wird nicht der Sngle, gesucht wird die grosse Wohnung mit Single als Dreingabe. Lacht nicht in Leipzig, wir sind nur die Vorreiter, das kommt im Osten auch noch.

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Dienstag, 9. Juli 2013

Manchmal ist es auch nur die pure Verzweiflung

Zukunftsangst ist mir fremd, aber natürlich wird man älter und ist öfters auf Beerdigungen. Und nun ist es nun mal so, dass ich ab und zu auch anj Friedhöfen vorbei komme, bei denen ich weiss, wie viel Geld jene hatten, die hier ruhen. Und was es ihnen letztlich, zusammen mit dem Sparen und Anhäufen, gebracht hat: Nichts. Oder bestenfalls vergleichsweise wenig. Die Menschen sind weg, aber das Geld ist noch da. Ein richtiger Trost ist das vermutlich für keinen. Vielleicht sollte ich auch einfach meine Radelroute ändern, dann käme ich nicht an den Friedhöfen vorbei. Ich bin kein Friedhofsgeher, das ist mir eher fremd.







Das ist natürlich keine Entschuldigung für noch ein Radl wie dieses etwas verunstaltete Look 585, zumal man, würde es mich jetzt erwischen, vermutlich entsetzt wäre über den winterlich gefüllten Speicher mit den Bastelarbeiten. Das sieht manisch aus, aber manisch ist besser als depressiv und depressiv, seien wir ehrlich, ist besser als tot. Irgendwer muss im Totentanz halt ganz weit weg sein und noch am dreistesten hüpfen und springen, und ich habe mir das so selbst herausgesucht, Auch wenn es dann nichts mit dem Reihenhausanteil in Milbertshofen, am Rand, werden wird. Da kommt nämlich die Kurbel her.







Viel Zeit habe ich heute nicht, ich kam ja unerwartet und die Verpflichtungen sind unerwartet gross, aber allein das Gefühl, so ein Rad mit einem Finger tragen zu können, und dann in den Sonnenuntergang zu radeln, lässt die Rachegeisterganz schnell zurück. An so einem Sommertag vor zwei Jahrzehnten starb die S. mit gerade einmal 26 Jahren, gerade fertig studiert, um das Geschäft zu übernehmen und den Geländewagen von Mercedes, und dann unheilbar krank... es gibt keinen Sinn im Sterben.

Aber viel Sinn im Leben, und wenn es nur sein soll, am Sommerabend über Felder zu gleiten. Allein das ist schon gross und vielleicht ist es doch nicht so schlecht, am Friedhof vorbei zu fahren und daran zu denken, was für ein Geschenk das Leben ist. Geld? Mei.

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Montag, 8. Juli 2013

Dienst im Biergarten

So in etwa sollte der See aussehen, zu dem ich auf so einem Weg mein Surfbrett hinunterschiebe, mit blauem Himmel türkisfarbenem Wasser und thermikfördernden Bergen am Ende. Und als ich gestern Abend nach Hause gerast bin, war auch schon viel Gegenwind spürbar.



Normalerweise ist der Weg von Reutberg nach Gmund ja eher eine lahme Strecke, auf der ich gerne trödle, zumal ich ja am nächsten Tag so einiges vor hatte, aber dann kam ein Anruf und ich raste und sass dann überraschenderweise um 10 Uhr, frisch geduscht und formal bekleidet, noch im ICE an die Donau, hörte mir unfreiwillig die Nöte der nahe mir sitzenden Angestellten an und weiss jetzt, was für eine fiese Ratte die Annette ist, die ihr den Arnold abspenstig gemacht hat, und dass jeder Trost der Gesprächspartnerin am Telefon vergebens ist. Man sollte halt Arbeit und Liebesleben nicht zu sehr verbinden, würde ich sagen, gerade wegen der Zwänge, aber was soll ich sagen, der ich gerade auch gezwungenermassen im Zug sitze? Ich fange halbherig einen Beitrag über das Elend der Singles in München an, da hält auch schon der Zug und ich mache das, wofür ich gekommen bin.







Zur Belohnung sitze ich dann 14 Stunden später in einem anderen, urigen Biergarten, nicht unter eine Kastanie, die ein Zeichen der Brauerei wäre, sondern unter einer Linde, die mehr den Gaststätten entspricht. Kundige Bayern wissen natürlich, dass früherunter Kastanien das Bier selbst gebraut und kühl gelagert wurde, und unter Linden das Essen in der Regel besser war. Linden machen einen anderen, milderen Schatten, unter ihnen ist es wärmer, und sie haben angesichts der Baumabsonderungen auch ihre Vorteile: Eine Lindenblüte kann man aus der Rahmsosse herausfischen, aber wenn so eine Kastanie heruntersaust, gibt es eine Mordssauerei. Früher war es dann auch so, dass die niedrigen Schichten unter Kastanien ihr selbst mitgebrachtes Brot mit angeschimmelten und vom Bier- und Paprikageschmack zugekleisterten Käsereste - heute als "Obazda" eine Spezialität - aus dem Papierl verzehrten, und die besseren Leute unter Linden bestellten. Das hier ist besser, denn die Familie sitzt hier schon etwas länger und hat viel, sehr viel Grund. Und wissen tue ich das, weil hier auch schon 4 andere Generationen meiner Familie gesessen sind. Und weil meine Familie diese Familie auch schon so lang kennt. Übrigens kommt auch die Katze Minka von hier.







Natürlich geht man mit der Zeit und es gibt sogar drei vegane Gerichte, und wenn das alles in zwei Jahren renoviert wird, hofft ein jeder, dass es immer noch so leger bleibt, und nicht pseudorustikal, wie manches am Tegernsee. Und dass die Ausweiserei von Baugrund all die Wiesen, die Hühnergehege und Äcker verschonen wird - das hier ist nämlich wie ein Pfropfen auf dem Westviertel, das gern weiterwuchern würde, weil das Bauen hier enorme Gewinne verspricht. Das Gelände ist ein wenig so wie die Alm am Tegernsee gegenüber meiner Terrasse: Da findet Landwirtschaft auf Abermillionen statt, die nicht erwirtschaftet werden. Dafür ist es eine schöne Wirtschaft. So schön, dass manche hier auch einfach heiraten. Ab und zu kommt die Polizei und überprüft, dass die Leute davor wirklich nur Tempo 20 fahren.







Danach ist dann noch Arbeit zu tun - einen Balauliegestuhl in den Urwald verfrachten zum Beispiel - und froh sein, dass solche Geschichten immer noch glimpflich bleiben und gut ausgehen, weil der Rest einfach stimmt und passt. Das ist die Welt, aus der ich stamme. Aber so wie ich das erlebe, ist es nicht die Welt, die noch sein wird, wenn ich das nicht mehr schreiben kann. Nicht dass ich Familie selbst haben wollen würde, aber bei mir ist noch vieles intakt, was denen in München, die dort allein leben und keine belastbaren Beziehungen haben, fehlt. Und das wird sich noch bitter rächen, wenn sie mal jemanden brauchen, der ihnen einen Liegestuhl besorgt, und das berufliche Umfeld nicht mehr da ist.

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Montag, 8. Juli 2013

Antizyklisch

Fünf Tage in der Woche geht der Metropolenmensch in seiner urbanen Lebenslage dem weit verbreiteten Hobby des Extremimstaustehens nach. Und die anderen zwei Tage trifft er sich mit Seinesgleichen bei uns und baut den Münchner Stau an allen Seiten des Tegernsees nach. Manchmal sogar von der Autobahn bis zum See und wieder zurück.





Da ist es nur folgerichtig, wenn man auf Nebenstrassen ausweicht und Orte aufsucht, die weniger prominent sind. Eigentlich ist der See ja am Wochenende unbewohnbar, da hat man nur die Wahl zwischen dem Verweilen auf der Terrasse, ganz vergessenen Bergwegen oder eben die Gegenrichtung. Man muss zwei Tage lang antizyklisch denken, bis sich alles wieder setzt und einrenkt, und der Münchner wieder sein angestammtes Territorium einabgast.





Am Kirchsee ist noch Platz und in Reutberg ist noch ein Tisch frei, die Bedienung ist nett und sieht auch nett aus, und man vergisst völlig, wie spät es ist - und dass der Münchner vermutlich längst daheim ist und um einen Parkplatz kämpft, das zweitliebste Hobby, und morgen keiner zuschauen wird, wenn dann endlich gebadet wird. In Neopren. Über den Bug des Brettes. Ins Wasser. Jetzt ist Sommer. Jetzt muss das sein, denn im Herbst wird das Wasser zu schnell kalt, und dann bleibt wieder nur das Rennrad, um die Torteneinführung zu kontrollieren.





Ganz zu schweigen von der mit Honig bestrichenen und in der Vainillesosse ersäuften Dampfnudel, die bei der Heimfahrt drückt und irgendwie so gar nicht hinauf auf das Plateau will, in dem der See inzwischen einsam und von allen Münchnern verlassen dämmert.

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Heimat der Patrioten

könnte der Kirchsee zwischen dem Tegernsee und Holzkirchen sein.



Aber was sind in Zeiten von Prism und NSA heute schon noch Patrioten? Leute, die gern weiter transatlantische Pfründe möchten? Nixchecker? Gottvertrauer? Einfach ein wenig dumm? Muss man erst ihre Emails ins Internet stellen, damit sie verstehen?

Das sind so Fragen, auf die ich in der FAZ Antorten suche.

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Samstag, 6. Juli 2013

Von See zu See zu See zu See über gute Ratschläge

Wie oft durfte ich mir huer anhören, irgendwann würde es mich bös derbröseln, wenn ich weiter Bilder während der Fahrt mache, ohne abzusteigen. Und wie lange habe ich mich nicht daran gehalten. Nun aber stand die 4-Seen-Runde an, ich war nicht allein, der Begleiter fuhr schon mal den Spitzingseesattel hoch, und ich dachte mir: Kein Mobiltelefon dabei, wenn jetzt etwas passiert, erreiche ich ihn nicht, also besser vorsichtig sein. Vom Tegernsee aus waren es bis zum Schliersee und Neuhaus nur 12 Kilometer, da soll man es nicht übertreiben.







Für das Bild zurück zum Schliersee bin ich dann auch wirklich abgestiegen, habe mir Zeit gelassen, bin dann aufgestiegen, habe nicht richtig angetreten, es ging bergauf, das Rad blieb, als ich noch den anderen Füss einklinken wollte, stehen, und so kippte ich dann auf die andere Seite und es wurde blutig.

ALSO LASST IN ZUKUNFT DIESE GUTGEMEINTEN RATSCHLÄGE UND MICH ES SO MACHEN WIE ICH ES GEWOHNT BIN!!!!

hatte ich gern gebrüllt, in Bergeshöhen.







Denn es wäre ja wirklich schade um diese Tour hoch zum Kaiserschmarrn am Spitzingseesattel.

DEN ICH GERADE BOCH BLUTEND ERREICHT HABE!!!!

Der ist zwar nicht ganz billig, der Schmarrn, aber nicht so schmerzhaft wie das Runterfallen und wirklich österreichisch, da wir nahe der Grenze sind, und sättigend. Wer hier oben am zweiten See angekommen ist, hat schon das Schlimmste hinter sich. Den Sattel, die Steigung und

DIE LEKTION, DASS MAN SICH NICHTS EINREDEN LASSEN SOLL.

Von hier aus geht es hinunter zur Valepp und dann wieder hoch zur Wasserscheide zwischen Mangfall und Inn.







Auf der Mangfallseite ist - nach den wilden Zuflüssen zum tief eingeschnittenen Bergbach weiter östlich - erst mal kein Gesprudel mehr, sondern ein Hochmoor mit einem flachen und relativ warmen Weiher, und weiter hinten dann die Monialm, wo mam schon wieder einkehren könnte. Aber statt dessen geht es gleich wieder hinunter über enge Kurven ins Tegernseer Tal und als ich, in der engen Kurve ganz schräg über einen Stein knalle

PASSIERT NATÜRLICH GAR NICHTS

wie immer, wenn man halt unterwegs ist und nicht wie ein Opa fast stehend herumwackelt, weil Tempo 70 die Sache schon deutlich stabiler macht.







Und dann sitzt man am Tegernsee und vollendet damit die Runde zu vier unterschiedlichen Seen, und über vier Wasserscheiden, und das alles auf 50 Kilometern. Am Anfang sah es nach Gewitter aus, und am Ende nach Hochsommer.

Schön ist es gewesen. NUR DAS ANHALTEN FÜR BILDER IST DUMM UND GEFÄHRLICH!!!!

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Samstag, 6. Juli 2013

Ein paar Wahrheiten über Waldfeste am Tegernsee

1. Es regnet am See oft, und in der Nacht kann es empfindlich kalt werden. Wer lauschige Münchner Biergartenluft nach Einbruch der Dunkelheit erwartet, wird durchgekühlt.



2. Die Mädchen, die mit den städtischen Handtaschen und frisch vom Friseur kommen, sind meistens von hier, zu jung, um geflohen zu sein und daher minderjährig und vertragen auch nichts. Ausserdem haben sie unerträgliche Freundinnen dabei, die laut kreischen, wenn das richtige Lied aus dem Handy plärrt.



3. Die bunten Trachten und Kurzhaarfrisuren tragen dagegen die Meikes aus Dortmund, die sich mit den Jürgens aus Stuttgart über die Zumutungen der Weihnachtsaufenthaltes daheim unterhalten und wer Karten für das Käferzelt hat. Er möchte Middle Management werden und sie würde das, was sie tut, nie als Sekretariat bezeichnen.



4. Die Band, die dort spielt, macht ansonsten eher volkstümliche Musik, weshalb man nicht immer erwarten kann, dass der Südseeverkleidung auch echte Harry-Belafonte-Stimmung folgt. Es ist aber so laut, dass man darüber nicht reden kann.



5. Die Baronin ist im Frühjahr gestorben und die Erben haben gerade etwas Besseres zu tun, weshalb man eher nicht damit rechnen sollte, dass Prominenz incognito herumläuft. Im Zweifelsfall sind es immer Münchner.



6. Die letzte BOB fährt unerbittlich und was an Anwohnern da ist, sieht die Aufgabe überhaupt nicht darin, Auswärtigen ohne Fahrgelegenheiten einen Platz auf dem Sofa, egal ob it oder ohne Verwandtschaft, zu überlassen - und schon gar nicht in dem Zustand.



7. Man tanzt hier noch nicht auf den Tischen. Eigentlich tanzt man sowieso kaum. In Rottach gibt es einen Nachtclub, da tanzen dürre Russinnen, aber das ist hier dann doch etwas anders. Vor allem aber tanzt man nicht so.



8. Auch Hektoliter Bier können nicht verhindern, dass die lokale Stimmung schlecht und gereizt ist. In Gmund hat man eine Hecke gemordet, in Tegernsee einen Weg auf Stelzen gebaut, in Bad Wiessee geht der Streit um eine Anlage für Ültrareiche und in Rottach möchte man sich entrussen und entarabern, oder auch nicht, aber jedenfalls ist man sich nicht geheuer und das kommt dann immer wieder hoch.



9. Während unten Remmidemmi ist, ist oben das Ende des Regenbogens

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Stellenausschreibung

Wir, das führende, global agierende Unternehmen für virtuelle Triple-A-Ewigkeitsproduktansprüche auf Basis unseres alleinseligmachenden Monopolanspruches, suchen aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen

HEILIGEN

zur Diversifizierung unseres Produktportfolios. Ihre Aufgabe ist es, in Wachstumsmärkten unsere einzigartigen Segensangebote zu vertreten und neue und bislang patronfreie Zielgruppen zu erschliessen, wie etwa NSA-Kriminelle, Bankster und Kinderschänder.

Idealerweise bringen Sie deshalb umfassende Erfahrung im Anbiedern an Scheindemokratien und Diktaturen des freien Westens und ihre Geheimdienste mit, haben in leitender Position Banken für ehrenwerte Gesellschaften kontrolliert, und langjährige Expertise im Vertuschen und Kleinreden von Sexskandalen. Modernen oder gar gerechten Bestrebungen haben sie stets erfolgreich widerstanden.

Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung! Aufgrund von neuen Skandalen in diesen Bereichen ist die Stelle auch sofort zu besetzen.

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