Flat

Gerüchteweise habe ich schon davon gehört, aber jetzt hat es mich selbst erwischt: Angeblich sammeln Münchner Makler gezielt Telefonnummern (und vermutlich, wenn sie können, auch alles andere) von Privatvermietern, speichern sie ab und machen dann mit etwas zeitlichem Abstand Anrufe, ob denn die Wohnung vielleicht nicht doch zu verkaufen wäre. Man hätte da einen Kunden an der Hand, der für das Objekt mindestens xx0000 zahlen würde. Das ist dann immer noch weniger als der tatsächliche Marktpreis, den ich immer in einem Auge habe, so aus Interesse, aberes zeigt auch, wie schwierig es ist, etwas in den guten Lagen zu bekommen.





Es ist nicht ganz ohne Ironie, dass der Goldpreis für ein sinnloses Metall, das lange hochgejubelt wurde, stark gefallen ist, aber die Preise in München weiterhin steigen. Ein Makler will für 30 höllisch laute Quadratmeter in Schwabing in einem wirklich billig gemachten Haus und schlechterer Lage eine viertel Million und wird sie vermutlich auch bekommen - das ist wohl der Markt und gleichzeitig auch die Krise, die nicht immer alles beötigt, aber einiges bleibt dann doch bestehen. Ich bin nicht traurig über das kommende Ende der ganzen Goldhändler, die die Innenstädte versaut haben, aber so richtig froh bin ich über die generelle Entwicklung auch nicht: Denn die Lebensziele der Menschen werden kleiner. Und bei mehr Arbeit scheusslicher, auch wenn die Büros der Stadt, entsprechenden Geschmack vorausgesetzt, immer kühler und exquisiter werden.





Früher wollte eigentlich jeder die "Münchner Normalität" erreichen: 3-5 Zimmer Altbau, Parkett, Stuck, halbwegs hohe Räume, Innenhof, Balkon, je nach Lebensplanung. Heute dagegen ist die grosse Hoffnung allein, innerhalb des mittleren Rings bleiben zu können, ob das nun Miete oder Kauf ist, ist gar nicht mehr so wichtig, weil letzteres utopisch wird. Traumgegenden werden wieder zu weissen Flecken auf der Landkarte, denn man kennt niemand, der sich das leisten könnte.Hoffnungen und Träume konzentrieren sich auf Randlagen und Gebäude, die früher vielleicht Notbehelfe gewesen wären, Plätze für den Sprung auf die nächste Ebene. Vielleicht, vernute ich, gibt es eine Wechselwirkung zwischen Singles und dieser Misere: Einerseits ist das Bezahlen auch kleinster Vorteile wie ein paar Quadratmeter mehr so teuer, dass dafür viel gearbeitet werden muss, mit der Folge eines verkümmerten Privatlebens.





Und auf der anderen Seite sind Singles in der Endstufe mit 60 Quadratmeter für sich allein die grossen Raumvernichter: 60 Quadratmeter ist eine eher kleine 2-Zimmer-Wohnung, aber wäre es eine Familie mit zwei Kindern, und wäre es ein Haus mit 180 Quadratmetern, wäre es alles andere als klein. Aber so dreht sich dann alles um "the Flat" und um Auswege aus der Falle, die schwer zu finden sind. Dazu kommt das leichte Problem, dass in München inzwischen auch die Frage, innerhalb oder ausserhalb des Ringes, bei der Paarung nicht unwichtig ist: Persönliche Attraktivität hat auch etwas mit Wohnorten zu tun, und ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen: Das Partnerangebot, höre ich, gestaltet sich sehr leicht, wenn man auf dem Isarhochufer grosse Flächen vermieten kann. Das ist natürlich noch nicht die Mieterprostitution, aber auf das Tierreicht bezogen könnte man sich schon so eine Gedanken über Faktoren der Partnerwahl machen. Früher log man beim Alter, heute bei der Frage der Wohnverhältnisse (zusätzlich). Schönheit vergeht, Hektar besteht bekommt eine urbane Neuauflage.





Langjährige, mittelalte Mieter mit flexibler Lebenseinstellung sind die ersten, die man da als Verlierer ausmachen kann; in meinem Alter werden ja schon die ersten wieder aussortiert und dann wird es nicht ganz leicht. Gewinner sind mehr oder weniger zufällig; wessen Oma ein kleines Haus irgendwo am Rand der Stadt besass, ist fein heraus. Das alles ist natürlich nicht berechenbar, wie es früher vielleicht noch gewesen wäre, und so durchweht all diese Flats, billigst gebaut und teurst verkauft, ein Lüftchen der Unsicherheit und der Angst.Aber es gibt keine Alternative, das ist der Markt, und wer heute zu den Verlierern gehört, würde morgen schon wieder andere abdrängen, nur um an die richtige Wohnung zu kommen. Man richtet sich ein und schaut sich um nach denen, die vielleicht der Joker sein könnten.

Das ist alles nicht wirklich schön. Gesucht wird nicht der Sngle, gesucht wird die grosse Wohnung mit Single als Dreingabe. Lacht nicht in Leipzig, wir sind nur die Vorreiter, das kommt im Osten auch noch.

Mittwoch, 10. Juli 2013, 19:39, von donalphons | |comment

 
die adelung von leepzsch als das neue prenzlberg im EhNaMag kürzlich dürfte bereits zu erheblichen preissteigerungen geführt haben ...

gut ist ... guten grund zu haben und selbst entwickeln zu können.

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Freunde in Leipzig stöhnten schon voriges Jahr, dass die Preise so angezogen hätten. Im Vergleich zum Rhein-Main-Gebiet war es aber selbst in den angesagten Vierteln Leipzigs immer noch sehr günstig.

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Ich habe da einen winzigen Anteil an einer ererbten Immobilie; ich nehme das wohlgefällig zur Kenntnis.

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wäre ich immobilienbesitzer in L. würd ich jetzt auch das taschengeld meiner kinder von den klickzahlen auf dem fashion und streetart blog der brut abhängig machen

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Das ist wohl der Haupteinkommenszweig von Leipzig.

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@da: das ist hoffentlich keine der Immobilien, bei denen man vom Innenhof aus mangels Mauern die vor 20 Jahren stehengelassenen Möbel sieht. Zehn Minuten zu Fuss vom Zentrum.

Keine Ahnung, ob sich jemand die sinnlose Mühe gemacht hat, die hinteren Außenmauern wegzumachen oder ob die einfach abgefallen sind.

Wenn das ein Boom ist, wie sieht dann eine Krise aus?

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Nein, das soll wohl eine ziemlich beliebte Ecke sein. Die aktuellen Mieter würden das Ding gern kaufen.

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Gohlis oder Waldstrassenviertel sind beliebte Wohngegenden in L.

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@ ilnonno: Der Leipziger Osten zählt nun nicht gerade zu den angesagten Vierteln. Lindenau bislang auch nicht, aber da bauen die jetzt wohl am Wasser viel hin und wollen auch was aus dem Hafen machen.

@ pade: Südvorstadt auch.

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@pade: ja, das sind schöne Ecken. Die knietiefen Löcher in den Nebenstraßen stören mich selber gar nicht. Man darf halt nie um die Ecke schauen. Und schon gar nicht genauer.

@arboretum: in der Südvorstadt bin ich gern ein paar Tage, aber da beginnt der Kommerz gewaltig einzuschlagen. Das irische Pub wird es wohl überleben, bei den anderen bin ich mir nicht so sicher. Dort werden inzwischen Ruinen saniert, von denen man vor kurzem dachte, sie blieben ewig so stehen.

Interessant finde ich, das dort in der Gastronomie Preise verlangt werden, für die sich ein Wirt selbst in Garmisch Backpfeifen einhandeln würde.

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Was kostet denn dort jetzt eine Cola, ein Wein oder ein Bier?

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Eher über vier Euro.

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Oha. Da ist der Tegernsee ja geradezu auf Niedrigniveau. Die Schallmauer von 3 Euro wird da nicht mal mit Seeblick gekratzt.

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Im Irish-Poop:

Fassbier
Preis €
für 0,3l für 0,5l

Wernesgrüner Pils
2,00 3,10
Beck‘s
2,20 3,10
Egerer Hell
1,70 2,60
Jever
2,20 3,10
Budweiser Budvar
2,20 3,10
Guinnes [sic]
2,70 3,80

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Das kommt mir nun nicht sonderlich teuer vor. Für die Preise gibt es hier oft nicht einmal ein Wasser oder eine Apfelschorle.

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Will man Wasser, Apfelschorle oder gar Tee im Lokal trinken, soll man besser nicht mit Bier vergleichen. :-)
Eigentlich müsste laut Jesetz ein alkoholfreies Getränk angeboten werden, das bei gleicher Menge preiswerter ist als das billigste Bier.
Wenn man mal drauf achtet, ist das so gut wie nie der Fall.

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o.5 Apfel- oder andere Saftschorle 2,90 direkt am Tegernsee, im Strandbad. Mit Sitzplatz und Aussicht.

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@ fritz: Für zwei Euro bekommst Du hier in der Kneipe auch kein Bier (0,3 l).

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falsche kneipe ;)

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Nee, andere Gegend.

Ich war gerade im Konzert im Schloss Johannisberg, im Garten wachsen Zitronenbäume, von dort hat man auch einen ganz hübschen Blick auf den Rhein. Im Schlosshof nicht, da werden am Weinstand folgende Preise aufgerufen:

Selters 0,25 l: 3 Euro
Saft/Schorle 0,2 l: 4 Euro
Sekt weiß/rosé 0,1 l: 4,50
Riesling 0,2 l: 5 Euro

Und glaube bitte keiner, dass der Riesling aus der berühmten "Bibliotheca subterranea" stammt, der schmeckte zwar ganz ordentlich, aber auf dem Schild war nicht einmal die Lage angegeben. Er war von Mumm, der Sekt wiederum von Fürst von Metternich.

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Öps. Teurer als der Schlosskeller in Tegernsee.

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Und da gibt es sicherlich Sitzplätze. In der Gutsschänke von Schloss Johannisberg auch, aber das war im Hof. Da gibt es drei oder vier Stehtische - und Konzertbesucher, die es schaffen, Spundekäs' mit Brezel quasi freihändig zu essen und noch ein Glas zu balancieren - ansonsten steht oder schlendert man dekorativ herum, plaudert und kommentiert Kleider guckt Leute, bis das Konzert anfängt. Die Künstler, die dort während des Rheingau Musikfestivals auftreten, sind immer hervorragend. Gestern Abend war es das Trio Capuçon.

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In Dresden ist manchem schon das Lachen vergangen.

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Ja, verständlich. Aber da, wo in München dann der Münchner Süden ist, könnte man in Dresden noch viel machen.

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Das Haus, in dem ich wohne, gehoert einem Arzt aus ....? Richtig! Muenchen ;o)

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Wenn er vor 5 Jahren gekauft hat - gut. Wenn er es als Steuersparmodell gekauft hat, vor 20 Jahren - schlecht.

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Saniert wurde es 1999 oder 2000, also genau dazwischen.

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Dann hat er wahrscheinlich keinen guten Schnitt gemacht, das sind die typischen Förderimmobilien.

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Don, bei aller Liebe.
Leipzig ist in vieler Hinsicht keine Stadt wie Berlin, München, Wanne-Eickel, Ingolstadt, Stuttgart.
Leipzig wird auf mittlere Sicht weder von Wessi-Eigentümern noch von Schwaben vollends versaut werden. Abhauen!

Auf einer Plane an einem Baugerüst ("Leipziger Osten") las ich neulich "Schwaben zurück nach Berlin". Zunächst wusste ich nicht, was die meinen, einen Moment später war mir schlecht, das Geschmeiß soll wegbleiben.
Berliner sowie diese degenerierten, wie heißen die, Eigentümer!, denen das Eigentum auf den Kopf gefallen ist und die das Eigentum nicht verpflichtet, und elende I-Phone-Trottel, die einen neuen Spielplatz suchen --> in Russland ist viel Platz.

Abhauen, verdammte Brut! Ich habe nichts gegen anständige Preise und anständige Immobilien, nur dieses Gezücht, abhauen!

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tja erst kamen die bananen .. später das sonstige Obst. Fortschritt lässt sich auch im osten nicht aufhalten ;)

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Nicht einmal von Ochs und Esel? ;-)

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In Leipzig kosten heute 3 Dreizimmerwohnungen so viel eine 1zimmerwohnung in Schwabing, das ist also noch nicht so schlimm, selbst wenn die Preise in den letzten 5, 6 Jahren um 50% gestiegen sind.

Man wird sich vermutlich, egal wie die Wahl ausgeht, darauf einstellen müssen, dass Wohnen nochmals teurer wird. Zum Beschweren würde ich dann zur Politik und ihrem Reallohnabbau gehen.

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Ich fand es beim Umzug von Frankfurt nach München bald sehr komisch, dass einen die Leute die man neu kennenlernte so etwa ab dem 3, 4. Satz fragten, wo man denn wohne. Irgendwann kam ich dann auch darauf, dass die Reizworte die Stadtteile sind und nicht die Straßennamen/markante Gebäude in der Nähe.

Nunja, früher hat man taxiert ob einer klug ist oder Geld hat oder Humor, und ob jemand schön war, das sah man.

Heute, konsequent zuende gedacht, scheinen sich die Leute bei der Balz einfach nur noch die Eckwerte ihrer Wohnung zurufen zu müssen, so in etwa wie man sich gegenseitig eine Immoscout Anzeige vorliest.

Werd ich alt oder ist das einfach nur tragisch?

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Ist das nicht in jeder größeren Stadt so, dass anhand der Stadtteile schon mal grob vorgerastert wird? In Hamburg sei das schon früher (also vor 30-40 Jahren) ganz schlimm gewesen, berichtet meine Frau. Damals war ganz klar die Kohle das Kriterium, heute kommt halt auch Hipness dazu.

Unsere Verbundgemeinde im Düsseldorfer Umland stinkt geradezu vor Geld und Prestige, dabei gibt es hier neben dem etwas erhöhten Millionärsanteil auch eine breite Normalo-Schicht und sogar eine ehemalige Stahlwerk-Siedlung. Aber wenn Du sagst, Du kämst von da, dann erst mal boah beim Gegenüber, und dann wird sich gewundert, dass Du nicht im AMG SLS 6.3 vorfährst. Echt bekloppt.

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naja aufm land wusste man halt wer welchen acker hat (und wie groß der ist ...)
sehe da keinen unterschied von heut zu damals. man geht halt mit der technik (immoscout...) ;)

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Uptowngirl
MengenlehreXfraktale In genügend großen Gesamtheiten ist die Form und Streubreite der Grundgesamtheit hinreichend genau abgebildet. Will sagen: Selbst unter den schönen und reichen Tegernseerinnen gibt es prozentual ähnlich viele wertvolle und liebe Mädchen, als in der Bundesrepublik. Sollte der Mann also mutig genug sein, kann er seine Werbung auf die reichen und schönen Frauen begrenzen und muß dennoch keine Bißgurn bekommen.

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Ich kenn' das Gestöhne um zu wenig und zu teure Wohnungen seit den sechziger Jahren (davor brauchte ich keine eigene Wohnung), als Menschenmengen jedes Wochenende abends am Bahnhof Zoo auf die nächtliche Auslieferung der Sonntagsausgabe der "Berliner Morgenpost" wartete um die wöchentlichen Immobilienanzeigen "als erster" durchzusehen und "gleich mal" die Vermieter anzurufen, ...zu fast nachtschlafender Zeit!
Da hat sich - wie man sieht - nicht viel geändert, nur muss man heute z.B. dafür keine Telefonzelle mehr erobern und einige Groschen dafür parat haben.

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Es müsste Anfang der 90er gewesen sein, als es für Wohnungen eine zeitlang fast nur Chiffreanzeigen gab.

Ein Freund von mir machte damals den Fehler, mit Telefonnummer zu annoncieren. Er hatte von Wohnungsknappheit gehört, viel Platz auf seinem Bauernhof und wollte etwas Gutes tun. Sein auch noch sehr günstiges Angebot führte dazu, dass er den Telefonhörer von Freitagabend 22 Uhr bis zum Kühemelken nicht mehr aus der Hand legen konnte.

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"Gerüchteweise habe ich schon davon gehört..."
Noch mit Telefon Vermieter abklappern. Wie uncool. Und was heißt davon gehört?

http://www.haufe.de/immobilien/entwicklung-vermarktung/projekte-deals/immobilienmakler-wegen-bestechung-verurteilt_254_183014.html

Um genau so bei der Aquise von Wohnungs-Vermietungsangeboten einen Tick eher als die hungrigen Mitbewerber an Wohnungsangebote ranzukommen, läuft die Nummer hier ganz ähnlich ab.

Auch Hausverwalter großer privater und institutioneller Wohnungsbestände sind schliesslich nur Menschen und weil die Nummer mit der eigenen Ehefrau mit 34c-Erlaubnis, heute kaum mehr funktioniert, hat so ein bessererHausmeister natürlich "Freunde" in der Zunft ehrwürdiger Wohnungsmakler, die dann quasi "exclusiv" und durch Kündigungsfristen zeitig genug erfahren, wann, wo, aus welchem exakt wie beschaffenen Mietobjekt, für maximal 2 - 3 Mal Treppensteigen bei Besichtigungen, demnächst wieder todsicher 3 Monatsmieten Provision - bevorzugt Cash in die Däsch - fließen?

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