: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 20. Juli 2013

Fern von Bunzlau

Ein neues Trikot wäre nicht schlecht; ich hatte geglaubt, da wäre noch Ersatz hier, aber ich habe mich geirrt. Nur eine Winterjacke findet sich, aber in der würde man sterben. Mittelfritig also wäre s nicht schlecht, einen Zukauf zu tätigen, schliesslich bin ich noch länger hier und auch, wenn ich es wasche: Ein Trikot ist bei der Hitze einfach zu wenigt. In Schaftlach, hinter ein paar Hügeln, ist ein Geschäft, und dorthin lenke ich das wenig zurückhaltende Plastikrad.







Aber es sieht nicht so aus, als könnte ich mich bald über die Preise aufregen, die heute für Lycrahemden ausgegeben werden: Der Laden ist geschlossen. Neue Fenster, rufen mir die Polen zu, die sich vor dem Laden niedergelassen haben. Das Heck eines Busses steht offen, zwei sitzen drin und drei andere haben die Campingstühle ausgepackt, es gibt Bier und Essen aus Stamiolpapier, und dann fragen sie mich, ob es nicht zu heiss zum Radeln ist. Aus der Nähe von Bunzlau kommen sie, aber da ist es schlcht weil die Eisenfabrik schliesst, angeworben hat sie ein Bauunternehmer, der gerade keine Leute zur Verfügung hat und nimmt, was er kriegen kann. Seit drei Monaten sind sie ununterbrochen hier und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Es gibt viel zu tun im Oberland, aber wenige, die hier leben und solche Arbeiten verrichten würden: Also kommen sie aus dem Osten und helfen mit, damit die günstigen Kredite für Deutsche nicht ungenutzt verüber gehen. Ja, sagt einer, früher war er in London, aber London ist kabuuht so wie Bunzlau und auch weiter im Osten sei nichts mehr. Aber Deutschland sei prima, so viel Arbeit, das gefällt ihnen. Und natürlich: Das Land.







Früher war das nicht anders, da stellte man in Italien im Sommer die Bauerbaiten ein, und die Bautrupps gingen über die Alpen, um dort in den viel zu kurzen Sommern mitzuhelfen. Heute kommen jedoch die italiensichen Akademiker; keine Woche vergeht, da nicht irgendeine Firma Unterkunft für jene sucht, die vor La Crisi über die Berge flüchten. Und weiter unten kaufen sich die Saudis in den neuen Gesundheitsprojekten ein: So ist das in Zeiten der Umwälzung, eine kleine Völkerwanderung findet statt. Früher haben die Italiener übrigens nicht selten dann hier geheiratet, was dazu führt, dass manchmal italienische Namen auftauchen. Und überhaupt ist eines der schmutzigen Geheimnisse des Oberlandes die Zuwanderung von Österreichern, besonders aus dem Zillertal, in die besonders urig erscheinenden Höhenlagen dieser Region. Da ging nämlich kein Bayer hoch. Aber die Tiroler kamen und nahmen das Berghüttengeschäft gern.







Es geht also voran im Oberland. Alte Höfe werden restauriert, Kuhställe werden zu Wohnungen, einer baut hier sogar ein Fertighaus, und viellicht sollte ich mich ja beim Einheimischenprogramm bewerben: Bei uns bekommen ärmere Leute, zu denen ich fraglos gehöre, jetzt mal relativ betrachtet, bald Baugrund zum halben Preis. Aber dann müsste ich auch bauen, und ich mag doch keinen Neubau.Lassen wir es also, wie es ist, und den Polen ihr Essen vor dem Werk, das sie vollbracht haben. Es ist eine Region mit Frieden und Wohlstand, und das ist in Zeiten wie diesen auch mal nicht schlecht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, so rein optisch hätte ich die Polen nicht von den Bayern unterscheiden können.

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Freitag, 19. Juli 2013

Oben wartet nichts

Zu heiss am Tag, zu spät der Aufbruch, das Zeitfenster, das man jetzt nutzen kann, ist klein und schweisstreibend.







Niemand zwingt mich dazu, am Tag erscheint es mir, wenn ich unten liege und hinaufschaue, auch seltsam unwahrscheinlich, dass ich da hoch fahren werde. Warum, es ist doch auch unten schön.







Aber dann kommt der Bergruf und der Drang, es endlich anzugehen, etwas zu tun, das man nicht tun kann, wenn man nicht hier ist. Es sind einsame Stunden hier oben, gar nicht voll, man ist mit sich und den Gedanken meist allein, und wenn man jemanden sieht







ist er auch gleich wieder weg.

Oben bin ich schon wieder der Letzte und der einzige, der das sieht. Vielleicht ist es auch genau das, das Alleinsein und das Wissen, dass es allen anderen fremd ist. Dass sie es nicht kennen, Das ist etwas wie der Tod: Nur die Toten wissen (vielleicht), wie das ist.







Ich rolle dann ganz langsam hinunter, nachdem ich die Tür der kapelle geschlossen habe. Ich denke nach Möglichkeit nicht oft an den Tod, aber wenn es durch den finsteren Wald geht, ist das keine ganz schlechte Sache.Oben wartet zwar nichts, aber es wäre auch schön, wenn unterwegs nichts lauern würde.

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Freitag, 19. Juli 2013

Mit Lamprohiza splendidula durch den Liebesberg

Ich weiss gar nicht, wie oft ich eigentlich in den letzten Jahren schon auf die Neureuth gestiegen, gefahren oder vor dem Rodel gekeucht bin; es muss oft gewesen sein und was am Anfang eine rechte Schinderei war, ist inzwischen ein Abendspaziergang. Gut 6 Stunden habe ich das erste Mal gebraucht, würde ich es jetzt darauf anlegen, könnte ich in anderthalb Stunden von der Haustür auf den Gipfel und zurück fahren. Aber wer will das schon?







Es ist viel zu schön hier. Die Früchte werden langsam reif, die Kirschen kann man schon essen, die Äpfel werden auch kommen, die Kälber veranstalten Wettrennen, und für das Abhetzen ist es auch noch viel zu warm. Ich bin deshalb spät losgefahren, fast zu spät, gerade so, dass ich es noch im letzten Licht nach oben schaffe.







Was mir dennoch gelingt, zum ersten Mal überhaupt, ist es, die Steilkurven zu durchfahren. Die sind wirklich fies, weil sie über 20% Steigung haben, und davor und danach ist es auch nicht besser. Es ist so steil, dass das Hinterrad gerade nicht wegrutscht, wenn man sauber tritt. Da habe ich bislang immer geschoben, aber mich Meter um Meter Richtung Kurvenscheitel vorgearbeitet. Jetzt also komme ich durch und wenn ich doch halte, dann nur wegen der Bilder.







Und oben bin ich dann eine halbe Stunde geblieben, bis ich mir dachte: Ich habe kein Licht dabei, der Bergwald ist finster, es wird wirklich Zeit, sich von er Aussicht zu lösen und hinter zu -ja, wohl eher bremsen denn fahren, denn auch, wenn ich alle Kurven in der Finternis kenne, ist es viel zu gefährlich, um es einfach laufen zu lassen. Manche würden sich vielleicht dadurch um den Rausch der Geschwindigkeit betrogen fühlen.







Aber es wurde eine fantastische Zeit dort unten im Wald, denn dort waren die Glühwürmchen. Nicht nur ein paar, sondern Tausende. Ich habe so viele noch nie auf einen Fleck gesehen, der ganze Bergwald sa aus, als wäre Weihnachten und das Lametta würde an den Ästen funkeln. Und dann rollte ich gebremst durch dieses Lichermeer, und fragte mich, wie das wohl sein mag, wenn man in so einer wunderbaren Abendluft ein Leuchtkäfer ist, und alles, was man sieht, sind Gelegenheiten zum Sex. Egal wohin man sich wendet, wohin man auch immer im Bergwald fliegt: Alle wollen Sex und zeigen es. Was auch immer da funkelt, ist zu habem. Man muss nur hinfliegen, oder warten. Jeder Topf findet seinen Deckel. Alles ganz unkompliziert. Freie Auswahl. Niemand muss warten oder erklären oder seufzen. Links, rechts, über mir, vor mir in der Dunkelheit und sich hinter mir nicht mehr um den Radler kümmernd: Alle wollen nur eines. Und sie kriegen es. Der ganze Berg ist eine einzige Orgie, ein Bachanal, ein Reigen der Lüste.

Das war sehr romantisch.

Man geht besser allein auf den Berg, mit Frauen kommt man nur auf dumme Gedanken.

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Donnerstag, 18. Juli 2013

Die nächste Stufe

Es erwartet hoffentlich niemand, dass ich bei diesem Wetter ins Ennstal fahre und mich dort an eine Strasse stelle, um alte Autos abzulichten. Das wäre zwar jetzt, aber ich habe beschlossen, Urlaub zu haben. So richtig. Von allem und fast jedem.





Allerdings übe ich mit der Kamera ein wenig an den Möwen, um in Form zu bleiben. Möwen sind nicht leicht im Flug zu erwischen, und das verlangt volle Konzentration, denn ihre akrobatischen Manöver sind erratisch und unvorhersehbar. Sie sind viel schwerer als Autos zu erwischen.





Ja, sicher, das hätte schöne Bilder im Ennstal gegeben. Die Silvretta Classic habe ich sogar schon vor zwei Wochen versäumt, ohne dass ich überhaupt daran gedacht hätte. Aber Mantua. Im Herbst. Wie immer. Da bin ich dann wieder dabei. 20. September.

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Ich musste es einfach tun

Sie kaufen zum Beispiel. Sie ist im Original von Albert Gräfle, einem der besten Biedermeierportraitisten, und das hier wiederum ist eine Kopie seines freizügigsten Gemäldes. Wenn solche Frauen mich so anschauen, winde ich mich wie ein Wurm am Haken, möchte sofort 10 Kilo abnehmen, und zum Glück trägt heute keine Frau mehr in dieer verschwenderischen Fülle Perlenketten in den Haaren, sonst würde ich mich verraten und verkaufen. Ich würde dankbar sein, dass so eher die Kokotten schauen, die nur mein Geld wollten, und weniger diejenigen, die heiraten wollen, wobei, ich kannte da wo war ich ach so. Zum Glück für mich gibt es das alles nur noch auf Leinwand und Kupferplatte in Öl.



Die Bilder von Alfred Gräfle sind mit dafür verantwortlich, dass man das Biedermeier nicht allein als Epoche der Unterdrückung, der brutalen Regimes und der Terrorstaaten wahrnimmt. Frauen wie diese hier wurden zu Hunderten in Neapel ermoret, man hat die ganze liberalen bügerlichen Kreise und Oberschichten ausgerottet, ohne Rücksicht auf Stand und Unschuld, nur weil sie zu Zeiten der französischen Revolution die Menschenrechte begrüssten. Es gab entsetzliche Massaker durch von der Kirche bezahlte Mordbanden an den Carbonari, und so schön der Husar auf dem Dach, eines meiner absoluten Lieblingsbücher, auch ist, so abartig gemein und brutal war diese Epoche zu jenen, die nur Dinge erreichen wollten, die wir als selbstverständlich erachten. Und um die zu kämpfen wir gerade vergessen.

Und dann kommt der Uhl. Der Obersicherheitsfanatiker, der scharfrechte Problemfall im KVR, und sagt wegen der NSA: Die Idylle des Biedermeier ist vorbei. Ja klar wenn man Spitzweg nicht enschlüsseln kann und ohnehin ein Fan von Metternich und anderen Massenmördern und Unterdrückern der Weltgeschichte ist, dann war das Biedermeier lieblich, und dann sieht man auch nicht die Parallelen zwischen Prism und der Reaktion des Biedermeier mit seinen Geheimgerichten und ausgehebelten Menschenrechten.

Und dann habe ich heute Nacht einen Beitrag im Kommentarblog geschrieben und dann noch eine Stunde mit dem sich totladenden Javascript gekämpft, bis der Beitrag auch bei der FAZ stand.

Ich möchte nicht von dieser bildungsfernen Olchokratie da regiert werden.

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Mittwoch, 17. Juli 2013

Ein Boot fährt vorbei

und hat eine Piratenflagge gehisst. Das macht hier sogar die bayerische Seenschifffahrt, was einiges über den Niedergang von Symbolen aussagt. Früher Rübe abhacken, heute nur noch Touristen übersetzen, von A nach B und dafür so viel kassieren, dass ich, seitdem ich hier wohne, diesen Dienst kein einziges Mal in Anspruch genommen habe, und stattdessen lieber Torte kaufen ging.



Aber damit drängt sich unerfreulich auch die Frage in meinen ansonsten Ruhe und Erholung suchenden Kopf, was ich denn nun mit meinen Stimmen machen soll. Persönlich bin ich ja der Meinung, dass CSDUCSUSPD, was Bürgerrechte angeht, gnadenlos unwählbar sind, die FDP gar mit ihrer Vorliebe für Datenschutz für Steuerkriminelle sogar noch mehr, weil sie zudem dreckige Heuchler sind, womit es also schon vergleichsweise eng wird. Vor allem, weil ich keine Partei wählen möchte, die diese lobbyfreundliche Politiksimulation dieses abscheulichen Aldikasserierinnenelends in Berlin weiter fördert - damit sind dann auch die Grünen eher unsichere Kantonisten.



Bliebe also die Linke, die ich nun nicht gerade als Bürgerrechtspartei erachten würde, und die Piraten, wenn ich denn eine Chance haben wollte, dass eine der Parteien in den Bundestag kommen soll. Aber auch, wenn inzwischen Ponader, Schramm und Lauer inzwischen weg sind, kommen mir beim Gedanken an diese Partei sofort wieder diese Gesichter in den Sinn, so wie ich bei der SPD immer an die beleidigte, mürrische Visage von Steinbrück denken muss und dass er lieber Sparkassendirektor wäre und gar nicht versteht, wieso die blöden Wähler ihn nicht Kanzler werden lassen.



Und dann ist da noch der Umstand, dass dieser wenig ansprechende Lauer noch durch den nun wirklich nicht politikfähigen Höffimnghof als Chef der leider, leider tonangebenenden Berliner Piratenfraktion ersetzt wurde. Da sind leider noch immer diese vollkommen kindischen Streitereien und diese unsägliche Kommunikationsunkultur, weil jeder immer meint, er könnte seinen Ärger sofort ins Netz blasen. Da ist mein Eindruck, dass sie überhaupt nichts gelernt haben und jetzt, da es unverdientermassen wieder aufwärts geht, niemand den möglichen Wählern danken will, sondern alle den Eindruck haben, das würde sich so gehören.Sie haben ein ganz wichtiges Thema in Händen, für das sie eigentlich täglich den Beweis antreten, dass sie dafür nicht geeignet sind. Und wie die SPD mit Sarrazin werden sie auch offensichtlich mit Ponader nicht fertig, der mit seiner Erkenntnisresistenz die Verkörperung des gesamten Piratenelends ist.



Ich hätte immer noch gerne eine CCC-Partei. Eine Partei mit Ziel und Vision und Kompetenz für das ganz grosse Thema, die sich nicht von Sozialirren, Egotröten, Genderbescheuerten und Postprivaschisten kapern lässt, sondern solche Auswüchse möglichst klein hält. Man kann viel über die Pest der Uckermark schimpfen, aber dass sie gerade so agieren kann, liegt leider auch daran, dass sie vor den Piraten keine Angst mehr haben muss. Die Angst bleibt beim Wähler, der nicht weiss, ob er nicht etwas wählt, das sich dann wieder nur um innere Rangeleien und äusserliche Dummheiten dreht. Weil die nach all den Niederlagen und dem Niedergang noch immer nicht begriffen haben, dass es gar nichts bringt, bei Twitter zu schreiben, man fände die eigenen kandidaten gut. Jedesmal, wenn ich mir diese Partei vorstelle, kommt mir diese überhebliche Ponadervisage in den Sinn. Das ist, wenn man so will, der beste Mann der NSA in diesem Land gewesen. Und das macht es sogar in Zeiten wie diesen so rasend schwer, auch nur daran zu denken, diesen Haufen da mit einer Stimme zu bekohnen, die er nicht verdient hat, solange da nicht rigoros aufgeräumt wird.

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Montag, 15. Juli 2013

Dableiben

Eine der schönsten Sachen an Zweitwohnsitzen ist, dass man zwar nur für 3 Tage packen muss, aber trotzdem dann so gut wie unbegrenzt da bleiben kann, wenn es die Laune so will



Also nicht Tage bis zur Abreise zählen und Sorgen haben, dass Kleidung, Geld, Vorräte nicht reichen könnten. Man ist einfach da, ergänzt das Nötige und schaut, wie sich alles so entwickelt, Wetter, Wassertemperatur, Arbeitsstau, der immer länger und länger wird, aber Hauptsache Kaiserschmarrn.



Ausserdem spare ich hier als Gegner von Onlinebanking auch viel Geld: Ich kann hier nur schlecht überweisen, also überlege ich es mir dreimal, ob ich etwas wirklich brauche. Das ist angesichts der mutigen Entscheidung dr letzten Woche und angesichts dessen, was noch in meiner Planung ist, keine ganz schlechte Entscheidung.



Überhaupt ist die einzige echte Anschaffung, die ich hier mache, eine zweite Badehose, denn für ein paar Stunden bin ich jetzt immer am See, unter dem Schatten der Bäume, ohne jede Verbindung, und lese weg, was sich so angesammelt hat, triviales Zeug und Kunstgeschichte, Klassiker der erotischen Literatur und Ausgedrucktes. Überhaupt, am See sieht man wirklich nicht viel Elektrokrempel, vermutlich ist das in den Augen der Staatsterroristen der Geheimdienste eher ein weisser Fleck auf ihren Landkarten, im Windschatten von München.



Meine Lieblingsverschwörungstheorie ist übrigns, dass die Drosselkom uns drosselt, damit wir nicht mehr so viel Unwichtiges tun und die Staatsterroristen dann weniger Aufwand treiben müssen, um uns zu überwachen. Ich wünschte, mein kleiner, feiner, regionaler Anbieter käme bald an den Tegernsee, dann könnte ich die Telekom hier auch verlassen - der ich keinen Zentimeter weit über den Weg traue.

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Sonntag, 14. Juli 2013

Alternativen suchen, finden und ausnutzen

Angestachelt und aufgewühlt vom gestrigen Erfolg und schon wieder teilweise der Neuerwerbungen beraubt, hat sich dann gezeigt, dass in Hausham ein weiterer Markt ist und weil da sowieso tout München im Anmarsch an den See war, lag die Frage und Antwort nah, ob ich nicht nochmal mein Glück versuchen will. Hausham ist ja das kleine, schmutzige Geheimnis der Region und vielleicht nicht gar so ausgeräubert.





Meinen privaten Grundstock für Tischdecken habe ich in den 90ern gelegt, als ich eine verschlossene Biedermeierkommode mit Inhalt kaufte, und so etwas würde ich gern noch einmal finden. Aber wie es so oft ist: Wo sich gestern noch Tischdecken stapelten,war nun nur noch ein Stickrahmen als Reminszenz, und so ein Rad könnte ich ja schon brauchen - aber nicht hier, sondern an der Donau und das wäre dann doch etwas weit, zumal ich mir ja gedacht habe: 12 Kilometer. Das fährst Du mit dem Rad und dem Rucksack. Da passt dann nur Fayence hinein, die dann aber - 28 Grad Temperatur und 6% Steigung, Voralpenland Baby - auch nicht ganz leicht waren.





Fairerweise muss man zugeben können, dass ich solche Gefässe mindestens so brauche, wie Tischdecken, naämlich gar nicht, aber eines ist immerhin ein Sieb und daher wirklich nützlich, und das andere gab es dann im Paket günstig dazu, und so kommt das, und ausserdem passt es wiederum zu den Tischdcken, womit ein famoser Zirkelschluss formschön getätigt ist. Plastiksiebe wären leichter, unzerbrechlich, praktisch und deshalb habe ich ja auch keine. Plastik sieht bei mir dagegen so aus:





Ich habe dann dort oben Dutzende anregender Bilder vom See gemacht, und man kann sich auch gut vorstellen, wie das zusammen mit dem Gras und den Fayencen aussehen mag und, das passt auch zu diesem allenfalls teilerfolgreichen Tag, ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken. Weil sich in etwa an jenem Orte auch der Schuh auflöste und die Sohle frei in der Luft hing. Da setzt man sich dann anstelle einer Radtour erst mal nieder und überlegt, ob man nicht doch besser ins Wasser gehen soll, bei solchen Fingerzeigen des Schicksals.





Und dann wird es Abend. Und dann Nacht. Und man überlegt sich so, ob man wieder heimfährt, oder antruft, ob man nochmal eine Woche Aufschub bekommt. Wie sich dann zeigt, braucht man mich erst gar nicht. Na dann, bleibe ich eben hier und mache mein jährliches Bad im Tegernsee. Einmal im Jahr wage ich das. Schön sieht er aus, nur bin ich halt kein Schwimmer.

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Samstag, 13. Juli 2013

Blumensprachen

Man kennt das, man will nur schnell mal zum Bäcker und von da aus weiter an den See, denn was wäre das für ein Tag, hätte man den See nicht gesehen. Es gibt von der Bäckerei zwei Wege zum See, aber beide führen am Parkplatz vorbei und damit in das Elend, denn auf dem Parkplatz ist, ohne dass ich daran gedacht hätte, der Markt zur Verbreitung alpiner Lebensweise von denen, die sie nicht mehr brauchen an jene, die sie wollen. Nach dem Tode des Bayern nämlich wandern die Lederhosen nicht in der Altkleidersammlung, sondern bei den Händlern und von da aus geht es weiter zu Zugereisten, die irgendwie glauben, man hätte so etwas in der Stadt getragen.





Indes stirbt der Bayer nicht allein, es stirbt auch die Bayerin und zwar, ohne dass sie die Aussteuer jemals wirklich verwendet hätte, die ihr die eigene Familie in all den langen Wintermonaten gestickt hat. Und da, in den Kisten dieser Nachlässe, wo die Tischdeken noch so gestapelt sind, wie die vor 60, 70 Jahren in den Schrank geschlichtet wurden, wird es dann auch für denjenigen spannend, der in aller Unschuld zum See geht, und gar nicht mir grösseren Anschaffungen geplant hat. Aber sie passen halt so gut hierher, sie ergänzen sich mit dem Landleben, wie man später am Tag in Tegernsee bewundern darf.





Erwartungsgemäss herrscht daheim natürlich zuerst blanke und rigorose Ablehnung - nicht schon wieder! - gefolgt von erwachendem Interesse - schön gehäkelt - und von da aus geht es über Anerkennung - das ist aber gutes Leinen - bishin zur schon erwarteten Enteignung - die könnte ich gut brauchen. Ich brauche nur drei oder vier, und weil ich das alles schon nach vielen Jahren der üblichen Reaktionen vorhersagen kann, habe ich gleich sechs gekauft und auf den Berg geschleppt. So sind dann alle zufrieden, und es geht weiter mit dem Sommertag in den üblichen Bahnen.





Zu jenen nämlich, die es mit den Blumen übertreiben. So eine bestickte Decke ist ja nett und wirkt im Allgemeinen nicht übermässig pompös, selbst wenn man die Handarbeit heute kaum mehr bezahlen könnte, falls man denn eine Frau fände, die das noch kann. Was aber viele nicht daran hindert, für Blumen, sei es nun zur Deko des Garten oder den kommenden Unheils, nochmal erheblich mehr auszugeben.Ich glaube ja nicht, dass heute mehr geheiratet wird; es wird nur mehr auf besondere "Locations" geachtet, und das kriegt man hier besonders am Wochenende voll ab.





Vermutlich wäre mir so ein Auftrieb enorm peinlich, schliesslich ginge es um einen Bund für das Leben, während mir das alles eher wie das Vorspielen von Erwartungshaltungen erscheint, deren Erfüllung in den meisten Fällen doch eher schwierig sein dürfte. Zumal das beliebte Nachspielen der im Übrugen sehr spiessigen und reaktionären Vergangenheit ganz brutal auf die Realitäten gestossen wird, wenn der Alltag einkehrt, und nicht alles so wird, wie man sich das gedacht hat; man mache sich keine Illusionen, früher hat man einen Apfelbaum und einen Birnbaum gepflanzt, die zusammen wachsen und heute nimmt man eben schnell welkende Blumen.





Aussteuer gibt es bei dem dabei getätigten Aufwand natürlich auch nicht mehr, weshalb es besser ist, das jetzt zu kaufen und zu behalten. Für ein paar Jahrzehnte wird es schon noch reichen, und vermutlich wird auch die ein oder andere daran erzählen, dass es doch nicht so gut gegangen ist, und dann bekommt sie Tee und Kuchen und die Gewissheit, dass Freundschaften machnmal besser als Ehen halten, und man heute beser nicht für alle Zeiten planen sollte, sondern nur so lange, wie es dauert, dass das Tischtuch den Besitzer wechselt. Man kann das Beste daraus machen, und generell auf Gütertrennung achten.

Blumendecken und ewige Beziehungen, das passt irgendwie nicht mehr in das Anspruchsdenken.

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