: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Jetzt stellt Euch einmal vor

Ihr habt ein paar Freunde mit Neigungen, die von der Allgemeinheit nicht unbedingt geteilt werden. Ihr habt ein Faible für vergangene Epochen, und manchmal lebt ihr das aus. Ihr geht damit keinem auf die Nerven, es geht Euch mehr so um Gleichgesinnte, und es war gar nicht so leicht, die AG historische Festivitätennachstellung ins Leben zu rufen. Was dort passiert, mag manchen vielleicht als recht libertär erscheinen, jedenfalls gibt es dort - weil es historisch korrekt ist - auch nackte Haut, Völlerei und lästerliche Ansprachen. Und das alles in Brokat und Seide. Das ist zwar nicht ganz von dieser Welt, aber es gefällt Euch. Dass Ihr dabei auch ein paar Scherze auf Kosten anderer macht, die nicht anwesend sind und andere Auffassungen zur Partykultur haben, tut keinem weh, Ihr seid ganz unter Euch. Und es geht zu wie bei Diderot unterm Sofa.

Da sitzt Ihr also herum in prächtigen Gewändern,. trinkt aus venezianischen Gläsern, in denen sich as Licht der Kerzen spiegelt, lasst vergangene Riten und Huldigungen wieder aufleben und arrangiert Stilleben, die im Laufe des Abends weggefressen werden. Es ist Eure Art, zum banalen Diesseits mit Ipads und Swingerclubs und langweiliger Pornographie und der totalen Gleichschaltung durch Jeans und Fertigfrass Nein zu sagen. Mag die Welt in Trümmer gehn, niemand soll Euch zittern sehn. Und dadurch wird die Welt, das Leben, für Euch ein wenig bunter und besser.



Habt Ihr Euch so gedacht, aber dann kommt plötzlich die Merkel durch die Tür, springt auf Euren Tisch mit den Speisen und sagt, dass er das aus seiner Sicht überhaupt nicht für angemessen hält und dass Euer Verhalten eine Beleidigung für die demokratisch-gleiche Gesellschaft ist. Und dass Ihr gefälligst wie sie auch aus Pressglas trinken sollt und akzeptieren, dass unter der GroKo solche Extravaganzen einfach nicht mehr gehen. Die Welt, der Ihr huldigt, ist vorbei und weil man damals sowas wie die Merkel noch nicht mal zum Schweine hüten geschickt hätte, darf das heute im Rahmen des allgemeinen Diskriminierungsverbots nicht mehr sein.

Dabei war es doch gerade so nett und angenehm.

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Das ist der Grund, warum ich persönlich zwar für vieles Verständnis habe - und dass ich von der katholischen Kirche wenig halte, habe ich ja oft genug zum Ausdruck gebracht - aber ich finde, man sollte in einer Zivilgesellschaft die anderen privat so feiern lassen, wie sie wollen, von der tridentinischen Messe bis zur Orgie. Man kann sich mit denen öffentlich nach Lust und Laune auseinander setzen, aber mit Tabubrüchen wie dem Stürmen einer privaten Party kann ich absolut nichts anfangen. Aus dem banalsten aller Gründe: Auch mein Treiben ist nicht immer das, was jedem immer gefällt. Man kann mich dafür kritisieren, aber auf meinen Feiern hat das nichts verloren. Ich will mir in Ruhe meine Kunst anschauen, ohne dass sich jemand dazwischen stellt und mir meine laxen Vorstellungen zur Sexualität vorhält, und wenn man in Köln Krippenspiele und Kardinäle sehen will, dann sollte man das in Frieden tun. Solche Tabubrüche sind nichts anderes als Eskalation, die damit rechnet, dass die andere Seite das schon irgendwie schlucken wird.

Diesmal, scheint es mir, hat die Kirche das so geschluckt, dass sie prima dasteht. Das F im Femen scheint mir vom Wort Fail zu stammen. Für 2014 wünsche ich mir, dass diese Gruppierung in der gleichen Versenkung verschwindet, in der Paris Hilton und Rainer Brüderle schon sind.

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Mittwoch, 25. Dezember 2013

Sieht nett aus

und sagt eigentlich gar nichts über das, was an so einem Tag wirklich passiert, was ja auch seine Vorteile hat. Potemkinsches Weihnachten mit gelangweilter und komplett überfressener Katze.





Man kennt sich und plaudert etwas, bis es spät und kalt ist, und man freut sich, dass der geraubte Baum doch ganz gut rüberkommt, wenn man nur die richtige Position einnimmt. Mit der richtigen Blende ist er sogar in der Lage, es mit schlechten Bildern teurer Nordmanntannen aufzunehmen.





So ist es auch mit dem Leben, denn die Blickwinkel unter dem Jahr sind bescheiden und begrenzt, selten löst Alkohol die Zungen und die Zuneigungsbedürftigkeit ist auch unter Kontrolle. Aber an Weihnachten sehen manche, wie andere das perfekte Paar geben, und das schmerzt.





Das schmerzt, weil sie selbst gerade oder schon länger niemanden mehr haben, geradezu dazu verdammt sind, mit den Eltern in die Christmette zu gehen, und am Ende schaut man doch nochmal herum und bei unserer Scheidungsquote sind wirklich, wirklich viele wieder da. Ich glaube nicht, dass zu Weihnachten ein Erlöser geboren wurde, aber viele Wahrheiten kommen heraus, und natürlich fragen sich alle, warum das bei den Eltern alles do gut gelaufen ist, und bei ihnen, die sie es wirklich besser haben...

Noch einen Nikolaschka. Das gibt es hier noch, das haben schon die Eltern getrunken, und die Betreiber wissen, dass es davon an Weihnachten einiges braucht. Unsere Tage sind dunker als die Nächte unserer Eltern, für mich ist das in Ordnung, weil ich es nicht anders will, aber die Einsamkeit lauert draussen in der Nacht, und deshalb bleiben alle lang, sehr lang, und

das geht Euch alles nichts an.

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Deplatziert

Selten musste ich mich so verrenken, um so ein Thema bei den Stützen unterzubringen, und dann auch noch zu diesem Zeitpunkt - aber ich habe mir die Hamburger Ausschreitungen nochmal vorgenommen, unter drastischer Verkürzung einer Gebrauchsanweisung für den Christbaumklau nach altem Herkommen. Unfassbar, wie ich da die Bögen gerade noch bekommen habe, in der FAZ und im Kommentarblog, für das sich übrigens die ein oder andere langfristige und gute Lösung abzeichnet.

2014 wird spannend, und entscheidend, und egal wie es ausgeht: 2015 wird vieles nicht mehr so sein, wie im Moment. Das bringen einfach die generellen Umstände im Internet mit sich, Imperien stürzen und Projekte - man sieht das bei den Blogs des Stern - scheitern, aber Leute wie mich braucht man wohl immer. Aber was brauche ich? Das muss sich zeigen.

Eine schöne Zeit für alle Leser und ihre Familien und Freunde.

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Montag, 23. Dezember 2013

Das Geschenk ist fertig

Es ist - wenig überraschend - ein Rad geworden, aber eigentlich eher ein Stück Freiheit und die Vorfreude, 2014 etwas Besonderes zu tun. Ein Geschenk mit Freizeit- und Nutzwert. Und etwas, das ich seit 20 Jahren unbedingt haben wollte. Und etwas, das nicht leicht zu beschaffen ist, denn es ist numeriert und selten.





Jugendträume halt. Sollte man sich erfüllen, solange man damit noch etwas anfangen kann, was vielen dann später meist schwer fällt. Ich wollte mit sowas schon immer mal die Gardesana runterfahren, im Sonnenschein über dem funkelnden See. 1992 war ich dort mit jemandem unterwegs, der genau so ein Exemplar mit der C-Record fuhr. Unbezahlbar damals. Nichts für Studenten.





Der Tag wird schon wieder etwas länger, der fast wolkenlose Himmel hilft bei der Illusion, es könnte bald losgehen, ujnd manchmal sieht die Stadt fast ein wenig italienisch aus, wenn man nur den richtigen Blickwinkel erwischt. Es wird besser, das ist die Erwartung, man muss es nur wollen.





Ich möchte damit spöter zum Giardino Giusti, dann zu meinem Schuster, und ein Bild vor dem Laden von Chesini machen. Und dann über die Etsch, über die Piazza delle Erbe hinunter zur Porta Borsari, und in San Matteo Trüffelnudeln essen. Das klingt nicht nach viel, aber es ist alles, was noch fehlt, und noch kommen wird. Es ist ein etwas längeres Geschenk, aber ich habe ja auch genug Zeit.

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Sonntag, 22. Dezember 2013

Vorgeschenke

Ich habe ein Stammhaus (Baujahr 1600), in dem ich lebe und ein Elternhaus (Baujahr 1977/8) im mittlerweile recht gut beschriebenen Westviertel der Stadt, also dort, wohin man generell gezogen ist, als man dachte, Kinder müssten mit Wiesen, Wäldern und Seen aufwachsen. Die längste Zeit meines Lebens jedoch war ich im Stammhaus, in dem ich auch geboren wurde, und insofern ist der Versuch meiner Eltern, der Tradition zu entgehen, in mir grandios gescheitert. Rückblickend auf Jahrhunderte der Familiengeschichte wird das Westviertel also dereinst als grandioser Fehler erscheinen, der keinen Bestand hat. Aber das wäre unfair, denn natürlich war es dort auch nicht schlecht, und auch heute noch gibt es dort etwas zu holen.



Es ist nämlich so, dass ich nicht der einzige bin, der ausgeflogen ist. Im Westviertel, in den grosszügig geplanten Einliegerwohnungen sind nur die wenigsten geblieben. In den 60er und 70er Jahren war es eigentlich unvorstellbar, dass all die gut ausgebildeten Kinder einfach so in die Welt ziehen und damit mehr oder weniger verschwinden würden. Man ging davon aus, dass sie in der Regel bleiben und da weiter machen, wo die Geschichte bis zu ihnen führte. Dass ich zwischen drei Orten kreise und nicht dort arbeite, wo mein Arbeitgeber ist, ist da fast schon ein Beharren auf der alten Heimat. Der Rest ist weg. Weil aber Traditionen nicht so einfach mit den Kindern verschwinden, wird zu Weihnachten natürlich gebacken. Das können sie. Es sind nur nicht mehr so viele Abnehmer da.



Aber die Rezepte zielen nun mal mit ihren Mengen auf 6 oder 10 Personen, und dadurch entseht ein Überschuss. Und ist dann erst mal jedes Zierteller voll, beginnt die Überlegung der Endlagerung. Wie schön ist es zu wissen, dass zumindest das ein oder andere Kind noch innerhalb von einer Stunde zu erreichen ist, oder gar auf die Schnelle kommen kann. Dass ich auf diese Art und Weise erst gar nicht dazu komme, selbst zu backen, ist der eine Teil der Geschichte. Der andere, hier viel kolportierte Teil ist aber, dass ich eigentlich oft Teig lieber als Plätzchen mag und deshalb früher gek

ich glaube, das wäre jetzt indiskret und auch in einer Art bezeichnend, die keinen hier etwas angeht und weil es ist, wie es ist, wird der Überschuss eben im Elternhaus gesammelt und dann komme ich mit dem Rad.



Das ist zwingend nötig, wenn ich 2014 öfters mal über die Berge fahren werde. Eventuell, das muss sich aber noch zeigen, habe ich im Februar etwas Zeit, um auf einen ganz hohen Berg zu fahren, nämlich den höchsten Berg Spaniens. Und das geht nur so mittelgut, wenn ich mich in kugelförmiger Gestalt hochrolle. Deshalb fahre ich lieber jetzt mit dem Rad, dann kann ich auch begründen, warum ich gar keinen Platz habe, jetzt sofort alles mitzunehmen. Ein wenig mehr Fett finde ich im Winter vertretbar, aber man muss sich entscheiden: Entweder die volle Ladung Plätzchen oder die grosse, ganze Lasagne. Ich mache das so, dass ich mir die Plätzchen bis zum 6. Januar durch Kleintransporte einteile und stets nur mit dem Rad hole. Meine Disziplin ist natürlich allenfalls so hart wie Grütze, aber immerhin, sie ist vorhanden.



Übrigens, an meinen Wänden sind Abgüsse und Kopien klassischer Schönheit, die sind ja auch eine Art geistig-moralischer Bremse, und immer, immer, immer tue ich nach jedem Plätzchen den Deckel auf die Dose. Auch das ist ein wenig Sport. Und es macht wirklich einen Unterschied, ob sie immer offen rumliegen, oder aus dem Auge und ab und zu sogar aus dem Sinn sind.

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Sonntag, 22. Dezember 2013

Du verspielst nur einmal

Da war dieses Bild bei Twitter, vom bewusstlosen Polizisten, den zwei andere Polizisten in Sicherheit bringen. Und der einzige Kommentar des Autors. Yolo. You only live once. Es gab natürlich keinen Aufschrei der Demonstrationsbefürworter, dass das zu weit ginge. Ich weiss nicht, ob der Verfasser des Tweets bei den Krawallen in Hamburg dabei war, oder nur einer von denen, die die Randale bei Twitter eine Stufe weiter drehen: Aber das war dann der Punkt, an dem es mir wirklich verging. Ich verzichte auf ein Kulturzentrum gerne, wenn sich die Kultur so äussert. Und auf eine Piratenpartei, deren Mandatsträger dort ebenfalls die Sau rauslassen, kann ich genauso verzichten.



Sie wollen angeblich Lebensräume (sic!) und eine Stadt für alle, aber es fällt mir schwer, mir das Leben in einer Stadt vorzustellen, die nach deren Wünschen und Regeln funktioniert. Zumindest kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich in so einer Stadt einen Platz hätte. Ich habe nämlich durchaus einen Wunsch, nicht behelligt zu werden von Leuten, die denken, sie hätten das Recht, ihre Überzeugungen auf Kosten der Allgemeinheit auszuleben. Die Kaputtmacher des Gemeinwesens stehen auf beiden Seiten, der Luxusquartiersanierer macht das Leben nicht einfacher und die Schmierer und Randalierer auch nicht. Beide verlangen ihre Freiheit, der eine ökonomisch und die anderen im Sinne des Demonstrationsrechts, aber am Ende leiden darunter alle. Mir ist klar, manche Immobilienmakler sind schuld am schlechten Ruf der Münchner Vermieter, aber wenn man solche Probleme lösen will, braucht man andere Gesprächsangebote als bedrohte Passanten.

Und was man auch braucht, ist die Erkenntnis, dass nicht mal eine 1%-Minderheit so leben will, wie die Aktivisten der Roten Flora und des Schwarzen Blocks. Der Rest möchte zwar durchaus gerne niedrige Mieten, aber auch moderne Annehmlichkeiten, sichere Gebäudestrukturen und eine verlässliche Hausverwaltung, die dafür sorgt, dass nicht jeder einfach so Fenster einschlagen kann, die dann monatelang unrepariert bleiben. Man stelle so einem Randalierer mal für vier Wochen das fliessende Wasser und die Heizung ab, dann versteht auch er, was ich meine. Da wird man über ganz andere Dinge sprechen müssen, als über die Reichweite von Flaschen und Wasserwerfern. Ernsthafte Auseinandersetzung mit der Gentrifizierung wird nicht eben leichter, wenn die Debatte mit Böllern und Steinen geführt wird. Fände es super, wenn manche Leute einfach zugeben würden, dass es ihnen um die Randale und einen ganz bestimmten Lebensstil geht - dann könnte man trennen zwischen berechtigten Anliegen und Rabauken, die Themen hijacken, weil sie auf ihre Art sowas wie die Erika Steinbach der Linken geworden sind. Auf jeden Fall: Verzichtbar.

Solange jedenfalls die Piratenpartei nicht in der Lage ist, Typen wie Oliver Höffinghof loszuwerden, muss man denen weiter wünschen, dass sie nicht nochmal in Parlamente kommen. YOLO gilt auch für Parteien.

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Freitag, 20. Dezember 2013

Sex kaufen

Das Original ist gut 2 mal 2 Meter gross, und die Figuren wären in Lebensgrösse - wären sie denn lebendige Menschen gewesen. Aber es sind Götter, und was zwischen ihnen an Geschlechtlichem passiert, hat Ovid gedichtet. Weil Ovid in der Renaissance als Klassiker galt, und durch sein heidnisch geprägtes Sujet auch nicht anstössig wie echte Pornographie war, konnte er mit dieser Szene in der Galerie der Farnese in Rom erscheinen. Auch noch Ende des 16. Jahrhunderts, als die Gegenreformation längst in Sachen Spiessigkeit dem dem Protestantismus wetteiferte. Dazu kommt noch in diesem Falle, über den wir hier reden dürfen, der förderliche Umstand, dass wir hier Zeugen ehelicher Pflichterfüllung werden, denn Hera verführt hier ihren eigenen Mann Zeus. Gemalt haben das die Brüder Annibale und Agostino Carracci, und es ist der Kunstgeschichte noch nicht ganz klar, wer von den beiden das gemacht hat. Annibale war bekannt und bekam den Auftrag, aber Agostino, dessen Ruf nicht so glänzte, war der Spezialist für Anzügliches.



Was bei mir auf dem Sofa gelandet ist, ist dagegen mit 20 mal 30 Zentimetern winzig. Und hat auch ganz andere Farben und weicht in Details deutlich ab. Es ist gut 50 Jahre jünger als das Original, und hat viel von der klassisch-leichten Erscheinung der Fresken mit ihrem hellen Hintergrund und den pastellartigen Farben verloren. Es ist vielmehr im Stil des damals beliebten Chiaroscuro gehalten, eine mit dramatischen Effekten spielende Kunstrichtung, mit der sich zuerst Caravaggio respektlos von der Kunst der Renaissance und damit der Carraccis abwandte.

Kurz, was auf meinem Sofa ist, ist eine spätere Kopie und ein Bastard. Die Muskeln und Körper sind noch klassisch wie beim an Michelangelo geschulten OOriginal, aber die Effekte sind bereits barock. Und wahrscheinlich kommt das Bild auch nicht aus Italien, sondern aus Holland. Die Fresken der Galleria Farnese wurden nämlich später, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Pornographie in Stichen verbreitet, als das soziale Klima noch spiessiger als in der Zeit um 1600 wurde. Und dann hat jemand in Holland das grosse, schamlose Fresco aus Rom ganz klein und fein auf Leinwand gemalt, und die Farben und das Licht nach seinem Gusto dazu erfunden. Ausserdem schlägt der Pfau, das Symbol der Hera, kein Rad mehr. Dafür kommt ihre Nacktheit und das generelle Treiben vor dem dunklen Hintergrund noch besser, noch verderbter zur Geltung. Das ist hier aus dem Kontext gerissen, da ist keine römische Galerie: Hier zieht nur ein alter Lüstling, von der Gier getrieben, das glänzend-nackte Objekt seiner Begierden auf das Bett.



Hübsches Beispiel für die sonderbaren Wege der Kunst angsichts veränderter Moralvorstellungen: DieWelt wird reaktionär und sexfeindlich, und aus dem Common Sense der Lebensfreude wird einerseits der 30-jährige Krieg, und andererseits eben die rein pornographische Darstellung, herausgerissen aus der Entrückung und klein dargeboten, damit man sich im Versteck daran ergötzen kann. Fein sind die Details, wo es wichtig wird für das Verlangen.

Die einen bringen sich für die Religion um, die anderen werden gezwungen. Lust im Kleinformat zu geniessen. So ist das in Welten, in denen Bischöfe, schwarze Knallköpfe und Moralschwarzerinnen meinen, sie müssten Zwänge ausüben und Verbote aussprechen. Sie löschen vielleicht den Glanz der Freuden, aber in unserer ewigen Nacht der Lust schimmert weiter im Verborgenen das weisse Fleisch. Das ist nicht mehr klassich. Das ist Spass.

Es war, auf den Quadratzentimeter gerechnet, das teuerste Bild, das ich habe. Ich zahle aber gern für Sex und man weiss auch nie, ob man das nicht später einmal brauchen wird, wenn sie uns ansonsten jeden Spass wegfiltern.

Das ist die eine nackte, hässliche Wahrheit. Es gibt noch ejne, aber dazu irgendwann einmal.

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Freitag, 20. Dezember 2013

Alles eine Frage der Entfernungseinstellung

0,5 Meter: Silber



1,5 Meter: Öl



4,5 Meter: Kristall



Würde ich erzählen, was näher als 0,5 Meter ist, wäre es sehr, sehr indiskret.

Seit Berlin kreisen meine Gedanken aber um das Thema Käuflichkeit und Anreize, und vielleicht komme ich ja auf eine Antwort, wenn ich nur lang genug auf dem Sofa liege und mich nicht ablenken lasse.

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Nachgelegt

Jetzt kommt also doch kein Internetausschuss. Weil sich ein paar Ministerien um Kompetenzen rangeln. Das ist schlecht. Für Politiker, Lobbyisten, Gschaftlhuber und Tarnorganisationen.

Aber ich denke, ich kann auch prima ohne so ein Gremium, in dem die gleiche GroKo sitzt, die auch sonst vier Jahre lang nerven wird, schreibe ich in der FAZ und im Kommentarblog.

Diese Regierung braucht viel kritische Begleitung.

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Donnerstag, 19. Dezember 2013

Heimat

ist dort, wo man das, was man braucht und kennt , überall und ohne Aufwand haben kann. Wo es einfach da ist und ist, wie es ist. Man macht sich darüber gar keine Gedanken.



Fremde ist, wo es das alles vielleicht auch gibt, aber nur mit Aufwand, Verrenkungen und nie in der natürlichen Absolutheit, die man von daheim kennt. Fremde heisst nicht, dass es etwas nicht gibt, Fremde heisst, dass man es schon kriegen kann, wenn man dafür vieles in Kauf nimmt.

Zwischen mir und meiner Bäckerei liegt ein Dutzend Baudenkmäler zwischen 1380 und 1800. In Berlin und Frankfurt läge dazwischen Berlin und Frankfurt.

Und deshalb ist das hier Heimat.

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Mein Biedermeiergemälde und Dein Überleben als PR

Was ich ja auf den Tod nicht ab kann zutiefst verachte am liebsten mit einem Stromkabel an den E schon immer schwierig fand, ist Distanzlosigkeit. Man hat das im Internet öfters bei Stalkern, dieses "Ey schaut mal wir sind echt gute Kumpel wa"-Getue. Normalerweise lasse ich das über mich ergehen, reagiere nicht und denke mir, es sollte Nacht werden und dann hätte ich gern ein Bleirohr und ein gutes Alibi.

Aber das habe ich nie und dann ärgere ich mich. Ich ärgere mich, weil der damit durch kommt und es wieder tun wird, und vielleicht wird er auch nie mit seinen Beinen so gegen ein Bleirohr rennen, dass er eine Weile die Freuden des Hüpfens geniesst. Und ich frage mich, ob ich nicht auch eine Mitschuld an der Ungerechtigkeit des Daseins trage. Weil ich zu nett bin. Der liebe Don vom Dotcomtodstreicheln, so kennt man mich.

Aber dann gibt es so Tage, da sitze ich mit schwer erträglichen Leuten in einem Zug, der aus Frankfurt kommt. Ich habe schlecht gegessen und zu wenig Tee getrunken. Am Bahnhof stehe ich dann 20 Minuten in der Kälte und erlebe, wie mich jemand zur Seite hupt, weil er seine Karre halb auf dem Behindertenparkplatz abstellt, nur weil er mal eben einen Brief einwerfen und keine 25 Meter gehen will. Und wenn ich daheim bin, finde ich eine Karte vor, dass das Biedermeiergemälde unzustellbar war. Es. ist. einfach. nicht. da.

Und dann gehe ich in meine Wohnung, mache einen Tee, aber er hat noch nicht fertig gezogen, da lese ich nicht nur vom neuen Internetausschuss der GroKo, nein, ich lese auch, wie so ein distanzloser PRler, dem andere PRler viel zu oft den Eindruck gaben, dass seinesgleichen das Antlitz der Welt nicht entstellt, da kommt also so ein Berliner PRler daher und schmeisst sich an den Lars Klingbeil ran. Wahrscheinlich weil Google ihn dafür bezahlt. Oder aus Prinzip? Ich weiss es nicht. Aber es ist ein ganz besonderer Abend und es ist Vollmond.

Jeder zivilisierte Mensch wird mir deshalb zugestehen, dass ich dann gar keine andere Wahl habe, als in den dreckigen Sumpf zu stechen, den Google, ein gewisser Herr und andere Mitspieler in Berlin aus Gründen der politischen Einflussnanhme angemischt haben. Das ist natürlich alles legal, aber legal ist es auch, den unmöglichen Typen einmal in der FAZ und einmal im Kommentarblog vorzuführen und Google mal darauf hinzuweisen, mit was sie sich da abgeben.

Und dass das erst der Anfang ist.

ES DAUERT NÄMLICH VERDAMMT LANG, BIS MEINE SÜDTIROLERIN AUS WIEN WIEDER HIERHER KOMMT UND DIE LEUTE, DIE MIT SOWAS IM VEREIN STECKEN KNÖPFE ICH MIR AUCH NOCH VOR.

Die sollen ruhig mal merken, wie die Öffentlichkeit zu PR-Mauscheleien via Twitter steht.

Also. Wenn Ihr zufälligerweise PRler sein solltet. Und dazu neigt, etwas Blödes auf Twitter zu machen und zwar so, dass ich es mitbekomme. Überlegt Euch gut: Hat der Postbote das Biedermeiergemälde beim Nachbarn abgegeben oder wieder mitgenommen?

Das kann über den nächsten naturprallen Pitch hinaus von grosser Bedeutung sein. Ich meine es Euch nur gut. Denn wie wir alle hier wissen. Ich bin der liebe Don und der höflichste Mensch von der Welt.

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