: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 20. März 2014

Hausarrest

Den ganzen Winter habe ich immer brav meine Totalvermummung angezogen. Man will sich ja nichts verkühlen. Lange Unterwäsche, dicke Jacken, Winterradschuhe habe ich gekaufr und immer eine gepolsterte Haube unter dem Helm getragen.



Das sah nicht gut aus, hielt aber warm. Wie schön, dass es jetzt Frühling ist! Da kann man doch auch einige Dinge weg lassen, selbst wenn das Wetter mal einen Tag ein klein wenig aussetzt, und ein kalter Westwind pfeift. Letztes Jahr um die Zeit, das war schlimm! Dieses Jahr ist das doch alles bestens.



Und weil es so gut läuft, achtet man doch gar nicht auf das, was sonst so ist, das Rauschen des Windes in den Ohren, die Wellen auf dem Wasser, und gut, es ist so ein leicht spannendes Gefühl im Kiefer wie nach dem Cabriofahren im Frühling - also nachher also besser eine Ibuprofen einwerfen und vorher noch eine Runde.



Eine Runde zu viel, genau genommen, bei diesem Wind, und die Ibuprofen zu spät, wie sich dann am Abend zeigt. Das passiert halt manchmal. Es gibt welche mit vereiterten Ohren, das soll schlimm sein - ein paar Tage daheim herumliegen und auskurieren bedeutet bei mir nur, dass ich den Leserückstand aufholen kann. Und nichts schreiben, Schreiben bringt Blut in den Kopf und das ist gerade nicht so gut - wie vieles andere.



Schnell noch den letzten Zucker weg, Kamillentee gekauft und dann beginnt der Selbstversuch "ein paar Tage ohne aufputschenden schwarzen Tee". Alles muss schön ruhig bleiben. Keine falschen Bewegungen. Kein hoher Blutdruck. Und das nächste Mal wieder die Kappe aufziehen. Das letzte Mal ist sowas vor 2 Jahren im Sommer doch auch bei einer langen Gegenwindtour passiert. Lernen durch Schmerz, nur ohne lernen, nicht wahr. Deshalb schreibe ich es jetzt auch auf.

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Ich mochte Twitter noch nie

und je besser ich mich damit auskenne, desto weniger gefällt es mir. Ich kann damit umgehen und spielen und kenne die Tricks - aber sie sind nicht schön, und noch unschöner ist das, was noch alles möglich wäre. Ich beschreibe das anhand von lebenden Beispielen in der FAZ und im Kommentarblog.

Egal. Twitter ist eh auf dem absteigenden Ast.

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Dienstag, 18. März 2014

Abendrunde

Ich muss ein paar Entscheidungen treffen, durchaus mit einer gewissen Tragweite - und unter Umständen bin ich auch gezwungen, etwas zu tun, was nicht meine Art ist.





Das sind dann so die Momente, da ich mich frage: Wäre es anders nicht besser gewesen? Und haben die hier, sie so anders sind und so auf die Sicherheit schauen, nicht doch recht? Findet man wirklich nur im Grenzenlosen, was es im Kleinen nicht genauso gäbe, und könnte man im Kleinen nicht all das meiden, was das Grenzenlose mitunter so unerträglich macht?





Es gibt gerade wieder diese Untersuchung der Frage, was in diesem Land eigentlich "vorne" bedeutet, wirtschaftlich, sozial, und das sind nun mal Orte, die so irgendwie gar nichts mit dem Internet zu tun haben. Orte wie dieser hier, die nutzen, was sie brauchen, und ansonsten lassen sie andere schnattern und schreien. Es gibt andernorts einen digitalen Gründerboom? Dab es auch schon bei StuidiVZ und Jamba und Groupon und was hat es gebracht? Nichts, wir sind hier und die anderen lösche ich gerade aus kompromittierenden Beiträgen, weil es ihnen ja nicht 6, 7 Jahre hinterher hängen muss.





Das wäre ihnen allen nicht passiert, wenn sie den Unterschied zwischen gesundem Wachstum und überzogenem Hype gekannt hätten, zwischen dem, was bleibt und dem, was bei Belieben verlagert werden kann. Wenn der Ort hier schon zu gross wird, weil zu viele kommen - wie ist das erst da draussen, wo all jene sind, die denken, es wäre gar nicht nötig, sich zu binden und es würde sich schon was ergeben? Hier kann man 30 Jahre voraus planen. Aber was macht so eine Modebloggerin, wenn sie 58 ist?

Das sind bittere Fragen, aber sie geben mir Antrieb.

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Montag, 17. März 2014

Warum Pastelle?

Pastelle sind in der Kunstgeschichte deutlich unterbewertet. Es gibt eine kurze Phase bei menchen Künstlern, da wird Pastellmarei ganz gross, namentlich bei Liotard und Boucher. Aber ansonsten fristen Pastelle ein Schattendasein neben Rötelzeichnungen und Ölskizzen.



Der Grund liegt in der Hand der Künstler: Während ein Ge,älde im 18. Jahrhundert noch einen enormen Aufwand darstellt - die Farben sind teuer, das Bild muss wegen der Trocknung langsam komponiert und Schicht um Schicht aufgebaut werden - geht das Malen mit Pastellkreide flüssig von der Hand, so wie mit den heutigen Tubenfarben.



Deshalb waren Pastelle schon damals erheblich günstiger. Zumal sie ja auch auf Papier und Karton hergestellt wurden. Und weil Papier ein schlechter Träger ist, und vergleichsweise stark altert, knickt, stockfleckig wird, geht das auch heute noch in den Preis ein. Pastelle sind günstiger, erheblich günstiger als Ölgemälde.



Das würde sie für Leute wie mich, die am untersten Bodensatz des Kunstmarktes herumkraudern, interessant machen - wenn es sie denn öfters gäbe. Aber das Trägermaterial altert nicht nur, es geht auch schneller und öfter verloren. Es ist die perfekte Rokokokunst, leicht, schnell und eben auch schnell vorbei,



Diesmal jedoch traf alles richtig aufeinander, Grösse, Alter, Sujet, Preis und ein mir bekannter Händler, was bei Pastellen nicht unwichtig ist - besager Herr Boucher zum Beispiel hat eine Methode entwickelt, die zwar wie eine Kreidezeichnung aussieht, aber nur gedruckt ist.



Und warum muss es auch noch ein Pastell sein? Nun, wenn man mehrere Fenster hat, kann man schlecht an der Wand gegenüber Gemälfe aufhängen: Die Firnis reflektiert zu stark, Aber Papier und Kreide sind mall, und das sieht dann so aus:



Deshalb also Pastelle. Wobei_ Langsam langt es auch. Wirklich.

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Montag, 17. März 2014

Ein <3 für Bazis

Früher, im Mittelalter, war der Lumpazius der Brigant. Das Bayerische machte aus diesem Strassenräuber den Bazi, indem es das, was vor und nach der Hauptsache kommt, einfach wegliess, und so wurde in der Bedeutung aus dem Schlagetot ein gewitzter Mensch. So geht das in Bayern und deshalb habe ich auch keine Sorge um den Nachruf von Gestalten, die heute vielleicht den Volkszorn eregen, aber später sicher legendär werden. Den Mechanismus erkläre ich in der FAZ und im Kommentarblog.

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Samstag, 15. März 2014

Der Druck des Gedruckten

Schulden sind ja immer wie eine Schlinge um den Hals. Zuerst sehen sie aus wie Geld und am Ende sind sie ein Strick, und machen panisch und zwingen zu Handlungen, die man sonst nie tun würde. Ich würde mich da nicht in einem Umfeld ausliefern, das ich mag - vor Angst, dass ich es dann vielleicht irgendwann nicht mehr schätze, wegen der Erfahrungen. Dazu gehören auch Bücher und Vorschüsse, die, genau genommen, ja auch eine Art Schulden bei einem Verlag sind. Man bekommt nicht nur Geld, sondern auch einen Vertrag und Deadlines und zahlt dafür mit Spontaneität und Freiheit - etwas, an das man sich noch mehr als an Geld gewöhnen kann. Und dann ist es gut, wenn man auch mal Nein sagen kann, so wie ich das 2012 gemacht habe. Das verstehen viele nicht, aber der Preis - Abhängigkeit von einem Verlag, dem ich nicht vertrauen kann - war mir einfach zu hoch. Hinweis: Der Verlag wollte das Buch von mir, nicht umgekehrt.



Indirekt, durch Erzählumgen bekomme ich im Moment mit, was es bedeutet, wenn man diese Freiheit nicht mehr hat und gezwungen ist, dieses Produkt dann eben auf Teufel komm raus zu schaffen und zu vermarkten. Da sind diese etwas peinlichen Behauptungen, man verdiene mit dem Buchverkauf kein Geld, weil der Vorschuss ja schon ausbezahlt wurde. Da ist das Umwidmen einer Aktion in eine Lesung, da ist diese Verquickung von Interessen und Tätigkeiten, nie weiss man, ob man es jetzt mit dem Politiker, dem Autor oder dem Mensch zu tun hat, oder wie sie gemischt sind - jedenfalls, so ein Buch darf auf gar keinen Fall ein Flop werden, sonst wird es beim nächsten Mal, beim nächsten Text schwierig. Das setzt Menschen unter Druck, das ist fern von aller Schönheit des Buches, zumal, wenn es um so etwas Hässliches wie das 2.876ste Aktivistensachbuch geht. Sowas erscheint mir wie ein Pakt mit vielen Teufeln und nichts, was einem auf Dauer Freude bereiten würde. Für andere mag es gehen, mir wären meine Magenwände für so etwas zu schade.



Das Gleiche betrifft übrigens auch Crowdfunding - ich finde das sogar doppelt übel. Es sieht zwar, weil der Verlag wegfällt und das Geld erst mal auf dem Konto ist, gut aus. Aber gleichzeitig verdammt es den Autor dazu, sich strikt an Pläne und Regeln zu halten. 10.000 Euro Vorschuss eines Verlages sind 10.000 Euro Vorschuss. 20.000 Euro für ein Buch sind ein nicht leicht schätzbarer Betrag für all das, was da kommen mag. Vielleicht hat der Drucker gerade keine Zeit und man muss einen teureren Kollegen nehmen, vielleicht hat der Lektor mehr als erwartet zu tun, vielleicht liegen einem manche Aspekte des Geschäfts, die man noch gar nicht kennt, nicht sonderlich - schliesslich braucht das Buch auch einen Vertrieb und das ist ein besonders schweres Thema, wenn das Sujet des Buches, sagen wir mal, nicht allgemein verständlich ist. Ein Verlag weiss, wie das geht. Aber ein Autor allein? Die Welt ist voll mit gescheiterten BoD-Projekten, und selbst, wenn alles klappt, ist es ein enormer Aufwand - zumal ja auch leichtfertig geäusserte Versprechungen bei Termin, Umfang und Releaseparty einzuhalten sind. Und für all das muss das Geld reichen.



Das wird noch schwieriger, wenn solche Netz-"Erfolge" dann doch noch auf die reale Verlagswelt treffen. Alles, was im Internet schön klang, wird im normalen Buchhandel kritisch gesehen. Ein Buch von jetzt bis zur Frankfurter Buchmesse zu machen, ist zwar eventuell möglich, aber nicht leicht, und der Vertrieb wird kotzen. Nächstes Jahr Leipzig wäre eher möglich, aber das entspricht nicht den Erwartungen der Crowdfunder, die eigentlich darauf zählen, dass es schneller gehen sollte. Denn dafür hat man das ja im Netz revolutionär gemacht, wie auch die Sache mit dem Urheberrecht - wenn da alles erlaubt ist, dann wird das für Verlage natürlich problematisch. Ausserdem sind mit dem Crowdfunding die sicheren Kunden schon weg, das heisst, der Verlag muss die anderen Kunden beschaffen, und den Druck und die PR und was halt so anfällt, und das alles möglichst schnell, während der Autor schon den Rahm selbst abgeschöpft hat. Macht das jemand dennoch? Es ist gut möglich, dass man sich irgendwo einigt. Aber wenn der Autor sein versprochenes Vollprogramm nicht durchbringt, dann heisst es schnell: Der verspricht im Internet die Revolution und dann lässt er sich doch vom Verlag dazu bringen, dieselbe abzublasen - und behält vermutlich das Geld.



Aber das sind halt so die Tücken des Geschäfts, man muss sich entscheiden zwischen den Verpflichtungen, die man ohnehin schon eingegangen ist und den anderen, die andere von einem erwarten. Das alles hat sicher Vorteile, aber es ist halt noch eine zweite Schlinge, die die Spielräume eingrenzt. Man verliert dabei die Kontrolle über das Projekt, und zwar mehr, als es einem normalen Autor bei einem gängigen Verlag je passieren könnte. Ein Mittelweg wäre da schön, aber wenn man gleich zu Beginn in das eine Extrem ging und nun das andere Extrem der Verlage befriedigen muss, dann ist das eine Entscheidung, die ich nicht gerne treffen wollen würde.

Will sagen: Ich glaube, es gibt gute Gründe, warum wir bislang sop wenige Crowdfundingexperimente gesehen haben. Beim Verlag weiss man - mit allen Vor- und Nachteilen - was man hat.



Blauschimmel oder Trüffel, Glühbirne oder Energiesparen, Rad oder Transporter, Liebe oder Hass, MTB oder Rennrad, man muss sich irgendwann entscheiden. Und ich glaube, je weniger man da am Band anderer Interessen ist, desto besser fühlt man sich dabei. Es macht den Entstehungsprozess finanziell nicht leichter, wenn man erst mal das Buch schreibt, aber es lässt viele Freiheiten bishin zum Punkt, dass man lieber etwas bleiben lässt, als etwas Schlechtes zu verantworten. Ich erlebe das dauernd bei der FAZ, jeden Monat schmeisse ich zwei Beiträge weg, weil sie mir nicht gefallen, und ich denke, so ist es richtig. Oder es kommt noch der Moment, da man sie anderweitig verwenden kann. Aber in den Verträgen sehen die Autoren meist nur die Zahlen und nicht die Risiken, und die Ketten, sie sie dann mit sich herum schleppen. Ich glaube, wer ein Buch schreiben will, macht es besser als einer, der jetzt ums Verrecken fertig werden mus, weil er schon zwei Deadlines gerissen hat. Und je einfacher und indirekter der Deal mit dem Kunden ist, desto besser ist es.

Zuletzt: Im Internet scheitert man immer vor dem ganz grossen Publikum. So stelle ich mir das Autorendasein einfach nicht vor. Nicht, weil ich Angst vor dem Scheitern habe, sondern weil es kein gutes Klima ist. Und ich will doch über Meran schreiben, und nicht über Berlin.

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Freitag, 14. März 2014

Ab wann ist man linksextrem?

Extremismus ist auch nur ein Schlagwort, aber ich denke, es wird unter aufgeklärten, sicher mehrheitlich nicht rechtsrändigen Menschen deutlicher, wenn man sich eunmal einen Skandal des hiesigen Bürgermeisters anschaut. Es gibt hier eine lange Zeit von rechten Ortseliten geförderte und unterstützte Vereinigung, die es wegen NS-verharmlosenden und geschichtsrevisionistischen Tendenzen in Verfassungsschutzberichte geschafft hat. Sie ist meines Erachtens nicht mehr in dem Bereich, den ich als demokratisches Spektrum erachten würde. Sie agiert pseudowissenschaftlich und war im realen Leben dieser Stadt auch eine Weile durchaus bedrohlich - man konnte sich mit Kritik an dieser Organisation in mancher Schule den Weg zum Abitur erschweren. Sogar in der Monopolzeitung hatten sie eine Seite für Zeug, das heute kein normales Medium mehr abdrucken würde. Die grosse Zeit dieser Leute war unter Franz-Josef Strauss, als Bayern wirklich finster war. Danach hat die Wehrmachtsausstellung viel an der Einstellung der Menschen geändert, und die Gruppe verlor Einfluss.



Der Bürgermeister nun, der jetzt nicht mehr zur Wahl antritt, hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, Kontakte mit dieser Gruppe zu halten, und durchaus freundliche Worte zu finden. Dass er jetzt nicht mehr antritt, hat viele Ursachen; meines Erachtens hat er sich als kalter Machtmensch in der Stadt einfach zu viele Feinde gemacht, und kommt beim Bürger nicht gut an. Es ist aus dem Machtstreben heraus verständlich, dass so einer sich um eine breite Wählerbasis bemüht, und ich würde keinesfalls so weit gehen, ihm in Bezug auf diese Gruppe mehr als strategisches Interesse zu unterstellen - man kann ihm, das hat sich an anderen Beispielen gezeigt, keinesfalls nachsagen, er sei da irgendwie mit dabei (übrigens sind nicht alle dieser Beispiele positiv und eines mag auch der Grund sein, warum er nicht mehr antritt). Was wir also haben, ist eine Gruppe, die man in der Neuen Rechten verorten kann, und einen Bürgermeister, der nett zu ihr war. Politisch geschmacklos sicher auch, weshalb die inzwischen deutlich gewandelte Lokalzeitung das Thema auch entsprechend beackert hat.



Die Zeiten in Bayern haben sich geändert, und wenn man mit solchen Kontakten vielleicht noch in der Lage ist, bei Kriegervereinen Unterstüzung zu bekommen, so schreckt das doch Teile des bürgerlichen Lagers ab. Es gibt ja genug Leute, die grosso modo mit der Lage der Stadt und ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden sind, noch eine Donaubrücke wollen und froh sind, wenn es dem Fussballverein und der Kirchengemeinde gut geht. Aber es ist nicht vergessen, was diese rechte Gruppe in jenen Zeiten für ein Klima verursachte, als die Republikaner entstanden, und weil man auch sonst viele Geschichten kennt, die nicht in der Zeitung stehen, ist man eben reserviert. Bishin zu einem "Wer mit denen was macht, kommt mir nicht rein". Das Kokettieren mit der Gruppe Rechts macht den Mann nicht wirklich sympathisch, und das alles trägt natürlich dazu bei, dass die Popularität schwindet. Besonders übrigens bei der zugezogenen Elite, für die die rechte Gruppe nicht Teil des bekannten Stadtlebens ist, sondern eher sowas wie ein ärgerliches Investitionshemmnis auf dem Weg zum globalen Industriestandort

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Der Bürgermeister hat das - zu spät - begriffen und sich doch etwas abgesetzt.

Bislang gibt es in der ganzen Sache keinen einzigen Linksextremisten. Es ist immer noch die gleiche CSU, das gleiche Westviertel, die gleiche Firma und das bürgerliche Lager, das halt teilweise eine Klarstellung verlangt und angesichts der Lage auch bekommen hat.

Aber man kann sich vorstellen, dass die rechte Gruppe das ganz anders sieht. Hat die Zeitung nicht einen neuen, führenden Mitarbeiter aus dem roten Frankfurt? Werden sie für ihre Meinungen, die sie für richtig und dem deutschen Volke zuträglich halten, angemault und verdrängt? Sie wollen doch nur das Beste für Land und Volk, sie sind ordentlich und haben eine gute Gesinnung, und dann kommen da welche daher und erpressen ihre Freunde. Für diese Verräter setzt sich die rechte Gruppe natürlich nicht ein, das sind keine guten Deutschen, das sind die anderen, das sind die Hetzer und die Feinde, die vielleicht konservativ tun, aber in Wirklichkeit wählen die längst die Grünen und arbeiten an der Überfremdung! Das ist das Vorfeld der Linksextremen, das sind die, die den echten Kämpfern in den Arm fallen! Die sind schuld an den Zuständen auf diesem Kontinent!



So - nur von der anderen Seite her - ist das Verhältnis auch zwischen gewaltbereiter und die Grundordnung verachtender Antifa, die nicht an Staat und Eigentum glaubt, und Spenden frei verwendet, und den anderen, die vielleicht auch ein solides, linkes Weltbild haben, aber nicht der Auffassung sind, dass die soziale Lage verbessert wird, wenn ein Geschäft in Flammen aufgeht. Die Welt wäre schön für bedrängte linke und rechte Gruppen. wenn sie sich einmal treffen würden und sich erzählten, wie galaktisch gross die jeweils andere Gruppe ist, denn die Welt ist bekanntlich voller gegnerischer Extremisten, die ihnen schaden.

Einfacher ist es natürlich, sich andere Extremisten zu suchen, mit denen man halbwegs übereinstimmt und deren Weltsicht ähnlich klein ist. Das ist eine der Strategien, mit der die Nouvelle Droite es tatsächlich relativ weit gebracht hat - Betonung der Gemeinsamkeiten und Zurückstellen der möglichen Konfliktfelder, indem sich jeder auf seine eigenen Punkte konzentriert. Und so etwas in der Art sehe ich auch bei den Piraten: Eine extreme Form des Feminismus (9 Monate Abtreibung, Zwangsgendern), eine extreme Form der Antifa (Antideutsche Richtung), eine extreme Form der Internets (Postprivacy, Spackeria), radikal Positionen bei der Migration (die im Kern auf die Auflösung verhasster Staaten und ihre Betrollung abzielen) sozialradikale Thesen ohne Umsetzung, aber mit Spendenaktion (BGE) und dann noch diese Sache mit dem Urheberrecht, dessen Reform dringend gefordert wird, sobald frau den Vorschuss eingestrichen hat. Alles für sich nicht zwingend Mehrheitspositionen, aber - wie auch bei der Neuen Rechten - zusammengenommen durchaus eine Gruppe mit Einfluss, die in der Lage ist, den Kurs einer Bewegung weit über ihre Grenzen hinaus eine Weile zu steuern. Und zwar immer unter dem Hinweis, dass nur sie für echte Werte stehen, die sie verteidigen, und der Rest wäre -

Man kennt das. Auch, wenn man aus Bayern kommt. Es ist immer das gleiche, und vielleicht ist manchmal diese Idee mit dem Extrem der Mitte gar nicht so schlecht, wenn man sich behaupten will.

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Dotcom töten!

Was mich in den letzten Wochen extrem geärgert hat: Bitcoins. Einerseits, weil es wie in der New Economy von Kollegen hochgeschrieben wurde. Andererseits, weil kurze Hirne der gleichen Kollegen - huhu SZ! - dann auf den Trichter kamen, Google würde das richten. Und eine libertäre Währung ohne Absicherung wie Bitcoin mit de facto Gutscheinen verglichen.

Deshalb habe ich mal den Stand der Dinge zusammengefasst und in der FAZ zu erklären versucht, warum Google das nicht tun wird, was die ideologischen Konstruktionsfehler bei Bitcoin sind, und warum sonst niemand Lust haben wird, sich mit diesem fragwürdigen Winzfusselgeschäft von ein paar Nerds und Zockern zu beschäftigen und sich dabei auch noch mit Staaten und Banken anzulegen. Siehe auch im Kommentarblog.

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Donnerstag, 13. März 2014

Frühjahrsputz

Ich war diesen Winter zweimal rodeln. Anfang Dezember, und damals dachte ich, es kommt noch genug Zeit und Schnee. Was kam, war eine Dublette des Winters, in dem ich an den Tegernsee gezogen bin, mit einer Schneegreze zwischen 1000 und 1400 Metern, viel zu weit oben, als dass man gern den Schlitten so weit hochgetragen hätte. Trotzdem war das Wetter auch mal weniger schön.





Man kauft diese Dinger aus irgendwelchen Garagen, in denen sie jahrlang unbeachtet ihr Dasein fristeten, um dann mit schlechten Bildern bei Ebay im Winter ausgeräumt zu werden, man beschäftigt sich mit den vielen kleinen, vor allem durch Nichtnutzung entstandenen Problemen, repariert, stellt ein, tauscht ein paar schwere Brocken gegen federgewichtige Alternativen aus, zieht 400 Gramm leichte Reifen auf und poliert das alles - und dann wirft man dieses Ding, das einmal erbrechend teuer war - 3000 DM waren 3000 viel Geld - wieder in den Dreck und fährt es härter, als es die 13 Jahre davor je vom Käufer, seinem ebenso radunwilligen Bruden und dessen dann doch lieber mofafahrenden Sohn je benutzt wurde. Aber so ist das eben. Und dann werden die Wartungsintervalle eben kürzer.





Eine Stunde dauert es, dann ist der Rahmen wieder schwarz und gelb, und nicht mehr erdbraun. Die Strecken sind so staubig, der Boden ist so ungewöhnlich trocken, dass es nicht lang so bleiben wird, aber Staub kann man einfach wegwischen, und für Feuchtigkeit gibt es den Wasserhahn. Aber die Natur steht seltsam da - normalerweise sollte der Waldboden nass, weich und schwer sein, statt dessen ist er hartgebacken von der Sonne und diesem seltsamen, wasserarmen Winter. Natürlich hat es auch sein Gutes, eine Überschwemmung wie letztes Jahr ist nicht sonderlioch wahrscheinlich, aber normal ist das nicht: Im Hochsommer würde man stöhnen und sich, soweit möglich, an den nächsten Bergsee retten. Und vermutlich kaum radeln.





Ja, es ist gesund. ja, man erlebt die welt und die Natur ganz anders. Ja, aber auch die Natur hat ihre Tücken, etwa in Form eines Dalmatiners, der plötzlich aus dem Busch gesprungen kommt, und der sich bei der Verzögerung der Avid 7 Bremsen bedanken kann. Das wirklich spektakuläre Bild des Tages - Hund und Hinterrad hoch in der Luft, Mensch und Hund bellen sich an - hat nur seine Besitzerin gesehen, die das sagt, was sie immer sagen - der tut nichts. Hätte ich Besitzer, hätten sie sich letzthin andere Sprüche einfallen lassen müssen, denn schön langsam komme ich in einen Zustand, dass ich auch nach 35 Kilometer auf dem Rad und mit japsenden Lungen immer noch etwas tun will - aber dafür bleibe ich noch etwas im Busch.





Anderweitig muss ich raus - wir haben, auch das hat der Winter gezeigt, ein ernstes Kaminproblem mit der Nässe. Schon komisch, wir bekommen bessere Thermen, die weniger heisse Abluft produzieren, und deshalb werden die Kamine feucht und trocknen nicht mehr so schnell. Das wird eine etwas grössere Geschichte und unglücklicherweise findet sie dort statt, wo viele Räder stehen, so viele, dass ich kaum umräumen kann. Sieht so aus, als ob ich auch da bald einen Frühjahrsputz würde machen müssen. Ein Luxusproblem mit De Rosa; Pinarello, Colnago, Klein, Principia, Koga, Daccordi und Denti.

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Donnerstag, 13. März 2014

Bereit

Als ich im Dezember hier war, wurde es kurz nach vier Uhr stockfinstere Nacht.



Jetzt fliege ich um sechs zur kleinen, steilen Rampe, die den Scheitenpunkt meiner üblichen Runde markiert, und es ist in der Dämmerung noch lange hell.



Der Himmel hat schon dieses delikate Rot des Sommers, wenn die Sonne schwindet, und niemals würde man glauben, wie schnell es immer noch kalt, bitterkalt wird - stets sind am nächsten Morgen die Dächer weissgefroren.



Normalerweise nehme ich den letzten Anstieg mit dem grossen Kettenblatt - es hat schliesslich zwei Jahre gedauert, bis ich hier aus voller Fahrt bei gleicher Geschwindigkeit hochgepeitscht und nicht mehr lahm hochgekrochen bin. Aber das ist diesmal ein Test, ob alles unter voller Last schaltet und gleitet.



Tut es. Sehr gut, sehr leicht. Eigentlich sind wir jetzt langsam bereit, nach Süden zu fahren.

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Den Konsens zerschlagen

Was macht eigentlich Moritz?

Das ist der Pirat des linken Flügels, der bei Twitter tagein tagaus deklamiert, was die Piraten seines Erachtens sind und wollen, natürlich mit Ausnahme derer, die in seinen Augen mit der NPD gemeinsame Sachen machen. Der, zu dem und dessen Rolle der Vorstand auf Anfrage keine Stellung beziehen will, obwohl solche Unterstellungen klar schädigend für das Ansehen der Partei in der Öffentlichkeit sind.

Man könnte denken, der Vorstand will das unter der Decke halten und den zum Schweigen bringen, als ersten Schritt - das wäre vielleicht nicht schlecht, so ohne öffentliche Aufmerksamkeit.

Nun - nicht ganz.

Zuerst darf dieser Herr die Mumblesitzungen mit den Kandidaten zur Europawahl in einer ganzen Serie moderieren. Hat also einen gut sichtbaren Platz in der Öffentlichkeit, Journalisten sind schliesslich auch eingeladen.

Zum Orgastreik, mit dem die technischen Mitarbeiter der Partei die Reissleine zogen, hat diese Person verlauten lassen, sie würden "erpressen". Und dann hat er einen Antrag an den BuVo geschrieben, dieser möchte ergebnisoffen prüfen, ob und wie man was an der "Verantwortungsstruktur" der Bundes-IT mitsamt "Dezentralisierung" machen kann. Man sollte denken, dass so ein Misstrauensantrag so einer Figur gegen Leute, die sich jahrelang für die Piraten engagiert haben, noch dazu aus so einem Umfeld mit derartigen Einlassungen, allein schon aus Gründen des Respekts vor den eigenen Leuten und zur Kleinhaltung von Agitprop und Beleidigung in der Partei abgelehnt wird.

Statt dessen wurde der Antrag angenommen. Mit einer klaren Ausnahme.

Ja und dann sind da noch die alten Vorwürfe an etliche Landesverbände, unter anderem mit der NPD zu agieren:

Es hat sich eine ekelhafte nationale Empörungswelle gegen Anne gebildet, in der #Piraten-Landesvorstände gemeinsam mit NPD/CDU/SPD agieren.

Da hat gerade nochmal jemand nachgefragt, und folgende Antwort zum weiteren Vorgehen dieser Person, diesem Veranstaltungsmoderator und Steller eines vom Vorstand abgenickten Antrags bekommen:

Der Text (& weiterer) enthält viele problematische Stellen & rechte Argumentationen. Werde ich bald Satz für Satz beschreiben.

Man sieht: Es passiert ihm überhaupt nichts, der kann machen was er will, und wird in seinem Tun bestätigt

Mein Lieblingsstück von Brecht ist Mahagonny, aber ich habe auch Arturo Ui gelesen, und Extremismus ist eigentlich harmlos, wenn er als Extremismus gesehen und entsprechend hart behandelt wird. Aber wenn man ihm Raum gibt und fördert, dann nimmt er sich davon, was er kriegen kann.

Womit wir bei der Pille Danach ohne Rezept sind. Dafür gab es vor Kurzem eine Petition von Leuten, die ich nicht schätze, aber ich war ein paar Mal mit dem Elend konfrontiert, das verantwortungslose Idioten verursacht und danach allein stehen haben lassen, noch dazu in Bayern, wo das alles extrem schwierig war. Und weil das alles weder spassig noch billig gewesen ist und ich mich wegen so einer Falles beinahe mal derrant hätte, auf dem Weg zu einer Klinik in Nürnberg, halte ich das Anliegen für richtig und wichtig. Ich sehe auch, wie an Wochenenden in der Stadt abgefüllt wird, und ich glaube nicht, dass irgendeine, die die Pille danach braucht, sie ohne Panik und mit freudiger Sorglosigkeit kauft. Ich finde dieses Anluegen richtig und ehrenhaft und habe dafür geworben.

Aber natürlich ist es auch keine leichte moralische Frage und ich respektiere es, wenn andere es anders sehen, solange sie nicht versuchen, anderen ihr Leben zu diktieren. Wenn 1 einziger Apotheker in einer riesigen Stadt sich weigert, die Pille Danach zu verkaufen, gibt es genug Alternativen.

Man darf ihm deshalb nicht anlässlich des Frauentags die Bude ruinieren.

Vegane Restaurants wollen ja auch nicht von Fleischessern ruiniert werden, weil sie moralisch andere Ansichten haben, ansonsten ausser dieser gefühlten Provokation der anderen aber keinem etwas tun. Früher haben Nazis Buchhandlungen die Scheiben eingeworfen, die "Mein Kampf" nicht führen wollten, früher wurden Galerien bedrängt, wenn sie nackte Frauen ausstellten und nicht züchtig-religoöse Kunst - das ist zum Glück meistens vorbei, selbst wenn es heute noch Ausrutscher gibt; mir fällt da beispielsweise eine Giftnatter ein, die eine Ausstellung verhindern und einen Museumsdirektor diskreditieren wollte, ohne in ihrem Text dazu zu erwähnen, dass sie den Protest erst initiiert hat.

Das alles ist nicht demokratisch, es ist nicht fair und negiert die Spielregeln, es verachtet den Grundkonsens der Gesellschaft und diese Mittel sind keine, die man einfach so hinnehmen und übergehen sollte. Im Internet des Jahres 2014 kommt das trotzdem gut an, da sind genug Leute, die genau das so wollen und fordern, und wer dagegen anschreibt, darf Kommentare löschem, Drohmails bekommen und erleben, wie versucht wird, andere unter Druck zu setzen, weil das nicht auf der Linie der Extremisten und ihrer Freunde ist. Da spielt es auch keine Rolle, wenn der eine Agitator mal islamophob war und der andere offensichtlich auf dem Drittaccount besoffen seine Schwäche für komische Sexualpraktiken austobt - es zählt die Lautstärke und der Umstand, dass man darf und kann. Noch.

Das ist aber die Minderheit, der dieser Raum überlassen wird. Allein im Netz ist es schon eine kleine Gruppe, in der Realität, die vierlfach vom Netz gar nicht abgebildet wird, spielen sie keine Rolle. Es gibt keinen Konsens, in dem sie Platz haben und Platz haben möchten, also wird munter randaliert. Weil der Vorstand nicht Grenzen setzt, weil der Apotheker andere Vorstellungen hat, weil es sich gerade anbietet, und so eine Brandflasche gegen die Botschaft ist auch kein Grund für eine Ordnungsmassnahme. Manche sind auch nicht nachtragend genug, die Beleidigung "Nazianwalt" juristisch zu beantworten, und so geht das wohl noch eine Weile weiter.

Für mich ist das in Ordnung, solange die Piraten für Nazibeschimpfungen die Quittung bekommen und dieser spezielle Feminismus nicht weiter als bis in die staubigen Ecken des Feuilletons kommt. Man kann den Grundkonsens ruinieren, nur hat man danach halt auch nichts mehr zu melden.

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