Warum Pastelle?

Pastelle sind in der Kunstgeschichte deutlich unterbewertet. Es gibt eine kurze Phase bei menchen Künstlern, da wird Pastellmarei ganz gross, namentlich bei Liotard und Boucher. Aber ansonsten fristen Pastelle ein Schattendasein neben Rötelzeichnungen und Ölskizzen.



Der Grund liegt in der Hand der Künstler: Während ein Ge,älde im 18. Jahrhundert noch einen enormen Aufwand darstellt - die Farben sind teuer, das Bild muss wegen der Trocknung langsam komponiert und Schicht um Schicht aufgebaut werden - geht das Malen mit Pastellkreide flüssig von der Hand, so wie mit den heutigen Tubenfarben.



Deshalb waren Pastelle schon damals erheblich günstiger. Zumal sie ja auch auf Papier und Karton hergestellt wurden. Und weil Papier ein schlechter Träger ist, und vergleichsweise stark altert, knickt, stockfleckig wird, geht das auch heute noch in den Preis ein. Pastelle sind günstiger, erheblich günstiger als Ölgemälde.



Das würde sie für Leute wie mich, die am untersten Bodensatz des Kunstmarktes herumkraudern, interessant machen - wenn es sie denn öfters gäbe. Aber das Trägermaterial altert nicht nur, es geht auch schneller und öfter verloren. Es ist die perfekte Rokokokunst, leicht, schnell und eben auch schnell vorbei,



Diesmal jedoch traf alles richtig aufeinander, Grösse, Alter, Sujet, Preis und ein mir bekannter Händler, was bei Pastellen nicht unwichtig ist - besager Herr Boucher zum Beispiel hat eine Methode entwickelt, die zwar wie eine Kreidezeichnung aussieht, aber nur gedruckt ist.



Und warum muss es auch noch ein Pastell sein? Nun, wenn man mehrere Fenster hat, kann man schlecht an der Wand gegenüber Gemälfe aufhängen: Die Firnis reflektiert zu stark, Aber Papier und Kreide sind mall, und das sieht dann so aus:



Deshalb also Pastelle. Wobei_ Langsam langt es auch. Wirklich.

Montag, 17. März 2014, 01:58, von donalphons | |comment

 
Ich will ja nicht wieder meckern, aber schauen Sie sich mal die Fingerstellung der einen Hand an...
(als Realist mit einer Macke für Kleinigkeiten zähl ich beim Gemälden u.ä. immer die Finger der Abgebildeten - in der Hoffnung, doch noch mal einen Maler zu erwischen, der nicht zählen konnte und nur vier... Hier sind zwar alle da, aber irgendwas ist da doch schief ?)

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zwei linke Daumen
oder nur Finger

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Die linke Hand sieht wirklich defomiert aus. Falls das nicht etwa durch eine Welle im Papier kommt.

Eventuell ein frühes "Live long and prosper".

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Es waren halt auch früher nicht alle Maler Großmeister.
Manche konnten gut Hände, andere gut Gesichter, andere gut Komposition und Stoffe... wie man sieht, war es wohl keiner der ersteren Sorte.
(Hände sind schwierig!!)

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Wenn man keine Hände malen kann, sollte man es als professioneller Maler doch fertig bekommen, sowas zu vermeiden (?). Handschuhe anziehen, Hände unter die Falten, auf den Rücken, einen Gegenstand vor die Hand malen... es gäbe doch zig Möglichkeiten.
Aber ich find's auch mutig vom Maler, das so abzuliefern. Vielleicht ist es eine Vorahnung dessen, was man nach dem ersten Weltkrieg "schief ist modern" "Moderne" nannte und noch nennt?

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"schief ist englisch und englisch ist modern" lernte ich den Spruch kennen. Ich vermute aber, daß der noch von vor dem 1. WK stammt - aus der Zeit der englischen Kurgäste, herrschaftlichen Moden und englischer Ingenieure allerorten, die die Kanalisationen und Straßenbahnen (die in Lissabon fährt bis heute mit putzig-knuffigen winzigen Wägelchen den Berg hoch) planten und bauten...

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sonst, Hände verdecken - naja, gerade bei so einem Porträt ist die Handgestik doch auch immer wichtig, da müßte man sich schon auf ein Verbrecher-, äh, Paßbild beschränken, und sowas wird eher weniger gekauft.

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Apropos Straßenbahn, ist zwar OT, aber fällt mir im Zusammenhang gerade ein. Die originellste ist wohl das Cable Car in San Francisco. Die wird an Kabeln (verdeckt unterirdisch) den Berg hochgezogen, ist offen und nimmt... mit Schwung!! ... die rechteckige Kurve (gut festhalten ist ratsam). Was mich aber jedesmal zu Lachanfällen bringt, wenn ich nur dran denke, ist die Art der Notbremse: der Wagen wird mit einem Anker am Berg festgenagelt. Ja, wirklich, festgenagelt. So fest, daß dann erstmal stundenlange Schweißarbeiten fällig sind. Sowas gibt es meines Wissens nirgendwo sonst. Da hat man sich andere Bremssysteme einfallen lassen.

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Naive Malerei
Der Reiz der naiven Malerei liegt nicht in der handwerklichen Präzision, sondern u.a. in der zeittypischen Anmutung. Was die Maler der Stützen der Gesellschaft in der Vergangenheit abgeliefert haben, war oft handwerklich perfekt, aber akademisch trocken. Ich finde auch, daß z.B. um die Mona Lisa zu viel nationalistischer Wirbel gemacht wird. Sie stammt aus der Museumslandschaft des Imperialismus, wo man sich gegenseitig mit "berühmten" Kunstwerken ausstechen wollte. bis man dann die kriegerische Entscheidung suchte. Es war nach meinem Empfinden eine lustlos ausgeführte Auftragsarbeit, von einem Kaufmann bestellt wie ein "Hamburger": mit oder ohne Architektur, mit oder ohne Hintergrundlandschaft, mit oder ohne Sfumato usw. Das berühmte Lächeln haben andere Renaissance-Maler besser hinbekommen.

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Stimmt, aber ich hatte den kompletten Spruch aus meiner Kindheit längst vergessen... "...ist englisch / und englisch ist modern."
Allerdings sag ich heute, im reifen Alter immer öfter: Alles was englisch betitelt ist, ist sowieso ein Schmarr'n.

A propos englische Ingenieure: Auch die Pariser U-Bahn haben Engländer gebaut. Wenn man mal drauf achtet: die fährt tatsächlich LINKS (!)

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Der Daumen der linken Hand ist m. E. hinter dem Stoff.

Und in meiner Position ist es nun mal nicht so, dass ich da gross wählen könnte, leider. Ich lebe im Moment ohnehin nur davon, dass der Kunstmarkt Portraits von 1700 bis 1850 nicht sonderlich schätzt. Gerade Biedermeier ist wirklich vollkommen ausser der Mode.

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