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Mittwoch, 23. April 2014

Davon kommen

Das Unwetter kam direkt aus dem Tölzer Tal nach München, rutschte zwischen den Bergketten entlang, schrammte über das Brauneck und entlud sich dann über der Stadt, knallschwarz mitten am Tag.



Ich habe bei der Anfahrt nur die kalt prasselnde Flanke abbekommen, denn seltsamerweise brauen sich die Unwetter oft im Karwendel zusammen, nehmen den Weg nach Norden dann aber entlang der Isar und nicht über die Mangfall.



Und kaum war eines weg, kam auch schon ein anderes nach, Man sieht das vom See aus dann sehr deutlich, ein paar hohe Wolken stehen über dem Kampen und über Kaltenbrunn türmen sich die schwarzen Massen auf dem schnellen, kurzen Weg in die Stadt.



Uns hat es also verschont, wie so oft, und gleichzeitug fallen auch alle anderen Sorgen ab, die Ukraine ist weit weg und schlimmstenfalls werden hier dann ein paar Immobilien frei, aber auch nur in Rottach, wenn die Besitzer nicht mehr kommen wollen.



Ich höre viel, sehr viel Musik und lese recht lang Fachbücher über Kunstgeschichte, damit ich ein wenig auf dem Laufenden bleibe. Man verlernt es nicht, aber das Wissen nebelt sich ein, dass beim Erklären manches nicht schnell auf die Zunge will. So etwas ist auch wichtig, manchmal wicjhtiger als - nun, was Leute eben so als Tätigkeiten angeben. Es bedeutet vielen nichts und mir viel, ich habe die Zeit, weil mich bewegte Bilder nur ansprechen, wenn sie mit der Post kommen und aus Öl sind.



See also, mal wieder, trotz Geröchel, aber was soll man machen. Lunge zu, Seele auf.

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Dienstag, 22. April 2014

Das Kapital nach Laura Ashley

Wer ernsthaft glaubt, Kapitalismus würde funktionieren, der hätte vor 6 Jahren seine Wohnung zuerst aufgrund des teuren Wohnungserwerbs noch mit selbst angerührten Farben streichen sollen, einen Raum auslassen und dann heute in Zeiten besserer Finanzen versuchen, die eigentlich gewünschten Farben von Laura Ashley in Deutschland noch zu bekommen. Ich kenne jemandem, dem das passiert ist: Meine Wenigkeit. Am Tegensee ist das Schlafzimmer immer noch weiss und ich mag doch keine weissen Wände. Es gibt gar keinen Sinn dafür! Weiss schmuddelt nur schneller und ist todlangweilig. Aber wie gesagt, ich habe es nicht gemacht und dann kam, wie vorher gesagt, die Wirtschaftskrise. Die hat Laura Ashley voll erwischt und deshalb gibt es, wie wir sicher alle gemerkt haben, den Laden in der Brienner Strasse nicht mehr. Man könnte noch in England bestellen. Farbe. Ich will nach einem entsetzlichen Debakel dieser Woche mit Marmelade nach Berlin gar nicht wissen, was die mit 2,5-Liter Kanistern Farbe anstellen würden.

Das ist Kapitalismus.



Es gibt aber auch noch persönliche Beziehungen und mehr Menschen, die solche Farbe schätzen. Manchmal wird zu viel davon verkauft, vor allem, wenn sich zeigt, dass die Farben im Normalzustand viel zu kräftig sind. Da wird dann mit 10% Wasser und 50% Weiss verdünnt, damit nicht der Eindruck entsteht, man schwimme im Eidotter, sondern nur in einem angenehmen Gelbgoldschimmer. Das hat dann natürlich nichts mit Kapitalismus zu tun, sondern mit scheinbarer Verschwendung, denn es bleiben ein paar Kanister übrig. Die Farben müssen über Dekaden nicht erneuert werden, denn erst nach 7, 8 Jahren erreichen sie überhaupt erst mal einen Zustand, den man als Patina erachten kann. Meine Wohnung zum Beispiel sieht noch immer nicht richtig echt alt aus, die Farbem sind noch viel zu frisch. 20 Jahre, würde ich sagen, ist das richtige Lebensalter, oder auch 30: Bunte Wände schmuddeln schliesslich nicht wie weiss, sie leben. Sie werden besser. Und wenn einmal umgehängt wird und eine Art Schatten bleibt, dann ist das eben so.



Zum Umhängen jedoch braucht man Hilfe, sei es für Dübeln und Verschrauben oder zum Schleppen schwerer venezianischer Spiegel, ausserdem muss auch mal der Keller ausgeräumt werden und das wiederum sind die Momente, da der Kapitalismus und sein Versagen egal sind: Denn im Keller stehen noch 2 Kanister von damals und Twine ist, in der Intensität halbiert, genau die Farbe, die ich brauche - in etwa ist es die Farbe auf den Kanistern. Sie sind ein wenig verstaubt und einer hat eine Delle, aber es schwabbelt darin schwer vom Seidenglanz der Epoche, die in der Wirtschaftskrise untergegangen ist - komisch, eigentlich wäre gerade München jetzt wieder ein guter Ort für diese Art Geschäfte.



Allerdings höre ich auch, dass Farrow & Ball längst den deutschen Markt aufgerollt hat. Der Spezialist macht ja keine Möbel und Kleider und Heimtextilien, sondern nur Farbe, und überlässt den Verkauf Malern, die Einrichtungsexperten zuarbeiten - aber bitte, Sannie, Du kannst doch nicht eine ordinäre Farbe, da muss man Farrow and Ball - so geht das heute. Der Maler bringt die Farben mit und was übrig bleibt, geht in den nächsten Auftrag. Ich dagegen weiss noch, wie es ist, über den Altstadtring zu rasen, um vor Geschäftsschluss noch eine Dose Eggshell zu ergattern, und Jahre später Twine im Keller zu finden. Und ich streiche noch selbst.

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Die Übergerechten

Ich habe mal was über Social Justice Warriors und ihre Kampagnen geschrieben - in der FAZ und im Kommentarblog.

Dass sich manche der erwähnten GleichstellerInnen von "Kritik am Verhalten von Männern und Frauen = im 2. Teil Masku = Nazi" jetzt aufregen, gehört da wohl zwangsweise mit dazu. Komischerweise hat mir noch keine von denen unterstellt,dass meine Texte über zumeist männlichen CSUler oder Gewalttäter der Antifa feministisch oder männerfreindlich sind... Naja, Irgendwann sind es solche Argumentationketten, die voll auf die selbst zurückschlagen.

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Montag, 21. April 2014

Diskriminierung am praktischen Beispiel

Man darf nicht mehr Negerküsse sagen, obwohl ich dergleichen, so als Aussage, wahnsinnig nett finde. Jetzt nicht sexuell, sondern einfach so als Idee. Da ist nichts Falsches und es lädt sich positiv auf. Da ist nichts böse gemeint. Aber:



Das hier ist ein Amerikaner.

Er hat einen weissen, klebrigen Zuckergussüberzug, ist weich und labbrig wie das Verbrechen, das sie in Amerika für Brot halten, und jetzt mal so, rein als Form betrachtet, rund. Der Amerikaner kommt noch aus einer Zeit, da die Amerikaner Besatzer, schlank und sportlich waren, und ein paar ihrer Essensgwohnheiten mitbrachten. Heute dagegen könnte man glatt meinen, das sei abwertend gegen übergewichtige Bewohner von Trailer Parks. Weil es ja Amerikaner gibt, die so aussehen.

Trotzdem regt sich niemand auf, denn wenn es gegen etwas geht, dann halt die weisse, bürgerliche Mehrheit. Da darf man. Aber wehe, man bestellt ein Zigeuinerschnitzel.

Merke: Wer diskriminieren will, halte sich einfach an das, was er als Mehrheit definiert und am besten auch noch negativ bewertet. So einfach kann man die Julias und Anatols dieser Welt erklären.

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Osterei

Etwas verbeult, wie man sieht, und teilweise noch nicht ganz fertig.



Schöne Feiertage!

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Sonntag, 20. April 2014

Appeasment wird teuer

Die EU hätte Ungarn nach der Machtübernahme der Rechtsextremen unter Orban sofort rausschmeissen sollen. Kein autoritäres Regime in Europa, das hätte die Botschaft sein müssen. Anlässe antisemitischer und demokratiezersetzender Natur hätte es genug gegeben. Aber die EU war sogar so feige, still zu halten, als Orban die Ungarn kaufte. Nicht mit seinem Geld, sondern dem der ausländischen Banken. Die Ungarn hatten sich nämlich in niedrig verzinsten Schweizer Franken verschuldet, und als der Franken stieg, wurden die Kredite natürlich teuer. Orban führte dann "unkonventioelle Massnahmen" ein - die Kredite konnten in die taumelnde Landeswährung umgetauscht werden. Betroffen waren die österreichischen Banken, die vermutlich 50 Milliarden in Ungarn verliehen haben - was sie letztlich davon wieder bekommen, ist unklar. Aber Ungarn ist einer der Gründe für die Haushaltskrise in Österreich. 50 Milliarden Aussenstände sind enorm viel für ein Land, dessen Jahreshaushalt bei 75 Milliarden liegt, davon 6,3 Milliarden Defizit.



Italien und seine Banken hat das übrigens auch schwer getroffen, aber das juckt so einen Autokraten natürlich nicht. Also zahlten die Steuerzahler in Italien und Österreich, damit die Banken stabil blieben, und die Ungarn wählten ihrer Führer wieder.

Manche wundern sich ja, wieso Putin so wenig tut, um in der Krimkrise eine Wirtschaftskrise in Russland zu verhindern. Russland und seine Firmen können im Moment keine Anleihen verkaufen, und 100 Milliarden Kredite müssen allein in diesem Jahr in der Privatwirtschaft nach dem Auslaufen neu an den Mann gebracht werden.

Es ist vermutlich wenig überraschend, wenn ich hier sage, wer in ungarischen Dimensionen auch in Russland steckt: Krisenbankenland Österreich und Krisenland Italien. Sollten also keine Zahlungen mehr erfolgen. dann ist das Geld halt weg. Oder Putin macht unkonventionelle Gesetze wie Orban, wie das geht, weiss er ja. Und wie Europa reagiert, weiss er auch.



Nachdem hier bei uns nur die Berichterstattung, nicht aber die Krise mit de facto Negativzinsen, Deflation und unbegrenzten Anleihenkäufen durch die EZB vorbei ist, kann man sich ja ausmalen, was es bedeutet, wenn in Russland nur 20% der Kredite ausfallen. Dann brauchen ein paar Banken in den eh schon schwankenden Ländern gleich wieder ihre Eigenkapitalinfusion. Das wird dann mindestens so spassig wie die Lage an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine. Deutsche sind auch dabei, aber das ist nicht so heftig wie im kleinen Österreich. Da könnte man dann gleich mal ausprobieren, wie die neu vereinbahrten Mechanismen der geordneten Bankenauflösung so laufen - eigentlich. Wahrscheinlich trauen sie sich aber nicht,

Die Russen sind Krisen gewöhnt und dafür haben sie die Krim und vielleicht aich die Ukraine bekommen. Krisen kommen und gehen, die kennen das nicht anders. Aber im wohlgeordneten Europa kann das gefährlich werden. So ist das nun mal mit den Zukunftsmärkten. Man hätte das schon etwas länger begreifen können, aber das waren ja die grossen Chancen, gerade wegen der starken Zentralmacht.



Da kommt noch schön was auf uns zu. BRIC wurde Russland ja nicht einfach so, die haben das Geld in Mengen genommen, um es zu investieren, an die Oligarchen zu geben und eventuell jetzt auch zu behalten, sofern es noch da ist.

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Samstag, 19. April 2014

Und alle werden sie reich

Also, es ist so: Ich bekomme durchaus Anfragen, etwas für Geld zu tun. Entweder klassisch, etwas für Geld zu schreiben. Ich liefere, sie zahlen. Das geht von perversen Ideen bis zu Vorschlägen, die letztlich auch nicht so gut wie die FAZ sind - und selbst wenn sie besser wären, so muss ich doch sagen: Ich bin ein Freund langfristiger, stabiler Beziehungen.

Oder unklassisch: Das hiesse, sich vorher zu verpflichten, etwas zu tun, das Geld zu nehmen und es dann tun. Oder auch nicht. Momentan hört man ja viel über Projekte, die so mit Anfragen bei den Nutzern finanziert werden, und oft mit überraschendem Erfolg. Auch da werde ich hin und wieder angestupst - aber nein. Wirklich nicht.



Denn organisatorisch bin ich eher eine Niete. Ich komme einigermassen mit meinem Leben klar, ich schaue noch in meine Post und meistens überweise ich noch am gleichen Tag. Meine Nebenkostenabrechnungen sind pünktlich und stimmen, und ich halte mich an Abmachungen. Ich habe den Eindruck, dass ich alles unter Kontrolle habe und nicht a la Lobo/Sobooks gezwungen bin, mein eigenes Versagen an den Zielen damit zu kaschieren, dass andere auch nicht wirklich toll sind. Was möglich ist, tue ich und zum Unmöglichen lasse ich gern noch einen grossen Sicherheitsabstand. Das ist gut für den Schlaf, und ich kann mit dem Besten rechnen, weil ich lebensfroh bin. Und nicht, weil alles ausser dem Besten alle Pläne ruinieren würde. Man wird so nicht reich, aber zufrieden.

Man's gotta know his limitations

sagt Dirty Harry einmal so treffend. Ich bin schon zufrieden, wenn ich auf dem Sofa liege und nicht aufstehen muss. Charmante Ideen, die man haben könnte - jemand finanziert Bilder und ich sage dann, was es damit auf sich hat - scheitern am Platz, an meiner mediokren Kenntnis von Kunst und dem Umstand, dass die Jagd, die Lust und die Verzweiflung beim Kauf dann weg wären. Nein, ich will da schon leiden und das Pochen des Blutes in den Zahnwurzeln fühlen - nie die Hand ohne Ibuprofen heben!

Vor allem aber will ich nicht müssen.



Mit Müssen kann ich ganz schlecht umgehen. Nicht, weil ich es dann nicht tue, sondern weil ich mich am Riemen reisse und am Ende mit den Resultaten unzufrieden bin. 2 Beiträge für die FAZ wandern jeden Monat in die Tonne, aus diesem Gefühl heraus. Ich kann mir das im Sinne eines Qualitätsmanagements leisten, aber der wahre Hintergrund ist einfach der Éindruck, dass es unter Zwang entstanden ist, und mir keine Freude macht. Das ist doof, denn ein paar Mal schon habe ich etwas aus der Mülltonne gezogen und doch gebracht - etwa, wenn ich krank, verliebt oder sonstwie unzurechnungsfähug bin, und das ging trotzdem immer gut.

Das sind so die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich all das Fundraising sehe. Erst die Ware, und dann das Geld - das finde ich gut. Aber erst die Bezahlung - unter dem Druck, unter dieser Last würde es bei mir nicht gut laufen. Und selbst wenn, ich würde es nicht gut finden. Es wäre eine Verpflichtung. Und davon gibt es in meinem Leben eh schon zu viele. Manche wollen ihren Besitz reduzieren, alles digital speichern und nur noch ein Gerät haben: ich will nur noch die Verpflichtungen, die mir zusagen.

Das klingt viel besser als Faulheit, Lethargie und fehlender Ehrgeiz, nicht wahr?

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Donnerstag, 17. April 2014

Die bleiernen Jahre

Früher bekam man, wenn man den Radhändler kannte, die kleinen Metall- oder Plastikhülsen für Schalt- und Bremszug geschenkt. Heute sind da lauter junge Mitarbeiter, die sich mit Rädern nicht auskennen, aber für jeden Plastiknupsel 50 Cent, also eine Mark haben wollen.

Ich kenne zum Glück an beiden Wohnorten noch andere Radhändler. Und so treibt es mich immer wieder dorthin, und dann fachsimpeln wir etwas, oder sprechen über Verkehrspolitik oder was sonst noch so ansteht. Oder darüber, dass er etwas auf Kommission da hat.



Ein Chesini Arena von 1979 aus Verona, in einem ausgewaschenen Goldton, der damals modern war. Schon komisch, die Erinnerung an die Zeit hat genau diese Farbe, denn alles, was ich damals vom Umsturz in Persien mitbekam, war die Schwierigkeit, gute Teppiche zu beschaffen. Der Nachschub brach damals zusammen, und meine Eltern hatten es gar nicht leicht, die richtigen Exemplare zu finden und auszulegen. So kam bei uns das Schlechte der Welt an, als Einrichtungsproblem. Der deutsche Herbst? Da hatte ich genug mit dem Gymnasium zu tun, und auf meine Noten zu achten. Das war irgendwie alles weit weg, mit Ausnahme dessen, was in Bezug auf einen verhassten Chemielehrer auf dem Schulhof geschreiben wurde,

"Bubak, Ponto, Schleyer, der nächste ist der XXXXXXmeier"

Da kam dann der Staatsschutz. Aber das drang nicht durch, es ging ja allen doch recht gut und 1977, das weiss ich noch, war ein toller Sommer. Der künstlerisch begabte V. fälschte Freibadkarten. Wir kamen schon auf das 7,50er Brett. Und niemand hatte ein Telefon, um unsere Eltern davor zu warnen.



Das Chesini ist machbar und vielleicht das, was wir damals gern gehabt hätten, aber das dauerte noch eine Weile. Ich nehme es wegen der Farbe. Und weil es schade wäre, würde es verkommen.

Letztes Jahr habe ich mit G. in Italien viel über diese Zeit gesprochen. Die Epoche war in Italien überhaupt nicht golden, und das wurde auch uns Kindern im Urlaub klar: Überall Carabinieri mit Maschinenpistolen. G. kommt aus einer traditionell linken Familie, wie so viele in der Poebene, bevor die Lega Nord der neue Kommunismus wurde. Für G. sind das schlimme Zeiten gewesen, an die sich keiner gern erinnert. Terror von links, von rechts und vom Staat mit seinen Geheimdiensten. Ein Land am Rande des Bürgerkriegs. Auf der Linken verlor die Kommunistische Partei den Einfluss bei den Schlägerbanden, auf der rechten Seite unterwanderte die Jauche aus Neofaschisten, Geheimdienstlern und Mafia weite Teile der Parteienlandschaft.



Genauso fett und golden scheinen im Moment die Zeiten zu sein, und der Konflikt der Ukraine kommt hier bei uns auch nur durch den Gaspreis an. Man kann das so und so sehen, viele hier trauen auch den Ukrainern nicht, zu Recht vermutlich, aber was da gerade in Russland an Autokratie enthüllt wird, ist auch bitter. Man nennt es nicht Panslawismus, aber etwas in der Art wird es wohl werden. Mit vielen unschönen Folgen, und nach den Irakkriegen und dem Versagen beim Versuch, eine neue, friedlichere Welt zu schaffen, wird das alles wieder höchst unerfreulich. Mit einem Westen im Zeichen von NSA und GCHQ und anderer Dienste.

Wirtschaftlich ist alles golden, aber da ist die Ahnung, dass noch sehr viel Blei des Weges kommen wird. Grossmachtspolitik nimmt nun mal keine Rücksichten und so, wie wir in Zypern kommandiert haben, so wird man vielleicht auch mit uns umspringen, uns neuem Wirtschaftswundersuperland.



Da ist auch noch ein echtes Wirtschaftswunderdamenrad, seh gut erhalten, elfenbein und grün lackiert. So, wie man das eigentlich sonst nur in Italien sieht, da hat man die Räder ähnlich bemalt. Es war ja nicht alles Neorealismo, es gab Toni Renis und Mario Riva und zu denen radelte die Dame wohl eher so. Zweifarbig. Lusso. Man vergisst das Blei ja schnell, wenn das Wetter schön und die Musik anschmiegsam ist. Und jetzt kommt ja auch der Sommer, von der Donau bis zur Wolga.

Ich werde das Chesini wieder zum Leben erwecken und Putin Bestien, die lange Vergangenheit zu sein schienen. Und Obama wird derweilen alles tun, um Venezuela zu destabilisieren. Jeder, wie er es für richtig hält. Mir das goldene Rad und den anderen so viel Blei und Gift.

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Donnerstag, 17. April 2014

Hauptsache Bunt

Räder für Frauen baut man im Wohnzimmer auch nicht anders als Pralinen in der Küche: Bunt gemischt und mit lauter süssen Sachen dran bzw. drin. Und natürlich am besten mit Musik! Ich kann da zwar nicht mitsingen, aber empfehlen kann ich die letzte CD mit den Werken von Händel aus Italien auf jeden Fall, mit der göttlichen Roberta Invernizzi. Da ist Schrauben beglückend.

















Denn wenn ich schon eingesperrt bin, möchte ich wenigstens Flügel schmieden. Gern auch für andere.

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Winseln für die Weltrevolution

war mir allein schon wegen genau dieser Überschrift ein Anliegen. Die Protagonisten wollen nämlich gar nicht gewinnen, die wollen weiter fett im System ihre Pfründe und um sich herum eine flauschweiche Freunderia, die sie davon abhält, sich Gedanken um die Realität jenseits ihrer Ideoliogien zu machen. Und deshalb reagieren sie auch so angepisst, wenn manche irgendwann mal das mit dem Alltag im Griff haben versuchen, schreibe ich in der FAZ, und nicht mehr für jede dämliche Aktion zur Verfügung stehen, siehe auch Kommentarblog.

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Dienstag, 15. April 2014

In den Boden

Ich weiss, bei Elektronik, diesem Zeug, das unsere Welt am Laufen hält, ist es noch schlimmer. Bei der Elekronik wäre mein eeepc längst wertlos, weil das n und das h inzwischen kaum mehr sichtbar sind - Folge der vielen Beiträge. Aber es geht noch, und ich finde die Tasten blind. Aber alle regen sich über die Miete auf und über die Benzinpreise, als ob es ein Grundrecht auf billiges Wohnen und Brettern ohne Rücksicht auf die Gesamtzusammenhänge gäbe. Bei Gebrauchsgegenständen interessiert dagegen nur, ob es neu ist. Das Alte fällt dagegen zusammen mit dem Wertverlust hinten runter.

Nun haben sich für den Sommer ein paar Leute angekündigt, die hohe Risiken auf sich nehmen wollen, sei es, dass sie noch einmal mit mir über den Bauer in der Au den Hirschberg erklimmen möchten (die sog. Verdun-Gedächtnis-Tour), oder mal mit dem MTB über das Zillertal und das Pfitscher Joch nach Italien radeln wollen. Zur Erklärung: Das Pfitscher Joch ist von mir aus die Diretissima nach Italien, man fährt die Valepp hoch, kurbelt dann an der Aschau entlang gemütlich nach Österreich, erreicht bei Brixlegg den Inn und durchmisst eilend das Zillertal. Am Ende geht es 2251 Meter hoch zum Pfitscher Joch und dann hinab nach Sterzing. Das ist wie ein langgestreckter Bogen, landschaftlich reizvoll und nicht, wie viele andere MTB-Strecken, zu brutal. Eventuell sogar an einem Tag machbar. Und nachdem ich mit meinem K2 Razorback schon gute Erfahrungen gemacht habe, war ich natürlich erfreut über das hier:



Das ist noch eines, diesmal das "Team". Und es war - günstig. Formal. Wenn man sich die Sache genauer anschaut, war es sogar aberwitzig. Denn das rad wurde nicht nur 2002 gekauft und dann kaum gefahren, es wurde 2009 auch noch einmal durchmodernisiert. Zu den 3200 Euro Neupreis kam dann also auch noch eine 1200 Euro teure Gabel, ein neues Tretlager, neue Laufräder, neue Scheibenbremsen - was man halt so braucht, damit es neuer wirkt, ohne wirklich besser zu sein. Sagen wir mal, mit Umbau 1800 Euro Freundschaftspreis.



Habe ich eine falsche Vorstellung vom Geld? Leben hier nur noch Aufsichtsräte? Ich bin jedenfalls so erzogen, dass ich 1800 Euro nie mal eben so ohne Überlegung ausgeben würde, ob sich das lohnt. 1800 Euro sind auch in meiner Welt nicht gerade wenig Geld, auch wenn davon erheblich mehr da ist. Eventuell bin ich auch einfach nur ein Pfennigfuchser, aber mein Leben fühlt sich nicht wirklich so an. Jedenfalls, es würde mir den Magen umdrehen, hätte ich das Gefühl, ich würde so viel Geld für etwas ausgeben, das nach 4 Jahren nichts mehr wert ist. Aber vermutlich bin ich damit allein auf weiter Flur, denn andere nehmen das einfach so hin. Auf 10, die froh sind, das alte Geraffel los zu sein, kommt nur einer, der ob des Restwerts schockiert ist. Wir sind eine weite Strecke gefahren seit der Zeit, da man sich noch um die Bettwäsche der Verstorbenen stritt. Aber nicht so weit, dass ich mich daran nicht erinnern könnte.



Gut, fairerweise muss man sagen: Hätte sich der Besitzer die Mühe gemacht, das Rad zu zerlegen, und die Einzelteile zu verkaufen, hätte er vermutlich mehr bekommen. Aber darum geht es ja nicht, es geht um Raum, der für Neues geschaffen werden muss. Da bin ich nicht mehr Teil davon, mit einem Vater, der mir noch beigebracht hat, wie wichtig es ist, die Eisenösen an den Felgen zu putzen, damit die nicht verrosten, weil man das ja nicht nach 2 Jahren verschleudert, sondern noch lange daran seine Freude haben will. So ist es schon lang nicht mehr, und ausgerechnet jene, die so oft davon schwärmen, wie wunderbar einfach as digitale Leben ist, sind diejenigen, die ihren Restbesitz am schnellsten updaten, und ihre schlecht ausgeleuchteten Handybilder mit der speziellen Ebay-App hochladen. Ich frage mich nur: Wie soll das auf Dauer gut gehen? Was ist der Gewinn beim Erneuern? Danke, dass ich in der Lage bin, sechs Gästen hochwertige Räder hinzustellen und zu sagen: Lasst uns fahren, es ist ja alles da.



Für mich sind diese Leute Appwracker. Leute, die auch billige, flexible Wohnapps haben möchten, und als 1-Personen-Haushalt eine Putzfrau brauchen. Ebay ist die App, um Überflüssiges abzuladen, und sie sehen nicht den Verlust, sondern dass da noch ein paar Euro mehr aufs Konto kommen. Bewahrung erscheint ihnen als sinnlos, statt dessen sind sie gezwungen, in die Zukunft zu denken und Profite zu suchen, damit sie dann auf den 29ern auch nicht fahren und überlegen, wo man jetzt noch gute Rendite her bekommt. Wenn sie selbst das Leitbild sind: Vielleicht sind die Chancen noch in China. Wenn sich das aber ändern sollte - und man merkt das hierzulande schon bei den Autokäufen, wo der Privatmann als Kunde schwindet, weil die Miet- und Firmenflotten ohnehin nach maximal 10.000 km ausgewchselt werden - dann wäre vielleicht doch eine Immobilie gut. Denn die ziehen immer noch. Nicht nur wegen der Unsicherheit, sondern auch, weil ich vielleicht doch nicht der einzige bin, der sich fragt: In was für einer Welt leben wir eigentlich und wo kommen wir hin, wenn das so weiter geht? Ich möchte nicht Teil dieses Trecks sein in eine Welt, in der es alles sofort gibt, solange es nur neu und schnell abzuschieben ist. Sonst springt das nämlich irgendwann auch auf unser Zusammenleben über.

Und das macht mir Angst.

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