Diskriminierung am praktischen Beispiel

Man darf nicht mehr Negerküsse sagen, obwohl ich dergleichen, so als Aussage, wahnsinnig nett finde. Jetzt nicht sexuell, sondern einfach so als Idee. Da ist nichts Falsches und es lädt sich positiv auf. Da ist nichts böse gemeint. Aber:



Das hier ist ein Amerikaner.

Er hat einen weissen, klebrigen Zuckergussüberzug, ist weich und labbrig wie das Verbrechen, das sie in Amerika für Brot halten, und jetzt mal so, rein als Form betrachtet, rund. Der Amerikaner kommt noch aus einer Zeit, da die Amerikaner Besatzer, schlank und sportlich waren, und ein paar ihrer Essensgwohnheiten mitbrachten. Heute dagegen könnte man glatt meinen, das sei abwertend gegen übergewichtige Bewohner von Trailer Parks. Weil es ja Amerikaner gibt, die so aussehen.

Trotzdem regt sich niemand auf, denn wenn es gegen etwas geht, dann halt die weisse, bürgerliche Mehrheit. Da darf man. Aber wehe, man bestellt ein Zigeuinerschnitzel.

Merke: Wer diskriminieren will, halte sich einfach an das, was er als Mehrheit definiert und am besten auch noch negativ bewertet. So einfach kann man die Julias und Anatols dieser Welt erklären.

Montag, 21. April 2014, 01:04, von donalphons | |comment

 
Diese Amerikaner gibt es auch mit Schokoladenguss.

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Das heisst dann aber, dass Amerikaner hispanischer und asiatischer Herkunft und Indigene benachteiligt werden.

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Müßte es nicht korrekt heißen 'AmerikanerInnen'?

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Das wäre dann aiuch noch Fatinnen Shamen.

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...Amerikanixe?

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Finde das etwas ambivalent. Der Begriff 'Neger' hat sich in Deutschland verbreitet als die meisten Deutschen schwarze Menschen nur aus dem Bilderbuch oder den Geschichten von Seeleuten kannten. Ich assoziiere damit spontan z.B. Trommelsignale, Knochen in der Nase, Missionare im Kochtopf und Zwangsarbeit in Kolonien. Wenn Menschen solche Stereotypen loswerden wollen verstehe ich das. Was die 'Amerikaner' betrifft: wie wäre es mit 'POS' = 'people of shape'?

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Die Frage ist halt: Was ändern Worte an Vorurteilen? Wird man mohrenfreundlicher, wenn man die Mohrenlampe rauswirft?

Ich kenne diese Debatte rund um Bezeichnungen ja aus anderen Bereichen. Wenn man einen Begriff und seinen Gehalt nicht wegbekommt, muss man ihn halt neu besetzen und selbst füllen. Ein gutes Beispiel dafür ist Jude. Der Begriff war lange Zeit negativ aufgeladen, es ist auch nicht das Wort, das früher den Rechtsstand der Juden positiv herausstellte (das wäre Hebräer) und jetzt muss man damit halt irgendwie klarkommen. Den anderen ihre Vorurteile lassen und eine neue Sprachoberfläche aufzwingen, sehe ich nicht als sinnvoll an.

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Es ist in der Tat eine Debatte und es gibt ja z.B. auch Menschen die sich selbst 'Nigger' nennen und das gut finden, während es für andere inakzeptabel ist. Was dann in Amerika zu der bizarren Konvention führt dass das Wort solange keine Beleidigung ist wie der Sprecher mindestens ein schwarzen Großelternteil hat. Trotzdem verstehe ich wenn jemand nicht so bezeichnet werden will.

Ich musste mal an einer britischen Uni 'white' in einem Formular ankreuzen, mit dem sie den Erfolg ihrer "Antidiskriminierungspolitik" messen. Sie haben eigene Kategorien für Bangladeshi und Pakistaner damit ja kein Urdusprecher gegenüber einem Bengalisprecher benachteiligt wird. Aber von der mittelenglischen Bergarbeitertochter bis zum tschetschenischen Warlordsprössling werden alle in den selben weißen Topf gerührt, als ob Pigmentierung das einzig diskriminierungsrelevante Identitätsmerkmal sei. Bei den Schwarzen wurde wenigstens noch zwischen Afrika und Karibik unterschieden.

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"Wir, die Weißen, und die anderen, die mit irgendwas ohne Weiß". Solche Formulare zementieren Rassimus mehr, als sie ihn beseitigen.

Ich kann da jetzt nur auf selbstverständlich höchst subjektive, egozentrische, nicht tagesaktuelle Eindrücke aus einem längeren Aufenthalt in den Südstaaten der USA verweisen, und ich bin ja auch ein weißer Mann und damit privilegiert und bei solchen Themen per se der Unerhlichkeit und Manipulation verdächtig.
Aber ich sags trotzdem: den in der dortigen Gesellschaft kulturell tief verankerten Rassismus bekommt man sicher nicht mit Formularen in den Griff. Es bleibt quasi automatisch bei weißen und schwarzen Wohnvierteln, durch den Klassenraum geht eine unsichtbare Trennlinie, durch den Schulhof sowieso, da ist klar wer welche Musik hört, und wer mal beobachtet hat wie misstrauisch Mütter das Umfeld ihrer Kinder nach "rassisch unpassendem Umgang" abscannen, der wird feststellen dass sich seit den Tagen eines Herrn Luther King nicht wirklich was geändert hat.

Nach außen hin ja, alles prima "affirmative". Ein Alibineger in jedem Kleiderkatalog, jüngst auch Hispanics und Asiaten. Aber "affirmative" ist da auch nur ein Synonym für "bigott", und zumindest damit kennt man sich ja auch sonst gut aus.

Würde mich wundern, wenn das in UK wirklich anders wäre. Wobei man dort vermutlich noch zusätzlich auf Südafrikaner (Bauern, die nur Surfen und Grillen) und Australier (Strafgefangene, die nur Surfen und Grillen machen) und Neuseeländer (Schafzüchter die nur Grillen und am Ende noch Party mit Schafen machen) herabschaut. Aber vielleicht kann das jemand anders hier besser erklären.

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Herr Greenbowlerhat,
jedes Land hat seinen Rassismus. Egal, ob man sich in der ersten, zweiten oder dritten Welt aufhält. Hier arbeite ich mit zwei Briten zusammen, deren Bezeichnung für die indigene Bevölkerung "towel heads" lautet (ich habe allerdings auch in England die Bezeichnung "camel jockeys" gehört), während die Gastarbeiter als "head wobbler" bezeichnet werden.

Aber auch in Afrika gibt es den Rassismus, wenn es beispielsweise in Nigeria heißt, dass Yoruba vor Problemen weglaufen, Igbo grundsätzlich nur an guten Geschäften interessiert und Hausa muslimische Ziegenhirten sind. Und da ist der "weiße Mann" noch nicht im Blickfeld, der als Ausbeuter gilt, da er ja das Öl aus dem Land holt. (Verschwiegen wird dabei, dass einige wenige Nigerianer dabei kräftigst verdienen).

Ich denke, selbst wenn man alle "rassistischen" Ausdrücke entfernt, wird es trotzdem immer noch Rassismus geben. Die Ausdrücke werden sich anpassen.

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@flederhund, greenbowlerhat
im Umfeld meiner englischen Verwandtschaft werden die Pakistani etc. als "Asian" und alle die dunkler sind als "Caribbean" bezeichnet. Für meine Sprachgewohnheiten eher befremdlich. (Explizite Schimpfworte fallen da eher selten, da meine Verwandtschaft selbst nicht englischstämmig und zum Großteil noch dazu halb Pakistani ist ;-)

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Ein wenig
ist da aber bereits am klebrig süßen Überzug abgekratzt, so dass man das wahre Gesicht Gebäck sehen kann.

Wie bei so manchem Amerikaner eben auch.

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Ich finde einen Amerikaner mit defekten Zuckerguss diskriminierender als einen Amerikaner mit intaktem Zuckerguss. Anatol würde hier anmerken, dass darin eine "ableistische Haltung" (Übersetzung: "Pfui!") deutlich wird.

Entscheidend aber, das wird in diesen Kreisen oft übersehen, ist die Aussicht, dass der mit Zuckerguss übergossene Amerikaner rechtzeitig von einem glücklichen Kind vertilgt wird. Das ist beim Amerikaner also genauso wie beim Deutschen: Ohne hoffnungsvolle Zukunftsaussichten verliert er seinen Glanz und Schwung, und wird vor der Zeit schrumpelig.

Wann genau ereignete sich eigentlich dieses Unglück, dass "progressive" Linke (besonders diskriminierungsarm formuliert: "Link_ix") auf die Idee verfallen sind, sie könnten die Mängel in der Gesellschaft bevorzugt dadurch kurieren, dass sie die Sprache möglichst "diskriminierungsfrei" und radikal ver_än_dern?

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Frau Mama hat das Grundrezept früher mit Safranpulver und geriebener, möglichst grüner Zitronenschale im Teig aufgemotzt. Oder mal mit echter Vanille oder ein paar eingeführten Kokosflocken. Und den Zuckerguss statt mit Wasser mit Himbeersirup oder Zitronensaft oder einem Schuss Espresso angerührt.

Der Zuckerguss sollte sowieso möglichst hart sein, das halbfeste Geschmier was man oft bekommt, ist nicht angenehm zu essen.

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Das gefürchtete halbfeste, viel zu dicke Geschmier, das an den Zähnen zieht, statt Geschmack zu haben (wie man den hinbekommt, wußte Ihre Mutter noch), ist mir das erste Mal bei "dänischem Gebäck" untergekommen.
Seither fürchte ich mich vor Skandinavien noch mehr als vorher, als ich schon wußte, daß es dort Stockfisch gibt und ein Essen soviel kostet wie hierzulande eine Woche Vollpension.

Aber egal.
Der "echte Amerikaner", wie von meinem Vater aus seiner Jugendzeit überliefert, hat zur Hälfte Zuckerguß und zur Hälfte Schokoladenguß. Nur die eine Sorte ist "Bäckerpfusch".
(Schmecken tut mir diese Art von fadem Grobteig trotzdem nicht, da ist mit keinem Guß was zu retten.)

Davon abgesehen:
warum nur hat es sich noch nicht rumgesprochen, daß positive Besetzung wie "Negerkuß" affirmative action ist?
Ein gelungener Krapfen erhöht doch auch die Sympathiewerte für Berliner (auch wenn mein Mann immer jammert, "warum wollen die uns immer ESSEN?").

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Sagen Sie nichts, ich komm aus Frankfurt, mit Verwandtschaft unter den Nürnbergern. Da kriegen vor allem Amerikaner immer so einen hungrigen Blick. Also die auf zwei Beinen, oder darf man das auch schon nicht mehr sagen...

Nachtrag: der Zuckerguss muss so fest sein, dass er splittert, aber er darf nicht so fest sein, dass er knackhart ist. Letzeres darf nur beim Zuckerguss für die Knusperhäuschen aus Lebkuchen sein, die es bei uns gab. Damit wurden dann die vier Wände untereinander und selbige dann mit den beiden Dachfladen verklebt, und alle dann mit den beiden Smarties, Gummibärchen usw. versehen. Mit ein bisschen Pappe im Innern ging das sogar ganz gut.

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Rassismus ist es, wenn man in den USA gezwungen wird, "Caucasian" anzukreuzen.

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Genau...und auf diesen Einreiseformularen immer dieses "Sind sie Mitglied einer terroristischen Vereinigung?" mit "Nein" ankreuzen muss.

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Letzteres ist immerhin nur bescheuert.

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Der gesamte Fragenkatalog ist komplett bescheuert.

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Bei der Frage "sind Sie ein Spion" klappte mir die Kinnlade runter. Ich war fassungslos, wie man so etwas fragen kann, wo doch ein Spion schon aus Berufsgründen "nein" angeben muß.

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Das Ganze hat m.W. einen durchaus ernsten Hintergrund und hat mit den Einreisegesetzen zu tun. Wer bei der Einreise falsche Angaben macht, kann relativ leicht wieder hinausbefördert werden. Stellt sich die Eigenschaft als Terrorist, Drogennutzer oder Spion erst später heraus, können die Leute nicht ohne Weiteres deswegen abgeschoben werden sondern müssen nach US Gesetzen behandelt und vor US Gerichten abgeurteilt und ggfs. in US Gefängnissen verwahrt werden.
Kann natürlich eine urban legend sein, aber ich glaube, ungefähr so war es. Es ist ein bisschen so wie mit der krummen EU Gurke, wo sich alle über vermeintlich existierende gesetze aufregen.

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Genau so hab' ich mir das auch immer vorgestellt, weil's einen Sinn ergibt und logisch ist.
Aber inzwischen bin ich mir nicht sicher, ob Amis gepaart mit Bürokratie, sowas wie "Sinn" oder "Logik" (er)kennen.
Und wenn ja, ob sie auch danach handeln. Ich hab' da "unsere" Bürokraten als Beispiel.

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Wer bei der Einreise falsche Angaben macht, kann relativ leicht wieder hinausbefördert werden
Schon. Aber daß es falsche Angaben sind, stellt sich doch zumindest bei "Spion: nein" doch immer erst später heraus. Wohingegen die Genervten, die "Spion:ja" ankreuzen, erstmal einem Kreuzverhör unterzogen werden. Nur um dann festzustellen, daß sie die Frage wegen Weltfremdheit lächerlich fanden, ansonsten aber harmlose, geldbringende Touristen sind.

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Wer früher in die Sowjetunion reisen wollte, musste auf dem Einreiseformular auch Fragen beantworten. Und man tat gut daran, sämtlichen Schmuck, inklusive Eheringe, bei der Einfuhr zu deklarieren. Sonst konnte es deshalb bei der Ausreise Ärger geben. Und wehe, man hat bei der Passkontrolle gelacht, das machte gleich sehr verdächtig.

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@greenbowlerhat

So wurde mir das auch mal erklärt. Ist aber zumindest für uns Europäer mit Visa Waiver Schmarrn, denn uns darf man jederzeit sowieso stantepede hinausbefördern.

Hier mal zum Schmunzeln die lustigsten Fragen für alle, die noch nicht im Gelobten Land waren:

B) Have you ever been arrested or convicted for an offense or crime involving moral turpitude or a violation related to a controlled substance; or have been arrested or convicted for two or more offenses for which the aggregate sentence to confinement was five years or more; or have been a controlled substance trafficker; or are you seeking entry to engage in criminal or immoral activities?

Yes No

C) Have you ever been or are you now involved in espionage or sabotage; or in terrorist activities; or genocide; or between 1933 and 1945 were you involved, in any way, in persecutions associated with Nazi Germany or its allies?

Yes No

Zusammenfassend gesagt: Ein Völkermord kann einem wirklich den Urlaub ruinieren

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@colorcraze

Ein Feld für "Sind Sie Ausspionierter" gibt es allerdings nicht...

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@jeeves: ich langweile wieder alle, weil Wiederholung des Spruchs von Hans Liberg: "Wahnsinn ist nicht schlimm, wenn es nur ein System dazu gibt" Aus dem Programm "Jetzt auch für Frauen".

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Wer früher in die Sowjetunion reisen wollte, musste auf dem Einreiseformular auch Fragen beantworten.
Ja sicher, ich mußte in den 80ern selbst am Schweizer Zoll Fragen beantworten (allerdings nur mündlich). Und die Britinsulaner waren auch nicht so ganz ohne.
Wenn man in der Türkei urlauben will, tut man auch gut daran, sich ein wenig über die Zollvorschriften zu informieren, dort galt zumindest noch in den Nullerjahren der Stempel-Staffellauf.
Als ich mit den seltsamen US-Fragen das erste Mal konfrontiert war, hatte ich bereits reichlich Erfahrung mit dem Schweizer und italienischen Zoll und ihrer gelegentlichen Frage- und Durchsuchungspraxis.

Aber so sonderbar in ihrer Logik habe ich keine Frage an einem innereuropäischen Zoll, DDR-Grenze inklusive (die waren eher aufs Schikanieren aus), je erlebt.
Vielleicht könnten China oder Saudi-Arabien noch etwas seltsam sein, aber da war ich noch nie, kann also nicht vergleichen.

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@avantgarde 16:28:
hmmpf, wozu jemanden fragen, ob er meint, man wüßte etwas über ihn - ob man was weiß, weiß man selbst am besten.

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