: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 12. Oktober 2015

Val di Elsa

Kennt keiner.

Da ist auch kaum jemand.

Vieles ist aufgegeben, und die Strassen sind sehr brüchig.



Das sollte am besten auch so bleiben, denn die Toskana ist ein paar Kilometer weiter überlaufen genug. Das hier ist eine alte Strasse zwischen San Gimignano und Siena.

Mehr als ein Auto habe ich in einer halben Stunde nicht gesehen.

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Montag, 12. Oktober 2015

Laudate Dominum

So ein Objekt, mit dem Rest einer kleinen Abtei, heute ein Bauernhof, steht hier einfach so rum, an einer vergessenen, kleinen Strasse hoch zu einer Burg, auf die ich dann verzichtet habe, weil einfach zu viel gekommen ist.



Und bröckelt vor sich hin. Hier ist das Land der frühen Renaissance und des Mittelalters, das Rokoko ist da eher sowas wie ein späterer Betriebsunfall und wird entsprechend behandelt, nämlich gar nicht, wenn es zerfällt.



In zwanzig Jahren wird der Engel vielleicht der Witterung zum Opfer gefallen sein. Es ist, wie gesagt, sehr abgeschieden hier, obwohl es gerade einmal 20 Kilometer von Siena entfernt ist. Heen Tag fahre ich diese kleien Strassen und bin hingerissen, begeistert, komme nie an und kann nicht genug Trauer über das empfinden, was hier langsam dem Untergang entgegen dämmert.

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Samstag, 10. Oktober 2015

Ich bin besorgt und schlecht informiert

Wir sind uns alle einig, dass es in Deutschland etwas weniger als 200.000 Heroinabhängige gibt. Die offizielle Zahl ist ein Viertel niedriger, aber es gibt auch andere Untersuchungen, die etwas mehr annehmen.

Ich glaube auch nicht, dass irgend eine Partei für die Freigabe von Heroin eintritt. Oder dass es dafür Mehrheiten gäbe. Es gibt eine deutlich Mehrheit für die Bekämpfung der Heroinabhängigkeit und ihrer Begleitumstände. So halbwegs hat der Staat die Sache im Griff, auch wenn es teuer ist. Eine gute Freundin wohnte einmal in einer aufgeschlossenen WG, in die die Kommune einen ehemaligen Abhängigen steckte - das Experiment ging so gründlich schief, dass meine Meinung dazu als durchaus fundiert gelten kann: Selbst nach der Therapie können Heroinabhängige der Gesellschaft noch immer Probleme bereiten. Heroin ist ein Problem.

Aber der Anteil der Süchtigen ist glücklicherweise niedrig, 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Afghanistan stellt aktuell täglich 7000 Pässe aus, mit denen vor allem junge Männer Richtung Europa und Deutschland ausreisen, um Asyl zu beantragen. Sie dürften aktuell nach den Syrern die zweitgrösste Gruppe der Ankommenden ausmachen.

In Afghanistan galten im letzten Jahr mehr als acht Prozent der erwachsenen Bevolkerung als heroinabhängig, Tendenz steigend - kein Zufall, das Land ist schliesslich Weltmarktführer bei Opium und Heroin. Dazu kommt noch eine kulturelle, äh, Eigenheit: Für Frauen schickt sich das dort nicht, also sind die Konsumenten vor allem Männer. Wie ich den einschlägigen Berichten entnehme, junge Männer ohne Perspektive, so wie jene, die hier um Asyl nachsuchen - so steht es zumindest verständnisvoll in der Zeit.

Aber belassen wir es einfach beim Durchschnitt und nehmen wir an, dass 15 Pozent der afghanischen Männer eine besondere Neigung zu besonders gefährlichen Betäubungsmitteln haben. Die spannende Frage ist nun, wie hoch dieser Anteil bei den jungen Männern ist, die hier ankommen. Ganz schlicht, und wäre nicht gerade die Zeit des Staatsversagens und der Willkommenskultur, so hätte ich keinen Zweifel, dass sich diese Frage irgendwo in den Medien finden würde.

Denn wenn es beim Durchschnitt bleibt, kämen auf hunderttausend männliche Flüchtlinge - die Passproduktion von rund drei Wochen - 15.000 Heroinabhängige. Das würde die ofiiziellen Zahlen in Deutschland mal eben um zehn Prozent nach oben schnellen lassen. Bis zum Ende des Jahres rechnet man dagegen mit deutlich über 200.000 Afghanen, die hier eingereist sein werden. Die Folgen hängen natürlich vom Anteil der Drogenabhängigen ab. Es können deutlich weniger sein, aber was ist da das Best Case Szenario?

Vermutlich werden diese Leute dann nicht sofort einen Entzug machen, sondern versuchen, ihrem Hobby auch weiterhin zu fröhnen. Die Nachfrage wird deutlich steigen, wobei man bedenken muss, dass sicher der ein oder andere kommt, der nicht nur konsumiert, sondern auch Ideen hat, wie man angesichts der offenen europäischen Grenzen den Handel treiben kann. Die Polizei hat gerade anderweitig zu tun, es spricht also nichts gegen entsprechende Importe.

Kurz, ich sehe da etwas kommen, was ohnehin schon bei uns in der Region mehrfach zu Protokoll gegeben wurde: Ein gewisses, aufgrund der Herkunft importiertes Drogenproblem unter Asylbewerbern nämlich. Es ist halt so, dass Deutschland Drogen anders versteht und verfolgt, als die arabische Welt. Und ein Joint ist etwas deutlich anderes als Heroin.

Sollte ich mich irren, hätte ich gern eine Erklärung, warum die Junkies alle in Afghanistan bleiben und nur die Abstinenzler kommen. Oh, diese Debatte hat es übrigens schon mal gegeben, während des Rückzugs der Deutschen aus Kundus: Da hatte man Angst, dass unter den zurückgelassenen einheimischen Helferrn, die Asyl wollten, wohl auch komische Leute waren, und prüfte - nach Ausagen eines ranghohen Militärs, den sich zufällig kenne - sehr genau.

Aber das ist jetzt alles vorbei. Alle kommen, niemand fragt nach oder weist auf das Problem hin, und obwohl ich weitaus besser informiert bin, als die meisten Bundesbürger, treffe ich in dieser Frage nur auf eisiges Schweigen. Aber wie soll ein Staat, der schon bei der Registrierung überfordert ist, etwas über die Abhängigkeiten wissen?

Eben. Man hat keine Anzeichen.

Und ich fresse einen Besen, wenn die afghanischen Heroinhändler dümmer als die Kokainealer aus Westafrika sind, die ihr Zeug in Berlin von Landsleuten verkaufen lassen und so den Vertrieb selbst kontrollieren, während in Deutschland aus Angst vor Pegida wieder zugeschaut wird, wenn sich im Görli wunderbare PoC beim Revierkampf niederstechen. Im Gegenteil. die Zeit schreibt noch einen verständnisvollen Artikel über die Szene. Da wird doch keiner über die Junkiequote bei Afghanen öffentlich reden wollen.

Die Zahlen sind bekannt. Der Rest wird beschwiegen. Und dieses Beschweigen macht mich besorgt, sehr sogar.

Deshalb bin ich übrigens auch dafür, die Grenze zu schliessen und Transitzonen einzurichten. Da hat man andere Möglichkeiten, sich mit solchen Zuwanderern auseinander zu setzen. Auch die Abwehr der afghanischen, den Taliban nützenden Drogenmafia ist ein Grundrecht des Staates. Dass sie existiert, dass die sich auf Afghanen stützt und sie beliefert, ist ein Fakt. Die Frage ist halt, wie wir damit umgehen. Momentan ignorieren wir es einfach. Das wir irgendwann nicht mehr möglich sein, und die Folgen machen mir Angst. Die soll man angeblich nicht schüren.

Ist Ignorieren besser?

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Samstag, 10. Oktober 2015

Calvino

Wer mich kennt, weiss natürlich, dass ich das Werk von Italo Calvino über alles schätze, und das hat sich über all die Jahre gehalten. Meine Begeisterung für Freud ist deutlich abgekühlt, und Erich Fromm kann ich nur noch aus der Epoche des Kalten Kriegs heraus verstehen - heute sagt er mir nur noch wenig. Aber Calvino ist universell, er altert nicht, und seine Indifferenz. die ihn von der Krankheit des Manichäismus frei hält, ist auf lange Sicht eine Tugend. Der Ritter, den es nicht gab - der hat mir, dem introvertierten Gymnasiasten, der nirgendwo hinein passte, sehr geholfen, meinen Weg zu finden. Raus aus den verkopften Vorstellungen über das Dasein, rein ins Leben.



Vor dreissig Jahren ist Calvino gestorben, also genau dann, als ich seine Bücher las, und weil er in Siena starb, gibt es dort in der historischen Gemeindebibliothek eine Ausstellung über seine Werke. Klein. fein, knipsen verboten, weshalb hier ein Bild des gut gefüllten Raumes reichen muss. Privat verbinde ich mit Calvino einen heute längst ausgerissenen Olivenhain hoch über der französischen Riviera im November, wo ich auf einem schrägen Baum sitzend den geteilten Visconte las. Heute stehen dort Projektimmobilien, aber in meiner Erinnerung ist das alles noch so klar wie der Blick auf das 20 Kilometer entfernte Meer im hellen Sonnenlicht, wenn ich denn mal die Augen hob. Ich war sehr verkopft. Die wunderlichen Geschichten passten zu mir.



Überhaupt, was ich an Italien mag, sind all die erhaltenen Buchläden, die sich hier Ketten und Amazon erfolgreich entgegen stemmen. Man kann viel schimpfen über Provinz und Lokalbezug, aber in der Folge sorgt das auch für das Überleben des Fachhandels. Und für weniger Bechweren über versagende Lieferdienste.

Erwähnte ich schon, dass ich so lange bleibe, bis ich die Buchmesse verpasse?

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Donnerstag, 8. Oktober 2015

Clans haben nur zwei Vorteile.

- Ich bin selbst begünstigt.

- Man kann ihre schlimmen Folgen im schönen Siena besichtigen.

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Mittwoch, 7. Oktober 2015

Grenzenlos

Man sollte s kaum glauben nach all dem Morast und dem Gejammer - aber die Lust auf das Rad melet sih langsam zurück, Langsam. Nicht schnell. Aber doch.



Es ist nämlich sehr hübsch hier, un immer wieder denke ich ir, dieses und jenes müsste ich einmal ausprobieren und genauer anschauen: Shlösser, Kirchen, Dörfer, oder einfach nur die kleine Strasse hinter der Rocca hoch, wo die Zypressen wuchern und alles nach Sommer in Italien riecht. Italien hatte keinen Jahrhundertsommer wie Deutschland, Italien erntet gerade immer noch Wein, es gibt also beim Gleiten über das Lan nicht das Gefühl, das Jahr sei nun schon vorbei.



Es ist hier fast och etwas besser als daheim am Tegernsee: Der Berg ist noch schneller erreicht, man sieht auch mehr als nur den Wald, man ist bald oben un wieder unten und ort steht auch schon der nächste Berg. Autos gibt es praktisch nicht, aber Katzen. Und Kurven. Alle paar Meter eine neue Aussicht. Inner schön, nie hässlich. Wieder oben, tun sich unendlich viele Möglichkeiten auf.



Ich fahre nicht irgendwo hin. Ich fahre, und entlang des Weges eröffnen sich Bilder. Ich verfahre und vefranse mich, erwische unübersichtlich falsche Strecken und muss auch ab und zu umkehren, aber das macht nichts aus. Man sollte sich also rund um das Rennen Zeit lassen und das alles hier mitnehmen. Es stimmt alles.

Ausser meinem Rücken. Das Alter, nehme ich an.

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Dienstag, 6. Oktober 2015

Nicht nasse Selbstpelzwaschung

Man kann von Staggia Senese auch nach Siena raeln und kommt dabei an entzückenden Orten vorbei. Ich habe das letztes Jahr auch schon gemacht und weiss also, wovon ich spreche, wenn ich zum Auto rate.



Denn obwhl die ersten 20 Kilometer schön sind, sind die letzten 9 Kiloemeter durch die Randzonen der Stadt schrecklich. Es herrscht schlimmster Autoverkehr, und es geht dauernd bergauf und bergab. Bergauf wird man zum Stauanlass und bergab rechnet keiner damit, dass ein Radler so schnell ist. also genehmige ich mir den Luxus und fahre mit dem Auto. Generell ist Siena durch die Lage einfach nicht radtauglich, das muss man leider zugeben.



Es ist touristisch gar nicht so schlimm. Viele ältere Amerikaer und Asiaten sind da, wenig Deutsche, man findet überall einen Platz. Die Saison ist erkennbar vorbei, und ich mache meine üblichen Besorgungen ohne jede Störung. Krawatten für den Konzertverein, Mitbringsel, ein Buch, das ich vom Titel her zwar kannte, aber nie sonderlich attraktiv fand, bis ich es in einer Buchhandlung im Schaufenster sah. Ob ich einer der Eroici sei, werde ich gefragt und wie schlimm es denn gewesen sei. Sehr schlimm, sage ich und reibe meinen Rücken. Aber es war auch eine Gaudi in der schönsten Lanschaft der Welt.



Ich gehe zweimal essen. Der Körper will mehr und mehr und das kommt davon. wenn man an den Raststellen während der Fahrt zu schnell wieder aufbricht. Dahein esse ich ziemlich viel Salz pur und habe geriebenen Parmesan neben mir. Die Beine wollen noch, morgen wird wieder geradelt, aber manchmal muss man auch etwas für die Fettschicht tun. Es gibt da eine ganz unscheinbare Pizzeria am Markustor, die ünnen Brotteig mit Spinat uind Käse backen. Das nehme ich mit, setze mich auf einen Blumenkübel und schaue zu, wie es finster wird.



Es geht mir gar nicht so schlecht, alles in allem. Morgen dann wieder Rad, versprochen. Keine Zeit für Schwäche. Nein, nicht ans Meer. Das ist nur Wasser, ich will Hügel. Abhärtung. Landschaft. Kultur

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Montag, 5. Oktober 2015

Au

Kein Muskelkater.

Keine Erkältung.

Keine gebrochenen Knpchen.

Der grosse Regen des gestrigen Tages ist Geschichte, draussen scheint wieder die Sonna auf die Toskana herab.



Trotzdem bleibt eine Art Andenken: Der Sattel des Rennrads ist aus Leder und, wie das restliche Raf, gute 40 Jahre alt. Leder ist ein Naturmaterial und verändert sich unter Feuchtigkeit. Nach dem Regen gestern hat sich der Sattel einseitig verzogen, so dass ich rechts tiefer als links sass. Ziemlich lange, ziemlich weit, und in dieser Fehlhaltung habe ich auch ziemkich viel belastet, Mir schräger Wirbelsäule über den Schotter - das tut weh. Salbe habe ich dabei, die hilft etwas. Aber es fühlt sich oberhalb des Schinkens ziemlich geräuchert an.



Dann doch lieber ein Tag Putzen und Säubern und Fetten, Fetten und nochmal Fetten. Ich habe zum Glück alles dabei, aber dass es so schlimm werden könnte, hätte ich doch nicht gedacht. Das nächste Mal nehme ich also einen Sattel mit Plastikunterlage mit. Man sitzt eh drauf, keiner sieht das, und wenn es wieder nass werden sollte, bleibt er in Form. Wer kommt überhaupt aof die Idee, mit so einem Rad--- egal, wir hatten das Lamento schon.



Es ist übrigens wirklich, wirklich schön hier. Herbst für Italien, Spätsomer für Deutschland. Nach dem Fetten des Rades kleide ich die Speiseröhre mit Pizza aus.

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