: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 22. April 2016

Ich habe mich etwas geirrt

Es ist aber leider wohl tatsächlich so, dass es momentan ein, sagen wir mal, Leak gibt. Es gibt normalerweise zwei Bekanntenkreise, der eine online und der andere offline, und dazwischen wenig Berührungspunkte. Wo ich lebe, spielt digitales Dasein keine grosse Rolle.

Aber nachdem ich das schon etwas länger mache, ist die Trennung nicht perfekt, und ich wüsste auch nicht, warum es so sein sollte: Nach meinem Empfinden sind die Leute im Netz auch nicht anders als daheim, und in beiden Fällen muss man halt genauer schauen, dann wird das schon. Ich verdanke dem Netz Einblicke und Bekanntschaften, die mich bereichert haben, und die sonst undenkbar gewesen wären.

Aber wie alles ist so etwas nicht ohne Fehler und Kosten. Schon beim Blogs-Buch gab es welche, die später im Umfeld von Mario Sixtus arbeiteten und dabei dafür sorgten, dass ich das Thema "Privacy" neu überdachte. Einige Erfahrungen haben mich selektiver werden lassen, keine Frage. Und auch kein grosses Problem. Es ist normal, dass -Leute sich ändern. Man muss wohl auch damit leben, dass Leute einen ganz dringend um Hilfe bitten und danach ausrichten, wie sie nur können - alles schon erlebt. Freiheit von Dauerproblemen privater Natur jedoch ist mitunter mehr wert als nie zurückgezahlte Forderungen. Ich komme damit schon klar. Und die Zeit führt einen aus derartigen Erlebnissen doch recht schnell und angenehm weg.

Wie ich aber in den letzten Monaten auch erkennen musste, schützt einen die Erfahrung aber nur begrenzt vor langfristigen Entwicklungen, wie etwa der Asylkrise. Die massenhafte Migration vom Personen, die überwiegend nicht aus politischen Motiven nach Deutschland kamen, war ein enormer Fehler der deutschen Politik - das ist meine Überzeugung, weil ich selbst vor Ort war und gesehen habe, was passiert. Nichts gegen Syrer, aber wenn 70% der Leute ohne Pass kommen und Nordafrika in Bewegung gerät, dann muss man eben auch mal darüber reden, in was für einem Staat wir leben, und was uns - siehe Köln -.drohen kann. Ich habe selten traumatisierte Opfer erlebt, und erhebich öfters unzufriedene junge Männer, die enorme Forderungen stellten, jede Menge schlechte Laune haben und Erwartugen, die nicht zu erfüllen sind, egal wie schön andere Medien die Lage schreiben. Wir haben keine Menschen geschenkt bekommen. Wir stehen vor der schwierigen Frage, wie man humanitär helfen kann und gleichzeitig die Entstehung einer brandgefährlichen Unterschicht verhindert.

Jetzt ist es halt so, dass wir im Bund 94 Milliarden bis 2020 für ungesteuerte Massenmigration ausgeben und die Leute, die in Kenia, Libanon oder Südafrika festsitzen, klar sagen: Pech gehabt. Ob unsere Migraanten hier wirklich ankommen wollen? Ich kenne Lager, wo nach anderthalb Jahren Deutschunterricht niemand Deutsch kann. Warum auch, das Geld kommt auch so, und der Anwalt und der Übersetzer auch. Das ist Teil der Realität hier bei uns am Boden, und nein, dass es kracht und knirscht, liegt nicht an den Deutschen. Es kamen Leute aus problematischen Regionen, und man baut im Gegensatz zu echten Einanderungsstaaten hier leider nicht den nötigen Druck auf, sie an unsere Regeln zu zwingen.

Man muss diese Einschätzung nicht teilen. Sie hat zu Entfremdungen geführt - sei's drum. Jeder, der bei dem Thema arbeitet und eine Meinung hatte, die nicht "Refugee welcome" war, hat teilweise nicht schöne Erfahrungen machen müssen. Das Thema spaltet. Aber meine Aufgabe als Journalist ist nicht, meinen Freunden nach dem Mund zu reden. Ich muss auch nicht jede abseitige Berliner Meinung gut finden, die rassistisch und sexistisch wie eine Nazikammeradschaft ist und sich hinter dem Umstand versteckt, dass sie weiblich und polnischer oder kurdischer Herkunft ist. Natürlch macht man sich damit nicht unbedingt Freunde, und da kann es auch krachen.

Thing is, dass es halt nicht nur gekracht hat, sondern die weiterführenden Resultate in Richtung Leck gehen. Es ist nicht so, dass aktuell jede Information über mich die Runde machen kann, aber der Rücklauf zu mir ist beträchtlich, und die Indiskretion in Bezug auf mich ist der Preis, der in Berlin für den Zugang zur Homogenität linker Kreise gern bezahlt wird. Es geschieht durch Leute, die halbwegs wissen, wie man meine Person bis ca. 2014 recht gut mit Don Alphonso zusammen bringt. Dass vieles lückenhaft bleiben muss, dass vieles die Runde macht, was der atuellen Lage widerspricht, verdanke ich eigentlich nur ein paar Zufällen. Es ist nicht wirklich erbaulich. Ich hätte gern auf die Erfahrung verzichtet und habe einiges falsch eingeschätzt. Leute verändern sich auch. Ich kann ihnen nicht in den Kopf schauen und lege auch keinen Wert darauf. Ich mein, ich hatte schon Typen, die erst unbedint mit mir zusammen arbeiten wollten und dann mit dem anwalt kamen - so schlimm ist es diesmal nicht.

Aber an dem Punkt, dass ich mich deutlich geirtt habe, komme ich nicht vorbei, und deshalb steht hier gerade nichts aktuell Persönliches. Und wenn, dann vielleicht später nachgetragen, damit es nicht ausgeschlachtet werden kann. Ich möchte momentan einfach kein grosses Thema sein, so als Privatmensch, und mein Glück ungestört geniessen, das jeder erkennen kann, der privat mit mir zu tun hat. Bitte da um Nachsicht. Es wird wieder anders, nur momentan möchte ich einfach etwas mehr Privatheit.

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Donnerstag, 7. April 2016

Toskana im Herzen

Es ist herrlich, hier das gute Leben zu haben, und fern der allgemeinen Nachrichten zu sein - die Panama Papers spielen in Itlien übrigens kaum eine Rolle. Es ist sagenhaft leer, und wo sich sonst Busladungen drängen, kann man stundenlang andächtig verweilen.



Andere würden vielleicht ergriffen sein und dem Schöpfer danken, aber ich bin Atheist und obendrein noch von der fiesen Sorte, und mache mir ernsthafte Gedanken über das Leben und warum es hier so ist und woanders die Schlengenbrut der Unzufriedenen, der Leistungsfernen und Ungebildeten gezüchtet wird. Ein paar Legionen römischer Geniesser täten den ungewaschenen Barbaren im Sumpf ganz gut, dann würden sie weniger jammen, finde ich, und noch mehr - kurz, ich lasse die Gedanken wie ein blaues Band schweifen und wie eine Peitsche niedersausen.

Bevor es dann gleich weiter geht zu neuen Schönheiten. Es war alles etwas hektisch, aber schön, und heute ist mal Ruhetag - da kann ich auch mal wieder etwas arbeiten.

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Mittwoch, 6. April 2016

Massa

Ich war zwischenzeitlich in Massa. Zwischen jetzt und dem Weihnachtsurlaub Mitte der 90er Jahre. Irgendwann war ich einen Tag hier, vermutlich, als ich bei der FAZ angefangen habe, auf dem Weg nach Rom. So muss es gewesen sein. Aber damals ging alles so schnell, diese Tage eilten dahin, und man kann Massa gar nicht oft genug anschauen.



Stehen bleiben. Verweilen. Selbst wenn es so hell ist, dass man die Madonna aus dem Umkreis von Duccio aus ihrem Grab zwischen zwei Glasplatten kaum erkennen mag. Alles ist golden und erleuchtet an diesem Tag. So hell. So klar. Da tritt sogar der Glanz des Edelmetalls zurück.



Man könnte hier einen ganzen Tag schauen und betrachten, oder auch zwei Tage, drei - Schätze sind genug versteckt. Menschen sind kaum da, sie sitzen draussen auf den Stufen, langweilen sich und kennen das alles schon. Fremde sind kaum hier. Das Land ist gerade nicht touristisch, es ist vergessen, leer, normal und deshalb schön. Ich bin allein. Die gelehrten Busladungen mit den Führern werden später etwas über Hauptwerke der Hochgotik erfahren.



Und vermutlich vorbeistolpern an allem, was damals noch nicht die Kunde der Lorenzettis, Giottos oder gar Francescas verstanden hat. Provinzielle Kunst an einem Ort, der damals langsam, aber beständig herabgesunken ist. Denn die Maremma ersumpfte und wurde gefährlich.



Das war eigentlich ein Glück, denn ein Ort ohne Geld kann es sich nicht leisten, seine frühere Grösse neuen Geschmäckern anzupassen. Deshalb ist hier vieles sehr rein und immer noch echt, statt nur rekonstruiert. Die Malaria in der Maremma hat die Menschen umgebracht und die Kultur erhalten. Der eine Schädling mit dem Stechwerkzeug hat den anderen mit der Spitzhacke in Zaum gehalten.



Dann streife ich noch etwas durch die Gassen und kaufe ein. Es wird noch lang dauern, bis ich die Geschenke dann übergeben kann, aber es gefällt mir hier, man ist nett und im Auto, das nicht meines ist, ist viel Platz.



Diesmal hatte ich mehr Zeit, diesmal werde ich mich erinnern, wenn ich wieder hier sein sollte.

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Dienstag, 5. April 2016

La Rocca

Es geht steil bergauf.



Es ist her so wenig Platz, dass die Loggia über der Erde schwebt.



Aber gegenüber ist genug Platz für ein gutes Restaurant.



Man muss nicht weg. Hinter der Palme ist ein Haus mit Wohnungen, die man mieten könnte. "La Rocca".



Gründe dafür gäbe es viele und dieser Garten gehört fraglos dazu.



Suvereto heisst der Ort. Für jemanden, der das Meer auch aus der Ferne geniessen kann, ein guter Platz. Etwas von der Zeit vergessen. Wenig Gegenwart. Die Telefonnummer der Wohnungen habe ich notiert, vielleicht brauche ich die einmal, wenn es mir woanders zu viel wird.



Der Ort hat alles, was man zum Leben braucht und auch etwas mehr. Das mag ich. Da könnte ich bleiben.

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Montag, 4. April 2016

Elba

Das ist die Meerenge, die nicht ausgereicht hat, um Napoleon auf der anderen Seite zu halten. Und das ist die Insel, auf die mich jemand eingeladen hat, aber leider konnte ich da gerade nicht. Irgendwann würden wir uns schon woanders in Italien treffen. wir sind ja ohnehin dauernd dort.



Dort drüben ging es ihm gut, sehr gut. Da war er glücklich und ganz anders, als man ihn so kennen konnte. Ich habe deshalb lange überlegt, ob ich dort auch hinüber möchte. Stand auf dem Vorsprung, schaute den Schiffen zu, betrachtete die Fährenpreise, habe mich dann anders entschieden.

Manches soll einfach nicht sein und wird auch nicht mehr. Es geht weiter, aber anders, so weit es eben geht. Was war, ist vorbei. und was kommt, kann niemand sagen. Wichtig ist nur, dass es einem gut geht, und das tut es. Es könnte anders sein, aber besser geht es nicht, auch wenn es vielleicht nicht perfekt sein mag. Das Grübeln, es wird ohnehin nachlassen. Ich bin hier ohne Begrenzung. Schon jetzt ist das Hotel länger als geplant gebucht. Ich weiss nicht, was kommt, und wil es auch nicht wissen.

So einfach, eigentlich.

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Sonntag, 3. April 2016

Die Hölle des Sommers

Das ist der Badeort San Vincenzo ohne Bade, nur als Ort, wenn man nicht den Ort anschaut, sondern das, was da sonst noch so zu finden ist:



Ein weitgehend menschenleerer Strand und im Süden am Horizont die Insel Elba. Im sommer bekommt man hier keinen Platz und jetzt auch kaum, aus dem einfachen Grund, weil alle Hotels noch geschlossen sind. Eines der wenigen, die schon auf haben, ist nun meine Heimat, für 40 euro pro Nacht. 180 werden es dann ab Pfingsten sein, aber im Moment will hier keiner sein. Schade. Es ist schön. zu kakt zum baden, aber ansonsten ist es perfekt. Ich tausche gern Baden gegen Nichtbadegäste.

Frühling. Mehr Meer, weniger Menschen, die die anderen sind, und die Hölle, und woanders.

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Sonntag, 3. April 2016

135mm

Als ich mir meine erste Olympus Pen kaufte, habe ich den Bildstabilisisator im Baptisterium vom Parma kennen und schätzen gerlernt. Der sitzt am Sensor und erlaubt es, auch in finsteren Löchern gute Bilder zu machen.



Wenn, ja wenn man entweder nah am Objekt ist, oder weitwinklig ablichtet. 84mm Tele mit Standardobjektiv ist aber in so einem hohen Gebäude gar nichts, wenn man sich für die praktisch nicht erkennbaren Details in 15 Meter Höhe interessiert. Da reicht das Licht nicht aus, und mit Blende 5,6 und der mickrigen Brennweite wird das alles nur trister, verwacckelter Farbmatsch.



Jetzt bin ich aber zurück und habe eine Pen E-P2 dabei. Mit neuer Firmware. Einem Konverter für Pentax-K-Objeltive. Und einem 20 Euro teuren, alten Makinon-135mm Objektiv mit Blende 2,8. Das macht, umgerechnt auf die Pen, 270 mm Tele. und im Bapristerium ist das Photographieren weiterhin erlaubt.



Wahrscheinlich denken sie dort, dass man ohne das verbotene Stativ da drin verloren ist, aber, wie man sieht: Es geht blendend, wenn die Ausrüstung stimmt.







Da sind zum Beispiel romanische Plastiken in der obersten Arkade. Zum ersten Mal sehe ich jetzt, was man da sehen könnte. Es ist finster. Es ist nicht ganz leicht, bei 1/6 eine ausreichend ruhige Hand zu haben. Aber es reicht aus. Gerade so eben so wird das Undenkbare möglich.



Und dann wird alles ganz einfach. Draussen ist es zudem bewölkt, das macht das Licht gleichmässig, und drinnen schiese ich die Kapitelle daher, wie es mir gefällt.

Ich kann die Kombination von einer alten, heute billigen Pen E-P2 oder E-P3, einem VF-2 Sucher, einem günstigen, alten manuellen 135mm und einem 50mm Pentax-M-Objektiv wirklich empfehlen. Da gehen dann Dinge, an denen man mit erheblich moderneren Systemkameras und Standardobjektiven immer noch schietert. Die Lumix-G-Modelle haben den Stabilisator ja leider im Objektiv - da geht so etwas nicht. Also fahre ich mit zwei Systemen über Sabbioneta und Parma ans Meer.

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Samstag, 2. April 2016

Brixen

So also ergab es sich, dass der junge Herr wie immer sehr spät aufzubechen sich bemüssigt fühlte, und froh sein konnte, nur bis Brixen durch Eis und Schnee zu fahtren. Brixen ist recht nah, aber schon in gewisser Weise Italien. Und dann, wenn man das richtige Hotel hat, auch wieder sehr deutsch.



Der ganze spröde Charme der k.u.k.-Monarchie ist erst dann wirklich schön, wenn auf dem Domvorplatz unerwarteterweise das Rahmenprogramm des grössten Kinderskirennens stattfindet. Ein Vorgeschmack auf Apresski in Kitzbühl. Dazu Kinder. Rahmenprogramm. Das Hotel ist glücklicherweise so weit entfernt, dass nur wenig Lärm durch die alten Flügelfenster dringt.



Die Natur ist übrigens kaum weiter als in Deutschland, und meine Lunge quittiert das mit leichtem Japsen. Die Cafes sind voll, Südtirol geht es weiterhin bestens, und oben an der Grenze war auch noch nichts von neuen Befestigungen zu sehen. Überhaupz. Brixen sieht immer noch aus wie in jenen Tagen, da ich oberhalb meinen Heuschnupfen kurierte. Ein pittoreskes Museum der 60er Jahre - kein Wunder, dass die heile Welt wieder Konkunktur hat. Wobei, was heisst schon heil?



Aber am Ende gibt es einfach welche, die solche Szenen im Hotelflur schätzen, und es kann auch nicht jeder Club Med und Aida machen. Es passt schon so, wie es ist. Und es kam auch keiner und hat mich abgerübt - jene, die es gern täten, sind zurückgeblieben, jenseits der Berge. Da sind sie gut aufgehoben.

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