: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 14. Mai 2017

Zum Muttertag

eine kleine, liebevoll bebilderte Geschichte über das Ende des Patriarchats in Italien, nur ein paar Kilometer von meinem aktuellen Wohnort entfernt.



So schön kann Niedergang sein-

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Freitag, 12. Mai 2017

Wieder etwas gelernt

Wer am Sonntag zwei Stunden in relativer Kälte durchgeschwitzt draussen wartet, sollte nicht glauben, dass die Husterei eine allergische Reaktion auf den Pfefferpecorino am Dienstag ist, und daraus schlussfolgern, dass exzessives Rennradfahren sicher hilft, dieses Problem im frischen Fahrtwind zu lindern. Weshalb nun das Rad in der Wohnung steht, und das Auto in der Tiefgarage an der Porta San Marco zu Siena. Ausruhen kann man bekanntlich, wenn man tot ist, mit Pest und Cholera kann man immer noch röchelnd kulturelle Dinge unternehmen. Und Siena ist jetzt nicht so weit weg.









Normalerweise ist es im Palazzo Publico so gut wie unmöglich, sich die Fresken Lorenzettis von der guten und schlechten Regierung allein anzuschauen, aber ich hatte Glück, und 2 Klassen Italiener und eine Busladung Deutscher meinten, dort gleichzeitig eindringen zu müssen. Ich konnte also draussen histen warten und letzte Blicke auf die Maesta von Simone Martini werfen, die gerade eingerüstet und vermutlich für längere Zeit hinter Vorhängen verschwinden wird. Dann tobten die Gruppen hinaus, und ich hatte erst mal meine Ruhe.

Aber es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich italienische Kinder überall mit ihren Handies draufhalten, und zwar alle, während aus deutschen Gruppen heraus höchstens diskret verborgene Aufnahmen gemacht werden, die eigentlich verboten sind. Naja, ich bin Presse und in der Hinsicht sowieso überirdisch.

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Donnerstag, 11. Mai 2017

Sturzfrei

Das sind alles erwachsene Männer.

Eigentlich brauchen sie keinen Aufpasser und keinen Anstandswauwau, der dauernd Anweisungen gibt.

Und als ich angefangen habe, wusste ich auch nicht, was kommt.

Obendrein geht es hier, was die Fahrer angeht, recht zivilisiert zu. Ein paar Stürze habe ich gesehen, aber es war nie schlimm. Was halt so passiert, auf Schotter. Eigentlich kann man eh nichts tun, am Lenker sind sie immer selbst.



Kurz nach dieser Stelle, 14 Kilometer vor Buonconvento, kommt aber eine Abfahrt, die sehr unübersichtlich ist. Mal Asphalt, mal Strade Bianche, Asphalt mit Löchern und unübersichtliche Kurven, ganz unten dann Schotter mit Rüttelpiste. Es ist machbar, aber gefährlich. Eine Abfahrt, die noch einmal alle Konzentration erfordert, und die man keine Sekunde unterschätzen darf. Und als ich unten war, war ich froh, oben deutlich gewarnt zu haben: Da lag nämlich einer übel verletzt am Strassenrand. Andere kümmerten sich schon, der Sanka war unterwegs, man kann da nur weiter und sich so seine Gedanken machen. Es ist keine Kostümausfahrt, es kann gefährlich werden, und lieber mache ich mich 10 mal lächerlich, als dass mir wer ahnungslos aus der Kurve fliegt. Ich bin da übrigens kein Vorbild, ich fahre durchaus schnell, aber ich habe Übung, und kenne die Strecke inzwischen im Traum. Es sieht bei mir nur schnell aus, in Wirklichkeit weiss ich nur, wo ich bremsen muss und wo ich es laufen lassen kann.

Und dass man sich hier nie denken darf, man sei jetzt unten angekommen und alles werde schon gut. Die übelsten Rippen sind oft am Übergang zum Flachstück. Vorbei ist das hier immer erst, wenn es wirklich vorbei ist.



So gesehen lernt man doch jedes Mal dazu. Um anzukpmmen, darf man nicht auf der Strecke bleiben. Das klingt banal, ist es aber nicht. Die Ausfallquote ist, insgesamt betrachtet, gering. die Gründe sind vielfältig, aber den Grund "schwerer Sturz" vermieden zu haben, ist nach all den bisherigen Kilometern

75+145+102+145+102+47+70+75

schon ganz angenehm. Zusammen mit all den Trainingskilometern. Ich liebe Italien, aber ich will hier in kein Krankenhaus.

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Mittwoch, 10. Mai 2017

Mechanische Irrtümer

Ich war diesmal übrigens mehr oder weniger für 5 der 7 eingesetzten Teamräder verantwortlich - wir hatten

Das Centurion von Mark793
Das Lutz von Don Ferrando
Ein Chesini Arena und ein Cilo Swiss in Rosa - "das Schwein"- für die beiden Mitstreiter von Team Nord
Und mein eigenes Wohlhauser, zu dem ich viel erklären musste.

Und beim Cilo zeigte sich, dass die hintere Bremse wohl kaum halten würde - irgendwie war da etwas mit der Befestigungsmutter unsauber, das Gewinde falsch eingedrfeht, was auch immer - jedenfalls, mit nur einer Bremse fährt es sich hier schlecht.

Zum Glück gab es den Teilemarkt mit haufenweise sehr teurem Zeug aus Italien, das sich abder doch recht gut verkaufte. Das Geld ist in dieser Szene offensichtlich da.













Es ist nicht ganz so leicht, in diesem Kontext ein 0815-Teil zu finden, das dann auch noch passt. Bei einem Franzosen fand ich dann allerdings eine komplette Dura-Ace-Bremse der ersten Generation, die zufällig

- die richtigen, alternativen Distanzscheiben mit der richtugen Rundung und
- einen nicht horrenden Preis hatten.



Hat man das Teil, ist das Problem in weniger als 10 Minuten gelöst. Trotzdem stellt sich die Frage, ob eine etwas grössere und bessere Logistik in Zukunft nicht hinfreich wäre, mit Ersatzteilen und allem, was man so brauchen kann. Das Rennen selbst war dann übrigens von 3 Plattfüssen abgesehen völlig problemlos und defektfrei.

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Dienstag, 9. Mai 2017

Chulz

Nach der Bankenkrise in meiner Region Siena sind die Zeiten vorbei, da die Monte Paschi von der Kirchenrestaurierung über das Radrennen bis zur Biotechbranche alles mit Geld überschütten konnte. Sponsoren holt man sich besser aus dem Ausland, und wenn das nicht geht, zerfällt eben etwas. Ich hebe aus Solidarit immer bei der Monte Paschi ab, aber das reicht natürlich nicht, die Probleme der Bank und der auf Zuwendungen angewiesenen Region auch nur ansatzweise zu beheben. Man muss es leider sagen, wie es ist: Die Stadt und die Region haben sich der Bank ausgeliefert, keine Alternativen gesucht, und leiden jetzt. Auch wenn es auf den ersten Blick wie immer aussieht.



Man muss schon genauer hinschauen. Was ich zum Beispiel in Italien bislang noch nie gesehen habe, waren offene Aktionen der Casa Pound. Rechtsradikale Fussballanhänger, Lega Nord, der Teil der M5S, die ausgesprochen migrationsfeindlich sind, die trifft man hier, bei der M5S-Agitation ist das ein zentrales Thema, das wohl auch zieht. Casa Pound - vielleicht vergleichbar in der popkulturellen Ausrichtung mit der identitären Bewegung, politisch aber knallhart der "Faschismus des 3. Jahrtausends", wie sie sich selbst bezeichnen - hatte in Bozen, Rom und im Latium eine gewisse, mehr als irrelevante Zahl an Anhängern und Wählern. In Bozen bin ich zu selten, in Rom gehen sie etwas unter - aber in Siena treten sie inzwischen auch auf. So stark, dass ihre Propaganda auch in den kleinsten Nestern hängt.

Interessanterweise haben sie auch eine starke, soziale Ausrichtung - das hört sicher niemand gerne, aber sie haben, wie die deutsche Antifa und die Bundesregierung mit der Mietpreisbremse, das Thema bezahlbarer Wohnraum entdeckt. Der solidarische Gedanke der Nation steht klar im Mittelpunkt der Vorstellungen, weshalb sie auch soziale Dienste und Umweltschutz propagieren. Solidarita ist eine ihrer fünf Kernthesen.



Sogar die Nazis bieten das jetzt an. Sie berufen sich zwar auf Marinetti, aber wenn es um die Massen geht, werden sie plötzlich nicht mehr elitär, sondern solidarisch. Und beim Betrachten des Plakats habe ich mich gefragt, ob es denn irgendeine Partei gibt, die noch offen unsolidarisch ist. Das Gemeinsame, das Solidarische haben doch alle irgendwie auf der Tagesordnung. Alle verprechen breite soziale Wohltaten, der Chulz ein paar mehr als andere, aber im Prinzip das Gleiche. Nur an die Drosselung der Exportüberschüsse durch höhere Kosten, sprich Löhne, was Italien vielleicht helfen würde und in Europa auch - da will man nicht ran. Da redet man lieber über Steuersenkungen. Irgendwas halt, Hauptsache solidarisch.

Und da frage ich mich halt, ob es wirklich etwas bringt, mehr Wohltaten zu versprechen, die wenig glaubwürdig sind. Sicher, Schulz ist ein anderes Gesicht, steht aber - zumindest in meinen Augen - für einen elitären Politklüngel, und Solidarität ist als Begriff ebenso kaputtgeredet wie Nazi oder Bereicherung. In Italien zieht es vielleicht noch eher, weil hier wirklich noch Strukturen zerbrechen, die in Deutschland schon lange verschwunden sind. Aber bei uns übersetzt man das eher mit "irgendwas Unsicheres mit Verteilung, abhängig von Koalition und Kassenstand". Vor allem: Staat. Und weniger Gefühl. Das können Medien eine Weile überdecken. aber nicht in der Wahlkabine.

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Montag, 8. Mai 2017

Alt, weiss, beständig.

Zweifellos ist der weisse, mittelalte, heterosexuelle Mann zu ausgesprochen unerfreulichen Taten fähig. Nehmen wir mal ein anderes Beispiel als Trump: Als Walter Butler, einer der Verschwörer bei der Ermordung Wallensteins, bei einem Gefecht des 30-jährigen Krieges starb, grub man an seinem Todesort die Bleirohre aus, die zur Wasserversorgung des Krankenhauses dienten, und fertigte daraus seinen Bleisarg. Das galt als richtig und angemessen, auch wenn die Lebenden im Spital, derer es damals viele gab, kein frisches Wasser mehr bekamen und vermutlich deutlich häufiger starben. Das muss man erst einmal schaffen: Für einen Kadaver eines Mörders Kranken die Wasserversorgung abdrehen.

Die Geschichte ist voll mit schlechten Taten solcher mittelalter, weisser, heterosexueller Männer, aber letzthin war ein ungeschöntes Photo einer mittelbekannten Frau im Internet, die gern über solche Männer herzieht. Und ich muss ganz ehrlich und genauso am willkürlichen Einzelbeispiel wie deren Ideologie sagen: Wenn junge, männerhassende Frauen mit Migrationshintergrund so aussehen, ohne dass die Redaktion den Schleier des Photoshops gnädig über die Realität legen - dann ist es überhaupt nicht schlimm, ein alter, weisser Mann zu sein.



Gut, das war jetzt nicht freundlich, aber auch das Chiffre “alt und weiss und männlich” steht gerade für gutaussehend und adrett, sondern für den hässlichen Verfall einer alten Ordnung, und in den letzten 2, 3 Jahren galt es als schick, sich mehr oder weniger junge Autorinnen zu kaufen, die diesen Befund auch in aller unschönen Breite und mit vielen historischen Bezügen und Pseudoevidenzien ausbreiteten. Mag der IS Schwule von Gebäuden werfen, mag man im Iran Frauen ins Gefängnis stecken, weil sie Sportveranstaltungen besuchen und bei den Saudis Anhänger anderer muslimischer Richtungen töten: Näher ist uns immer noch die (sehr späte) Aufhebung der fraglos höchst unfairen Urteile gegen Homosexuelle bei uns, die Erinnerung an die erste Frau, die gegen den Willen der Veranstalter beim Boston Marathon mitgelaufen ist, oder eben unsere eigenen christlich-blutigen Glaubenskriege, siehe oben. Nichts auf dieser Welt kann geschehen, ohne das zeigen ließe: Der alte, weisse Mann hat früher oft genauso schändlich gehandelt. Speziell, wenn er deutsch war.

So gesehen ist der alte, weisse, heterosexuelle Mann eine sehr angenehme Konstruktion sehr unangenehmer Eigenschaften, ideal geeignet für den tobenden Kulturkampf, in dem die sehr alten, weissen Toten Hosen auch mit linker Gewaltverherrlichung und Verachtung herkömmlicher Medien als deutsches Kulturgut gelten (“es war so schnell / wie alles begann / ein fliegender Stein / als Kampfsignal / auf einmal war die Hölle los / ein Wechselbad zwischen Angriff und Flucht / und aus dem Radio / kommt ein Liebeslied“) - und dem deutlich jüngerem, nicht weissen Xavier Naidoo die öffentlich-rechtliche Unterstützung abgedreht wird. Bei der Gelegenheit darf dann auch ein Staatskomiker “Hurensöhne” sagen, und niemand beschwert sich bei der Linken wegen der implizierten Diskriminierung von Sexarbeiterinnen. Man braucht eben Feindbilder, da kann man keine Rücksicht nehmen, selbst wenn es dabei diejenigen erwischt, die man angeblich gegen den Rassismus und Sexismus alter, weisser Männer verteidigen will.



Die Sache ist nur, und das fällt mir momentan besonders auf, weil ich hier in Italien gerade mit dem Rad eines alten, weissen und sehr netten Mannes fahre: Man kann sich das nicht aussuchen. Das biologische Geschlecht lässt sich nur mit grössten Mühen und auch dann nur unvollständig ändern. Gewisse Aspekte des Geschlechtsdimorphismus lassen sich nicht einfach ausschalten, und dass gerade die härtesten Kämpferinnen für Gleichstellung typisch weiblich-hinterhältiges Verhalten an den Tag legen, lässt die Unveränderbarkeit für mich gar nicht so schlecht erscheinen: Bei Twitter lobt, während ich dies schreibe, ausgerechnet eine andere diffamierende Feministin der ARD eine anderen Fraudie einem politischen Gegner das Kind abgenommen sehen möchte - bei der Veranstaltung mit dem Titel “Loveoutloud”. Da treffen sich vor allem junge Leute, auch wenn die Veranstalter inzwischen schon in Richtung Restlaufzeit gehen, wie wir alten, weissen Männer selbstironisch sagen. Auch das Alter kann man sich nicht heraussuchen, und es ist bei uns noch nicht üblich, es mit Photoshop zu kaschieren, selbst wenn wir mit 45 wie andere mit 105 aussehen würden.

Das Rad, auf dem ich fahre, ja, also, das ist so: Alte; weisse Männer werden schnell wieder jung und infantil, wenn man ihnen Spielzeug anbietet, und so, wie Netzfeministinnen gefühlt 30% des deutschen Photoshopdienstleistungsgewerbes für Fazial- und Figurbereinigung bei kargem Lohn und trocken Brot erhalten, sorgen wir dafür, dass ebenso alternde Rennradidole reich werden, indem sie Räder bauen, die ihren Namen tragen. Das ist viel angenehmer als Fettabsaugung und Botox, denn alte, weisse Männer gehen nicht so gern zum Arzt. Besonders gern kauft unsereins das, wenn es gilt, sich für besondere, oder auch nur eingebildet besondere Leistungen zu belohnen, und so kam ich mit Fabio in Kontakt. Fabio ist Italiener und hat einerseits ein Battaglin und andererseits das, was unsereins verkürzt als “Rücken” bezeichnet - eine dem Alter und der Abnutzung geschuldete Beschädigung des Rückgrats, die es verhindert, sich tief gebückt über dem Rennlenker durch Italien zu bewegen.



In reicheren Ländern verkaufen die Männer dann ihre Sportautos, deren Federung die Bandscheiben platt quetscht, hier in Italien müssen die Bici da Corsa den Stadträdern weichen, und aus langen Touren über weiblich geformte Hügel werden dann kurze Fahrten zum Wochenmarkt oder zum Cafe. Deshalb hat Fabio einen guten neuen Besitzer für das Rad gesucht, das nun schon Jahre in der Garage hing, und in mit gefunden. Fraglos wird auch in nicht allzu ferner Zukunft der Moment kommen, da ich einen neuen Besitzer für das Rad suchen muss, aber noch fahre ich damit von Staggia nach Monteriggione, über Abbadia Isola und die Via Francingena hinauf in die Oberstadt von Colle val di Elsa, und von dort aus nach San Gimignano. Solange man nach 62km bei 27 Grad in der Sonne nur people of healthy colour und erschöpft, aber nicht am Ende ist, ist es gut.

Aller Gebrechen und Erkrankungen zum Trotz ist der Wechsel vom Ungestüm der Jugend hin zur Bedächtigkeit des Alters - siehe die inzwischen in Talkshows zum Nationaldenkmal abgesunkenen Toten Hosen - etwas, das den Umgang mit unsereins wirklich unangenehm macht. Die Restlaufzeit ist lang und wird bei Frauen kürzer, und bis zum endgültigen Freimachen des Platzes dauert es, sofern es den Angreifenden nicht gelingt, einen Mann anderweitig zur Strecke zu bringen. Alte, weisse Männer sind zäh und oft genug, wenn sie vorne sind, die gehärtete Auslese ihrer Zeit: Und vor allem sind sie gerissen genug, den Zeitpunkt zu kennen, zu dem sie besser anhalten und Jüngere ins Verderben gehen lassen. Speziell in meinem Bereich ist es so, dass sich die alten, weissen Männer hervorragend halten, und wenn doch mal einer gehen muss, wird seine Stelle nicht einer Feministin gegeben, sondern lediglich eingespart, und mit einem Bruchteil eine junge, wütende, multidiskriminierte Quotenmigrationsfeministin mit labilen Ausbrüchen frei angestellt: Man hält sich so ein Personal heute, bei bento, bei Ze.tt, bei jetzt.de, und ideal ist es natürlich, wenn man alle moralisch gewünschte Quotenandersartigkeit mit einer einzigen Überweisung ohne Arbeitgeberanteil bezahlen kann.



Nicht ganz von ungefähr ähnelt das übrigens unserem Anfangsbeispiel, bei dem man zwar einen Mann einsargen konnte, aber viele andere Kranke dafür an der ausgegrabenen Wasserleitung verdursten mussten Daraus speist sich vermutlich die Annahme, mit dem weissen, alten Mann könnte man es ja machen, denn das Übel wüchse ständig frisch nach, wie auch Armut ständig neu entsteht, obwohl alle Parteien von sich behaupten, die würden sie energisch auf die ein oder andere Art bekämpfen. Besondere Verbitterung ist in unserer schnelllebigen Internetzeit ebenso erlaubt, denn sie verlangt minimale Zeitabstände zwischen Verdacht, Bestätigung, Urteil und Strafe: So einem Shitstorm geht nach drei, vier Tagen die Puste aus, aber alte, weisse Männer halten sicher länger als 30, 40 Jahre, wenn sie halbwegs fit bleiben, und sich nicht zu sehr aufregen. Ich mache das auch schon etwas länger, und den Einschlag von Kritik an meinen alten, weissen Thesen nehme ich mannhaft wie den Sonnenschein in der Toskana, selbst wenn ich um den erfrischenden Regen in Deutschland weiss. So ist das mit dem Alter. Wer auf den Blutdruck achtet, achtet auf Ruhe.

Und wer eine Partnerin hat, die die Vorzüge eines alten, weissen Mannes kennt, muss gar nicht darauf achten, sondern wird dezent, liebevoll und nachsichtig in die richtige Haltung geschubst. Nach Rückenleiden sind Frauenleiden der zweitwichtigste Grund für den Verkauf eines Rennrades. Frauenleiden, die zu viel Sorge um das Wohl des Gatten haben, und den Umstieg auf ein E-Bike fördern, so wie sie 20 Jahre davor schon die Abschaffung des italienischen Sportwagens zugunsten eines Grossraumfahrzeugs, mit dem man auch zu Ikea kam, durchgesetzt haben. Das ist gut für mich und meine Colnagosammlung, und Ernesto Colnago muss sich nicht fürchten, denn auch diese Männer wachsen nach und altern dann wieder. Es ist ein ewiger Kreislauf, so wie ich bei Lecchi immer an einer Schafweide vorbei komme und mich die immer gleichen Köter ankläffen: Wir kommen, wir sind da, anderen passt es nicht, aber irgendwann sind die heiser gebellt und vergehen sich aus Frust an wehrlosen Schafen, wie Arbeitslose mit Aussicht auf Alterarmut im Internet am Feindbild der alten, weissen Männer, die es zu überwinden gilt.



Manchmal treffen sie sich und halten Seminare, wie man das am besten macht, und manchmal treffen sich alte, weisse Männer und arbeiten daran, dass sie hart, zäh und beständig bleiben. Sie erklimmen alte Städte auf Bergen und werden beklatscht von noch älteren Männern, die im Cafe sitzen. Oder auch nicht. Wissen Sie, hier in Staggia Senese gibt es die bedächtigen Fabios, die ihr Battaglin verkaufen, auch einen sehr alten Herrn, der mit einem völlig heruntergewirtschafteten Colnago aus den frühen 70er Jahre zum Bäcker radelt und seinen Krückstock mit Stricken am Oberrohr festbindet. Er will nicht, dass man um die Tür aufhält. Das ist eine Aussage. Das ist Stärke und Wille. Da habe ich den Respekt und die Achtung, die mir vollkommen fehlen, wenn ich die neueste Hasskolumne gegen alte, weisse Männer gar nicht anklicke, sondern lieber Rad fahren gehe.

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Freitag, 3. März 2017

Wider die Abschreiberitis

Die meisten deutschen Beiträge über Milo Yiannopoulos werden von faulen Leuten verfasst, die lange Zeit überhaupt nicht wussten, wer der Mann ist und was er so treibt - seinen Twitteraccount haben die wenigsten noch erlebt, und es ist kein Zufall, dass sie mit keinem Wort auf die echten journalistischen Leistungen von Milo eingehen. Natürlich war Milo gefürchtet - aber nicht, weil er Kampagnen anführte, sondern weil er zuerst die Gründe dafür lieferte und sehr genau zeigte, wie es die Frontfrauen des Genderismus und ein Frontmann des Schwarzen Rassismus mit Wahrheit und Anstand hielten.

Aber wie es nun mal so ist, Bombendrohungen werden nur erwähnt, wenn es die richtige Seite trifft, Fake News wie die angebliche Rape Culture werden um die deutsche Oktoberfestlüge ergänzt, und meine doitschen Kolleg_Innen wissen, wie man googelt und mit dem richtigen Drall zusammenfasst, was die New York Times geschrieben hat. Wenn man zugeschaut hat, wie die Zeit und Spiegel Online amerikanische Rape Hoaxes a la Matress Girl 1 zu 1 übernommen haben und an die Sache ausgerechnet die hauseigenen Gendertröten heran gelassen haben, braucht man sich über nichts wundern. Journalismus ist gerade politisches Offroadfahren: Wenn man sich von Breitbart imd den gegebnüberliegenden Dreckbädern gleich weit entfernt hält, ist man eigentlich gut unterwegs. Und am besten biegt man ab und sucht sich seinen eigenen Weg.

Etwa den britischen Weg, unter dem man Milo meines Erachtens bevorzugt betrachten sollte. Um Milo zu verstehen, muss man die britische Exzentrik verstehen, die geistige Wendigkeit, den bösen Witz und den ambivalenten Charme. Totalitäre haben das nicht, Milo musste das Breitbart auch erst mal beibringen. Deutsche konnten schon 1933 nicht mit zersetzendem Humor umgehen, warum sollten die Enkelinnen der Nazis es mit ihrer männer- und weissenfeindlichen Rassenkunde es 21. Jahrhunderts heute können?

Damit der deutsche Journalismus also nicht ganz so rosabraun und bildungsfern daher kommt, habe ich Milo einmal unter dem Blickwinkel des Schaffens eines anderen katholischen, konservativen Freidenkers betrachtet: Evelyn Waugh.

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Donnerstag, 2. März 2017

Ich hasse Raucherei

Es gab bei einem frisch gekauften Bild eine Sache, die ich nicht verstand, Auf der einen Seite hatte man es vor nicht allzu langer Zeit, maximal 30 Jahre, restauriert und auf eine Platte geklebt. Das ist an sich nicht ganz optimal, aber immerhin hält es die Leinwand flach, was speziell bei meinem Bild ohne allzu gute Grundierung auch eine nicht unvernünftige Sache ist. Gleichzeitig war es aber so vergilbt, als ob es 200 Jahre nicht von der alten Firnis befreit worden wäre. Wer, fragte ich mich, macht den ganzen Aufwand mit der Sicherung auf einer Platte und ändert nichts an der Firnis?

Da lag natürlich der Verdacht nahe, dass ich einer Fälschung aufgesessen sein könnte. Das gibt es manchmal, minderwertige neue Kopien, früher aus Osteuropa, heute aus China, werden mit dunkler Firnis überzogen, um sie künstlich alt erscheinen zu lassen. Aber sollte mein Auge so schlecht gewesen sein? Der Malduktus war eindeutig das, was man um 1760 praktizierte. Ausserdem war der Rahmen eher hochwertig. Und unter der Firnis sah man deutlich all die kleinen Brüche in der Malschicht, die man erwarten sollte.



Des Rätsels Lösung: Was das Bild so düster machte, war nicht die Firnis, sondern das, was danach darauf kam. Rückstände von Zigarettenrauch. Ich habe bei der Restaurierung ein wenig zugeschaut, und was da als erste Schickt entfernt wurde, kann man mur mit einem Wort umschreiben: Widerlich. Wirklich widerlich. Man müsste Rauchern mal so ein Reinigungstuch hinhalten und fragen, ob sie das in der Lunge und im Mund haben wollen. Natürlich atmen sie das über Jahre verteilt ein, aber das, was vom Bild herunter gezogen wurde: Das ist die Quintessenz ihres Daseins. Das ist das, was sie sich selbst und Dritten zumuten. Es macht das Bild von aussen hässlich, und genauso hässlich wird erst ihre Lunge. Und dann ihr Äusseres.

Leider greift Zigarettenrauch auch Bilder an, und wenn da ein Loch in der Firnis ist - wie an der Stirn, gehen die Schadstoffe auch darunter. Dieses Dreckszeug wandert in jede Lücke. Die Firnis selbst war eigentlich ganz in Ordnung, weshalb die Kosten für die Reinigung ncht mal die Hälfte dessen betrugen, was ich erwartet hatte. Zurück blieb ein Abfalleimer voll mit schwarzgrauen Tüchern. Und auf der anderen Seite Lippen und Stoffe, die hellrosa waren, statt dunkelrot wie an dem Tag, da ich es bekam.

Leute: Ihr habt die Wahl, ob das freiwillig der letzte Tag Eures Raucherlebens ist, oder der erzwungene letzte Tag von selbst kommt. Ihr würden brüllen und schreien, würde man Euch die Dreckschicht oral einführen. Zurecht. Also lasst das bleiben, kauft Eúch ein Rad, fahrt redelmässig und habt viel Freude an einem längeren Leben mit schönen Bildern.

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