: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 15. Oktober 2017

Warum sie nichts sagen

X. ist übergriffig. In einem bestimmten Kreis ist er das aus Sicht der dabei Gewesenen nachweislich. Es waren genug Leute dabei, die Party war gross, er war sturzbesoffen und wie es nun mal so ist: Da kommt dann heraus, wie Leute so sind, wenn die Hemmungen fallen. Schon nüchtern dreht X. gerne mal auf, es hat eine schlechte Impulskontrolle, aber unter Alkohol ist es wirklich übel.



Ich war nicht dabei, ich bin damals gegangen, weil meine Freundin keine Lust mehr hatte, und sich unter all den Fremden unwohl fühlte. Ich war aber am nächsten Morgen mit einer heute bundesweit bekannten Feministin frühstücken, die sich ausgesprochen negativ über X. äusserte. Auch die andere heute bundesweit bekannte Feministin, die mit am Tisch war, hatte das alles erlebt, und dann war da auch noch eune dritte heute weit bekannte, bei Kongressen auftretende Feministin, die sich nachher detailliert darüber ausgelassen hat, wie dem X. auf der Party vieles entglitt. Und das alles war in einer Linie mit dem, was man über X. schon länger wusste. X. hat sich so verhalten, wie es sein Umfeld vorher schon kannte.



X. wurde seit diesem Abend nach hinten durchgereicht. Er hat ziemlich viel an Einfluss verloren, ist nicht mehr sonderlich gefragt, und Medienvertreterinnen, die ihn damals umschwärmten, haben heute ganz andere Themen.
Im Kern ist X. auf ganzer Linie gescheitert, sein Netzwerk ist ihm weggebrochen, und die schrägen Geschichten über ihn gibt es nicht nur in Bezug auf Frauen, sondern auch in Bezug auf seine Beschäftigungsverhältnisse. Er ist einer, der noch nicht so ganz verstanden hat, wie hart er wirklich gelandet ist, aber in meinem Bereich bekommt er keinen Fuss mehr auf den Boden. Vor ihm wird allgemein gewarnt. Was er noch hat, ist seine Netzpräsenz. Da ist er immer noch der Alte.



Und da twittert er jetzt in Folge von Weinstein - feministisch.

Wie gesagt, ich habe an dem Abend nur die erste Hälfte erlebt, meine Nähe hat er gemieden, ich sah alles nur von Ferne und das, was damals Aufsehen erregte, war nach meinem Abschied. Ich muss mich da auf die Feministinnen verlassen, aber die Berichte waren übereinstimmend, und man hat mir das nicht erzählt, damit ich ein Hit Piece schreibe. Und ich frage mich schon, warum wir auf der einen Seite die Forderung haben, Sexual Harassment offen zu legen, und auf der anderen Seite sich niemand gestört fühlt, wenn genau dieser X. heute vorgibt, auf der Seite der Opfer zu stehen. Die Antwort? Vermutlich die direkte und indirekte, persönliche Nähe.



Weil jede jemand kennt, der oder die den X. kennt, und weil niemand vermutlich Lust auf Fragen hat. Fragem zu persönlichen Abhängigkeiten in einer Zeit, als es mit der eigenen Bekanntheit nicht ganz so weit her und vieles etwas, sagen wir mal, obskur war. Fragen, ob das vielleicht damals auch etwas mit Macht und Einfluss zu tun hatte, und dem Versuch, externen Beschmutzern des Nests nicht so leicht zu machen. Fragen, ob man neben dem X. nicht auch gleich noch den Y. und den Z. beschädigen würden, die damals mit dem X. im Geschäft waren. Fragen, warum es reichte, X. klandestin langsam zu isolieren, statt es offen zu tun - es wurde mir schliesslich berichtet, damit ich das an den passenden Stellen erzähle, aber nicht, damit ich das öffentllich verbreite. Es mag gute Gründe geben, warum X. sich heute als Feminist darstellen kann und niemand ihn an die Vergangenheit erinnert, und an das, was zumindest von den Anwesenden als inakzeptables Verhalten aufgefasst wurde.

Aber X. scheibt sich seiner feminsitischen Sache sehr sicher zu sein, während gefordert wird, man sollte doch berichten, was #metoo so passierte. Ich stelle das nur fest. Und ich habe eigentlich keine Ludst auf Fragen, weil ich ohnehin keine ehrlichen Antworten bekäme.

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Samstag, 14. Oktober 2017

Staatszersetzung geht auch ohne offene Grenzen

Etwa, indem man in dem zersetzten Staat neue Grenzen baut. Baracke in die Strasse, Polizei rein, fertig!Die Ösis machen das bei der EU auch schon.

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Freitag, 13. Oktober 2017

Es ist alles so schlimm

Das ist die Biographie von Frau Burmster, und wenn ich jetzt nicht selbst in diesem Bereich tätig wäre und viele solche Biographien kennen würde, würde ich sagen: Eindrucksvoll. Möglicherweise ist sie das sogar - mir würden schlicht die Nerven fehlen, dauernd irgendwelche Verlage anzufragen, um etwas Neues anfangen zu können. Eine der Tätigkeiten von Frau Burmester ist wohl auch eine Kolumne bei einer der Ausformungen des deutschen Staatsfunks (http://www.deutschlandfun k.de/silke-burmester-mehr-penunzen-fuer-d en-freien-journalismus.2907.de.ht ml?dram:article_id=398018), in der sie die Frage aufwirft, ob sie sich den Job noch lange wird leisten können. Darin sind einige Beispiele, die für verwöhnte Menschen schlimm klingen (von Hamburg nach München für ein Interview), aber bei der Garderobenfrau im Stadttheater oder beim Leiharbeiter im Reifenlager vielleicht nicht nur Mitleid finden.

200€ oder knapp darunter jedenfalls bekommt die Autorin wohl pro Beitrag, und als ich bei der FAZ angefangen habe, habe ich das Angebot der Zeitung nach unten verhandelt, weil völlig unklar war, wie sich das Projekt entwickeln würde und ich im Falle eines Scheiterns nicht auch noch als fauler Prasser dastehen wollte. Ich hatte damals durchaus Sorge, dass meine Art im Feuilleton nicht funktionieren würde. Spiegel Online zog später nach und Frau Burmester war dort Kolumnistin, bevor man an ihrer Stelle eine andere Frau anheuerte, die neben mit so einer speziellen Art"der "Weiblichkeit" auch noch damit auffällt, ancdere Eigenschaften ihrer Person öffentlich als Benachteiligung zu bequäken. Wie das bei SPON letztlich läuft, weiss ich nicht. Wollte Frau Burmester nicht mehr? Hat man bei SPON neu geplant? War sie nicht männerfeindlich und gesellschaftskritisch genug?

Medien sind nun mal schwankender Grund, das ist nicht neu. Der Unterschied zwischen Frau Burmester und mir ist vermutlich, dass ich mir das damalige Runterhandeln wirklich leisten konnte. Wer einfach so von der Hand in den Mund lebt und vielleicht noch Miete bezahlen muss, sieht das Ganze natürlich anders. Zumal, wenn von unten immer neue Autorinnen - und es sind wirklich viele Frauen - nachdrängen, die alle denken, sie müssten das Spiel mit Beleidgtsein und Benachteiligung auch spielen. Der Markt in diesem Bereich ist extrem übersättigt, weil Männer das eher selten lesen und genug Frauen dergleichen Texte wahlweise als Luxussorgen der Belehrungskaste oder Klagen von Gescheiterten wahrnehmen. Dafür, dass das gebildete, linksgrüne Kernklientel in Deutschland vielleicht bei 15% der Bevölkerung liegt, tummeln sich da wirklich viele Autoren. Das ist schlecht für die Preise.

Bei mir ist das etwas anders, ich bin zwar auch linksgrünpiratig, aber ich weiche bei meinen Schlussfolgerungen doch in manchen Punkten ab. Ich bin kein Dogmatiker, ich will plaudern statt belehren, und wenn mal zu wenig Platz auf der Website ist und ein Beitrag intern nicht auf ungeteilte Zustimmung stösst, dann läuft er halt nicht auf der Homepage. Das gibt es immer wieder mal und das Ergebnis sieht gerade so aus:



Über 100 Empfehlungen, über 500 Kommentare, über 20.000 PIs. Nackte Zahlen, alles selbst gescheffelt, im Feuilleton, das jetzt nicht zwangsweise die meisten Kommentare einbringt. Das ist meine Basis im Moment 15-20.000 PIs, 400 Kommentare aufwärts. Ich interessiere mich nicht für meinen Marktwert, ich habe auch keinen Agenten, und ich stelle mich auch nicht hin und mache Moderationen oder sonstige Nebenjobs. Ich mache das, von dem ich denke, dass ich es beherrsche. Das läuft ganz ordentlich. Dafür habe ich auch wirklich viel und engagiert gearbeitet, und nicht nur einen Text ohne Bilder geschickt und Redakteuren den Rest überlassen. Es ist eine bequeme Arbeit mit viel Freizeit und enorm vielen Freiheiten um den Preis, auch Nachts um 2 noch einmal die Kommentare zu sichten. Ab und zu kommen Leute und wollen mich abwerben, aber die FAZ behandelt mich gut, ich bin treu und brauche keine Biographie mit 40 Auftragggebern. Ausserdem habe ich Schirrmacher etwas versprochen.

Man kann für mehr als diese 15% schreiben und wird feststellen, dass das nicht alles Idioten sind, sondern dass man gut mit ihnen reden kann. Es muss auch nicht linientreu sein: Ein Redakteur der FAZ-Wirtschaft hat mit einem kritischen Buch über Merkel einen veritablen Bestseller vorgelegt. Der Belehrungsjournalismus kommt schlecht an, die Leute lesen gern Alternativen, auch wenn sie nicht unbedingt zustimmen. Ich bin gar nicht so originell, die anderen sind einfach nur alle sehr ähnlich. Deshalb schreibe ich nicht wie Frau Burmester und vielleicht hat sie mit ihrer Klage auch recht - ich kann sie nur nicht teilen.

Frau Burmester will mehr Geld. Vielleicht sollte man aber von den Verlagen einfach mehr inhaltliche und ideologische Freiheit fordern, denn zwischen den Belehrern und den Ketzern wie Martenstein und mir ist noch viel Platz, und das in durchaus vielen Richtungen. Manchmal regt sich einer im Neuen Deutschland darüber auf, aber bei Autoren wie Leo G. Fischer frage ich mich auch, wie das alles finanziell so tragen soll. Es ist nicht mein Problem. Aber ich denke, Abweichen könnte sich durchaus lohnen.

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Donnerstag, 12. Oktober 2017

Ade.

Das steht da einfach so an einer Ausfallstrasse in Lucca. Gegenüber ist ein Geschäft mit rumänischen Spezialitäten, ein obskures Baugeschäft und eine Überweisungsstelle nach Afrika und Asien, aber auf der Nordseite, gen Süden und die Sonne gerichtet, ist noch ein Landhaus mit verwildertem Garten und Tor und Rokokobüste oben drauf.



Einfach so. Es gibt hier so viel davon. Man könnte alle paar Meter so etwas sehen, entdecken und haben wollen. Italien ist voll davon, und achtet es noch nicht einmal, weil das Rokoko als Niedergangszeit gilt. Es ist schrecklich. Und schön. Hoffentlich bin ich der einzige, der versteht, was hier zu sehen ist, hoffentlich kommt nicht Nachts jemand mit Leiter und schwerem Gerät. Hoffentlich bleibt es ao, bis es jemand entdeckt und wieder zur alten Grösse bringt.

Und hoffentlich werde ich auch irgendwann dazu beitragen, als Dankeschön für dieses unfassbar schöne Land, das mich zum zweiten Mal geboren hat.

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Mittwoch, 11. Oktober 2017

Weinstein und die anderen Liberalen

Nur weil es nichts zu entschuldigen gibt, muss man noch lange nicht jede Beschuldigung glauben - vor allem, wenn reihum öffentlich zur Denunziation aufgerufen wird. Und wenn Breitbart das gleiche schreibt wie Jezebel, wenn Rechte und Gender genauso klingen, sollte man vorsichtig sein.Möchte ich vorsichtig in der FAZ zu bedenken geben.

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Dienstag, 10. Oktober 2017

Ein mehr Ding

Mäh, mäh, ich bin so satt, ich mag kein Blatt.

Mäh, mäh, die Autos sind eh schon voll.

Mäh, mäh, ich habe schon ein De Rosa.

Mäh, mäh, ich habe auch schon ein De Rosa King von 2003.

Mäh mäh, ich brauche kein King 3 RS von 2010.

Mäh, mäh, auch nicht mit Trikolorefarben.

Mäh, mäh, ich will dafür nicht 1000 ausgebben.

Mäh, mäh, ich, was? xxx<-unfassbarniedrigerPreis? Nicht 1000? Errnsthaft?



Mäh, mäh, ich brauche einen Kombi.

(Das war es jetzt aber wirklich)

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Montag, 9. Oktober 2017

Der Hunger, den es nicht gibt

No ha Fame! ruft der Steinhändler, weist auf sein Anwesen und den darin befindlichen Acker nahe am Meer. Er habe keinen Hunger, dass er gezwungen wäre, sich diese Unverschämtheiten bieten zu lassen. Die Unverschämtheiten kommen von seinen italienischen Landsleuten, die ihn während der letzten Wochen wegen seines Inserats besucht haben. Mit einem typisch schlechten Bild hat er nämlich ein Tommasini angeboten. Genauer: Ein Tommasini Ultra Fire, ein laut deutscher Preisliste um 2003 herum 6000€ teures Spitzenmodell des sagenumwobenen toskanischen Massschneiders. Wer sich das kauft, hat vermutlich wirklich keinen Hunger.



Dafür wollten ihm seine Landleute jedenfalls nur 250 € geben, was wirklich etwas wenig ist - immerhin hat es die schönste aller jemals gebauten Dura Ace Gruppen, die 7700er, und Ksyrium SL Laufräder, die in diesem Zustand in Deutschland kaum gebraucht so viel wie das angebot kosten. Kaum gebraucht ist es, nur leicht verstaubt ist es, weil der Besitzer einen sportlichen ausgleich gesucht, aber gleich mal mit einem anderen Rad einen schweren Sturz gefunden hat. Ausserdem ist er mit 70 noch voll im Steingeschäft und Giulia, die kleine, graue Katze, die er adoptiert hat, will auch noch Aufmerksamkeit.

Da ist es doch nett, wenn ein deutscher Kunde kommt, anschaut, nimmt und bezahlt. Und somit den ruf der Deutschen als verlässlich und direkt stärkt, auch wenn der Deutsche als solcher insgesamt eher ein Freund der gebogenen Wege ist.



Denn sonderlich vernünftig ist der Kauf eines dritten Rades in so kurzerr Zeit natürich nicht. Zumal daheim schon das ein oder andere Rad herumsteht. Aber ich sehe es so, dass ich auch keinen Hunger habe, und das Geld ist ja nicht weg: Es hat nur eventuell ein anderer, und zwar ziemlich viel davon, der es vielleicht einmal wird haben wollen. Es ist jedenfalls das günstigste Tommasini, das ich in meinem Leben gesehen habe, und so eines wollte ich immer schon mal haben - wenngleich nicht für den Originalpreis.

Abwer wie man sieht, man muss nur warten.

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Sonntag, 8. Oktober 2017

Der Hausberg

Der Hausberg ist ein Tal an einem Ausläufer der apuanischen Alpen. Unten ist das Meer in einer Stunde zu erradeln, oben sieht es schon fast hochalpin aus, mit genau solchen Strassen:



Im Auto dachte ich mir immer: Oha, der ist aber steil. Und: Das sind aber enge Kurven. Nach langer Kurbelei am Lenkrad hat man den Eindruck, der Berg würde nie enden. Immer noch eine Serpentine käme im dichten Wald, und wenn man schon weit oben ist und auf das Arnotal blickt, ist man immer noch weit unter dem Scheitelpunkt der Strasse. Weit oben steht die Kirche, die man auch noch erreichen muss. Es ist ein enges Labyrinth, in dem man nie schnell fahren kann, und man fragt sich, wie das wohl erst mit dem Rad wäre.

Nach einiger Zeit des Zweifels und Respekts bin ich mit dem 12 Kilo schweren Rufa und seinen dicken Reifen erst ins Dorf hinunter gefahren, ind dann doch noch weiter bis ins Tal, weil es mir nicht ganz so steil wie im Auto erschien.



Ich will nicht respektlos sein. Der Berg hat ein paar Stellen, die einem wirklich alles abverlangen, wenn man wie ich auf dem mittleren, 42er Kettenblatt vorne und mit 28 hinten, von einer Erkältung mitgenommen, nach oben keucht. Aber auf dem Rad sitzt man höher, da wirkt es nicht so steil. Für ein Rad ist die Strasse auch nicht so eng. Es gibt Passagen für die Regeneration. Man radelt, man schaut sich um, man riecht die gute Luft und sieht Details, die man noch nicht kannte. Und ehe man sich versieht, kommt man am Cimiterio vorbei und denkt sich: Moment. Der war doch erst am Ortseingang.

Die fiesen Stellen mit in der Spitze 20% Steigung kommen im Ort, aber das sind selten mehr als 10 Höhenmeter. Die kann man niedertreten. Und, zugegeben, vor 12 Jahren wäre ich hier auch nicht rauf gekommen, und hätte es auch gar nicht erst versucht. Jetzt geht das besser als gedacht. Meine 4-500 Höhenmeter Steigleistung pro Stunde habe ich einfach. Das ist gar nicht so schlecht.

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