: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Endlich ein neues Rad!

Nein, ernsthaft, das dürfte für dieses Jahr wirklich das Letzte gewesen sein - ausser, es würde noch jemand eines aus Italien mitbringen. Ich habe hier vor zwei Jahren man sehr breite Smart Sam Reifen auf dem Schrott gefunden, die leider in die älteren Crossrahmen nicht gepasst haben - vermutlich von einem 29er. Auf gut Glück habe ich dann einen Rahmen bestellt, der noch Cantileverbremsen hatte: Für mich eine Grundvoraussetzung, in den letzten Tagen bin ich MTB gefahren und Scheibenbremsen quietschen bei nasskaltem Wetter wie die Pest. Gleichzeitig sahen die Kettenstreben recht breit aus. Und insgesamt hat es dann auch gepasst.



Zwei Anmerkungen: Das Problem waren nicht die Kettenstreben wegen ihrer Dicke, sondern wegen des äusserst kurzen Hinterbaus. Der Umwerfer passt auf 2mm genau. Und weil es so eng ist, musste ich auch eine Kurbel mit kleinen Kettenblättern nehmen. Wäre der Umwerfer deutlich weiter oben, käme er mit dem Reifen in Konflikt. Schon jezt passt da kein Steinchen dazwischen.



Und: Nein. Es ist kein echtes Colnago, jemand hat nur die Sticker auf einen ordinären Importrahmen eines Radladens geklebt. Eventuell mache ich die noch runter, aber vielleicht ist das ganze Rad dann zu dunkel. Und im Winter mag man doch lieber etwas Buntes und Helles.

... link (24 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 13. Dezember 2019

Frohsinn

Naja, wissen Sie, für Historiker ist es doch so: Reiche kommen, Reiche gehen, Reiche zerfallen. Niemand trauert heute noch dem persischen Grossreich hinterher, die früher mal dominierende Militärmacht Preussen ist verschwunden, in seinem Zentrum regiert das Moloch des Reichshauptslums, und auch das britische Kolonialreich erschien 1902 eine Sache für die Ewigkeit. Völker schaffen es leichter durch die Zeiten als Staaten, und Staaten schaffen es leichter als Staatenunionen mit vielen Völkern. Das muss man halt akzeptieren, das sind die Realitäten, und so wirklich schön ist es in den UN mit Iran, Venezuela, Syrien, Weissrussland, China und Quatar auch nicht. Ich empfehle daher eine pragmatische Sicht auf die EU und den Brexit.



Man sollte in der EU jetzt vielleicht überlegen, was man selbst falsch gemacht hat und was man besser machen kann. Also, wenn man nicht gerade von der Leyen heisst und als beratungsresistent gilt, natürlich. So sind dann halt die Realitäten und ich glaube nicht, dass es zeitnah mehr Europa geben wird. Warten wir die nächsten Wahlen un Frankreich und Italien ab, dann wissen wir mehr. Besonders auf Italien würde ich schauen. Da haben die Deutschen am meisten zu verlieren. Und die Briten... ich glaube, die kommen schon durch. Weil: Volk, Land, Tradition. Das macht auch etwas aus.

... link (57 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 7. Dezember 2019

Kein Rad mehr, nur Bremsen

Manche denken, dass ich ohne Verstand und Bodenhaftung Räder kaufe. Das ist natürlich falsch, davon kann gar nicht die Rede sein, oft ist es sogar so, dass ich quasi Geld zu einer besseren Bank trage. Wie zum Beispiel mit diesem Merida, das quasi ein verkapptes Specialized ist, weil Merida damals die teure Marke nicht nur de facto baute, sondern auch einen grossen Anteil an Specialized besass. Im Kern ist das hier eine Art vollgefederter Stumpjumper, nur halt mit Meridaaufdruck. Und, nachdem ich Scheibenbremsen nicht mag, noch mit mechanischen V-Bremsen.



Verkauft wurde es von einem Nachbarn am Tegernsee und für einen Preis, den andere in einen einzigen Flaschenhalter investieren. Da kann man nichts falsch machen, sogar mit einem gebrochenen Rahmen könnte man aus den verbliebenen Teilen mehr herausholen. Der Nachteil an diesem Rad: Es ist halt das Einsteigermodell der Serie. Der Rahmen, das teure Herzstück, ist innerhalb der Serie immer gleich gewesen. Die Preisstufen entstanden durch die Komponenten, und da wurde an einigen Stellen gespart. Vor allem bei der Kurbel und den Bremsen.



Bei der Kurbel ist es egal, die ist, zusammen mit den Kettenblättern, ohnehin ein früher oder später auszuwechselndes Verschleissteil, und dieses Rad soll vor allem im Winter laufen: Da ist die Oberfläche der Kurbel nicht so wichtig. Bei den Bremsen ist es eine andere Sache: Die sind sicherheitsrelevant. Der Vorbesitzer hat schon die Aussenhüllen gegen teure Jagwirehüllen ersetzt, aber wie es nun mal so ist: Wirklich gut sind die Hausmarkenbremsen trotzdem nicht. Deshalb habe ich geplant, sie den Winter über runterzufahren und so lange nach Alternativen zu suchen. Das sind halt so die Kompromisse, wenn man einen wirklich guten Rahmen fast geschenkt bekommt: Neue Bremsen in der passenden Qualität kosten gleich mal so viel wie das ganze Rad.



Deshalb schaue ich gern bei den gebrauchten Schrotträdern, ob da nicht vielleicht verwertbare Teile auftauchen, und letzthin, siehe da, tauchte bei der Anlieferung des Vertrauens genau das auf, was ich brauchte. Bremsen der Serie Deore 9-fach, aus der schon Schaltung und Naben meines Merida stammen. Die Bremsen sind in einem fast neuen Zustand, denn sie sind Gegenstand der Verbastelei eines Altrades, das dadurch nicht unbedingt besser wurde: Die Cantileversockel alter Räder sind meistens nicht auf die Kräfte ausgelegt, die durch V-Bremsen auf den Rahmen wirken. Also wurde das Rad zwar für die Benutzung durch einen alten Herrn mit hohem Vorbau und weichem Sattel umgebaut, aber kaum mehr benutzt.



Gleichzeitig wurden auch die Bremshebel erneuert, was ganz wunderbar ist, denn auch an meinem Merida sind die Bremshebel eher schlecht, und sollten auch runter. Somit ist da also genau die Bremse im Schrott gelandet, die ich suche. Dafür braucht kein Chinese in einem Aluwerk Strom aus Kohlekraftwerken in die Schmelze einleiten, und das fertige Teil um die halbe Welt schippern. So mag ich das. Und nun gibt es zwei Optionen: Ich schraube die Bremse ab, zahle 20 Euro, und verbaue sie bei mir.



Oder sich sage meinem Händler: Ich nehme für 10 Euro mehr gleich das ganze Rad mit all dem Restaurierungsaufwand, den ihr da gar nicht hineinstecken könnt, denn es ist wirklich viel, und verschaffe dem Rad eine bessere Zukunft als das Verschrotten als Bahnhofsgurke. Ich nehme die Bremse für das Merida, und baue aus meinem Fundus wieder die Bremse, den Lenker, den Vorbau, den Sattel, die Laufräder, die Kurbel hin, die an dieses Rad gehören. Und ich mache daraus wieder das, was es einmal war: Das 1991 noch 3300 DM teure Longus High Tech Spitzenmodell, eines der frühen Alu-MTBs mit Schweissnähten wie aus einem Guss. Es dauert sicher einen Tag, bis das gute Stück wieder richtig gut ist, und in altem Glanz erstrahlt. Ich kann sogar die linke Seite der Kurbel für ein anderes Rad brauchen, an dem die Kurbel gebrochen ist. Ich kaufe also kein weiteres Rad.



Ich kaufe die Lösung für zwei Probleme. Dabei bleibt halt noch eine Radruine übrig, die ich mit Hausmitteln aber wieder herrichten kann.Gekostet hat es dann im Ergebnis also nichts. Und wenn ich fertig bin, ist diese unsere Welt wieder ein klein wenig besser geworden, denn ein rettbares Rad endet nicht früher oder später im Container, sondern lebt neu auf. Sicher, ich habe dann ein Rad mehr, aber ich habe letzte Woche auch ein anderes Rad an einen Liebhaber weitergereicht. Für mich ist die Welt damit dann wieder im Lot, das Merida hat gute Bremsen, das Centurion hat die gute Kurbel, und das Longus wird funkeln und gleissen

... link (29 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 6. Dezember 2019

Die Luft

Ich war gestern im 9. Stock eines Hochhauses, und es war wie immer: Oben blau, wirklich hübch, keine Frage, aber um mich herum, am Horizont, alles gelbgräulich. So ist das, wenn man nicht durch den Smog hindurch, sonder seitlich in ihn hinen schaut: Ein paar hundert Meter Luftmassen, und vom Blau bleibt nichts übrig. Schon beim Weg von der Tiefgarage hoch auf die Strasse schlägt sich die spezielle Atmosphäre auf der Lunge nieder - Sensibelchen wie ich erkennen das sofort.



Vielleicht kommt es nur mir so vor, aber die Kleintransporter sind in Berlin immer besonders schäbig, alt und runtergekommen. An den Fliessen der Bahnhöfe mattet einem das Staubgrau der Ablagerungen entgegen. Manche sagen, man hätte hier ein enormes Kulturangebot, aber atmen muss man 365 Tage im Jahr. Wie berechnet man bei den Lebenskosten den Mangel am Grundbedürfnis Luft?



Als ich vor 15 Jahren hier wohnte, hatte die Stadt rund 300.000 Einwohner weniger, und mein Gefühl sagt mir, dass die Neuankömmlinge alle ältere, verdreckte Autos fahren, anders ist der Verkehr auch nicht zu begreifen. Überall raucht es aus irgendwelchen Schloten, überall hustet jemand, und auch den Rauchverbotsbahnsteigen wird natürlich achtlos gequalmt. Kein Wunder, wenn junge Familien ins Umland ausweichen: Hier züchtet man Atemwegserkrankung schon mit dem Verlassen der Geburtsklinik.



Es ist noch nicht mal richtig kalt, im Gegenteil: Am Tegernsee ist es in der Nacht sicher 5 bis 10 Grad kälter. Und dennoch atmet es sich deutlich leichter. In der S-Bahn wird das La-Lü-La bei jedem Türenschliessen zur Belästigung, überall sehe ich geschlossene Kopfhörer: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es so etwas auch für Atemluft gibt.

... link (7 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Engelsgeduld zu Weihnachten

Am 25. November linkte mir jemand unwohl Gesonnenes einen Blogbeitrag zu, in dem ein früherer Bekannter eine ganze Reihe sehr hässlicher Unterstellungen über mich verbreitete. Aus der Zeit vor meinem Abitur. Das Problem: Ich habe den Autor erst nach meinem Abitur kennengelernt. Davor wusste ich an unserer Riesenschule nichts von seiner Existenz. Danach waren wir sogar recht gut miteinander bekannt, ohne jeden offenen Konflikt.

Aber wie es so ist, ein Blogbeitrag irgendwo im Netz ist halt ein Blogbeitrag irgendwo im Netz, der Autor machte auch keinen sonderlich gefestigten Beitrag, und ich hasse juristisches Vorgehen: Also dachte ich nach einem Gespräch mit einem Anwalt vorläufig, dass man das in Ruhe analysieren muss. Man werde ja sehen.

Dann erschien am 26. November eine gekürzte und verschärfte Version des Blogtextes beim Neuen Deutschland. Natürlich ohne mich vorher mit den Inhalten zu konfrontieren.

Weil ich bis dahin Zeit hatte, mir die Details der Bekanntschaft mit dem Autor mit Hilfe von Bildern und Bekannten zu vergegenwärtigen, informierte ich das ND direkt per Mail, dass der Text nicht der Wahrheit entspricht. Ich nannte einen Zeugen aus der Zeit, und erwähnte die Bilder und den Umstand, wie sie über die Datierung nachweislich zeigen können, dass die Behauptungen des ND nicht stimmen könnten.

Währenddessen tobte draussen der Shitstorm, die Falschbehauptungen wurden von vielen verbreitet, und am Tag darauf retweetete das Neue Deutschland den Text erneut und unverändert.

Danach kam ein weiter, hämischer Text über mich. Der dritte in dieser Woche beim Neuen Deutschland.

Ich habe mir dann noch die Mühe gemacht, auf eine Red Flag bei den Erfindungen hinzuweisen: Dass ein abgeblicher Feind kaum meine Graphiksammlung kennen kann. Reaktion: Keine.

Es gab dann letzte Woche eine Abmahnung gegen das Neuen Deutschland mit Frist bis zum Freitag Nachmittag.

Das Neue Deutschland forderte eine Fristverlängerung zur Recherche, man werde sich beizeiten äussern. Es wurde eine Fristverlängerung bin Montag Nachmittag gewährt.

Das Neue Deutschland hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen.

Ich bin also von der genervten Betrachtung eines abseitigen Blogtextes über einen klaren Hinweis an die Redaktion über eine Abmahnung, deren Akzeptanz jedes Problem aus der Welt schaffen könnte, schon recht weit gegangen, und weiter, als mir das eigentlich lieb wäre.

Das Neue Deutschland war frühzeitig und ohne juristische Mittel informiert.

Es hätte vorher bei mir nachfragen können, wie man das normalerweise macht.

Es hätte nachher bei mir nachfragen können, wie man es spätestens seit Relotius tun sollte.

Es hätte den Text nicht retweeten und einen dritten Text nachschieben müssen.

Es hätte die Abmahnung akzeptieren können.

Es hätte zwei Fristen einhalten können.

Es is, wias is, sagen wir in Bayern

********

Bald ist Nikolaus und falls der Knecht Rupprecht auch kommt:

Ich war artig. Und die anderen haben genug Optionen gehabt, um aus der Sache mit der Knute raus zu kommen.

... link



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 1. Dezember 2019

Der Winter ist da

Gestern Nacht hier unten 5 Zentimeter Neuschnee, oben in den Höhen sicher so viel, dass man überlegen kann, die Rodel aus dem Keller hochzutragen. Zumal es in der Nacht auch ziemlich eisig ist.



Alle haben Angst, dass es ein Winter wie der Letzte wird, man hat auch vorgesorgt und alles schon bereit: Das ist an sich die beste Garantie, dass der Schnee bald geschmolzen ist, an Weihnachten mal wieder alles grün sein wird, und dann im April die Schneestürme durchziehen, gerne an Ostern. Für die Touristen ist das hässlich, für die hier Lebenden ist es egal. Einen Tag wollte ich bleiben, fünf bin ich schon wieder hier: Man versumpft und vergisst schnell die Welt da draussen, die bei diesem Wetter auch nur zögerlich gekommen ist. Die Cafes waren voll mit alten, reichen Menschen und ihren Krankengeschichten. Ich bin immer noch hingerissen von der sagenhaft guten, silbrigen Luft am See, die einen so herrlich leicht atmen lässt. Auch noch nach fast einem Dutzend Jahren.

... link (14 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 28. November 2019

Niemand nimmt gern Ratschläge von Gegnern an.

Aber ich würde mir, wenn ich obendrein gefragt werde, Geld zu geben, und gar nicht lange nachzudenken, vielleicht in einem Moment der Ruhe ein paar Gedanken machen. Nehmen wir einmal an, es gibt kein Internet, Selfies in der Wohnung, Digitalkameras. Alles, was man erfahren kann, ist entweder selbst gesehen oder gehört. So wie in den 80ern.

Nehmen wir weiter an, jemand hasst einen aus tiefster Seele, vielleicht, weil er etwas damit verdrängen will. Soziale Herkunft, sexuelle Vorlieben, Gesundheit, Privilegien, Beziehungen, Stellung, was auch immer. Es gibt da so viel. Immer wieder. Vielleicht ist es die Villa am See oder aber einfach der generelle soziale Druck der Kleinstadt, die man nicht erträgt.

Und das entlädt sich dann in kontinuierlichen Hassausbrüchen. Direkt. Brutal. Hemmungslos. Das gibt es bekanntlich wirklich, früher waren die Brutalitäten ja noch viel direkter als heute. Tatsächlich befördern so etwas kleine Orte ohne soziale Alternativen. Das klingt alles glaubhaft, oder? Für mich selbst übrigens auch, denn als Asthmatiker mit zwei falschen Füssen und JuSo im Bayern der 80er war vielleicht nicht ganz optimal aufgehoben. Aber egal. Es sind harte Zeiten, und man bekämpft sich bis aufs Blut. Wir hatten solche Typen. Das glaube ich jederzeit.

Aber was ich dann nicht begreife. Einfach, weil ich diese Typen kannte und niemals, unter gar keinen Umständen bei denen nach Hause gekommen wäre: Wie soll in so einer Konstellation eine Konfliktpartei in das Haus der anderen zu kommen, von einer Sammelleidenschaft erfahren, Bilder sehen, die man in so einer Gesellschaft nie herumerzählen würde, teilweise mit expliziter Nacktheit, Nagelbilder, Kreise, die andere verlachen, und die dann geschmacklos zu finden?

Denn über solche Bilder spricht man in der Provinz nicht, man bezieht sie in der Galerie und hält den Mund, weil die anderen es eh nicht verstehen würden. Und es gibt kein Medium, kein Facebook, kein Selfie, nichts, um sie zu vermitteln, nur diese eine angebliche Konfrontation. Wie passt genaue Kenntnis eines äusserst privaten Lebensbereiches zu einem gnadenlosen Konflikt?

Wenn es, sagen wir mal, die Bilder wirklich gibt – wenngleich erst deutlich später als den angeblichen Konflikt. Und nachweislich eine angebliche Konfliktpartei, die sie kennt und abwertend einschätzt. Kommen dann niemandem Zweifel, speziell, wenn den Erzähler bis vor 2 Tagen fast niemand kannte? Wenn seine Erzählung ansonsten genau das ist, was man hören will, plus noch mehr, weil es so gut passt. Sieht da niemand die „Red Flag“ bei der Kenntnis der Bilder? Wie kann so ein Gesamtsystem stimmen? Wie kommt man an die Adresse, durch den Garten, ins Haus, die Treppe hinauf? Was, wenn aus der ersten Erzählung weitreichende Folgen erwachsen? Risiken gar für Dritte, die sich darum drängen, Teil des Narrativs zu werden, das da so toxisch vorgetragen wird?

Und, nehmen wir einmal - nur theoretisch - an, der Erzähler wäre doch im Haus gewesen, und rund 30 Jahre später sähe er einfach eine gute Gelegenheit, mit seiner Geschichte Teil einer grossen, besseren Geschichte zu werden - was mag ihm wohl an seinen Zuhörern liegen?

Nun.

Und dann ist da plötzlich eine grosse Rettungsaktion.

Es ist ganz furchtbar, so schlimm, dass man gar nicht sagen kann, was eigentlich los ist, ganz böse rechte, dunkle Mächte sind beteiligt, und Lichtgestalten rufen auf, sie haben schon das eine geglaubt und jetzt glauben sie das andere schon wieder, weil es eben alles passt. Sie brauchen über 10.000 Euro, sie nehmen es auf allen Kanälen, ohne darüber nachzudenken: Wie ein angeblicher Todfeind eine Sammlung kennen kann, die nicht bekannt ist.

Gute Nacht. Morgen ist ein neuer Tag.

... link



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 6. August 2019

Shitstorms überstehen.

Das Leben hat einen ganz langen Lauf. Und es gibt keine Garantie, dass jemand dauerhaft vorne ist. Was einen relativ sicher relativ lange vorne hält, ist dagegen eine intakte Familie, ein relativ hohes Vermögen mit Wohnungseigentum, und relative Gesundheit. Damit kommt man ziemlich sicher ziemlich gut durch. Und man hat Jahre, auf den Moment zu warten, da man es den anderen heimzahlen kann.



Ich habe das eher zufällig an der Bucht am See begriffen, nach meinem Abitur. Die 5., 6., 7., 8. und 9. Klassen waren ziemlich ätzend für jemanden, der nicht wie die anderen konnte, in der 10. und 11. kam ich in eine andere Klasse, und das hat enorm geholfen: Sobald keine Mädchen mehr in der Klasse sind, endet auch ein spezifisches Mobbing als Imponiergehabe vor Frauen. Dann habe ich noch die Kollegstufe abgesessen, wurde untauglich für den Bund, und hatte einen schönen Sommer. Die Quälgeister von früher verloren ihre Freundinnen, weil sie zum Bund mussten, begannen mit dem Saufen und Rauchen, waren weit weg und hatten Themen, die ich nie haben wollen würde: Ich bin Zivilist. Es war, als wäre eine Klaue aus dem Himmel hernieder gefahren, hätte die ganzen miesen Typen ergriffen und in eine Parallelwelt gezwungen. Was habe ich daraus gelernt? Man muss nur warten und sich verdeutlichen, dass es den anderen vielleicht auch nicht gut geht. Eine Art der zynischen Empathie, würde ich sagen.

Natürlich hatten wir auch Selbstmörder, und fast alle waren relative Aussenseiter, Mobbingopfer und Verfolgte des damaligen Schulsystems. Wenn sie es nicht getan hätten, wäre e Ihnen vergönnt gewesen, einige ihrer Gegner fallen zu sehen, und mitunter auch recht unschön: Es gibt keine göttliche Gerechtigkeit, sber hin und wieder den Moment, da hört man etwas, und sagt: Ach? Hebt kurz einen Mundwinkel an und schämt sich dann gleich dafür, aber so etwas passiert immer wieder, man muss nur warten und wissen, dass der öffentliche Hass der anderen auch nicht gerade ein Zeichen des guten Daseins ist. Und je mehr bei so einer Aktion mitwirken, desto eher sieht man auch den ersten unter die Räder kommen.

Schauen Sie, ich habe ja so einiges mitgemacht im letzten Jahr, da war im Netz auch sehr viel los, manche haben das explizit gefeiert und mein damaliges Blogfell schon geteilt. Daraus wurde dann natürlich nichts, weil Pöbeln im Netz keine Qualifikation ist, und mir geht es heute bestens und die anderen haben immer noch Geldsorgen massivster Art, und ihre wenig erbaulichen Lebensumstände. Die Welt war für mich definitiv ein Schritt nach vorn, die anderen sind nur ein Jahr älter. Der Wechsel war nicht schön - die Ankündigung der FAZ ereilte mich in einem Moment, da ich jemand pflegen musste und nicht mehr wirklich viele Reserven hatte - aber heute ist alles wieder gut. Man hat sich im Netz viele andere Opfer ausgesucht. Ich kann warten. Man muss beim Klettern immer daran denken, wiee es ist, wenn man wieder oben ankommt. Und den festen Glauben haben, dass es dieses oben gibt.



Obwohl ich gerade wegen des günstigen Kurses eine britische Kanne sehr billig bekommen habe, glaube ich, dass auch England sich wieder erheben wird. Solange es Chancen gibt, muss man sie nutzen, und daran denken, dass es nicht so schlimm bleiben wird. Da ist halt sowas in einem drin, das sich an kleinen, kleinsten Erfolgen hochziehen kann. Beim Rennradfahren muss man das lernen, die Regerneration am Berg, während man trotzdem weiter nach oben fährt. Das Provinzdasein macht das möglich, da lebt man doch deutlich entspannter und hat auch noch etwas anderes als das Netz all der Einsamen. Es kommen bessere Tage.

Und schlechtere für die anderen.

... link (629 Kommentare)   ... comment