Österreich besser machen.

Schön ist Österreich überall, wo gerade keine Menschen, und hier besonders Österreicher sind. Ich war zu lange, zu oft und unter zu unschönen Bedingungen in Österreich, ein Land, das nie ein 68 hatte und das verkörperte, was Deutschland ohne Beschäftigung mit der NS-Zeit geworden wäre, ein Land, das aussah wie die Realversion eines Deix-Cartoons und jenseits der Dörfer und Touristenzentren schnell mal einen bulgarisch-tristen Charme vermittelt, und mittendrin ein Wasserkopf namens Wien, in dem ich mich nie auch nur ansatzweise wohl gefühlt habe, den Naschmarkt mal ausgenommen. Ich war letzten Herbst dort, bin dann über das Ennstal an einem der letzten schönen Roadstertage zurück, und blieb fassungslos ob des Gegensatzes zwischen den einsamen Bergstrassen im Sonnenlicht und den verkniffenen Gesichtern der Wiener, denen noch immer der Verlust der alten Grösse innewohnt, und die Suche nach den Schuldigen, den Deutschen, den deutschen Nazis - nicht gegen die österreichischen Faschisten natürlich - die Ostküste, die Israelis und ihre internationalen Freunde, die doch endlich mal ruhig sein sollen, die Vernaderer in den eigenen Reihen - werden Sie Journalist, beschäftigen Sie sich mit dem Thema Restitution in Wien und gewinnen Sie mehr Feinde, als wenn Sie auf dem Neonazicamp Königswusterrode Anatevka singen.

Der Fall Amstetten ist furchtbar, aber ich bin nicht überrascht, dass es sowas in Österreich gibt. Auch hier wieder: Etwas von der Obrigkeitsdenke, die in Deutschland kaum mehr vorstellbar ist. Es gibt da so eine bockige, sture, unsagbar dumme Mentalität der Realitätsverweigerung von oben herab. Sei es nun der Täter mit seinen Machtgelüsten, oder jetzt auch der Versuch der Regierung, das ganze kleinzureden und Österreich wieder als das friedliches Land der Berge und Täler zu promoten, selbst wenn hier gleich hinter der Grenze in Achensee ein hässlicher FPÖler sein Gesicht plakatieren lässt, mit dem geistig zurückgebliebenen Spruch "Tirol den Tirolern".

Allerdings, das mag Österreich beruhigen, die Nachbarn haben ein kurzes Hirn, man hat die Opposition in Österreich nach kurzem Aufschrei auch jahrelang mit den blau-braunen Regime der Haiders und Schüssels allein gelassen, statt hier mal ein Exempel zu statuieren, das noch weiter südlich anderen Verbrechern klar gemacht hätte, was in der EU absolut nicht geht. Österreich 2000, FPÖ/ÖVP, das war der innere Sündenfall der EU. Aber wie die Politiker, so auch die Bewohner der Nachbarstaaten, und gerade die Deutschen sind ganz leicht für den Alpenstaat zu erwärmen. Denn hier gibt es Dinge, die wichtiger sind als Politik, braune Sager und eine überforderte Verrwaltung, die trotzdem gern den Metternich machen würde, Dinge, die für Deutsche wirklich wichtig sind, und deshalb könnte eine Imagekampagne vielleicht so aussehen:



Unten in Hall ist es noch günstiger, 1,16, habe ich letzthin gesehen. Hall ist übrigens wirklich wunderschön, da kann man auch hinfahren, wenn man nicht tanken muss.

Donnerstag, 1. Mai 2008, 13:56, von donalphons | |comment

 
Relativ.

Meinen Diesel habe ich die letzte Füllung für 1,319 getankt. 1,244 ist preiswert, aber nicht billig. Bei Benzin sieht das anders aus...

Ich habe mir erzählen lassen, dass Prof. Max Friedrich, ein Kinderpsychiater, zum Fall Amstetten und dass dies über 24 Jahre niemenden aufgefallen ist, in einem Interview gesagt haben soll: "...wir sind aus der Vergangenheit ein Volk der Verdränger."

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Als Roadsterfreund sieht man das naturgemäss etwas anders. Bei der ersten Tankstelle hinter der Grenze tanken übrigens fast nur Deutsche.

Von Thomas Bernhard stammt der schöne Begriff der "geboreren Verrammelungsfanatiker" (hier bitte auf diverse Beteiligte und Nichtbeteiligte anwenden)

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In einem Interview zu seinem sehr guten Film 'Caché' hat Michael Haneke von einer Pressekonferenz in Wien erzählt, auf der die fragenden Journalisten sich neugierig für Marginalstes, technischen Kleinkram der Produktion etc., interessierten. Irgendwann stellte Haneke die Frage in den Raum, warum niemand das zentrale Thema des Films einmal anspricht: Verdrängung früherer Schuld, die den Täter auf anderer Ebene zum zweitenmal schuldig werden läßt -- und es sei doch gerade eine österreichische Haltung u. Verhaltensweise, Unangenehmes unter den Teppich zu kehren, so er.

Die Frage hätte für einen langen Moment Stille gesorgt; die weiteren Wortmeldungen bezogen sich dann wieder auf Äußeres. Das Thema blieb unberührt.

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wer eigentlich
sagt uns, dass so etwas wie in amstetten*) nicht auch anderswo geschehen kann?

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*) niederösterreich, im mostviertel.
was hätte thomas bernhard da alles draus gemacht.

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Denkbar ist das an vielen Orten.

Aber undenkbar dann sofort diese Abwehrreaktion von Tourismusverbänden und anderen, die sich gleich um das Image des Landes sorgen. Da denke ich sofort immer: Was mag da noch alles verdeckt sein? Es gibt eine spezifisch österreichische Art, auf Kritik oder auch nur Fragen aus dem Ausland zu reagieren. Man will sofort wieder zurück in die Klischees, und ist dabei schlimmer als das bayerische Oberland. Dieses Verhalten macht eher misstrauisch, als dass es Bedenken zu zerstreuen in der Lage ist.

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gute antwort.

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Das infernalische Ragout der Spießerseele
Hat es der Historiker Friedrich Heer genannt.

Es gibt in Österreich gleichzeitig das angestrengte Wegschauen, und das geifernde Hinschauen.

Hingeschaut wurde, als die Juden 1938 das Wiener Trottoir mit dem Zahnbürschtl reinigen mussten. Später hat's dann keiner mehr gesehen haben wollen.

Wegeschaut hätte man weiterhin auch gern bei einem Herrn, bei dem nur das Pferd in der SS war. Aber das missgünstige Aaaaaaasland ließ sie nicht. (Der Laut zwischen A und O ist nicht transkribierbar, aber der Österreicher legt seine gesamte kriecherische Verachtung hinein).

Im Fall Amstetten ist das genauso.

"Roh samma alle mitereinander, wann uns einer roh sein läßt" heißt es bei Kreisler.

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"... die Eeehre Herr Tenenbaum! ..." heißt es beim Herrn Karl (Qualtinger).

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Heldenplatz
Da san mer alle, i waaß noch, am Ring, am Heldenplatz gestandn. Man hat gfühlt, man is unter sich, es war wie beim Heurigen, wie aan riesiger Heuriger - aber feierlich, aan Taumel Die Deitschn san einmarschiert, mit klingendem Spiel... (summt)... die Polizei is gestandn, mit ihre Hakenkreuzbinden - furchtbar, furchtbar das Verbrechen, wie man diese gutgläubigen Menschen in die Irre geführt hat! Der Führer hat's geführt, aber a Persönlichkeit war er!

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praktische medienwissenschaft:
wer nicht weiss, was medien sind, und wie sie funktionieren, hier kann er es lernen:

spon nennt vorname, name und zeigt ein bild - eines bis jetzt immer noch tatverdächtigen.

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Wie viele andere deutsche Mdedien auch. Ist halt Ausland, der wird eh andere Probleme haben, das ändert gleich alles (am Rande: noch nicht mal die halb der WAZ gehörende Kronenzeitung macht das, derwesten.de von der WAZ dagegen schon).

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Witzig in diesem Kontext übrigens die Frankfurter Rundschau, die in der Überschrift bei F. bleibt und dann im Text den Namen nennt.

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Ich mag Wien. Der Dialekt ist schau.

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"Wer stetig strebend sich bemüht"...

Man war gewillt zu glauben, dass nach dem Fall Kampusch ein wenig Nachdenken einsetzt. Wie auch immer: Ich finde, man sollte diese Meute durchaus in den bewussten Keller reinlassen.

Und dann den Code für die Tür wegwerfen.

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Bei dem kleinen Mädchen, das vor zwei, drei Jahren in Dresden von einem Sexualverbrecher entführt und gefangengehalten wurde, war es hinterher genauso, deren Foto wurde danach auch überall unverpixelt gezeigt. Ich hatte deshalb dem Presserat geschrieben, aber das reichte denen nur für einen "Hinweis". Mir war auch vorher klar, dass der Presserat ein ziemlich zahnloser Tiger ist, das war für mich aber kein Grund, der Zeitung das kommentarlos durchgehen zu lassen.

Nachtrag: Witzig in diesem Kontext übrigens die Frankfurter Rundschau, die in der Überschrift bei F. bleibt und dann im Text den Namen nennt.

Ich habe mir vorhin den Text mal angeschaut, der stammte aus zwei verschiedenen Agenturen, vermutlich hat der Redakteur nicht richtig aufgepasst. Denn auch im Text wurde der Nachname mitunter abgekürzt, im nächsten Absatz dann wieder vollständig genannt, und das im schönen Wechsel.

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Inwieweit das Thema "unzulässige Vorverurteilung" in diesem Fall noch greift, weiß ich nicht. Angeblich hat ja sogar jemand von der Polizei gesagt, die Medien könnten das Bild auch unverpixelt zeigen (wenn ich die Berichte richtig in Erinnerung habe). Gerade die Nennung des kompletten Familiennamens, dann auch noch zusammen mit der Adressangabe (und Google Maps!), lässt aber natürlich jeglichen Schutz der restlichen Familie in sich zusammenbrechen.

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Zumal von Kindern und Ehefrau ja auch die Vornamen genannt werden.

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In Österreich kommt noch erschwerend hinzu, dass Persönlichkeitsrechtsverletzungen in der Presse mit maximal 20000 Euro oder so geahndet werden können.

Das ist natürlich völlig absurd, dazu muss man nicht mal die Portokasse aufmachen.

Aber was die Familie bettrifft, die kann ohnehin nur anonym mit neuem Namen und neuem Land weiterleben.

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Arboretum, so ist das mit der Presse während Wochen mit Brückentagen: Die Praktis machen es. (Hoffe ich mal)

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Bei den Vieren aus dem Kerker ist das mit der neuen Identität selbstverständlich - aber bei allen anderen auch? Ich meine, auch bei den drei Kindern der Frau, die "oben" aufgewachsen sind? Und bei den sieben weiteren Kindern der Familie mitsamt Ehepartnern und eigenen Kindern? Bei denen wohl kaum. Für all diese wäre es sicherlich besser gewesen, wenn der Familienname nicht bekannt geworden wäre.

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Wenn man sieht, wie die Medien schon beim Fall Kampusch jahrelang weiter dranbleiben, kann man den Betreffenden wirklich nur raten, irgendwo anders neu anzufangen. Opferschutz ist keine Kategorie, in denen die betreffenden Dreckschweine der Medien denken.

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arboretum:

Bei dem kleinen Mädchen, das vor zwei, drei Jahren in Dresden von einem Sexualverbrecher entführt und gefangengehalten wurde, war es hinterher genauso, deren Foto wurde danach auch überall unverpixelt gezeigt.

Na ja, da ist die Situation etwas anders. Das Foto wurde ja auch vorher unverpixelt gedruckt und auf -zig Plakaten ausgehängt; ebenso war der Name hinreichend bekannt (ebenfalls durch die ganzen Suchanzeigen und so weiter). Der Geist war da sozusagen bereits aus der Flasche.

Ich nehme an, beim aktuellen Fall könnte man sich bereits auf "Person der Zeitgeschichte" berufen - einfach auf Grund der Dimension des Verbrechens. Damit will ich die Namensnennung aber nicht gutheissen.

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@ Oberlehrer: Das Vermisstenfoto hätte nicht mehr unverpixelt gedruckt werden dürfen, nachdem das Mädchen gefunden wurde, die Suche war damit beendet, und nur zu diesem Zweck war das Foto herausgegeben worden. Da das Mädchen minderjährig war, greift hier besonders der Opferschutz. In den ersten Berichten druckte jene Zeitung übrigens auch das Bild des Entführers unverpixelt, das haben sie dann aber später nicht mehr gemacht. Ist ja nicht so, dass es gegen solche Leute nicht auch Morddrohungen gäbe.

@ Don: Nein, ich glaube nicht, dass das Praktis waren, die müssen dort in der Regel nicht an Feiertagen arbeiten. Das lag vermutlich eher daran, dass die Online-Redaktion an solchen Tagen noch dünner besetzt ist als sonst.

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Ich habe vor Jahren in einem Programmkino einen Film gesehen, der die Wiener Wehrmachtsausstellung dokumentierte. Den stärksten Eindruck machte auf mich eine Besucherin in den besten Jahren, die ziemlich genau sagte: "Das darf nicht wahr sein!!! Denn wenn es wahr ist, dann kann ich mich nicht mehr mit meinem Vater an einen Tisch setzen." Tja, Vergangenheitsbewältigung ist nicht immer einfach. In dieser Hinsicht haben die 68er wirklich einen großen Job gemacht. Wird nur zu leicht vergessen.

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Dass zwei derart grausige Fälle innerhalb weniger Jahre aus Österreich bekannt werden, mag auch einfach ein schlimmer Zufall sein.

Wer weiß, wie viele Menschen in Europa derzeit noch an anderen Orten in ähnlichen Verliesen vor sich hin - mir fällt kein angemessener Ausdruck ein. Das muss aber nicht unbedingt in Österreich sein.

Klingt zynisch, aber der Verstand sagt einem, dass so etwas, wenn es ein Mal vorkommt, auch mehrere Male möglich ist - dass aber längst nicht alle derartigen Fälle zur selben Zeit bekannt werden, denn schließlich hat es für diesen hier auch 24 Jahre gebraucht.

Ist aber generell eine schauderhafte Vorstellung.

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Die meisten Familienverliese sind oberirdisch

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Mir fällt in diesem Zusammenhang ein Beispiel aus dem entfernteren Bekanntenkreis ein: Er schlägt seine Freundin regelmäßig, ein Mal sogar so heftig, dass sie eine Fehlgeburt erleidet. Sie bleibt dennoch bei ihm, Begründung: Gerade gemeinsam ein Haus gebaut, außerdem hat sie keine Berufsausbildung. Dem Vernehmen nach erwartet sie jetzt wieder ein Kind. Das Umfeld hat aufgegeben, nach dem Motto: Sie will es ja nicht anders.

Aber dass in dieser Umgebung nun ein Kind aufwachsen soll, wird anscheinend als notwendiges Übel hingenommen.

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Und hinterher sind dann alle wieder sehr überrascht.

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Die Deutschen überschreiten Grenzen sehr gerne, wenn es um ihren Vorteil geht.

Damit ist selbstverständlich lediglich der geldwerte Vorteil gemeint. In den kurz hinter den Grenzen gelegenen französischen Supermärkten beispielsweise sieht man fast ausnahmslos die Autos deutscher Billigeinkäufer. Für die sind dann allerdings auch die Preise angehoben. Im nächsten Dorf normalisiert sich dann dann wieder.

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Ich schließe mich amalia an: Ein solches Verhalten muß nicht österreichspezifisch sein. Das ist sicherlich überall möglich.

Österreichspezifisch dürften allerdings die (hier teilweise genannten) kabarettistischen, die gesellschaftskritischen Kräfte sein, die von einer solchen Mentalität befeuert werden. Etwas wie die Wiener Gruppe, Hermann Nitsch, Otto Mühl etc. dürften anderswo kaum gewachsen und gediehen sein. Österreich besteht außerdem nicht nur aus Wien. Da wäre noch Kärnten und manch andere Ecke mehr, in denen Grotesken abgehen, als hätte es keine Jahrhundertwenden gegeben.

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In Deutschland bringen sie ihre Kinder gleich um oder lassen sie verhungern.

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Aber bei uns...
In Deutschland werfen Frauen die Babies aus dem Fenster. Jugendliche träumen von einem Amoklauf wie in Erfurt. Tausende von Neoconnards freuen sich darüber, wenn bei uns bulgarische Arbeiter sklavenähnlich gehalten werden.

Ja, in Österreich hat man ein Problem mit der Vergangenheit. Aber bei uns...

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Oesterreicher und Deutsche...
Brecht bemerkte einmal (AFAIR Kalendergeschichten, ich hoffe, jemand hier bringt das genaue Zitat) dass Patriotismus deshalb so eine gefaehrliche Krankheit ist, weil sie ansteckend ist.
Genauso geht es mit Don's (Genitiv von Don) Austrophobie: Sie zwingt einen Exiloesterreicher, der Deix fuer einen Portraitisten des Oesterreichertums haelt, sein Land zu rechtfertigen.
Zuallererst, lieber Don, solltest Du unser PR-Talent bewundern: Wir haben Beethoven zu einem Oesterreicher und Adolf zu einem Deutschen gemacht (Wenn man es genau nimmt, war Mozart auch kein geborener Oesterreicher, sondern Deutscher...).

Aber das entscheidende Argument: Bei uns in Wien war Adolf H ein arbeitsloser ansichtskartenmaler. Ihr, liebe Deutsche, habt ihn gewaehlt (ihm soviele Stimmen gegeben, dass er das Parlament ausschalten konnte......)

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Dazu eine Frage: Sprichst du mit mit Toten?

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Dürfte am anderem Ende (? -> Geografie war nie meine Stärke) - also in Venlo - sicherlich genauso sein. Trotzdem ließen sich $KUMPELS nie dazu durchringen, weiter zu fahren (und nein, es ging hier nicht um 'Kräuter', sondern um Kaffee, Dosenbier und Vla.)

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