Warum ich gegen bedingungsloses Grundeinkommen bin

In den letzten Tagen gab es in meinen Blogs einige Kommentatoren, die sich für Grundeinkommen stark machten, und das in einer Art, die mir fast zu weit ging: off topic, Links, nicht wirklich das, was man als Argumente bezeichnen würde. Meine eigene Haltung ist von einem gewissen Unverständnis geprägt: Ich glaube, dass eine komplette, arbeitsfreie Absicherung aller eine schöne Vision für das Kloster der Lüste von "Gargantua und Pantagruel", aber nicht zwingend für das reale Leben. Ohne ein Freund des Leistungshypes der Startups, Agenturen und Elitejobs zu sein, finde ich dennoch, dass Arbeit für den Menschen nicht schlecht ist, selbst wenn sie mitunter nervt, langweilig ist oder einem den Schlaf raubt. Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, eine Welt zu erschaffen, in der jeder tun kann, was er will, weil da schon irgendjemand zahlt. Es ist gewissermassen der Bailout für alle, und wenn ich das zugunsten der Banken und der Opels ablehne, sehe ich nicht, warum ich das für raffgierige Ich AGs zulassen sollte.

Ich bin kein Misanthrop, der die menschliche Natur beklagt - es finden sich nur haufenweise Beispiele in der menschlichen Geschichte, wo dergleichen für einzelne Klassen durchgesetzt wurde: Die französischen Abbes des 18. Jahrhunderts waren so eine Schicht, Franziskaner oder auch die Pilger des späten Mittelalters. Überall nahm der Missbrauch schnell Überhand, aus den Pilgern wurden judenmordende Mobs, aus den Franziskanern die Pfründendiebe, die wir aus dem Heptameron der Margarete von Navarra kennen, und die Kauftitel der Abteien sorgten für das Ende ganzer Orden. Es würden sich einfach zu viele Profiteure einfinden, die gerne nehmen, aber ansonsten nichts zur Gemeinschaft beitragen.

Manche sagen vielleicht, ich sei ein Spiesser, und die Befürworter wären die Vertreter einer gerechten Zukunft. ich aber sage - Disclosure: ich finde den Berliner PR-Autor Tim Pritlove (heisst der echt so oder macht mir der beim dümmsten Kampfnamen Konkurrenz?), ohne ihm je begegnet zu sein, als ausgesprochen unerfreuliche Erscheinung. Berliner Grosskotz, SO eine Klappe, wenn es darum geht, sich ander Leute Arbeit anzueignen und sich vorne hinzustellen, wo die Mikrofone sind, der Mainstream irgendwelcher Pseudehacker und Macher irgendwelcher Dinge, die als Kunst gelten bei Leuten, die ein Beispiel der typischen Berliner Netzwerke sind. Tim Pritlove jedenfalls hat ein Blog, und begründet sein Eintreten für das Grundeinkommen so: (http://tim.geekheim.de/2009/
02/16/das-bedingungslose-grundeinkommen/)

" Es hat mir z.B. noch nie eingeleuchtet, dass möglichst viele Leute “in Arbeit” sein sollen. Ich definiere “Arbeit” schon immer als “Tätigkeit, die ich eigentlich nicht tun möchte”. Arbeit ist etwas, was mir nicht behagt. Nur kurze Zeit in meinem Leben war ich in Situationen, wo ich eine “Arbeit” übernommen habe und es hat jeweils nicht lange - meist wenige Wochen - gedauert und ich war auf und davon. Weil ich es einfach nicht kann.

[...]

Das ewige Streben nach “Arbeit” ist mir unverständlich. Aber mir ist klar, warum Leute “Arbeit” haben wollen: sie wollen ein Einkommen, Geld, damit sie sich ihr eigenes Leben und das ihrer Familie finanzieren können. Und natürlich fliesst dieses Geld aus “Arbeit”. Stellt man sein eigenes Streben nach Entfaltung und Kreativität hinten an und widmet die eigene Zeit anderen, dann muss das entschädigt werden. Das ist das, was unser Wirtschaftssystem und der sog. “freie Markt” fördert und das ist soweit auch ganz okay. Nur schwächelt unsere Gesellschaft auch genau in diesem Punkt: nur Dinge, die Werte für andere schafft, haben einen Wert. Widme ich meine Zeit Dingen, die kein “Geld” erzielen, ist diese Tätigkeit nichts wert - sie trägt nicht zu meinem Einkommen und damit zu meinem Überleben bei."


Knallhart gesagt: Ein Staat, der für so eine "ich hab keine Lust auf Arbeit Arbeit ist doof und Arbeiter sind noch blöder nur ich mache es richtig"-Haltung ernsthaft ein Grundeinkommen zahlt - und nicht nur über die von Pritlove mutmasslich mit sehr viel ärgerlicher Papierarbeit, igitt, in Anspruch genommenen Leistungen verteilt - wäre ein Anlass, sich auf das Widerstandsrecht im Grundgesetz zu berufen. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem alimentierte Berufshobbybetreiber in Berlin den anderen jeden Tag erzählen, was für Idioten sie sind, oder auch den "Zwang zur Prostitution im Erwerbsleben" bejammern, wenn die Leistungserbringer sich in was hineinfressen, sich bemühen und Durchhänger mitmachen, mit denen dann die zynischen Faultiere den Trog gefüllt bekommen. Unser System lebt nicht von ein paar Schickimicki-Vorzeige-Asos in Berlin, sondern von denen, die bereit sind, auch Dinge zu tun, die keinen Spass machen. Genau betrachtet: Es lebt nur von der zweiteren Sorte. Der Rest ist modernes Hofnarrentum einer Zeit, die sich das offensichtlich leider leisten kann.

Das mag für manche vielleicht reaktionär klingen, aber wenn etwas reaktionär ist, dann ist es das Verstecken dieser neuen Bettelmönche des Digitalzeitalters hinter angeblich guten Taten. Besonders abstossend, aber auch bezeichnend für das System Pritlove: Das Vorschieben von Obdachlosen und Bedürftigen. Ja, es gibt soziale Ungerechtigkeit in Deutschland. Aber die kann man nicht mit der Geldgiesskanne beheben. Ein Grundeinkommen ändert nichts am Alk0holismus, wer Drogen braucht, bricht trotzdem in eine Wohnung ein, wer 9live-süchtig ist, ruft trotzdem dauernd an. Ich bin vollkommen überzeugt, dass Hartz IV ein schwerer Fehler war, und man muss etwas gezielt für die Gruppen tun, die leicht in Not geraten: Alleinerziehende, arme Rentner, Menschen ohne Schulabschluss. Auch, wenn es schwierig und nicht immer gerecht ist. Was man aber keinesfalls tun sollte, ist einmal mit der Geldspritze drübergehen und glauben, dass es was bringt. Es hilft nur den Pritloves diese Welt ganz sicher, denn der Staat belohnt eine Haltung, die seine Leistung und ihre Erbringer verachtet.

Wer aber glaubt, dass die Pritloves dieser Welt dann bereit sind, sich mit Grundeinkommen, wie erwähnt, sozial zu engagieren, der frage diesen Herrn und die vielen anderen Transferleistungsfreunde in den typischen Berliner Cafes doch mal, wann er das letzte Mal eine Bettpfanne im Altersheim ausgeräumt haben. Ich denke, das bisherige soziale Engagement jenseits von Netzgesülz zeigt deutlich, wie hoch dort die Bereitschaft zu echtem Engagement ist.

Wenn ich sage: Der Staat soll die Banker vor die Hunde gehen lassen, dann sage ich auch, er soll auch keinen Finger für die Pritloves krumm machen. Der Staat hat die Pflicht zu akzeptieren, dass man seinem System und dem Kern seiner Werte gegenüber feindlich eingestellt ist. Aber er hat keine Pflicht, diese Feindschaft finanziell zu alimentieren.

Dienstag, 17. Februar 2009, 09:56, von donalphons | |comment

 
... eine ganz andere Bitte, Herr Don: Bitte keine so langen Absätze in kursiv, das ist praktisch unlesbar - zumindest bei den kleinen Typen!

Dankeschön sagt der HH.

... link  


... comment
 
Kann man natürlich machen,
das Konzept mehr oder weniger nur dafür abzuwatschen, dass es halt auch von irgendwelchen Deppen aus Deiner bevorzugten Feindbild-Schublade proklamiert wird. Finde ich aber - auch wenn es ein völlig legitmer Meinungsbeitrag ist - ehrlich gesagt ein wenig wohlfeil. Es wäre dem Thema vielleicht angemessener gewesen, sich mit den klügsten Argumenten dafür auseinanderzusetzen. Und da denke ich beispielsweise an Götz Werner, den Gründer der DM-Drogeriemarktkette, der zu der Entkopplung von Einkommen und Arbeit einige sehr interessante Gedanken geäußert hat (Links kann ich aufgrund anderweitiger Verpflichtungen grad nicht raussuchen).

Meine eigene Meinungsbildung zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen, ich finde das Gedankenspiel durchaus nicht ohne Reiz. Und vielleicht sind die gesamtgesellschaftlichen Segnungen ja vielleicht doch höher zu bewerten als der Kollateralschaden, dass ein paar Berliner Binär-Bohèmiens halt auch vorderhand profitieren. Mann muss auch eins sehen: Es wäre unrealistisch zu glauben, dass jegliche Motivation zu bezahlter Arbeit auf einen Schlag wegfiele, denn das allgemeine Niveau der materiellen Wünsche liegt in der Mitte der Gesellschaft ja wohl deutlich oberhalb dessen, was man mit 1.500 Euro (um jetzt nur mal ne Hausnummer zu nennen) realisieren kann.

... link  

 
Der Chef der DM-Drogeriekette...
... ist Anthroposoph. Man schaue sich nur mal den Innenteil seiner Kundenzeitschrift an...

Die Anthroposophen zeichneten sich schon immer dadurch aus, daß die Ergebnisse ihrer Philosophie zwar beeindruckend und faszinierend sind (Bioprodukte, Waldorfschulen, oder auch diese Drogeriemärkte, in denen ich sehr gerne einkaufe -- die Spitwegerichpastillen Sorte Hausmarke stecken jeden teuren Hustensaft aus der Apotheke locker in die Tasche!), aber der philosophische Überbau ist gewöhnungsbedürftig bis für einen durchschnittlichen sekulären Menschen nicht nachvollziehbar.

Um es salopp zu sagen: sie spinnen konsistent, und produzieren konsistent hervorragende Ergebnisse. Zu welchem dieser beiden Teile ich die Ausführungen dieses Menschen zum bedingungslosen Grundeinkommen zählen will, lege ich mich jetzt nicht fest -- aber ein Anthroposoph wirft schon mal gerne sehr kühne Thesen in den gesellschaftlichen Raum.

... link  

 
@sethos:
Das ist ja mal interessant. Aber es ist auch richtig, dass diese Hintergrundinformation die Meinungsbildung zu diesem nicht eben einfachen Thema zusätzlich erschwert. Auch wenn ich so einiges aus dem Umfeld der Steiner-Jünger mit fragendem Stirnrunzeln sehe, würde ich nicht so weit gehen, dass das die Idee des Grundeinkommens komplett desavouiert. Und trotzdem: hm.

... link  

 
Hmmm
Ja. Genau. Es diskreditiert nicht, genausowenig wie Biofutter weniger Bio wäre, wenn es Demeter (= biologisch-dynamisch & damit nach anthroposophischen Grundsätzen erzeugt) ist, und nicht rein vernunftgemäßes hiologisch-organisches Futter.

Ich esse hier dankbar alle Stunde drei Demeter-Dinkelvollkornbiosalzstangen, weil mich eine gräßliche, gräßliche Darmgrippe erwischt hat. Aber die andere Sorte Biovollkorn hätte ich auch genommen...

Ja, und es verkompliziert die Argumentation bzgl. des bedingungslosen Grundeinkommens. Nicht nur die Salzstangen.

Aber ein abschließendes Urteil kann ich nicht wirklich fällen. Andere Leute glauben auch ziemlich absurdes Zeug.

... link  


... comment
 
Danke!
Auch wenn ich ein absoluter Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens bin und deine Argumentation nicht nachvollziehen kann, möchte ich Dir trotzdem herzlich für deinen Beitrag danken. Denn für das bedingungslose Grundeinkommen ist wichtig, dass darüber geschrieben und diskutiert wird. Ob positiv oder negativ ist völlig egal. Hauptsache die Menschen bekommen von dieser Idee mit und machen sich wie Du ihre Gedanken darüber. Wenn aus diesen Gedanken sogar Ideen entspringen, mit denen Du einverstanden sein , ist es umso besser.

... link  


... comment
 
Ich wohne in einem Villenviertel, wo keiner arbeitet. Keiner. Die üblichen Beschäftigungen, zwischen laubsaugen und urlauben. Soweit mein Einblick reicht, fehlt im Lebensumgang jede Delikatesse. Durch irgend einen Umstand ist man wohlhabend und nicht zuletzt durch diesen verdrießlich. Das bedingungslose Grundeinkommen tut nicht jedem gut.

Der Kapitalismus hat selbst in seiner neoliberalen Spätblüte nur einen gewissen Teil der menschlichen Tätigkeiten unter sich subsumieren und profitabel zur Geltung bringen können. In seiner sich abzeichnenden langjährigen Schwächeperiode fallen lebensnotwendige und wünschenswerte menschliche Bedürfnisse reihenweise aus der Kapitalverwertung und wahrscheinlich auch aus der Marktförmigkeit heraus. Es besteht ein dringender Bedarf an einem kommunistischen Sektor.

Statt einem bedingungslosen würde ein tätigkeitsgebundenes Grundeinkommen Sinn machen. Erhalten würde es nur, wer eine nachprüfbare Tätigkeit im kommunistischen Sektor übernimmt.

Nicht die Bezugshöhe ist das Skandalon an Hartz-IV, sondern die ihm voraus gehende Enteignung und die einseitige Ausrichtung auf den kapitalistischen Sektor, der nun einmal nicht alle Menschen beschäftigen kann. Jeder dieser Leute kann etwas, viele sogar etwas großartiges, also sollen sie es in einem kommunistischen Sektor zur Geltung bringen.

... link  

 
das ginge dann so in die richtung, dass hartz-IV-empfänger zur altenpflege verpflichtet werden. der gedanke ist nicht neu, aber leider erstens vollkommen unpraktikabel und zweitens auch dem, was "kommunistische" wertvorstellungen ausmachen könnte, nicht gerade zuträglich. als erstes müsste man wohl auch mal definieren, was "lebensnotwendige menschliche bedürfnisse" sind (?) , und warum ausgerechnet diese aus der kapitalverwertung herausfallen sollen.

... link  

 
Man könnte der ganzen Idee sofort den Stecker ziehen, wenn man das iPhone zum mit Steuern deklarierten Luxusgut aus der Kategorie des Grundbedürfnisses entfernt.

... link  

 
Bist Du sicher,
dass Du hier nicht einen völligen Nebenschauplatz aufmachst? Es mag unlauter sein, wenn ein paar arbeitsscheue Binärböhmen die Debatte hauptsächlich in Richtung der sozial Schwachen und Benachteiligten führen, um zu bemänteln, dass sie dabei auch ganz konkret an sich selber denken. Aber wie gesagt, diese Kreise, so sehr man sie verabscheuen mag, halte ich nicht unbedingt für den geeigneten Dreh- und Angelpunkt, um das Thema erschöpfend abzuhaken. Für alles, was über die banalen Grundbedürfnisse hinausgeht, müsste ja wohl auch weiterhin gearbeitet werden, von daher scheint es mir auch unkorrekt, so zu tun, als ginge es bei dieser Debatte nur um iPhones für alle. Es geht ja wohl auch darum, vielleicht einen würdevolleren Weg als Hartz IV zu finden, um die Grundbedürfnisse der Masse abzudecken.

... link  

 
Kriege werden immer auf Nebenkriegsschauplätzen gewonnen. Unabhängig davon würde ich nur Pickel bekommen, wenn ich mich auf eine ernsthafte Debatte über die Verfügbarkeit von Arbeit in Deutschland mit Leuten einlassen würde, die das als Vorwand nehmen, eben so eine Arbeit erst gar nicht mehr auszuführen und statt dessen einen Abzockerneoliberalismus propagieren, wie gewisse Leute in gewissen Blogs.

Gerechte Verteilung von Arbeit ist ein Thema. Sozialer Ausgleich ist ein damit verbundenes, aber auch davin getrenntes Thema. Was ganz anderes ist es, mit dem Argument, dass das jetzige System sowieso nicht mehr tauge, ein auf solche Typen zugeschnittenes Umverteilungsprogramm propagiert wird. Klar klingt es fein. Klar hat es theoretische Vorteile, aber die praktischen Ausführungen gingen immer daneben. Wenn es wirklich nur noch Umsatzstauer gäbe und die gefördert würden, wäre ich beim Einkaufen nur noch in Österreich. Und die vermutlich beim Schwarzhändler.

... link  

 
Erziehung, Bildung, Gesundheit, Kultur, Forschung, Open Source werden noch immer oder schon wieder kommunistisch organisiert. Das Bildungsniveau unserer Pariabevölkerung ist hoch. Es wird durch große Kontingente an Bankern, Kreativen und Betriebswirten noch wachsen.

Altenpflege greift viel zu kurz. Das gemeinschaftliche Altwerden muß komplett neu erfunden werden. Eine gewaltige Nahrungsmittelkrise verlangt eine gemeinsame Bebauung städtischen Bodens. Da gibt es viel zu tun in kommunalen Gärten.

Ich spreche von "lebensnotwendigen und wünschenswerten menschlichen Bedürfnissen". Und ich spreche von Freiwilligkeit, nicht von Verpflichtung. Dieser Artikel hat mich sehr nachdenklich gemacht.

... link  

 
@Don
Klar hat es theoretische Vorteile, aber die praktischen Ausführungen gingen immer daneben.

Genau das ist der Punkt, wo argumentative Vertiefung lohnen dürfte. Der Punkt," ich finde das Konzept blöd, weil davon auch unter anderem ein paar Idioten profitieren würden, denen ich es nicht gönne" ist durchaus ein legitimer Standpunkt, aber letztlich ein reichlich schwaches Argument (in meinen Augen zumindest).

Wer sagt denn beispielsweise, dass das allgemeine Preisgefüge von heute einen so tiefgreifenden Paradigmenwechsel unbeschadet überstehen würde. Wenn die bisherigen Umrechnungsfaktoren für Zeit, Arbeitskraft und Geld-Gegenwert so nicht mehr stimmen nach einem so massiven künstlichen EIngriff, werden dadurch sicher noch einige andere Werte umgewertet. Das sind die Folgen, über die man reden müsste. Ebenso wie über die Frage, was ist mit der all Arbeit, die gemacht werden muss (ich sage nur Müllabfuhr), für die sich die Grundeinkommensbezieher aber vielleicht künftig allesamt zu schade wären?

Gemessen an diesen grundeagenden Fragen scheint es mir nach wie vor relativ nachrangig, ob das Grundeinkommen auch ein paar Idioten alimentieren würde, die der Don gern im Steinbruch oder Bergwerk arbeiten sähe. ;-)

... link  

 
Wie wäre es, wenn man dafür einfach das Lager der arbeitsverachtenden Transferzahlungsfreunde verlassen und über effektiv sinnvolle Vorschläge wie Mindestlöhne reden könnte? Über dieses Zeug dieser Typen zu reden, ist für mich in etwa so sinnvoll wie mit einem besoffenen Punk darüber zu reden, ob es auch 90 Cent statt einem Euro tun. Was im Kern ja auch das Grundeinkommensproblem darstellt.

... link  

 
Wie wäre es, wenn man dafür einfach das Lager der arbeitsverachtenden Transferzahlungsfreunde verlassen und über effektiv sinnvolle Vorschläge wie Mindestlöhne reden könnte?

Das bringt in diesem Zusammenhang eher wenig, denn damit fallen alle diejenigen, die keine Lohnempfänger sind, schon wieder hinten runter. Das ist ja gerade der Reiz des Grundeinkommens, dass es für alle da ist. Mindestlöhne kann man immer unterlaufen.

... link  

 
Leute, Leute, macht mal eure Positionen klar: Gegen bedingungsloses Grundeinkommen, aber für Mindestlöhne zu sein ist offizieller Standpunkt der Sozen. Warum? Weil sich Grundeinkommensempfänger nicht als Zielgruppe für die Sozialdemokraten eignen. Das ist die quasi tagespolitische Seite.

Die annähernd filosofische Seite der Debatte ist die Frage danach, was genau eigentlich Arbeit ist. Ich würde hier mal auf den Begriff "Soziale Plastik" von Joseph Beuys verweisen, um mal einen der frühen Verfechter des bedingungslosen Einkommens anzuführen. Es geht im Wesentlichen nicht um ein pragmatisches Umverteilungsproblem, sondern um die Frage, ob die Entkopplung von Arbeit und Einkommen nicht zu einem Gesellschaftssystem führen könnte, das weniger bevormundend ist als der Sozialismus und weniger menschenverachtend als der Kapitalismus. Ja, es geht auch um die olle Frage nach dem "Dritten Weg". Kann man - wie hier - pragmatisch und systemkonform diskutieren, muss man aber nicht.

... link  

 
@Rainer: Naja,
es völlig losgelöst von den Niederungen systemischer Realität zu diskutieren, bringt vielleicht auch nicht wesentlich weiter. Aber einig sind wir uns wahrscheinlich darin, dass das Thema Grundeinkommen eben _nicht_ hauptsächlich von irgendwelchem arbeitsscheuen Gesindel aus purem Eigeninteresse heraus promotet wird. Klar, das ist ein Aspekt, den man thematisieren kann und soll, aber dabei zu verweilen oder das ganze Thema darauf zu reduzieren, greift meines Erachtens wirklich zu kurz.

Dass die Ressource Erwerbsarbeit immer knapper wird, ist ja nun mal Fakt. Und wer in diesem Zusammenhang das Stichwort Mindestlohn bringt, muss ich auch klarmachen, dass in dieser Situation Mindestlöhne hauptsächlich der Stablisierung des "Kartells der Erwerbstätigen" diesen. Und außerhalb dieses Kartells herrscht noch mehr Heulen und Zähneknirschen als bisher - selbst bei denen, die ja guten Willens sind, ihre Zeit und Arbeitskraft zu vermarkten. Von daher finde ich es schon spannend, wenn versucht wird, mal nen größeren konzeptionellen Entwurf zu denken.

... link  

 
Rainer sacht, wie es ist
Da schließe ich mich völlig an und rekurriere im Zweifelsfall auf das Wahlprogramm der Grünen von 1983, in dem eben dieses bedingungslose Grundeinkommen zentrale Forderung war. Schon Erich Fromm hatte im Übrigen in Haben oder Sein darauf hingewiesen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Sozialbürokratie den Staat nicht mehr kosten würde als Sozialhilfe und Arbeitslosengeld in der bisherigen Form. Abgesehen davon, dass HartzIV eine Enteignung der Beitragszahler bedeutet.

... link  

 
exurbia: "Statt einem bedingungslosen würde ein tätigkeitsgebundenes Grundeinkommen Sinn machen. Erhalten würde es nur, wer eine nachprüfbare Tätigkeit im kommunistischen Sektor übernimmt."

Womit sämtliche Beschäftigungen aus diesem Bereich 1-Euro- und ansehensmäßig in den Geruch staatlicher Zwangshaltung gerieten und das jetzt schon unterirdische Image von Altenpflege & Co. endgültig dem der Schwefelminen von einst gleichkäme.

... link  

 
Leute, Leute, macht mal eure Positionen klar: Gegen bedingungsloses Grundeinkommen, aber für Mindestlöhne zu sein ist offizieller Standpunkt der Sozen.

Daher ist das Bürgergeld ein Konzept, dass die FDP seit Jahren vertritt. Was den Befürwortern des Grundeinkommens vorschwebt ist sowas wie linker Neoliberalismus.

... link  

 
Es wird ja immer doller.
Für die einen wäre es der Sieg des Kommunismus und Kollektivismus über die Kräfte des Marktes und die ungezügelte Freiheit des Individuums, für andere wäre das Bürgergeld "sowas wie linker Neoliberalismus".

Der eine sieht sich außerstande, das Konzept mal losgelöst von der unbedeutenden persönlichen Petitesse zu betrachten, dass ihm der Ton und die Visage von einem der Befürworter dieses Konzepts nicht passt, der andere kommt mit Joseph Beuys. Mal sehen, vielleicht erlebe ichs noch, dass Pol Pot als radikaler Vorläufer der Neoliberalen enttarnt wird. Aber zumindest hat noch keiner vom Grundeinkommen die Kurve zu den Nazis gekriegt...

... link  

 
Es ist ja auch ganz doll
Und da, wo ich herkomme würde man es als klassisch links bezeichnen. Wobei die undogmatische Linke, selbst da, wo sie sich als explizit antikapitalistisch versteht allerdings mit der FDP der 70er Jahre mehr Berührungspunkte haben dürfte als mit klassischen Kommunisten.

Btw. bei Autonomen, zumindest in der Altergsruppe 30+ ist die Forderung nach dem bedingungslosen Grundeinkommen sogar ein "must have".

... link  

 
Wobei ich glaube zu verstehen,
was strappato meint. Wenn das Grundeinkommen dazu führt, dass sich der Staat oder das Gemeinwesen komplett aus der Daseinsvorsorge oder Regulierung relevanter Bereiche (Gesndheitssystem, whatever) ausklinkt, dann könnte das trotz des vordergründigen Widerspruchs doch in die neoliberale Zielrichtung passen. Es wäre vielleicht naiv, diesen Punkt bei aller Sozialromantik auszublenden. Wahrscheinlich ist eben auch mit dem Grundeinkommen nicht jedem Übel abgeholfen.

... link  

 
Mit dem Grundeinkommen fallen alle anderen Transferleistungen weg - müssen sogar, weil es anders unbezahlbar wäre. Z.B. entsprechen die Leistungen der Pflegeversicherung in der Spitze etwa den angestrebten 1500 Euro Grundeinkommen. Nur bei Pflegestufe III und stationärer Pflege wäre gegenüber dem heutigen Leistungen ein "Zuschlag" zu zahlen. Oder: Befreiung von Kindern von Zuzahlung bei Medikamenten und Behandlungen - könnte man streichen, da Kinder ein eigenes Grundeinkommen bekommen sollen.

Ich sehe einen Knackpunkt: Je mehr Menschen sich tatsächlich ganz oder teilweise aus der Arbeitswelt zurückziehen, desto stärker schrumpft das volkswirtschaftliche Einkommen, das zur Finanzierung eines grosszügigen Grundeinkommens nötig wäre. Hinzu kommt: Viele einfache, unattraktive Arbeiten müssten wesentlich teurer bezahlt werden als heute – was den realen Wert des Grundeinkommens verringerte. So landete man am Ende doch wieder nur bei einer Art Sozialhilfe zu erleichterten Bedingungen.

... link  

 
Da stellt sich dann aber die Frage, ob das nicht ein Problem der Feinjustierung ist. Und selbst: "Eine Art Sozialhilfe zu erleichterten Bedingungen" klingt für mich schon wesentlich sympathischer als ALG2 mit der ganzen behördlichen Schikane, wie wir es heute haben.

... link  

 
che, und wenn am Ende des Liedes der reale Wert des Grundeinkommens noch deutlich unter den heutigen ALG2-Sätzen läge?

... link  


... comment
 
Dichotomie
Die Diskussion um das (bedingungslose) Grundeinkommen krankt an einem Auseinanderfallen der potenziellen Leistungsempfänger in zwei bis zweieinhalb Gruppen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da sind einerseits die von Don geschilderten Liebernixtu-Asos, die sich mit dieser Haltung auch noch als progressiv verstehen, und die materiell wie sozial unverschuldet am Rande stehenden. Auf der anderen Seite versammelt sich ein wahrscheinlich die Mehrheit stellendes Grüppchen, das ein Konzept wie das Grundeinkommen möglicherweise tatsächlich beflügeln könnte, stärker ihren Neigungen und Fähigkeiten in Gestalt einer ANDEREN Arbeit nachzugehen.

Der Drogeriemarkt-Werner hat, so befürchte ich, schlicht ein zu idealistisches Menschenbild. Für ein Gutteil unserer Gesellschaft - und damit meine ich vor allem die Demoralisierten am unteren Bildungsrand - hat das Grundeinkommen die Wirkung einer Stillegungsprämie. Da wird Humankapital abgewrackt.

... link  

 
wie wahr der Artikel.

... link  


... comment
 
Wenn man diese Diskussion sachlich führt, dann wird - auf lange Sicht gesehen - das Arbeitsangebot durch stetige Rationalisierung laufend weniger. Es gibt - wie bereits von einigen anderen Kommentatoren bereits erwähnt - deutlich "gesellschaftsfähigere" und prominentere Vertreter des Grundeinkommens als Pritlove, einige wohnen zwar nicht am Tegernsee (zumindest kenne ich dort keinen) sondern in ähnlich teuren Gegenden wie dem Starnberger See und beteiligen sich an dieser Debatte durch etwas fundiertere theoretische Arbeit im Bereich der Gesellschaftsforschung.

Gerade in einem solch angenehmen Umfeld drängt sich der Gedanke eines Grundeinkommens förmlich auf, das größte Problem dürfte in der Tat darin liegen, Leute für unliebsame Tätigkeiten zu motivieren.

Eine in meinen Augen viel interessantere Lösung des Problems der ungerechten Besitzverhältnisse in Deutschland wäre die Begrenzung von Privateigentum - wenn man nur x Millionen EUR an Besitz haben darf und alles darüber liegende als Steuer abführen muss, dann wird nicht ein Großteil des verfügbaren Kapitals zum Gaudium einer Minderheit gebunden.

Die marktwirtschaftlichen Verteilungsprinzipien wären noch in Kraft, so dass sich für das Gros der Menschen wenig ändern würde.

Natürlich ist auch diese Idee sehr realitätsfern, denn - wie ausführlich in der Vergangenheit demonstriert - bietet das Ausland natürlich gerne entsprechende Schlupflöcher.

Ansonsten wünsche ich dem werten Autor dieser Texte noch einen schönen Nachmittag und warte gespannt auf neue Beiträge.

... link  

 
Oh, Abschaffung des Eigentums... hatten wir das nicht schon mal?

Was mir bei solchen Debatten immer etws zu lang kommt, ist der Glaube daran, dass eine radikale Umverteilung wirklich etwas besser oder gerechter machen würde. Man hat es doch auch nachher noch mit den immer gleichen Menschen zu tun. Und Armut als Schule der Seele zu betrachten, ist kein Ansatz, dem ich folgen wollte. Ein Bocken Geld hinwerfen un sagen: Mach was Du willst - würde auch nicht dazu führen, dass alle sauber bis zum Ende durchsparen, sondern nach ziemlich kurzer Zeit die üblichen Probkleme wie Überschuldung sehen. Und dazu muss man auch nicht gross forschen: Das Problem gibt es auch mit den schon heute üblichen Transferzahlungen.

Natürlich kann man Menschen nicht entmündigen, aber ohne Eigenverantwortung braucht man mit solchen Konzepten erst gar nicht anfangen. Und ich bezweifle, dass viele der eventuell Begünstigten wissen, was das bedeutet. Da reicht nur ein kleiner Blick in die Debatte um das Rauchen.

... link  

 
Es ist doch wohl so, daß das garantierte Grundeinkommen den Arbeitszwang abschafft.
Glaubt irgend jemand, daß das erlaubt wird?

... link  

 
Unliebsame Tätigkeiten würden auch weiterhin getan werden. Sie würden allerdings besser bezahlt, weil das Druckmittel der (sozialen) Existenzvernichtung wegfallen würde, mit dem man heutzutage Menschen dazu zwingt, zu jedem beliebigen Lohn zu arbeiten.

... link  

 
Toll, 80 Millionen Blogger bei Spreeblick und 50.000 Müllmännermillionäre. Das nenne ich ein Geschäftsmodell.

... link  

 
Am Besten nähert man sich den Auswirkungen eines Grundeinkommens über einen Vergleich mit dem Ist-Zustand. Immerhin gibt es auch in unserem bestehenden System eine breite Masse von Menschen, die ihr Einkommen nicht aus Erwerbsarbeit beziehen.

Wer jetzt arbeitsunwillig ist wird das auch in jedem anderen Sozialsystem sein. Es ist nicht angemessen, diese Arbeitsunwilligen gegen die viel größere Zahl eigentlich Arbeitswilliger in Stellung zu bringen, die gestützt von einem Grundeinkommen ihre Fertigkeiten erst entfalten würden und mehr Würde bewahren könnten, als unter der Hartz4-Knute.
Zudem würde der ganze bürokratische Zwangswasserkopf entfallen.

Grundsätzlich sehe ich daher ein Grundeinkommen in mäßiger Höhe positiver, als die aktuellen Sozialgesetze.

Die eigentlich schwierigen Fragen sind dabei Höhe, Finanzierung und - ganz besonders - Abgrenzung. (Wer also dieses Grundeinkommen beziehen soll und wer nicht).

... link  

 
@Don:

Nein, Privateigentum ist gut und wichtig, es geht nur darum, dass beispielsweise 10% der Bevölkerung 60% des Vermögens besitzen (http://www.n-tv.de/876496.html).

Und du wirst nicht abstreiten können bzw. machst es dir etwas zu einfach, wenn du das soziale Umfeld, in dem ein Mensch aufwächst, in keiner Weise berücksichtigst.

Natürlich, es mag für dich verwunderlich wirken, dass sich ein Transferleistungsbezieher lieber einen neuen Fernseher kauft, als vernünftige andere Dinge.

Er handelt in deinen Augen irrational (was vermutlich auch objektiv betrachtet der Fall ist), wobei es aus seiner Sicht vermutlich rational zu sein scheint.

Was formt einen Menschen? Würde ein Don, der nicht aus besserem Hause käme, sondern vom anderen Ende der Gesellschaft, auch bei schönem Wetter von geschichtsträchtigen Gabeln essen? Viel wahrscheinlicher wäre, dass er es gar nicht zu schätzen wüsste, was Geschichte bedeutet und welche Faszination sie ausmacht, weil ihm das notwendige Potential dazu durch den fehlenden Zugang zu Bildung nicht vermittelt worden wäre.

Die Erfolgschancen von Kindern im Bildungssystem korrelieren sehr stark mit dem Bildungshintergrund der Eltern, aber das wird dir ja bekannt sein.

Wenn nun dieses für private Vergnügungszwecke einiger weniger gebundene Kapital in Bildung sinnvoll investiert werden würde, dann wäre das in meinen Augen der richtige Schritt.

Denn - sind wir mal ehrlich - ob zur 10. Million noch die 11. oder 12. kommt, ist ja fast schon egal, oder?

Der Grenznutzen dürfte auf jeden Fall immer geringer werden.

... link  

 
Meine Mutter war Lehrerin. An einer Grundschule auf einem Kaff nahe meiner Heimat. Weil die Stadt sehr reich wurde, wurde in dem Kaff auch der kleinste Bauer reich. Wirklich reich, nicht nur so ein wenig.

Einer ihrer Schüler war in meiner Klasse. Sagenhaft intelligent, auffassungsfähig, literaturbegeistert. Weil meine Mutter sich an seine sagenhaft reichen Eltern den Mund fusslig geeredet hat, ihn ins Gymnasium zu schicken. Die anderen Brüder machten Realschule, ohne dümmer zu sein.

Geld ist nur begrenzt relevant. Und ab einem gewissen Punkt spielt es einfach keine Rolle mehr. Die Erziehung macht den Unterschied.

... link  

 
@Don
"Geld ist nur begrenzt relevant. Und ab einem gewissen Punkt spielt es einfach keine Rolle mehr. Die Erziehung macht den Unterschied."

- genau, das meine ich: ab einem gewissen Punkt. Und jedes Kind sollte die Chance bekommen, dass die Eltern diesen Punkt erreichen. Wenn sie das Geld lieber in iPhones /Fernseher / Fussball-Tickets investieren, dann ist ihnen (und, noch viel schlimmer: ) dem Kind leider so nicht unmittelbar zu helfen (und dann wird es in der Tat schwer).

... link  

 
Es gab in meiner Kindheit noch den Begriff der höheren Tochter. Die hatten einen sehr verbindlichen Wissens- un Verhaltenskanon, der natürlich an ein gewisses soziales Umfeld gekoppelt war. Das war einmal, selbst das, was ich tue, ist in meinen Kreisen bestenfalls altmodisch und schlimmstenfalls anachronistisch. Mach Dir keine Illusionen: Die Zeiten, da man verbindlich den kleinen Finger spreizte, sind vorbei. Wir reden hier und bei der FAZ über Spolien dessen, was mal war. Und ich weiss nicht, ob ich es schlimm finden soll. Vermutlich ist es das nicht.

Weisst Du, wo ich mein Porzellan her habe? Ich muss mir das ja selber kaufen, meine Frau Mama ist eine grosse Sammlerin vor dem Herrn. Ich frage da immer nach, wenn ich welches aus Kisten krame. Rosenthal, KPM, Limoges und Saargemünd kommen nie aus schlechten Häusern. Das alles kommt von Familien, die den anderen Weg gegangen sind. Tatsächlich glaube ich, dass es keinen grossen Unterschied mehr macht. Allein schon, weil es die materiellen Voraussetzungen für das, was einmal war, in den Familien nicht mehr gibt.

Daran würde auch eine Umverteilung der Vermögen nichts ändern. Warum? Weil ich mein Arzberg mal in der letzten Minute auf einem wirklich schlechten Flohmarkt gekauft habe. da sind Tausende vorbeigegangen, obwohl es damals 10 mark gekostet hat. 10 Mark. Dafür gibt es kein Starterset. Es interessiert einfach keinen, selbst wenn es keine Hürden gibt.

... link  

 
weil wir gerade beim Thema "Porzellan" sind - etwas OT, aber unterhaltsam:

"Keeping Up Appearances" (z.B. http://www.amazon.de/Keeping-Up-Appearances-Patricia-Routledge/dp/B00006CY7I)

... link  

 
Gibt es das auch als Buch? Ich habe keinen Fernseher.

... link  

 
ich weiß, ich habe auch keinen Fernseher. Aber dein Thinkpad hat ja vermutlich ein DVD-Laufwerk.

Die Komik lebt zum großen Teil von der schauspielerischen Leistung (v.a. von Patricia Routledge), ein Buch wäre hierfür nicht angebracht.

... link  


... comment
 
Du missverstehst Tim. Es ist ja nicht so, dass er auf der faulen Haut liegt, sondern er investiert viel Zeit in Dinge, für die es keine Bezahlung gibt und die dennoch sinnvoll sind. Kongressorganisation, Chaosradio und insbesondere der CRE-Podcast. Und das sind genau die Dinge, denen heutzutage abgesprochen wird, Arbeit zu sein, auf die viele Menschen aber nicht verzichten möchten.
Ein Grundeinkommen würde sicherstellen, dass solcherlei Ehrenämter gemacht werden können, ohne dass ständig Druck da wäre, sich vor Ämtern oder Spießern dafür rechtfertigen zu müssen, dass man "ja nix tut".
Und wer faul sein will, der ist das auch heute schon, denn auch heute gibt hinreichend Möglichkeiten, sich dem Druck zu entziehen, so dass das allenfalls noch als Stammtischargument taugt.

... link  

 
Nein, ich missverstehe ihn absolut nicht. Pritlove macht das, was er und andere für wichtig halten. OK. Nachdem ich von Pritlove in Berlin einen Haufen im Radio gehört habe, muss ich sagen: Vermittlung von Belangen ist was anderes als dessen Gehabe. Aber ok, wenn er meint, soll er es tun, sich von o2 bezahlen lassen oder den Gesellschaftlern oder wem auch immer.

Aber sich hinstellen und die Hand aufhalten und etwas wollen von denen, die er quasi als Arbeitshuren verachtet, in einem System, auf das er einfach erklärtermassen keine Lust hat und mit dem er nicht klarkommt, und es einfach deshalb zu seinen Gunsten verändern zu wollen, unter Vorschiebung von Armen, ist eine andere Nummer. Entweder ich will was. Dann muss ich sagen, wofür. Oder ich halte die anderen für käufliche Idioten. Dann halte ich aber nicht die Hand auf wie der Punk am Supermarkt oder der Bankchef bei der Kanzlerin oder der Papst in Rom.

... link  

 
Ich weiss nicht so recht: Von dieser Haltung bis zum Verdammen von anderen Formen von Subvention (z.B. Kulturförderung) scheint es mir kein allzu großer Schritt zu sein.

... link  

 
Oberlehrer, würdest Du in ein Theater gehen, dessen Direktor Dir öffentlich mitteilt, dass Du ein Depp bist, weil Du nicht so viel Spass im Leben wie er hast, aber mehr Geld will er trotzdem?

... link  

 
Ja, natürlich.

Ich denke mal, Du bist mit den Gepflogenheiten im Kunstsektor einigermaßen vertraut. Eine solche Haltung gibt es (vielleicht nicht gerade in so ausgeprägter Form bei Theaterintendanten) gar nicht so selten. "Wir sind kreativ, wir sind was besonderes, die anderen haben ja keine Ahnung" und so weiter. Das ist nicht unbedingt schön anzusehen - aber es ist halt so.

... link  

 
Glückwunsch.

(Da bin ich aber froh, einen anderen museumspädagogischen Ansatz zu kennen)

... link  

 
Nee, Don. In Tims Text steht nichts davon, dass er Menschen verachtet, die Erwerbsarbeit leisten. Alles, was er schreibt ist, dass er mit dem System Erwerbsarbeit nichts anzufangen weiss und nicht versteht, warum wir in einer Welt leben, in der nur genau die Arbeit etwas zu zählen scheint, die unmittelbar ein Einkommen erzielt und auch nur oder hauptsächlich deswegen geleistet wird.
Das ist was, was auch ich bedauerlich finde.

Wenn Dir nicht gefällt, wie er Radio oder seine Podcasts macht, ist das die eine Sache. Dass er neben CRE mittlerweile noch bezahle Podcasts für o2 oder die Gesellschafter macht, ist nochmal eine andere Sache - aber auch keine, für die man ihn verurteilen kann. Er macht halt, was ihn erfüllt und hat jemanden gefunden, der ihn teilweise dafür bezahlt. Das mache ich auch; und Du machst das auch.
Aber ihm zu unterstellen, er würde Menschen wie Dich oder mich verachten, weil wir zuvorderst möglicherweise unbefriedigende Erwerbsarbeit (bei Tim: "Arbeit") leisten und uns dann erst fragen, welche Tätigkeit wir ausserdem noch machen können, um zufriedener zu werden, ist nicht angemessen. Letztlich sagt er doch nur, dass er bei seiner Definition von Arbeit all die Dinge, die er macht, nicht als Arbeit empfindet, weil sie ihm Freude bereiten.
Und das ist bei mir nicht viel anders. Alles, was mir Spass macht, empfinde ich nicht als anstrengend und fast alles, was ich als anstrengend empfinde, macht mir keinen Spass.

Dazu der Disclaimer, dass ich mit Tim befreundet bin. Das macht mich möglicherweise wohlwollender, möglicherweise führt es auch dazu, dass die Tonalität seines Textes bei mir völlig anders ankommt, als bei Dir. Falls er sich unglücklich ausgedrückt haben sollte (was mir nicht so erscheint), garantiere ich jetzt einfach mal, dass Tim niemand ist, der sowas auch nur ansatzweise verächtlich meint - weshalb ich meine, dass Du ihn missverstanden hast.

... link  


... comment
 
Bist Du sicher
dass Du dir den Richtigen für dein "Sozialschmarotzer-Bashing" ausgesucht hast? Tim Pritlove (http://de.wikipedia.org/wiki/Tim_Pritlove ) ist nicht gerade untätig - nur eben nicht primär auf Betätigungsfeldern, die sich monetär rentieren. Aber mal ein paar Gedanken meinerseits zum Grundeinkommen:

Dahinter steht wohl der Gedanke, dass wir als natürliche Wesen ein natürliches und unveräusserlichen RECHT auf LEBEN haben und das schliesst alles zum Leben Notwendige mit ein. Natürlicherseits wird dieses im Überfluss von der Natur zur Verfügung gestellt, nur hat sich der Mensch mittlerweile so gut wie alle Ressourcen angeeignet, so dass sie nicht mehr allgemein und frei verfügbar sind. Zweifellos ergeben sich daraus viele Vorteile im Hinblick darauf, was man mit den Ressourcen anstellen kann, sprich Produktion und/oder effektive Nutzung, allerdings schafft das auch zwangsläufig Schieflagen in der Verteilung. Mittlerweile sind wir (wieder) an einem Punkt angekommen, wo Menschen mittels wirtschaftlichem Druck erpresst werden können, entweder quasi jede beliebig schlechte Arbeit zu beliebig schlechten Konditionen anzunehmen (und davon noch nichtmal ohne staatlichen Zuschuss leben zu können) oder auf ihr unveräusserliches Recht auf Leben VERZICHTEN zu müssen!

Die Forderung nach dem Grundeinkommen ist also eine der kulturellen Entwicklung angepasste Forderung auf Gewährleistung eben dieses Grundrechtes, nicht nur darauf, irgendwie Überleben zu können, sondern wirklich das Nötige zum Leben in jeder wirtschaftlichen Situation immer zur Verfügung zu haben, wie ehemals in der Natur, als es noch kein Eigentum gab und alles Lebenswichtige somit allen zur freien Verfügung stand.

Im Übrigen würde ein solches Grundeinkommen nicht dafür sorgen, dass Jedermann auf Staatskosten in beliebig luxuriösen Verhältnissen leben könnte. Es wird nur garantiert, dass jeder in MENSCHENWÜRDIGEN Verhältnissen leben kann - wer mehr will (und das werden die meissten sein) - muss auch noch etwas mehr dafür tun. Der Vorteil dieses Ansatzes besteht nun (neben einer radikalen Vereinfachung des Steuer- und Abgabenrechtes) darin, dass Menschen Dinge umso besser (weil lieber) tun, wenn das ohne Zwang und Erpressung geschehen darf. Damit kommt ein durchaus ökonomischer Faktor ins Spiel: Der Anreiz. Wenn ich für eine unattraktive Tätigkeit jemanden finden will, der sie ausführt, dann muss ich ihm auch etwas dafür anbieten, was den persönlichen Nachteil kompensiert (Hint: In der ach so bösen DDR gab es z.B. eine "Schmutzzulage" und/oder "Gefahrenzulage" bei bestimmten Jobs, wodurch gesellschaftlich wichtige Arbeitsbereiche wie die Müllabfuhr u.ä. durchaus gut bezahlt wurden). Aber das ist für den, der bezahlen soll, erstmal unattraktiver, als wenn er ein Heer von erpressbaren Arbeitslosen um sich weiss, die in einer Überflussgesellschaft am Rande der Armut dahinprekarieren und zum grossen Teil dankbar sind, wenn sie sich ihre Gesundheit noch für einen Hungerlohn ruinieren "dürfen", nur der "gesellschaftlichen Anerkennung" wegen...

Versteh mich nicht falsch: Ich will weder einem utopischen Kommunismus das Wort reden, noch die Verhältnisse des "real existierenden Sozialismus" (wie das, was im "Westen" immer als "Kommunismus" bezeichnet wurde, intern hiess) zurück. Ich will aber eine humanistisch geprägte Gesellschaft, die an sich selbst den Anspruch erhebt, alle an ihrem Reichtum zumindest soweit teilhaben zu lassen, dass niemend darin Not leiden oder sich weit unter Wert verkaufen muss, um überhaupt leben zu können. Eine gesunde Gesellschaft muss sich auch ein natürliches Mass an "Schmarotzern" (um es mal so hart auszudrücken) leisten können, ohne dass es an ihren Grundfesten rüttelt. Und ja - das meint hier ausdrücklich auch mal ein paar Schmarotzer in den unteren Schichten...

... link  

 
Pardon, es geht hier nicht um Schmarotzer, sondern darum, dass jemand Geld will von Leuten, die er seinen eigenen Worten zufolge für dumm oder für Prostituierte der Arbeit hält. Mir ist es vollkommen egal, womit der sein Geld verdient oder es erbittet oder was auch immer, aber mit der Herabwürdigung anderer, die sich nicht einfach nur ihren spassigen Tag machen, eine Umverteilung zu seinen Gunsten zu fordern, macht jeder Lobbycretin genauso.

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gibt es schon, die braucht keine Dependance im Berliner Ichtuwasichlustigbin mehr.

... link  

 
OK, dann war das Thema Grundeinkommen bei dir nur der Aufhänger, um Deinen Unmut gegen Leute wie Tim Pritlove kund zu tun... Btw: Nur gut, dass die Sonne auch für die Menschen scheint, die nichts von ihr halten und stets der Nacht den Vorzug geben. ;)

Gruss,
Dominic

... link  

 
Nö, sowohl als auch. Du kannst mir ja gerne mal erklären, warum das kirchlich garantierte Grundeinkommen für Pilger so gut funktionert hat, dass man sie als Räuber fürchtete und sie Judenviertel niederbrannten. Das Lebensnotwendige wurde damals gestellt. Und, wieso hat es nicht funtioniert, und warum sollte es heute anders laufen?

... link  

 
Nun ja,
wie bereits gesagt, werden breite Kreise der Bevölkerung auch nach Einführung eines Grundeinkommens Bedürfnisse haben, die davon nicht abgedeckt sind, man darf also von einem Fortbestand der Erwerbsarbeit nachgehen.

Vielleicht hat die Grundversorgung den Pilgern nicht ausgereicht, ohne dass noch die Möglichkeit gegeben war, unterwegs die Deckungslücke mit Gelegenheitsarbeit zu füllen. Das sagt für das Hier und Heute doch überhaupt nicht viel aus. Man muss sich halt nur von der irrigen Vorstellung verabschieden, die risikolose Deckung gewiser Grundbedürfnisse würde den Menschen im Kern verbessern.

... link  

 
Klar, so einfach kann man es sich auch machen. Ich vermute, in so einer Welt wären dann Schmuggel und Schwarzhandel die beiden grossen Dienstleistungssektoren, gleich nach der Geheimpolizei. Ich weiss nicht, ob man sich nicht mal überlegen wollte, wie so ein System den Menschen verschlechtert.

... link  

 
Nur zu,
diese Möglichkeit komplett auszublenden, weil sie einem nicht ins Weltbild passt, wäre in der Tat naiv. Mir scheint aber, dass Deine historischen Analogieschlüsse zum Teil auf wackligen Beinen stehen. Immerhin waren die Leute auf Pilgerschaft ziemlich aus ihrem alltäglichen Kontext heraus in einer Art Ausnahmezustand unterwegs, also mehr vergleichbar mit Fussballfans im Bus auf der Autobahn...

... link  


... comment
 
wenn ich mir die ganze diskussion hier so betrachte, komme ich zu dem schluß, dass sie überwiegend an einem ähnlichen tunnelblick leidet wie bspw. die debatten über die längst notwendige und überfällige be- und einschränkung des individualverkehrs, besonders in form von autos.

tragende säulen des systems wie der lohnarbeitszwang und auch die bedeutung der fetische "mobilität/auto" lassen sich nicht isoliert betrachten und schon gar nicht isoliert verändern, weil dabei die unzähligen zusammenhänge mit näheren und ferneren bereichen des real existierenden kapitalismus sowie auch unserer eigenen psychophysischen struktur berücksichtigt werden müssen.

beim punkt mobilität etwa steht dann neben der autozugerichteten verkehrsinfrastruktur der städte auch die bedeutung des autos in einer ständig unterthematisierten hinsicht auf der tagesordnung - das verlängerte ich :

"Das Auto ist eine Art verlängertes Zuhause, sozusagen ein verlängertes Ich. An das lässt man den anderen nicht so gerne heran. Das hat nicht primär materielle Gründe, sondern spielt sich in den Köpfen ab. Man könnte von einer Überwertigkeit des Kraftfahrzeugs in Bezug auf die eigene Identität sprechen, die mit dem Auto zu stark verbunden ist."

beim grundeinkommen gibt es hinsichtlich des - bisherigen - tabus, die lohnarbeit als sinnstiftend und identitätsdefinierend endlich in frage zu stellen, eine ganz ähnliche struktur - nicht nur die primär ökonomische ordnung müsste sich grundlegend ändern, sondern der im vergleich viel schwerere schritt der inneren veränderung des eigenen wertesystems, bzw. der dieses darstellenden gefühle und gedanken, stellt meiner meinung nach das hauptproblem dar - und aus der perspektive habe ich dem folgenden und vor drei jahren geschriebenen bis heute nichts wesentliches hinzuzufügen:

das "bedingungslose grundeinkommen" und seine psychophysischen hindernisse

... link  


... comment
 
was heisst überhaupt arbeit? man könnte ja auch auf die spitze treiben und sagen, nur was physische werte schafft ist sinnvolle arbeit. also nur wer autos zusammenschraubt und autos entwickelt. handwerker und naturwissenschaftler. und vll. noch ein bisschen den kitt um das zusammenzuhalten. aber auch nicht so sehr wie die beiden vorhergenannten. nach den kriterien wären 90% der leute hier sozialschmarotzer.

... link  

 
Das wäre kein Problem: Audi B3 rechter hinterer Kotflügel. Im Akkord. Ich weiss, was ein Band ist.

... link  


... comment
 
Man kann natürlich...
...gegen das bedingungslose Grundeinkommen sein, aus welchen Gründen auch immer. Andererseits kann man natürlich auch dagegen sein, dass Hungerlöhne bezahlt werden oder eine schmarotzende Minderheit dank Erbrecht trotz Arbeitslosigkeit auf luxuriösem Niveau von Zinsen, Renditen / Spekulationen und Mieten / Pacht lebt. Also Erbrecht abschaffen, Zinsverbot einführen, Renditen gesetzlich beschränken, Steueroasen austrocknen und Eigentümer nicht selbst genutzter Immobilien zum unschlagbaren Tarif von 1 Euro / qm enteignen.

Was ich damit sagen will: Wer den Menschen in diesem System das Lebensnotwendige vorenthalten will, der wird irgendwann davon überrascht werden, dass die Menschen das gesamte System zerstören werden. Zu Tun gäbe es in Deutschland mehr als genug. Ich reise beruflich viel und sehe dabei so viele mögliche Baustellen im infrastrukturellen, sozialen und kulturellen Bereich, dass problemlos Vollbeschäftigung herrschen könnte. Problem: Es ist kein Budget da, die Arbeit würde zu gering bezahlt, es wäre keine Vollzeitstelle etc.

Don, einerseits hast Du Recht, andererseits hast Du Unrecht IMHO. Denn klar ist, dass Mindestlöhne her müssen. Da aber dann trotzdem die Verteilung der Einkommen auf die Arbeitenden beschränkt wäre, bräuchte es auch das bedingungslose Grundeinkommen. Und last but not least: Was ist seit der dem cerebralen Hirnfraß durch den Neoliberalismus von der Arbeitszeitverkürzung übrig geblieben? Ich erinnere mich düster an Bestrebungen der 37,5 oder 35 Stunden-Woche, heute arbeitet die Masse hingegen standardmäßig 40 Stunden und mehr pro Woche. In zahlreichen Utopien gibt es den Arbeitszwang als solchen nicht mehr und auf Grund der Automatisierung werden wir dort auch nie mehr hinkommen, im Gegenteil. Wir werden langfristig nicht um eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 6 und später z.B. 4-5 Stunden am Tag nicht umhin kommen, das ist klar.

Unter dem Strich kann man sagen, dass das bedingungslose Grundeinkommen nur eine Säule für eine zukunftsfähige Gesellschaft ist. Es braucht zugleich eine bessere Verteilung der verbleibenden Arbeit, jederzeit freien Zugang zum Bildungssystem und noch vieles mehr, um unsere Gesellschaft positiv zu transformieren. Der neoliberale Wettbewerbswahnsinn ist nämlich nur eines: mörderisch. Und ich möchte nicht in einer Gesellschaft von Mördern leben. Das Gebot der Stunde und der Zukunft lautet Humanismus statt Kapitalismus. Wir sind Menschen, keine Götzendiener.

... link  

 
Erst kommt das Fressen.
Das Gebot der Stunde und der Zukunft lautet Humanismus statt Kapitalismus. Wir sind Menschen, keine Götzendiener.

Selten so gelacht. Ich nehme jetzt einfach zu Deinen Gunsten mal an, Du hast das mit dem Zinsverbot etc. ironisch gemeint. Wer glaubt, er könnte die Zeitpräferenz austricksen, hat keine Ahnung, wie Menschen gestrickt sind. Der Apfel wird mir Hungerndem heute immer mehr wert sein als der Korb Äpfel in einem halben Jahr. Die Hoffnung, selbst einmal mehr Äpfel als mein Nächster zu besitzen, wird mich nach Wohlstand Strebendem immer zu waghalsigen Unternehmungen motivieren.

Humanismus, mein Lieber, muss man sich — nicht erst seit Brecht — leisten können.

... link  

 
Die Masse arbeite also 40 Stunden und mehr?
In Deutschland leben nur noch vier von zehn Menschen hauptsächlich von dem, was sie sich erarbeiten (Quelle Mikrozensus 2006). Die durchschnittlich geleistete Wochenarbeitsstunden der Arbeitnehmer 2006 lag bei 34,5 Stunden, der geringste Wert in der EU.

Und wer arbeitet zahlt wenig Steuern. Allein ein Fünftel des Einkommensteueraufkommens geht auf das oberste eine Prozent der Spitzenverdiener zurück. Das oberste Zehntel trägt mehr als die Hälfte der Einkommensteuerlast. die untere Hälfte der Einkommensbezieher steuert dagegen kaum mehr als ein Zwanzigstel zum Aufkommen bei. Schon jetzt beziehen die unteren 30 Prozent der Haushalte knapp 60 Prozent der öffentlichen Transfers, während die oberen 30 Prozent 62 Prozent der Abgabenlast tragen.

... link  

 
@strappato
Danke für diese Zahlen!
Als Nicht-schlecht-Verdiener zahle ich eine Menge Abgaben, aber das darf man ja heute kaum noch sagen. Es ist fast schon politisch unkorrekt, an die Normalverdiener mit >40% Abgabenlast zu erinnern.
Schon heute lohnt sich für viele Leute im Niedriglohnsektor die Arbeit nicht mehr, weil sie auf gleicher Höhe mit den Transferleistungen liegen. Manche Berufsgruppen (Frisöre etc) verdienen so schlecht, dass sie trotz Arbeit Anspruch auf Transferleistungen haben. Bei einem Grundeinkommen (1500 sind im Gespräch) werden noch mehr Leute das Arbeiten aufgeben und entliche mehr sich ob der geringen Differenz zu ihrem Einkommen verarscht vorkommen. Ich dann auch.

... link  

 
@strappato:
Ich bin nur mäßig beeindruckt. Wäre vielleicht in diesem Zusammenhang auch nicht uninteressant, das wievielfache des Transferleistungsbezieher- oder Normalo-Einkommens am anderen Ende der Skala bei den Best- und Topverdienern so rumkommt. Dann stellt sich das vielleicht gar nicht mehr sooo dramatisch ungünstig für die Top-Verdiener dar.

... link  

 
Das Verhältnis des Einkommens der "Top-20%-Verdiener zu den untersten 20% ist in Deutschland ca. 5,5. Das liegt unter dem Durchschnitt der entwickelten Länder, und ist ähnlich wie in Österreich, Kanada, Niederlande, Spanien usw. Z.B. Irland, Australien, Italien, Portugal, und natürlich die USA (9:1!) liegen drüber. Die als besonders sozial gerecht geltenden skandinavischen Länder haben ein Verhältnis von 4-4,5. Man darf sich nicht mit den medienwirksamen Einkommen der Top-Manager irre führen lassen, Selbst Manager/Geschäftsführer verdienen im Schnitt "nur" das 25-fache das eines einfachen Arbeiters/Angestellten. Der Porsche-Chef mit geschätzten mind. 50 Millionen Jahreseinkommen und andere sind in Deutschland noch die Ausnahme.

Interessanter wird es, wenn man das Vermögen betrachtet. Stichwort Erbengeneration. Konsequent wäre nicht den Fokus auf das Grundeinkommen zu legen, sondern eine Neuverteilung des Vermögens (auch der Anteil an Unternehmen) zu fordern. Damit sind z.B. auch der Chancen verbunden, Geld für Unternehmensgründungen zu bekommen.

Insofern ist das Grundeinkommen nur ein Nebenkriegsschauplatz bei der Frage der sozialen Gerchtigkeit. Daher hat auch die FDP grundsätzlich kein Problem damit.

Warum habe ich eigentlich den Eindruck, dass ein Grundeinkommen besonders vehement von Leuten gefordert wird, die ihre formelle Ausbildung und Qualifizierung (Abitur, Studium, berufliche Qualifizierung) in freier Entscheidung abgebrochen oder nicht begonnen haben.

... link  

 
Vielleicht, weil ich vergessen habe, hier das Schild "Offizielles Blog der Reactionären Gesellschaft wohlhabender Grundbesitzer" an die Tür zu nageln?

... link  

 
@strappato

Du könntest dir die durchaus richtigen Ausführungen zum Thema Steuerbelastung sparen, wenn du dir die Finanzierungsmodelle der Grundeinkommensbefürworter ansehen würdest. Ich kenne keines, das darauf abzielt, die Einkommen durch Erwerbsarbeit höher zu besteuern.

Deinem Hinweis auf den größeren Zusammenhang und das Problem weitgehend leistungsloser Einkommen stimme ich zu. Ein Teil eines GE ließe sich z.B. durchaus über eine angemessen hohe Erbschaftssteuer finanzieren.

Was die Herkunft dieser Bürgergeldsidee angeht, die würde ich eher bei den Akademikern verorten.

... link  

 
@strappato:
Danke für die Nachlieferung, das setzt die Chose mit der Steuerlast schon in nachvollziehbarere Relationen.

Ansonsten passe ich zwar in die Studienabbrecher-Schublade, aber zu einem vehementen Verfechter der Bürgergeld-Idee macht mich das nicht. Ich finde das Gedankenexperiment spannend, aber wie bereits weiter oben gesagt, meine Meinungsbildung dazu ist noch im Gange.

Mich irritiert aber ein wenig, dass keiner der Gegner dieser Idee sich die Mühe gemacht hat, die interessante Diagnose von monoma zu kommentieren resp. widerlegen. Sieht für mich so aus, als wäre die Beobachtung einer tiefsitzenden Denkblockade gar nicht soo weit hergeholt.

... link  

 
@strappato
Möglicherweise, weil Menschen, die sich nicht schon früh auf eine gestimmte Laufbahn im System festgelegt haben, eher die Vorzüge eines GE sehen und auch nicht in der tendenziell missgünstigen Haltung derer verharren, die auch zu so Sätzen neigen wie "um 30.000 Euro im Jahr zu verdienen, habe ich nicht studiert". Oder halt pauschal Faulheit unterstellen, wenn jemand nicht in allgemein akzeptierter Erwerbsarbeit existiert.
Dazu kommt sicherlich, dass die vermeintlich Qualifizierten genau diejenigen sind, die auf die vermeintlich Unqualifizierten Druck ausüben, indem sie ihnen den Quereinstieg so schwer wie möglich machen, egal wie deren Berufserfahrung aussehen mag. Das macht automatisch empfänglich für Lösungen, die dazu taugen, Angst aus den Menschen zu nehmen.
Warum habe ich eigentlich den Eindruck, dass vornehmlich Leute sich vehement gegen ein GE aussprechen, die sich einbilden, eine formelle Berufsausbildung sei das einzige, das einen Menschen zu hinreichender Teilnahme am Marktgeschehen - das heutzutage ja leider indentisch ist, mit "Leben" - qualifiziere?

... link  


... comment
 
Transferzahlungen sind immer ungerecht,
es sei denn jeder bekommt das Gleiche.

Es ist ungerecht, dass die HRE über 100 Milliarden bekommt. Es ist ungerecht, dass Leute, die zufälligerweise ein 9 Jahre altes Auto besitzen, hopplahopp 2500,- Euro bekommen und die, deren Auto erst 8 Jahre und 11 Monate alt ist, nichts. Es ist auch ungerecht, dass selbst die aktuellen Transferleistungen, wie Hartz IV, Wohngeld, Kinderzuschlag für Leute, die sich mit der damit verbundenen Bürokratie intelligent auseinandersetzen, mehr Geld bringt, als Leute die zu dumm sind, die Anträge richtig zu stellen und die Ämter auszutricksen.

Deshalb sollte einfach jedem der gleiche Betrag gezahlt werden. Das ist am Wenigsten ungerecht.

Die aktuelle E-Petition, stösst zudem eine Diskussion an, die über das Grundeinkommen hinausgeht. Eine Debatte darüber, was Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft bedeutet, eine Debatte, die thematisch von der Bevölkerung auf die Agenda gesetzt wird. Allein das damit der Bundesregierung mal gezeigt wird, dass ihr planloses Konjunkturpaket-Geldgeschenke-Verteilen weiten Teilen der Bevölkerung sauer aufstösst, ist es wert.

... link  

 
Angesichts der Tatsache, dass Opel volle Bücher hat und Dacia den Sandero von Russland nach Deutschland umschifft, sind die 2500 eine Strafe.

Wie meinte nicht Susi? "Was sind das eigentlich für Leute, die sich nach 9 Jahren noch immer einen Ford kaufen müssen?"

... link  

 
Deshalb sollte einfach jedem der gleiche Betrag gezahlt werden. Das ist am Wenigsten ungerecht.

Wieso? Das würde voraussetzten, das jeder aus dem gleichen Betrag den gleichen Nutzen zieht. Alles andere wäre — richtig: ungerecht.

... link  


... comment
 
bedingungsloses Grundeinkommen ist wie "der Strom kommt doch aus der Steckdose"
Genau dieselbe Denke. Die gefährlich wird, wenn sie kollektiv verinnerlicht wird. Zuerst muss was erarbeitet werden, dann kann umverteilt werden. Nicht umgekehrt, sich aller Sorgen ledig die Torte auf den Teller schieben, die noch gar nicht gebacken ist.

... link  

 
und Dein Argument richtet sich sozusagen gegen das Backrohr.
Noch grundlegender als das von Dir bemühte Renditeargument ist nämlich der soziale Friede, genauer: das Umfeld, welches Wirtschaften überhaupt erst möglich macht.

Du argumentierst praktisch mit dem Ei gegen die Henne.

Und wie meinte schon der ehemalige Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde:

„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann."

... link  

 
erst das Mammut erlegen, dann kann sich die Sippe den Bauch vollschlagen
oder:
nicht immer ist es verkehrt einen Blick in die Bibel zu werfen "Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden." Genesis 3,19

Ich sehe kein "Renditeargument", möglicherweise meinst du das Input-Output-Argument. Wenn hinten was rauskommen soll, dann muss man vorher vorne was reinstecken. Auch wenn ich damit hier als Faschist durchgehen werde: erst muss das Mammut erlegt werden, dann kann sich die Sippe den Bauch vollschlagen. Erst säen, dann ernten. Hört sich banal an, ist es auch. Seit Jahrtausenden schon. Klingt verstörend in den Ohren hauptstädtischer Salondebattierclubs, aber als Agrarier weiß ich wovon ich rede.
Dieses einfache Schema durch "Tricks" auszuhebeln infantilisiert das Volk, verblödet es geradezu. Siehe dazu dieser unausrottbare Irrglaube, man müsse nur ein Leben lang in die Rentenversicherung einbezahlt haben und hätte dann ein Recht auf Rentenzahlung. Ja, hat man auch. Rein legalistisch. Nur, es fehlen die Anspruchsgegner. Die existieren nicht. Hätte man sich beizeiten drum kümmern müssen, vor der Menopause.

Anderes Beispiel für "Tricks", die zeitweilig funktionieren mögen, aber nicht für umsonst zu haben sind: der Voodoo-Zauber der neuzeitlichen Geld- und Kreditschöpfung. Wenn alles in Trümmern liegt und es zur Gesundung der Wirtschaft angeblich nur einer lächerlichen Anstrengung bedarf - die Notenpressen anzuwerfen - dann kannst du dir sicher sein, dass das irgendwie bezahlt werden muss auch wenn es scheinbar nix kostet.

Sozialer Friede?
Wenn ich dem Volk einrede, es hätte ein Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen und ich dieses vermeintliche Recht in Abrede stelle, dann habe ich möglicherweise sozialen Krieg. Deshalb halte ich es für richtiger den Leuten klar zu machen, dass es in erster Linie noch immer sie selbst sind, die für sich verantwortlich sind. Ich werde für diese Träume nicht aufkommen. Es sei denn Ihr baut über Nacht eine Mauer drumherum.

... link  

 
Nein, kein Problem seitens des Hausherrn. (Ausser die Sache mit der Menopause)

... link  

 
@matsch Das mag ja alles richtig sein,
du verkennst aber völlig, dass eben nicht zu wenig "output" vorhanden ist, sondern lediglich immer weniger davon bei den Arbeitnehmern ankommt.

Dazu gibt es vielerorts nette Grafiken zur (Auseinander-) Entwicklung von Reallöhnen und Unternehmensgewinnen.

Dein Ansatz passt nicht zu unserer Situation.
Wir befinden uns nicht in einer Mangelwirtschaft wie nach dem Krieg, sondern am Beginn einer Krise, die nicht zuletzt durch vagabundierendes Geld angefacht wurde, das in den Händen der Arbeitnehmer besser aufgehoben gewesen wäre.

In den letzten Jahren haben wir Deutschen - um in deinem Bild zu bleiben - immer größere Mammutherden erlegt, ohne auch nur ein Stück mehr Fleisch oder Fell zu bekommen.

Die alte Leier mit dem Säen und Ernten greift hier nicht. Sie ist zwar richtig, wirkt aber in der heutigen Situation zynisch und manipulativ.

Weil wir gerade bei manipulativ sind:
Wer soll denn in deinem Deutschland der Zukunft noch ohne starke Existenzangst leben dürfen? Nur noch der Beamte? Wer soll denn den Mut aufbringen, Kinder in die Welt zu setzen, sie zu erziehen und ihnen eine gute Bildung zu ermöglichen? Nur die Erben?

Momentan betreiben viele "Eliten" hier in Deutschland ein Spiel mit der Existenzangst der Bürger.

Das führt paradoxerweise zum Beispiel dazu, dass gerade die Paare Kinder bekommen, denen die Erziehung und Bildung völlig gleichgültig sind.

Ein Grundeinkommen wäre ein positives Signal für die *Mitte der Gesellschaft*. Denen unten ist ohnehin bereits alles egal. Und zahlen musst du für diese Leute sowieso bereits jetzt.

Also komm' mir nicht mit Abgrenzungsphantasien (Mauer...) und mit der Bibel. In der christlichen Soziallehre ist die Solidarität nämlich eines von drei Sozialprinzipien.

... link  

 
Warum kommt so wenig vom Brutto netto an? Weil zuerst die Hälfte vom Brutto durch die Sozialstaatsmangel gedreht werden muss. Den braven Bürger (wozu ich nicht zähle) macht der Staat zuerst nackig, gibt ihm dann großherzig was zum Anziehen und der brave Bürger ist auch noch dankbar für diese Dreistigkeit. Weg mit all dem Klimbim und 80% der Bürger müssten nie in ihrem Leben die Wohltaten des Umverteilungsstaats in Anspruch nehmen. Von der wiedergewonnenen Würde und Freiheit, ein selbstverantwortliches Leben zu führen, gar nicht erst zu reden. Die ebenso dummen wie verstaubten Wahlslogans "Freiheit statt Sozialismus" habe ich nie verstanden. Erst in den letzten Jahren habe ich langsam zu begreifen begonnen. Klar, ganz ohne Sozialstaat geht es nicht. Fordert auch niemand. Nicht mal ich.

Mit den "starken Existenzängsten", die ich allen Bürgern ausser den Beamten und den "Ausbeutern" zumuten wollte, glaube ich übertreibst du ein wenig. Es gibt nicht viele Länder in der Welt, wo es den Bürgern so gut geht wie hier bei gleichzeitig immer noch sehr hohem Sozialstaatslevel.

Wegen der Einmauerungsängste: so völlig daneben sind die nicht. Wenn sich am Wahlsonntag Ende September eine Mehrheit für Rot-Dunkelrot-Grün abzeichnen sollte, dann werden wir die größte Massenflucht seit Ende WK II erleben. Inklusive des Blogbetreibers. Falls er nicht ohnehin schon vor der Zeit in die Schweiz exiliert ist.

Ach ja, die christliche Soziallehre propagiert auch Selbstverantwortung und Subsidiarität. Ein bedingungsloses Grundeinkommen geht weit über die Grenzen dessen hinaus, was im christlichen Menschenbild unter den Begriff Solidarität fällt. Da sind sich die Kirchen und die SPD weit näher als die versammelte Mannschaft der Apologeten des bedingungslosen Grundeinkommens aus Grüne, Linke, FDP und was da sonst noch so fleucht.

... link  

 
@matsch: Danke für deinen Beitrag,
Ich fange 'mal beim christlichen Menschenbild an:
Personalität, Solidarität und Subsidiarität sind die Sozialprinzipien in der christlichen Soziallehre. Eigenverantwortung insofern, als Subsidiarität uns Solidarität hier als "Hilfe zur Selbsthilfe", als Befähigungsimperativ zu verstehen sind. Nicht als Ruhigstellen oder fordern ohne fördern wie Hartz4.
Aus dieser Tradition heraus ist die christliche Soziallehre immer noch näher an einem als Befähigungsermunterung angelegten Bürgergeld, als am entwürdigenden Abstellgleis Hartz4.

Ich gebe dir aber Recht darin, dass ein Grundeinkommen in den Augen der christlichen Soziallehre wohl als zu zentralistisch und unpersönlich empfunden würde.

Beim Thema Existenzangst halte ich dagegen.
Die Hartz-Gesetze sind damals nur ohne größere Proteste aus der Mitte der Gesellschaft durchgegangen, weil es so schnell ging und man damals glaubte, von diesen Gesetzen nie betroffen zu sein. (Ja, da war nicht so viel mit Solidarität, das schlägt eben jetzt zurück).
Was der Gastgeber Don für die "besseren Kreise" reklamiert, Maße ich mir für die so genannte Mittelschicht an: ein fundiertes Urteil darüber, was dieses Milieu umtreibt. Hier ist das grundlegende Vertrauen daran verloren gegangen, fair behandelt zu werden. Je jünger die Leute sind, desto weniger haben sie den Eindruck, gemäß ihrer Leistung bezahlt zu werden. Das betrifft inzwischen nicht nur irgendwelche jungen Berliner Berufsnörgler mit Flausen im Kopf, sondern junge Menschen mit bester Ausbildung, die selbst in München für viel zu wenig Geld viel zu lange arbeiten. Ohne Aussicht auf Besserung.
Die Existenzangst hat sich in Kreise hochgefressen, von denen man nie geglaubt hätte, dass sie einmal betroffen sein würden.

In wenigen Worten:
Wenn das so weiter geht, brechen die Leute weg, ohne die man garantiert keinen Staat machen kann.

Den ersten Teil deiner Ausführungen kann ich nicht so recht nachvollziehen. Immerhin ist es das erklärte Ziel der Grundeinkommensbefürworter, die Sozialbürokratie größtenteils abzuschaffen.

... link  

 
Matsch sagt, als Agrarier weiß er, wovon er redet.
Ich aber weiß, wovon er lebt: Nämlich von den Subventionsmilliarden, die der Steuerzahler ihm und seinesgleichen in den Arsch bläst. Seit Generationen werden sie gewindelt und gepampert, können das Wort "Markt" nicht mal buchstabieren, machen hier aber einen auf Kennerschaft ökonomisch-anthropologischer Grundkonstanten.
Du, Matsch, bist daher gar nicht in der Position, andere darauf hinzuweisen, "dass es in erster Linie noch immer sie selbst sind, die für sich verantwortlich sind". Vielmehr sind Deine Sorte: die agrarischen Subventionsschnorrer die Adressaten solcher Hinweise.

"Massenflucht", wenn "Mehrheit für Rot-Dunkelrot-Grün"? Wundervoll! Mensch und Natur atmen auf, wenn die nach Japan und Gaza-Streifen pressvollste Weltregion ihren Dichtegrad absenkt, und ich kann den V6 endlich mal wieder länger als nur ein paar hundert Meter ausfahren. Zwar gehöre ich der Mehrheitspartei der Nichtwähler an, aber sollte mir jemand die Parole "Banker und Bauern raus!" anbieten, dann kriegt der meine Stimme.

... link  

 
@alpenfön

- Wohlfahrtsbürokratie arbeitslos zu machen: ja, das ist das Argument, mit dem man Zweifler zu ködern versucht. Zugegeben, das Argument hat Charme. Die Hauptintention des bedingungslosen GE ist jedoch das Paradiesversprechen, mit m.E. fatalen Auswirkungen, die durchzudeklinieren ich mir und den anderen erspare.

Um es kurz zu machen und meine Kritik am konventionellen Wohlfahrtsstaat auf den Punkt zu bringen: er macht Abermillionen von Bürgern zu Abhängigen, die Transfers gar nicht nötig hätten. Und schafft es obendrein noch, die Bürger dahingehend zu manipulieren, ihren vermeintlichen Wohltäter mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.

Existenzangst: was ist denn die angeblich große Umwälzung, die mit Hartz eingezogen sein soll? Was sich früher Sozialhilfe nannte, heißt jetzt Hartz4. Die Höhe der Leistungen kann es nicht sein. Eine warme Wohnung plus ~350 €. Ich meine, soviel besser war es vorher auch nicht. Bleibt die ersatzlose Streichung von Arbeitslosenhilfe. Die Leute, die ich kenne - bürgerlicher Mittelstand - die treibt ein etwaiges Hartz4-Schicksal nicht um. Nicht weil sie nicht zeitweilig arbeitslos werden könnten, sondern weil sie Zutrauen und Reserven haben, Hartz4 kein im Hinterkopf herumschwirrendes permanent drohendes Unheil ist, weil dann vorher schon wirklich alles schief gegangen, ein jahrelanger Abstieg stattgefunden haben muss.
Wer jung und eine passable Ausbildung hat, ob in München oder in Berlin sitzt, vor allem gesund im Kopf ist, der denkt nicht an Hartz4. Dann würde ich mich erschießen. Nicht weil Hartz4 völlig ausgeschlossen ist, sondern weil ich es deprimierend fände, mein Denken von solchen Gedanken beherrschen zu lassen.


@nörgler

ich muss dich betrüben: Agrarier bin ich nur insofern als ich auf dem Land aufgewachsen bin, einen Kuhstall von innen kenne wie auch körperliche Arbeit mir lange Jahre vertraut war. Geld habe ich damit allerdings nie verdient, mit Subventionen kann ich auch nicht dienen. Mein echter "Beruf" würde dich allerdings noch viel mehr empören. Fühl dich also ganz zurecht aufgebracht :)

Eine Massenflucht von Kapital und Höchststeuerzahlern nach einem Wahlsieg von Rot-Dunkelrot-Grün würde dir nur für einen sehr begrenzten Zeitraum Freude bereiten, ganz gleich, ob du zu den Transferbeziehern oder zu den Nettozahlern gehörst. Das Leben würde für dich ungleich härter werden, da um im Bilde zu bleiben die verbliebenen Steuerkühe stärker gefordert sein werden um das Milchaufkommen nicht zu weit absinken zu lassen.

... link  

 
@matsch: Ich teile deine Kritik an der entmündigenden Wirkung
falsch organisierter Sozialstaatlichkeit.

Sehe aber die größte Gefahr in der seit Jahren grassierenden Ideenlosigkeit in der Politik.

Beim Grundeinkommen kommt es zu sehr auf die konkrete Ausgestaltung an. Das würde ich als Idee nicht leichtfertig von vorne herein verwerfen wollen.

... link  


... comment
 
Ohne selbst ein Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommens zu sein, hielte ich es im Moment für eine überlegenswerte bis elegante Methode, den Geldumlauf ohne weitere Marktverzerrung auszuweiten. Das Grundeinkommen als Bernankescher Helikopter quasi.
Wenn ich das richtig verstanden habe, würde der gesamte wasserköpfische Apparat, der heute Sozialleistungen verteilt, ersatzlos wegfallen.

... link  

 
Ich hatte mal auf einer Party einen Manager ausgerecnet der Deutschen Bank kennengelernt, der ernsthaft meinte, die Arbeit grundsätzlich wäre auf lange historische Sicht ein Auslaufmodell. Er empfahl, dass möglichst viele leute, auch und gerade Arbeitslose, Unternehmensanteile in kleiner stückelung erwerben sollten, umso von den Dividenden leben zu können oder diese als Nebeneinkommen zu haben. Bedingung müsste sein, dass es sich um erlaubte Einkünfte handelt, die dieARgen nicht pfänden dürften.

http://che2001.blogger.de/stories/452173/

... link  

 
gab es in den usa (vor dem bürgerkrieg) nicht einmal ein projekt, jedem indianer so etwa zwei schwarze sklaven zur verfügung zu stellen, um den roten mann an sesshaftigkeit und landwirtschaft zu gewöhnen?

... link  


... comment
 
... da ich mal wieder als Letzter komme, spare ich mir, die 64 bisherigen Kommentare zu lesen und schreibe meinen in Unkenntnis der übrigen: Beim Grundeinkommen geht es meines Wissens darum, den schrecklichen Behörden- und Verwaltungsaufwand der ganzen Sozialämter zu vereinfachen. Natürlich muss es so ein Grundeinkommen geben, und das gibt es ja auch. Allerdings muss es so klein sein, dass es wehtut, dass dass also nur der es in Anspruch nimmt, der nicht anders kann (oder bereit ist, für das Nicht-Arbeiten auch den entsprechenden Preis zu zahlen).
Auch ich halte Arbeit für einen wichtigen Wert (und man soll jedem helfen, der es nicht allein schafft, zu Arbeit zu kommen) - aber wie bei jedem Wert, der sich selber ernst nimmt, muss es auch das Recht geben, ihn abzulehnen.

... link  

 
Ich weiss ich spinne
aber dieser Gedanke behagt mir schon
http://www.youtube.com/watch?v=fw13eea-RFk&feature=related
es ist noch ein weiter Weg bis dahin; wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern und den Rest der Menschheit

... link  

 
"Ich weiss ich spinne"

...nö, tust Du nicht! Ich muss nur noch schnell den Replikator erfinden, gib' mir noch ein paar Jahrzehnte Zeit :-)

... link  


... comment
 
vorsicht, don.

nicht, dass du dich auf ein gefährliches gebiet begeben hast; ich glaube, dich soweit zu kennen, dass du gefahr nicht scheust, wenn es dir darum geht, deine meinung zu äußern. eine eigenschaft, die ich sehr schätze, btw.

die gefahr sind nicht die gegner, die du dir damit machst. viel feind, viel ehr, sagte man früher.

die wirkliche gefahr sind die angeblichen freunde, die dir zustimmen werden, begeistert zustimmen.
gegen die, die auf die idee kommen können, dich vor ihren karren zu spannen, dagegen sind die vom schlage pritlove nette menschen. erinnert sich noch wer an den hype mit oder besser über florida-rolf ? und auch, wie fast augenblicklich die regierung (damals schröder-fischer) den wünschen der so billig und gerecht denkenden bild-pratzen entsprach?

im herbst ist wahl, wir werden noch sehen, was diesmal davor so alles auf uns zukommt. missbrauchdebatte ist da fast so gut wie kultuspolitik. sind ja immer sie anderen.

... link  

 
Wo stimmt mir hier jemand besonders zu?

Und wie sollte ich die Klappe halten, wenn irgendwelche pseudolinken Anführer nun schon seit längerem eine Art, na, sie sagten es ja selber, linken neoliberalismus fahren, bei dem sie links sind, damit sie keine auf die Fresse kriegen, und neoliberal, wenn Staat, Parteien und Firmen hintenrum reinzahlen? Wo sie Blog sagen und PR-Agentur meinen? Und was könnte besser als Diskreditierung verwendet werden als das, was Pritlove schreibt? Lies das mal in einer Fabrik vor und sag, verbinde das mit einer Partei und schau, was passiert. Diese Leute haben absolut keine Bodenhaftung mehr, aber links und anders sind sie schon, irgendwie, oder so.

... link  

 
heute im büro:
habt ihr da auf stern-tv gesehen? dort wurden zwei transsexuelle gezeigt, wie die sich haben operieren lassen. so ene geschlechtsumwandlung kostet 60.,000,00 eur, hat alles die kasse bezahlt.
waas? für sowas bezahlen die? meine eltern sind krank und rentner, die kriegen keine kur, das zahlt die kasse nicht.

so spricht der volksmund. wartet ab, wer dem noch bis in den herbst alles nach dem mund redet. danach sieht es dann ganz anders aus, ganz anders, aber nicht besser.

... link  

 
Wer sagt Dir, dass wir überhaupt noch bis Herbst kommen? ich sehe da nicht wirklich viele Chancen, das System ist wieder kurz vor dem Bank Run.

... link  

 
uiuiui, dann kommen die ganz anderen, überhaupt nicht besseren, dafür sehr viel moderneren zeiten noch viel früher.

frau dr. als domina im kanzleramt, diesmal auf lebzeiten mit einem rasant sadistischem*) crossover von adenauer (wat nützt ons die janze sozealpolleteck, wenn de kosacken, enä, de esslamessten kommen) und honecker (die frau bunnesganzler in ihrem lauf hält weder ochs noch esel auf).

----
*) milde sadisten waren gestern, die konnten sich nicht einmal in capota halten.

... link  


... comment
 
Der Wert von Arbeit
Was mir bei der aktuellen Diskussion etwas zu kurz kommt ist, dass sich in unserem derzeitigen System der Wert von Arbeit meist nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen richtet, häufig aber nicht nach dem gesellschaftlichen Nutzen. Letzterer lässt sich vielleicht schwer beziffern. Aber ich finde, dass z.B. der Verdienst von Krankenschwestern oder Altenpflegern gemessen an dem, was sie für die Gesellschaft leisten, im Vergleich zu dem was z.B. Bankmanager verdienen, eigentlich zu gering ist.

Und was ich dann richtig gehend widerlich finde ist, wenn Menschen aus hochbezahlten Positionen heraus der Meinung sind, auf alle Niedrigverdienenden (die erwähnten Berufsgruppen eingeschlossen) herabsehen zu können. Gerade in der Internet-Branche findet man solche (mit Verlaub) Kotzbrocken massenhaft. Und das kann ich gar nicht gut ab.

... link  

 
Arbeit ist doch bei denen nur noch ein Anlass, ein Buch über Arbeitsvermeidung zu schreiben.

... link  

 
was, dazu braucht man fachliteratur?

... link  


... comment
 
Gegen Faulpelze aller Klassen
Ich bin gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen, aber auch dagegen, dass einige von ihrer Erbschaft leben können und nicht mehr arbeiten müssen.

... link  

 
Iris in die Produktion?

Kann ich mir ja irgendwie nicht so vorstellen.

... link  

 
Ich bin gegen Neider. Wo ist denn da bitte das Problem, wenn Leute das Geld unters Volk bringen? Sollen sie weiter raffen?

(Da kommt mir gerade eine Idee...)

... link  

 
Geh bitte, die Neid-Keule...in obigen Glashaus-Artikel klingt auch Neid für die Berliner Nichts-Zu-Verlieren-Truppe durch. Klar, ist familiäres Grundvermögen noch kein Selbstläufer. Nur ob Erben nicht mehr Geld bunkern und weitervermehren, als Almosen und Konsumtion unters Volk bringen...?

... link  

 
Neid? Mein Bester, ich war anderthalb Jahre in Berlin und kenne das Ganze aus eigener Ansicht - da ist nichts, worauf man neidisch sein könnte.

... link  

 
Ah, ich fürchte,
mal wieder über eine in der Blogwelt endemische lexikalische Schwäche zu stolpern. Wird hier mal wieder Neid unterstellt, wo Missgunst den Sachverhalt womöglich besser träfe? Ich halte den Hausherrn hier für weitgehend neidfrei. Auf völlige Abwesenheit von Missgunst (auch und gerade in Richtung "gewisser Berliner Netzwerke") würde ich indes keine große Summe wetten wollen. ;-)

... link  

 
Ok, überzeugt. Doch Missgunst ist noch erschreckender als Neid (der im positiven motivierend sein kann). Klar, dieser Blog bezeugt, Sie als Autor gehören zu jenen, die trotz familiärem Grundeinkommen sehr wohl produktiv sind, deswegen fehlt mir das Verständnis, warum das anders-gebohrenen nicht gegönnt sein soll...?

... link  

 
Mißgunst heißt, jemandem etwas nicht zu gönnen. Aber was um Himmels willen sollte das denn sein, das Don jemandem da nicht gönnt? Das ist doch lächerlich.

... link  

 
Och,
soo komplett abwegig finde ich das nicht, und wenns nur die öffentliche Aufmerksamkeit für steile Thesen ist. Ist aber wurscht, ich mache hier nicht in Ferndiagnostik oder gar Gesinnungspolizei, kann ja jeder seine persönlichen Abneigungen pflegen und artikulieren wie er will.

Es ging mir in der Hauptsache darum, dieses gern unterstellte Neid-Motiv lexikalisch zu hinterfragen.

... link  

 
Dass das Sein das Bewußsein
bestimmt, ist hier mal wieder gut bewiesen
Es hat nix mit Neid zu tun - das Bewußtsein für jemand anders das Leistungslose Einkommen (Zinsen) zu erarbeiten und selbst immer weniger für seine Buckelei zu erhalten,
Es hat viel mit Ehrlichkeit zu tun, dieses Bewußtsein zuzulassen, wenn man auf der empfangenen Seite sitzt,
EGAL, ob der eine oder andere jetzt direkt dafür kann, als was und in welches System hinein er geboren wurde,
Bekanntlich ist dieses System eben auf Grund seiner leistungslos vermehrten Vermögen am derzeitigen Ende und nur via Vermögensschrumpfung zu reanimieren - Geld unters Volk zu bringen reicht da wohl nicht aus,

... link  


... comment
 
Ökonomische Perspektive
Nachdem die Debatte hier lange um 'Gerechtigkeit' gekreist ist, will ich mal eine ökonomische Perspektive aufmachen.

Wir haben hier zwei Probleme der Handlungskoordination zu lösen:

1. Kalkulationsproblem: Wie können wir die Ressourcen unserer Volkswirtschaft so einsetzen, dass die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt maximiert wird?

2. Kontrollproblem: Wie können wir sicher stellen, dass alle Menschen ausreichend an der Zielerreichung mitwirken?

Gegenwärtig liegt der Fokus der Regelungen auf 2. - da gibt der Staat 100 Euro aus um 10 Euro zu sparen, Hauptsache, es kommt kein Sozialneid auf. Die Wirksamkeit dieses Weges ist erkennbar begrenzt.

Mir scheint, dass wir mit dem ersten Weg mehr erreichen könnten. Das 'wie' ist dabei nicht zuletzt auch eine Frage des zu Grunde gelegten Menschenbildes.

... link  


... comment
 
Ahoi Eloi
Arbeitslosigkeit ist strukturell. Grundeinkommen, mir auch in Verbindung mit der Maschinen/Robotersteuer bekannt, ermöglicht eine minimale Existenz ohne die erzwungene Opferrolle und lässt alle Mitglieder an einer florierenden Gesellschaft teilhaben. Macht mehr Spaß dafür zu malochen, denn für nimmersatte shareholder.
Wie der Name schon sagt "Grund"einkommen. Diese fruchtbare Idee schlichtweg abzulehnen finde ich nicht gut. Das ist was für knutenschwingende Junker, die die SM-Strukturen vieler Arbeitsverhältnisse nutzniesend auskosten.

... link  


... comment
 
Tim ist cool. BGE nicht.
Tim ist in seinem Mobile Macs Podcast cool. Das was er über das BGE schreibt, ist in etwa so cool wie das, was die Leute bei Telepolis zu schreiben. Leute, die keinen Plan von Wirtschaft haben, versuchen über wirtschaftliche Zusammenhänge zu diskutieren. Die fordern dann 50% MwSt und 1200 Euro BGE. Dass ich bei 50% MwSt sofort nach Holland auswandern würde, juckt die irgendwie nicht. Mit der praktischen Umsetzbarkeit haben die es halt nicht.

Sie gehen aber an das Grundproblem nicht ran: Der Mensch ist von Natur aus FAUL. Ein kluger Mensch hat mal gesagt, dass die Mutter ALLER großen Erfindungen die Faulheit war. Da ist viel Wahres dran ...

Daher glaube ich, dass das BGE zu Massen von Nichtstuern führt. Ich nehme mich da nicht aus ...

... link  

 
Schon mal was von Muße gehört?

Die Kategorie "faul sein" wurde vom Adel erfunden, damit der Bauer nicht auf die Idee kam, er könnte mal ausspannen. Später wurde das Begriffspaar "faul = böse" von den Protestanten für ihr Arbeitsethos verinnerlicht.

... link  


... comment
 
Wir haben gewonnen: Die Diskussion läuft!
Würde ich etwas anderes machen als heute? JA! - Denn ich würde genau das machen, was ich heute mache! - Nur noch viel intensiever!

Im Moment treibt mich das System in den Selbstmord. Das will ich nicht.

... link  

 
...wir haben gewonnen?!?
wer von den Befürwortern des BGE daran glaubt, der hat sich schon reichlich weit von der Realität entfernt. Nur weil dieser traurig formulierten Petition (die ich trotz aller verspammten Versuche, sich damit anzubiedern, nicht unterschrieben habe) jetzt die erforderlichen Unterschriften anhängen, wird nichts weiter passieren. Klar, das Thema wird kurz im Petitionsausschuss diskutiert, abgelächelt und beerdigt werden, und danach ist dieser Weg für weitere Petitionen zu diesem Thema versperrt. That's all, folks. Herzlichen Glückwunsch zu diesem "Sieg".

Und, mal im Ernst - die Diskussion dazu krankt an zweilerlei: a) dem verträumten Glauben an das Gute im Menschen und b) dem nicht minder realitätsfernen Gedanken, Deutschland wäre so etwas wie eine Insel mit einem geschlossenen Wirtschaftssystem ohne externe Abhängigkeiten.

Klar, jeder würde in einem solchen Staat wie verrückt seiner Arbeit nachgehen, um sich eine schicke Wohnung nebst Porsche (whatever) leisten zu können, und natürlich würden wir alle unsere Einkäufe aus rein altruistischen Motiven heraus nur im Binnenland erledigen, um über die Umsatzsteuer unser Einkommen zu finanzieren. Dream on...

... link  

 
Wie gesagt, wir diskutieren. - Ihr alle fühlt euch genötigt, etwas dazu zu sagen. Das ist der Gewinn!

Und der Sieg ist dort, wo aufgrund der Petitionsregeln der Petitionsauschuß im Bundestag dazu gezwunden ist, etwas zu dem Thema zu sagen. - Sei es, er lehnt es ab, oder auch nicht, aber sie müssen sich von Rechtswegen damit beschäftigen!1!

Ein Sieg auf ganzer Linie würde ich sagen. - Allein die über 100 Kommentare hier bezeugen das! Bürgerschaftliches Engagement würde ich sagen. - Es läuft.

Ich glaube an die Menschen, an Dich und an mich ;)

... link  

 
genötigt stimmt...
allerdings wird diese Diskussion vorübergehen wie eine Reportage auf rtl 2 - und weiter wird nichts passieren.

Abgesehen davon, dass mehr und mehr Menschen die Nase voll haben werden von Schwätzern, die um des Gelabers willen diskutieren wollen.

... link  


... comment
 
Zu einige fundamentalen Denkfehlern
Die die ganze Diskussion in die falsche Richtung lenken, und den größeren Teil der Diskussionsbeiträge irrelevant machen:

Erstens: Das Schlaraffenland bricht nicht aus. Die Arbeitslosigkeit geht unter dem Regime des bedingungslosen Grundeinkommens zurück und steigt nicht etwa an. Nix da mit protestantischem Arbeitswahn, Schmarotzern, Handaufhaltern der Berliner Boheme etc.:
https://dudelsack.blogger.de/stories/2632518/

Zweitens: BGE geht zu finanzieren. Ist eine riesige Umstellung, aber geht:
https://dudelsack.blogger.de/stories/2632446/

Bitte in Zukunft berücksichtigen, bevor wieder einmal gegen das BGE gestaenkert wird.

... link  


... comment