aus den Trümmern der alten Gesellschaft die sozialistische...

Ich habe mal eine dumme Frage: Wenn es der Commerzbank, Opel, Conti, Ford und Schaeffler wirklich so schlecht geht, wie man bei der Suche nach Staatshilfen behauptet, diese Hilfen am Ende aber zu gesunden, ertragreichen Firmen führen: Warum sucht man eigentlich ausländische Finanzinvestoren und pumpt den Staat an, statt die Firmen mehrheitlich an die Arbeitnehmer zu verkaufen? So teuer können die angesichts der aktuellen Lage doch gar nicht sein, mehr als ein Euro sollte das nicht kosten. Der laufende Betrieb, der wirklich hohe Kosten verursacht, ist dann eben teilweise die Einlage der Mitarbeiter, die damit Eigentum am Produktionsvermögen erwerben (klingt furchtbar marxistisch, ich weiss) und beweisen können, dass die Betriebsratschefs nicht das einzige sind, was die Arbeitnehmer an Führungskräften hervorbringen.

Für einen klassischen Management Buyout sehe ich auch keine Chance, aber all diese Firmen, die jetzt Rettung wollen, haben so viele Mitarbeiter, dass man sich hier durchaus eine feine Komponente vorstellen könnte, ohne dass der Staat gleich die Milliarden rüberschieben muss. Die Arbeiter dieser Firmen sind nicht arm, und werden es auch nicht, wenn sie nicht in Hartz IV landen. Vielleicht würde man dann auch eher wieder einen Opel kaufen, weil es den Arbeitern was bringt, und nicht irgendwelchen Beratungsfirmen, die im Übergangsprozess Abermillionen abkassieren, oder Banken, die sich aus der Staatshilfe bedienen, oder Mutterkonzernen auf anderen Kontinenten.

Es wäre auch insofern schön, als auch die grosse Geldspritze des Staates extrem vulgärsozialistisch und damit unsauber und in der marktverzerrung schädlich ist ist, denn das Geld zahlen alle, auch die gut Wirtschaftenden, über Steuern wieder in den Staat ein, um die schlecht Wirtschaftenden zu stützen. Wäre da eine klar sozialistische, aber dafür schlanke und ehrliche Lösung nicht besser, die ausserdem die Kosten für die Schmarotzer der Investoren klein hält? Und wird man es nicht ohnehin dann tun müssen, wenn der Staat nicht mehr genug Geld hat, alles und jeden gegen jede Vernunft zu retten? Womit wir beim Paradox enden, dass Sozialismus die Marktwirtschaft wieder ohne Staatseingriff auf die Beine bringen kann, aber was heisst schon paradox in Zeiten wie diesen, da alle Ideologien nur noch das Ziel haben, den nächsten Tag zu erleben.

Samstag, 28. Februar 2009, 19:12, von donalphons | |comment

 
Apfel, Birnen und Kartoffeln
Nun haben die Firmen recht wenig miteinander zu tun:

Commerzbank, in Frankfurt auch die Kummerbank genannt, ist eigentlich überflüssig. Nachdem sie sich restlos verzockt haben, sollen die Bankmanager weiter pinkeln gehn bis nix mehr geht....(die haben sich ja die tollste Pinkelanstalt der Welt "gegönnt")

Opel, DER Auto-Absteiger der letzten 2 Jahrzehnte: siehe oben (brauchen wir nicht, warum sollen VW-Mitarbeiter gehen, nur weil man Opel-Mitarbeitern helfen will ?)

Conti: verzockt, aber prinzipiell eine gute und produktive Firma, die mal für 6-12 Monate an der Autokriese leidet
(alle Autos haben eine begrenzte Haltbarkeit, irgendwann ist also Ersatz notwendig)

Ford: da kann man mit der Familie Ford reden, wie man in Schweden bei Volvo/PKW sieht ....

Schaeffler, vom verzocken abgesehen ist die Firma als Industriebetrieb kern gesund, hat neben der Autoindustrie auch Geschäftsbereiche, die Mitte 2008 noch 3 Jahre Lieferzeit hatten und wo auch jetzt richtig Kohle gemacht wird ...

rudi

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@rudi: ".(die haben sich ja die tollste Pinkelanstalt der Welt "gegönnt")"

Ja, die pissen auf Frankfurt. Hat doch ne Aussage!
Aber nur die Toiletten ganz oben, soweit ich weis... :)

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Was bitte haben Geldspritzen des Staates mit "vulgär-sozialistisch" zu tun und wieso ist das "marktverzerrend"?
Wie war das doch gleich nochmal...? L'état, ce moi - so als Steuerzahler. Unternehmen zahlen keine Steuern, sondern nur die Eigner.

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In Genossenschaften umwandeln!
Daran habe ich auch schon gedacht: Der Staat kauft/enteignet die Schrottläden und wandelt sie dann in Genossenschaften (oder in irgendwas ähnliches) um, bei dem jeder Arbeitnehmer den gleichen, nichtveräusserbaren(!) Anteil hat. Die Kosten fürs erwerben und flottmachen würde dann als Kredit in der neuen Genossenschaft landen, der dann an den Steuerzahler wieder zurückgezahlt würde (der über kurz oder lang mit der Menge der Genossenschaftler teilidentisch werden dürfte).

Demokratische Selbstverwaltung in der Produktion würde ich gerne mal in Aktion sehen. Bei Mondragon scheint das ja auch zu funktionieren.

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Man könnte das ja ruhig als AG lassen
und wenn man die Firma wechselt, verkauft man die Aktien (oder auch nicht, wie's beliebt).

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Geht nicht
Auch wenn's den Arbeitnehmern gut geht - ob sie die Firma mit ihrem Ersparten (das sowieso demnächst reflationiert wird) kaufen könnten halte ich nicht für sehr wahrscheinlich. Sie müssten Kredite aufnehmen, für deren Sicherheit sie nur Aktien einer fast bankrotten und sanierungsbedürftigen Firma in einem unsicheren Markt hätten.

Ausserdem wäre es schizophren. Man würde für Entlassung seiner eigenen Kollegen stimmen, wenn dies den Wert des eigenen Portofolios erhöhte. Ob Bandarbeiter das notwendige Maß an Soziopathie aufweisen um damit leben zu können, bezweifle ich, sie wären ja sonst Manager geworden.

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Was ich an dem Ansatz nicht verstehe:
Die Arbeitnehmer kaufen sich also von ihren Ersparnissen Anteile von Opel, ob als AG oder Genossenschaft, was auch immer.

Aber wovon werden die laufenden Verluste getragen? Die Ersparnisse der Arbeitnehmer sind ja gerade erst für die Anteile draufgegangen.

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Die Verluste werden vermieden, indem die Arbeitnehmer entweder durch gemeinschaftlichen Beschluss auf Gehälter verzichten oder Mehrarbeit leisten: ganz so wie man es immer von seinen lieben Mitarbeitern fordert, mit dem Unterschied, daß die Arbeitnehmer es jetzt nicht mehr mit den gegensätzlichen Interessen eines Eigentümers zu tun hätten und wüssten , daß ihnen zukünftige Gewinne tatrschlich zugute kämen.

Daher kann man auch nicht sagen, egal ob AG oder sonstwas. Die Interessenlage ist von der Eigentümerstruktur abhängig. Darüberhinaus sollte eine Eigentumsform, bei der die Firma sein eigener Eigentümer ist, Konsequenzen arbeitsrechtlicher Art haben. Denn das Arbeitsrecht schützt den Arbeitnehmer vor seinem Arbeitgeber, fällt dieser ex facto zusammen (was bei einer AG nicht wäre), gäbe es auch keinen Grund diese Vorschriften hier weiter gelten zu lassen. Die Flexibilisierungsreserven die so eine Organisation hätte, würden einen enormen Wettbewerbsvorteil bieten. Ist man nicht mehr an Tarifverträge gebunden, weil die Arbeitnehmer über ihren Lohn abstimmen können, kann die Frage der laufenden Verluste ganz anders angegangen werden.

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wenn die übernahme von opel wirklich eine so sichere bank wäre, hätte die ig metall / der dgb schon selber...

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Vorbild Zeche Tower?
Die angeblich defizitäre Zeche in Süd-Wales sollte stillgelegt werden, wurde statt dessen aber von den Arbeitern übernommen. Das ging immerhin 13 Jahre gut, bis die Kohle aus ging:
http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2925

Nachdem viele der nach Staatsknete rufenden Unternehmen ja "eigentlich profitabel" sind, sollten solche Aktionen in Deutschland doch bestens funktionieren.

Hahaha.

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Das hättest du mal in der FAZ posten sollen. ;-) Die Kommentare wären sicherlich im vierstelligen Bereich angekommen.

Was den Sozialismus angeht, sage ich nur Orwell und Farm der Tiere. Am Ende sind doch nur wieder die Schweine oben.

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Dabei hätte ein Blick in Grossmutters Suppenterrine genügt, wo seit Erfindung der Suppe das Fett immer obenauf schwimmt.

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Wenn die Suppe zu fettig ist und kalt wird, gerinnt das Fett. Man kann die obere Schicht dann gut abschöpfen.

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Ich komme gerade vom Rodeln, und eine Suppe wäre jetzt... hach.

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Lustige Idee, und nicht einmal unsympathisch. Aber irgendwie auch perfid. Da könnt sich die Frau Schäffler in ein Kartenhäusl setzen und Eintrittskarten zum Arbeitengehen verkaufen, so irgendwie fühlt sich das an.

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Wenn die Masse das Sagen hat, wären die Leistungsträger gekniffen. Die unbezahlbare mittelständische Phanatsie von Frau Schaeffler würde restlos austrocknen, genau wie die großkapitalistische Phantasie von GM.
Am Ende weder GM noch Opel, auch Porsche nicht.
Trabbi, alles Trabbi.

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Genau. Walter Ulbricht hätte es so beschrieben: Der Sosialismus siecht!

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Vielleicht muss man das einfach mal schreiben: die Fließbandarbeiter, die hier Autos oder Waschmaschinen zusammenbauen, sind so reich, weil die meisten anderen in der Welt so arm sind. Nicht trotzdem, sondern weil.

Die haben sich das Thema Gerechtigkeit für 22,50 pro Stunde abkaufen lassen. Damit sie im gleichen Flugzeug wie ihre Ma-nager in die Karibik fliegen können, um die dortigen Einwohner durchzuziehen.

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Na ja, noch während meiner Kindheit gehörte z.B. VW zu 20 Prozent der Belegschaft, über Arbeitnehmeraktien.
Zur gleichen Zeit wurde Wohnraum noch vom Staat zwangsbewirtschaftet, damit die Bedürftigen menschenwürdig wohnen konnten und um Spekulationen einzudämmen. Kaum hörte die Zwangsbewirtschaftung auf, gingen auch schon die Riesenspekulationsgeschäfte (ganze Stadtviertel in Berlin und Hamburg als reine Abschreibungsobjekte verrotten lassen) und als Reaktion darauf die Hausbesetzungen los.

Der Rheinische Kapitalismus war zu seinen besten Zeiten sehr viel "sozialistischer", als alles, was hierzulande heute so kreucht und fleucht.

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richtig, che.

damals klaffte die propaganda und die realität eben noch auseinander.

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..heute ist sie atemberaubend
so dass man sagen muss, wir haben unsere Sprache verloren und sollten sie eigentlich wiedergewinnen. Wenn Verkäufer, deren Produkte den Kunden imWortsinne bedrohen, als ,,Ihr Bankberater" firmieren - haben wir längst Neusprech. Man denke an den Begriff der ,,Reform" und findet im eigenen Kopf ihr Gegenteil.
Oder das hier:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,559080,00.html
Schizogen, sonst nichts...

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Hier warten noch ein paar Autos auf die Abwrackprämie.

http://www.businessinsider.com/unsold-cars-around-the-world-2009-2

Besser kann man das Problem der Autindustrie nicht visualisieren.

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Danke für den Link. Vom Hafen in Bremerhaven und den Autos dort hatten wir es ja im Januar schon einmal.

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