Die Reconquista der Stilversager

In den deutschen Feuilletons ist gerade die grosse Hegemann-Reconquista am Laufen: Haben die diversen Unterstützer und Freunde der bis auf die Knochen blamierten Hegemannhochschreiber in der ersten Runde noch damit argumentiert, die Plagiatorin hätte ein modernes "Mashup" gemacht und sei "kreativ" mit Quellen umgegangen, sind wir jetzt in der zweiten Phase des Rachefeldzugs gegen die Blogs, die den gar nicht mehr so feinen Herrschaften die Hosen runtergelassen haben: Damit Hegemann weiterhin toll sein kann und die Rezensenten doch recht hatten, muss alles, was der Beklaute nun vorlegt, im Alleingang mies, peinlich und nur hochgehyped sein. Damit hat man bewiesen, dass Hegemann es im Kontrast doch konnte und die Lobhudeleien berechtigt waren. Alles ist wieder fein, und man ist bereit für die nächste hingehaltene Prinzessin eines Verlages. Darf es noch etwas kaputter sein?

Der bislang ungnädigste Artikel dazu wurde als Rezension des neuen Buches von Airen von einem gewissen Oliver Jungen in der FAZ veröffentlicht - mit ausgiebigen und pauschalen Seitenhieben gegen Blogger. Aus allen Zeilen trieft die Verachtung gegen etwas, das er keinesfalls jenseits der Netztagebücher in einem düsteren Winkel des Virtuellen sehen möchte. Über Literatur kann man durchaus geteilter Meinung sein. Aber über den Rest kann man trefflich streiten.



Deshalb gab es nachher Apfelstrudel, aber davor mussten wir dringend mal über diese Haltung, die sich gerade in mehr als einem Beitrag manifestiert, ein wenig reden.

Medien werden siich irgendwann entscheiden müssen, was sie haben wollen: Einen funktionierenden Salon zum Austausch mit den Lesern, oder die Arroganz gegenüber den "Empfängern" und den Glauben, denen sagen zu können, was sie lesen dürfen, und was sie besser lassen sollten. Für Letzteres sehe ich in einem Internet ohne Zwang und Abos, aber mit einer überwältigenden Vielzahl von Alternativen wenig Chancen.

Montag, 19. April 2010, 13:23, von donalphons | |comment

 
Dieses Silberkännchen, hat das micht im "Wizzard of Oz" mitgespielt?

... link  

 
Nein, in Madame Butterfly.

... link  


... comment
 
Importstrudel aus Südtirol
oder
Selbstgebacken im eigenen Ofen?
.
Zum Text: die Printmedien werden immer Einbahnstraßen bleiben. Es wird auch immer eine große Zahl von Lesern (Konsument in diesem Falle) geben, die das so akzeptieren.
.
Die synallagmatischen Angebote im Netz allerdings haben ja schon jetzt eine nicht unbeträchtliche Teilnehmerzahl, wie nicht zuletzt Ihr FAZ-blog beweist!

... link  

 
Importiert von Prenn in Sterzing. Feine Sache!

Bezeichnenderweise verliert Print aber kontinuierlich. Vielleicht ja auch, weil die Leute einfach gern so eine Art Kommunikation haben würden, zumindest wissen möchten, dass sie da ist?

... link  

 
Kommunikation. Man muss den Garten halt auch pflegen. Wenn die Welt-online meistens die Kommentarfunktion abschalten muss, weil da zuviel Gestörte mit zuviel Tagesfreizeit unterwegs sind, heißt ja das nicht zwangsläufig, dass die Welt nur Mist schreibt. Das tut sie ja nicht immer. Den Pöbel mal laufen lassen, das ist ja auch nicht unbedingt, was wir uns von der Einführung der Kommatarfunktion erhofft haben.

... link  

 
Üblicherweise bin ich ja ein stiller dankbarer Leser dieser Plauderei. Heute musste ich aber des Verständnisses wegen auch die Rezension des Jurgen Oliver lesen. Leider ist mir nicht bekannt welchen selbst verliehenen Titel er führt. Doch als mindestens "Literaturexperte" sollte er zumindest die ersten drei Sätze ohne Rechtschreibfehler auskommen:
" ... Und das, obwohl in den meisten Fällen die beiden einzig entscheidenden Kriterium fehlen: stilistische Meisterschaft und Relevanz. ..."

... link  


... comment