Totalitäre Lektüre
In den letzten paar Tagen habe ich ein wenig bei den italienischen Futuristen rumgelesen, und auch bei dem, was da sonst noch kam. Gerade in Sachen Technikbegeisterung und die Frage, inwiefern diese Technik das Alte hinwegfegt. Das Ergebnis dieses Diskurses sind weitgehend bekannt: Die italienischen Fasschisten marschierten zwar mit dieser Maschinenideologie in Italien durch, aber der Duce schmiss sich sogleich an die alten Eliten ran, und machte mit ihnen gemeinsame Sache. Faktisch blieb Italien dann auch Königreich, und Leute wie Marinetti passten sich zähneknirschend und reichlich opportunistisch an. Man machte etwas andere Fassaden und schlechte Autos und verlor einen Krieg. Grosse Ideale, kleine Ergebnisse, und trotzdem habe ich ein gewisses Faible gerade für die italienischen Futuristen. Ausserdem waren nicht alle nachher Faschisten.
Was mich dann aber doch etwas verstört, ist das Weglegen eines Buches aus dieser Zeit, in diesem Fall von d'Anunzio, um dann nach meinem Blog zu schauen, dem hier, die Blogbar, und dem bei der FAZ, wo gerade noch ein
Beitrag über die Ritterlichkeit der Verneinung irgendwelcher Aschewolken steht. Ich habe ja aus meiner divergierenden Haltung an manchen kritischen Texten der Zeitung zum Internet das letzte Mal keinen Hehl gemacht - diesmal jedoch steht da wieder was von Michael Seemann. Ich zitiere das mal ohne Link, aber mit Kommafehlern :
Die Grundprämisse des Kontrollverlusts und meine theoretischen Überlegungen dazu, sollen als Grundlage dieser Analysen dienen. Denn es wird keinen Weg zurück geben. Deswegen ist elegisches Lamentieren über erodierende Werte, Institutionen, Kulturtechniken und andere vermeintliche Errungenschaften nicht nur müßig, sondern kontraproduktiv. Es gilt die Situation schonungslos zu erfassen und sich emanzipative Strategien zu entwickeln, die den CTRL-Verlust managen, ohne ihn rückgängig machen zu wollen.
Das ist keine utopische Forderung, sondern pragmatische Notwendigkeit. In diesen Zeiten ist nichts radikaler als der Realismus.
Schonungslos! Strategien! Kontraproduktiv! Notwendigkeit! Radikaler! Und was für ein pathetischer, aufgeblasener, gequirlter Schwachsinn! Und der meint das vermutlich sogar ernst.
Ich gebe gern zu, dass es sich normalerweise nur wie das technikliebende Geblubber aus dem Berliner Sumpf liest, aber wenn man davor erst mal Marinetti und Consorten gelesen hat... da ist die Suche nach Unterschieden schwerer, als das Finden der Ähnlichkeiten. Und dann noch der Ton der Ausrottung, feine Sache.
Nächste Woche bin ich in Brescia, wo noch eine Tribüne für den Duce auf einem Platz steht. Ich werde mich darunter stellen und mir den Seemann darauf vorstellen:
DÄNN ÄS WÜRRRD KÄINÄN WEEEEHG ZURRRÜCK GEBÄHN (Fingerfuchtel)! IN DIR SAUERKRAUT MIT DE TOHN APFONSO! DÖSWÖGN ISTH (feuchtes Spucken) ÄLÄGISCHÖS LAMTENIERÄN ÜBÄR ÄROMPIERÄNDÄ WÖRTE (Husten), INTUSITIONÄN, KULTURRRTÄCHNIKN ZEZICK! ZEZACK! und so weiter.
Und vermutlich lachen - spätestens, wenn er in meiner Vorstellung dann nach dem Weg zum Dönerstand fragt.
Offenlegung: Ich selbst habe beim Kullern auf dem Boden auch gemerkt, dass es aussieht wie in Berlin, und ich dringend mal wieder staubsaugen müsste.
mark793,
Freitag, 23. April 2010, 01:18
"Wir sind Borg. Sie werden alle assimiliert. Widerstand ist zwecklos" kann man da durchaus rauslesen.
Desweiteren höre ich da von ferne auch schon das kollektive Geblöke "Silikon gut, Kohlenstoff schlecht". DAS NETZ ist über jegliche Kritik anscheinend schon jetzt erhaben. Das kann ja noch heiter werden.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 01:30
Nicht nur schlecht, sondern, man lese, kontraproduktiv! Also Schaden anrichtend! Das muss natürlich weg, WÄÄÄG!
Aber das ist ja nun schon die Seemannsche Leier vom ersten Beitrag an: Die Zukunft ist das Netz, was nicht passt wird bestenfalls ignoriert, und der neue Übermensch hat ein Exoskelett aus tausend anderen unterprivilegierten Kontakten, die auch in Berlin rumkrebsen und im Mittel den gleichen Blödsinn absondern und alles andere abschaffen wollen. (Und jetzt bitte nicht an die SA denken)
Was ich mich ja frage ist, ob der sich später mal dafür schämt.
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mark793,
Freitag, 23. April 2010, 01:43
Das dürfte wohl vom weiteren Lauf der Geschichte abhängen.
Ich frage mich zum Beispiel auch, was er damit meint:
Wie muss eine Politik aussehen, die es vielleicht mit anderen Mandatsträgern zu tun hat, als Menschen?
Ist da die Rede von Aliens, genmodifizierten Mischwesen aus Mensch und Tier oder Cyborgs und Avataren?
Wie auch immer: Eines muss man ihm zumindest lassen: Er liefert eine ergiebige Reibungsfläche.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 01:50
Naja, das könnte ich auch, wenn ich als Antwort bei der FAZ fordern würde, das ganze perkäre "Netzmenschen"tum aus Berlin in den Osten zum Rübenzüchten zu schicken, und warum das der unausweichliche Weg der Geschichte wäre. Deutschlands Psychiatrien und Ausnücherungszellen sind voller Leute mit Reibungsfläche.
Jeder Wahnsinn hat eben sein Konstrukt, in dem er funktioniert, und dann muss man nur noch den Rest, die Nichtnetzmenschen irgendwie dazu bringen, das auch so zu sehen. Das ist der Grundgedanke und der Überbau. Und was nicht passt, ist eben kontraproduktiv, und ich wette, er wird wieder Luhmann auspacken oder einen Germanisten zu einem Jistoriker umlügen oder einen Spezialisten für was ganz was anderes benutzen, um Schwachsinn über jüdische Gotteslehre zu schreiben - und dann so tun, als hätte er Ahnung.
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hockeystick,
Freitag, 23. April 2010, 01:54
Der besagte Autor kündigt an, in Probleme "aus einer theoretischen Perspektive einzutauchen" sowie Diskussionen "auf neue Abstraktionsstufen zu heben" und diese dann "zu generalisieren" und "auf andere Themen portierbar zu machen". Das kann nicht ernst gemeint sein.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 01:55
(Besonders lustig übrigens: Die tendenz, einfach was ins Blaue hineinzubehaupten und das dann eine Analyse zu nennen. Kossinna rülpst dazu aus dem Grab.)
Doch, ist es. Der macht gerade seinen Doktor, heisst es. Unfassbar.
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virtualmono,
Freitag, 23. April 2010, 02:13
auf neue Abstraktionsstufen zu heben" und diese dann "zu generalisieren" und "auf andere Themen portierbar zu machen"
Das ist mir auch aufgestoßen - abgesehen davon, daß das normalerweise nur Frauen hinkriegen (ohne größer darüber nachzudenken, das muß in den Genen liegen) ist es natürlich absoluter Unsinn, ein konkretes Problem, das noch dazu vollkmmen trivial ist abstrahieren und generalisieren zu wollen...
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 02:18
Das ist die nur die Seemann'sche Diskurshoheitunbezweifelbarmachmaschine. Sag es nicht nur so, dass es bescheuert ist, sondern auch, dass es sich bescheuert liest, aber erst mal nicht mit Argumenten angegriffen werden kann. Er wird. Er macht das. Er kann das. Dann ist das so. Aber klar doch.
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nemorino,
Freitag, 23. April 2010, 13:29
Es reicht eben nicht, keinen klaren Gedanken fassen zu können. Man muss auch unfähig sein, ihn zu formulieren.
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savall,
Freitag, 23. April 2010, 14:07
Karl Kraus dixit.
Soviel Zeit muß sein.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 14:13
(Ich liebe es, gebildete Leser auf meinem Blog vorzufinden)
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nemorino,
Freitag, 23. April 2010, 16:24
Pardon, Savall, aber Sie haben offenbar keine Ahnung von Intertextualität.
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savall,
Freitag, 23. April 2010, 16:48
Offensichtlich bin ich aus dem Hegemann-Alter heraus. Aber das ist ein zu weites Feld.
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nemorino,
Freitag, 23. April 2010, 16:56
Jetzt werden Sie aber ein wenig kontraproduktiv, oder?
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savall,
Freitag, 23. April 2010, 17:11
Dem würde ich jederzeit zustimmen. Aus Seemannscher Sicht wäre Kontraproduktivität mein zweiter Vorname. Ich würde gern die Anschaffung einer besonders harten Haarbürste mit dem eingravierten Namen "Seemann" erwägen. Nicht um ihn damit zu bürsten, sondern um ihm zu drohen, wenn er bockt. Allerdings müßte man ehrlicherweise, wie mark793 ausführte, die sachliche Auseinandersetzung mit ihm führen. Aber erstens bin ich zu faul dazu und wird er zum anderen nicht durch Widerspruch nur aufgewertet? Ich bin einstweilen für net amoal ignoriern.
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nemorino,
Freitag, 23. April 2010, 17:16
Ganz meine Meinung, werter Namensvetter. Allerdings würde mich schon interessieren, was aus Seemannscher Sicht eine "echte" Errungenschaft wäre. Obwohl, ich fürchte die Antwort bereits zu kennen...
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Ich hätte ja nun zumindest wenigstens gleich den ersten Teil in seinem Post erwartet anstatt nur einer großspurigen Ankündigung... davon abgesehen halte ich die Diskussion für müßig - "das Internet" braucht überhaupt keine "politischen Prozesse", sondern allenfalls mehr Bandbreite ;-)
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 02:15
In Wirklichkeit ärgere ich mich, dass mir das nicht auch eingefallen ist - was hätte ich an Geld verdienen können! Man ist ja blöd, wenn man Texte einfach so schreibt, schliesslich wollen die Fans ja auch wissen, was man schreiben wird. Mit Ergebnis, damit auch gleich klar ist, was am Ende rauskommt. Seemann erfindet eine neue Gattung. Und ich bin ja sowas von doof, einfach nur immer richtige Texte zu schreiben.
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arboretum,
Freitag, 23. April 2010, 10:11
Macht nix. Deine Leser sind nämlich ja sowas von doof, einfach nur immer richtige Texte lesen zu wollen.
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bironium,
Freitag, 23. April 2010, 05:20
endlich kann ichs mal zugeben: einen gewissen charme hatte er der futurismus. jetzt wo don sich geoutet hat kann ichs ja auch. und wo wir grade bei politischer pornographie sind: ernst juenger und carl schmitt fand ich auch sehr kurzweilig. also, ohne sie gut zu finden, selbstverstaendlich. *verrenk*
ach. ihr wisst was ich meine. oder?
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erggertshofen,
Freitag, 23. April 2010, 12:12
Ich will auch was von dem Zeug was der genommen hat - Versuchshalber
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 12:14
ich habe ja stalins linguistikbriefe und die civitas dei von augustinus auch nicht immer nur mit abscheu gelesen
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Der totalitäre Anspruch, den ich in den Texten raus lese, widerspricht jeglicher wisssenschaftlicher Herangehensweise. Luhmann und andere, die zitiert werden, würden verbitten, als Steigbügelhalter für eine formierte Gesellschaft missbraucht zu werden.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 12:16
Ich glaube nicht, dass Luhmann überhaupt Blogs lesen würde. Aber das ist ja das schöne an den Zukunftsentwürfen: Es gibt gar keinen Anlass für Wissenschaft, wenn man ein paar Wissenschaftler missbrauchen kann.
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zwischenspeicher,
Freitag, 23. April 2010, 14:30
".... Luhmann und andere, die zitiert werden, würden verbitten, als Steigbügelhalter für eine formierte Gesellschaft missbraucht zu werden ..."
Sie werden aber! Da können sie machen, was sie wollen. Das liegt an ihrer verschwurbelten Theorie und der von ihnen selbst unverstandenen Systemtheorie. Das gilt für Zaratrustra bis hin zu Luhmann. Je unverständlicher etwas ist, umso mehr Bewunderer finden sich oder wie bei verschiedenen französischen Postmodernen: je mehr Frauen kriegt man in's Bett.
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sephor,
Freitag, 23. April 2010, 14:39
Genau, Foucault war gar nicht schwul, der hat nur so getan.
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strappato,
Freitag, 23. April 2010, 14:53
Das mit den Frauen wäre endlich mal eine schlüssige Erklärung für das Ziel des CTRL-Blogs.
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damenwahl,
Freitag, 23. April 2010, 16:35
Na klar, genau die Sorte Text, bei der ich mich in den Autor verlieben würde. Unsterblich, mindestens. Das ist alles so romantisch.
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zwischenspeicher,
Freitag, 23. April 2010, 16:48
Das Problem ist leider, dass gewisse Leute einen guten Teil ihres Bildungsaufwandes in das Studium dieser Wirrköpfe gesteckt haben, irgendwann mehr darüber wissen als andere z.B. dass Foucault schwul war, und jetzt die Ernte ihrer Anstrengung einfahren wollen (mehr "Geschlechtspartner"). Sie meinen, Logik sei etwas Konstruiertes und man könne sie in kleine ironische Erwiderungen gewandet neu konstruieren etwa nach der Formel: "Foucault war schwul, demnach sind alle Postmodernen schwul." Ja, man erkennt sofort, wer seinen Foucault gelesen hat :-)
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sephor,
Freitag, 23. April 2010, 18:23
Wenn Sie mit "gewissen Leuten" Herrn S. meinen - kann sein. Wer weiß, vielleicht steht er ja auf Männer?
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sephor,
Freitag, 23. April 2010, 11:28
Ignorieren geht über Studieren.
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mark793,
Freitag, 23. April 2010, 12:30
wenns um ein anderes Thema ginge, wahrscheinlich auch so sehen. Aber in dem speziellen Fall hielte ich es für nachgerade kontraproduktiv, diesen Leuten die Lufthoheit in der wichtigen Frage zu überlassen, wie wir in und mit dem Netz leben wollen. Wenn da beispielsweise ein anderer Zeitgenosse aus diesem Umfeld namens plemplemplem oder so ähnlich persönlichen Datenschutz und Leistungsschutzrechte für Verlage in den gleichen Sack steckt, um beides dann in einem Aufwasch als obsolet abzuservieren und sein Kumpel mspro dann sekundiert, jauchzet und frohlocket über den Kontrollverlust, macht Euch locker, das wird alles ganz toll (und eine Alternative dazu gibbet eh nich), dann ist Ignorieren keine Option. Sonst wundert man sich irgendwann wie Herr Biedermann, dass man die ganze Zeit schon unwissentlich Brandstiftern Vorschub geleistet hat.
Die wollen Diskurs - sie sollen ihn haben. Dem steht auch nicht entgegen, dass es bei bestimmten Themen (etwa Zensursula) durchaus Schnittmengen geben kann.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 12:39
Ganz ehrlich? ich will an der Seite solcher Leute nicht mal einen Blumentopf gewinnen. Mir ist es vollkommen egal, wer mich da mit seiner totalitären Ideologie zwangsbeglücken will. Seemann und sein Berliner Kreis und die Zensursula und die CDU sind zwei Wangen des gleichen Gesichts, die man sich sauber hinhalten muss.
Nur sehe ich mit dem Seemann keine andere Art der Auseinandersetzung, als ihm zu sagen, was für eine peinliche Lachnummer er ist.
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sephor,
Freitag, 23. April 2010, 12:52
Leute, ich wollte damit nur sagen, dass ich es einfach nicht schaffe, mehr als drei Zeilen von diesem Humbug zu lesen.
Und ja, es ist ärgerlich, wenn so jemand "nebenan" ein Forum geboten bekommt. Doch letztlich wird es damit für den Don und alle anderen, die mehr als nur Zahnbelag drauf haben, leichter, sich abzuheben. Ist doch auch ganz nett.
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strappato,
Freitag, 23. April 2010, 15:25
plemplemplem: Privatsphäre ist ein historisches Schutzkonstrukt gegen Anpassungszwänge, normative Drücke und dergleichen.
annalist.noblogs.org/post/2010/04/21/mein-profil-geh-rt-mir-als-video
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mark793,
Freitag, 23. April 2010, 19:45
Da haut unser junger Futuristenfreund wieder in die gleiche Kerbe wie neulich auf carta: Datenschutz oder das Bedürfnis nach Privatheit sei im Grunde nichts als eine weitere Facette überholten Kontrollzwangs wie beispielsweise auch das Bemühen um die Verteidigung geistigen Eigentums, wie es von Verlagen und Musiklabels exerziert wird. Und dieser ganze Kontrollitis-Scheiß schmälert diesen von der Unbill des Daseins noch unbeschwerten Grünschnäbeln den Spaß an ihrem Spielzeug Internet, und deswegen ist das alles von Übel und überholt und überhaupt.
Mannmannmann. Ich hab Mühe, mir diesen verpeilten Mist anzuhören, ohne einen Koller zu kriegen.
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 19:50
Naja, man muss ihm immerhin lassen, dass er sogar seine Keks- und Dönereinkaufsliste im Netz stehen hat, also lebt er auch, was er sagt.
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mark793,
Freitag, 23. April 2010, 19:59
aber das kann ja nur ein Anfang sein, da würde ich von einem Vorturner dieser Hosen-Runter-Bewegung schon auch den Einzelverbindungsnachweis und den Schufa-Score sehen wollen. ;-)
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donalphons,
Freitag, 23. April 2010, 21:13
Was soll man da noch sagen:
http://twitpic.com/1hr3bw
Ausser "Ich sage es doch immer: Berlin - da geht nicht die Gabel zum Mund, sondern der obere Mageneingang in den Tiefflug."
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strappato,
Freitag, 23. April 2010, 21:31
Das schafft ja ein Zehnjähriger besser.
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savall,
Freitag, 23. April 2010, 11:44
Es gibt ja keine Zufälle, sagt man. Alsdenn, ich las gerade gestern Joseph Roths „Spinnennetz“ und sehe den Theodor Lohse auf einmal auf eine neue Abstraktionsstufe gehoben, generalisiert und auf andere Themen portiert. Ich gebe zu, daß mich schaudert. Was soll diese naupengeheuerliche Geschichtsklitterung? Was für ein elektronischer Mob bekommt dort sein geistiges Rüstzeug? Ich bin ja eigentlich eher gelassener Natur, was den Weltuntergang im allgemeinen und le Waldsterben im besonderen betrifft. Aber die letzte Folge von Joseph Roths Fortsezungsroman erschien in der Zeitung am 6. November 1923.
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jordanus,
Freitag, 23. April 2010, 12:50
Ich glaub', der hat zuviel Nietzsche, Roland Barthes, Focault und Derrida gelesen oder wenigstens zuviel davon gehört. Das sind beinahe Propheten der Auflösung der Persönlichkeit im Netz, auch wenn sie das Netz noch nicht kannten. Der Textklauwahn von Hegemann und Co geht meiner Meinung nach vor allem auf deren Theorien zurück, auch wenn die Akteure diese Leute gar nicht kennen.
Wie schrieb Gottfried Benn:
O daß wir unsere Ururahnen wären, ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor.
In diesem warmen Moor ist kein Klümpchen vom anderen zu unterscheiden, folglich gibt es keine Moral. Höchstens Mooral.
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finmike,
Freitag, 23. April 2010, 13:08
more eels?
scnr.
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lukeman,
Freitag, 23. April 2010, 14:15
Ich kann das Geschwurbel meistens kaum ertragen und daher auch nicht lesen und somit nicht kommentieren. Heute ist so ein Tag.
Don, ich kann den Reflex, das einfach zu ignorieren oder sich geistreich über ihn lustig zu machen (was hab ich über den Seemann-Duce-Adolf gelacht!!!) sehr gut verstehen, halte es aber wie mark793: Man muss sich schon damit auseinandersetzen, um die (gerade jungen) Leute abzuholen, die für solchen Unfug empfänglich sind. Da wirds nämlich gefährlich. Die kriegt man leider nicht mit geistreichem Humor. Ist aber sicher nicht Dein Job.
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zwischenspeicher,
Freitag, 23. April 2010, 14:34
So isses!
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aufschwund,
Freitag, 23. April 2010, 14:53
Über die hiesigen Zitate hinaus ist mir das Schrifttum des portraitierten Seemanns nirgends begegnet. Meinem Hang zum Widerspruch folgend, behaupte ich aber, dass er es durchaus mit Personen der Zeitgeschichte aufnehmen kann, die viel öfter protokolliert werden als er. Und da ich andererseits Widerspruch von vornherein ausschließen möchte ( von hintenrein auch), benenne ich Volker Kauder.
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erggertshofen,
Freitag, 23. April 2010, 15:10
Die waren es nicht!
Der hat Charles Stross gelesen und nicht verstanden: Accelerando
Er ist auf dem direkten Weg ins All
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observator,
Freitag, 23. April 2010, 16:14
Das war ein witziger Vergleich, lieber Don, aber die Futuristen haben immerhin einige beachtliche Kunstwerke produziert, die auch ohne Rückbezug auf ihre teils faschichtische Ideologie von Wert sind (einer meiner Lieblinge ist ja eine Skulptur von Boccioni - Titel vergessen) .
Von Seemann et al. gibt es hingegen nichts außer Meinungen und ein paar Softwareprojekten. Obwohl - mit dem einen oder anderen Zitat des einen oder anderen Postmodernen kann das natürlich auch als Kunst behauptet werden ...
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zwischenspeicher,
Samstag, 24. April 2010, 10:07
Charles Stross? Das Thema wäre ja grundsätzlich interessant. Nur würde ich dann mal was über "Embodyment" und den aktuellen Stand der Künstlichen Intelligenz schreiben und dann statt Baudrillard zu zitieren, mich mit dem Sony-Roboter-Entwickler Luc Steels auseinandersetzen. (Dort lernen Roboter gerade, eine eigene Sprache zu entwickeln). So geht Systemtheorie, die auf dem Boden bleibt. Die darf sich dann auch mit Zukunftsentwicklungen gerne auseinandersetzen.
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hansmeier555,
Freitag, 23. April 2010, 17:38
Angesichts der Tatsache, daß der Anlaß der Aufregung nur auf eine singuläre (womöglich falsche) Entscheidung eines einzigen, aber sehr einflußreichen Medienverantwortlichen abhängt, fühle ich mich als Prophet feudaler Verhältnisse nur bestätigt.
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condula,
Freitag, 23. April 2010, 18:18
was ich an dieser ganzen diskussion nicht verstehe, ist, warum diese jungspunde derzeit so auf luhmann abfahren. luhmann hatte vor fünf bis zehn jahren seine berechtigung im öffentlichen diskurs. da hatte sich in berlin ein sagenhaftes spezialistentum herausgebildet, die entweder anscheinend die derzeitige diskussion nicht wahrnehmen, bereits zu anderen wichtigeren themen übergegangen sind oder denen das alles schlichtweg zu doof ist. sollen diese jungspunde doch erst einmal mit diesen leuten gemeinsam versuchen eine sinnvolle argumentative ebene zu finden, dann glaube ich den ganzen hokuspokus auch. theoretisches jonglieren um der theorie oder provokation willen war, ist und bleibt etwas für pseudointellektuelle.
wir sind hier alle im internet und geben auf die ein oder andere art und weise etwas von uns preis, was noch lange nicht bedeutet, dass wir jeden in unsere wohnung lassen würden. es gibt so etwas wie einen privaten schutzraum und den möchte ich persönlich auch gerne weiterhin behalten, egal woher ich komme oder wohin ich gehe.
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kalleblomquist,
Freitag, 23. April 2010, 22:13
…es ist jedesmal, als ob man in die Hölle hinabsteigt!
.
OK:
»Wie ein großer Mann einst sagte: Wartet bis ihr es mit mir zu tun kriegt!«
.
Und dies: lol
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blu_frisbee,
Samstag, 24. April 2010, 19:46
Als Charakterisierung des Massentouristen empfehle ich von Elias Canetti den
Saus und Braus.
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bironium,
Sonntag, 25. April 2010, 00:32
luhmann hier, luhmann bla. trallalalla.
(systemtheorie ist ne mathematische spielerei, und wie ueblich wenn irgendwelche geisteswissenschaftler sowas kla^h^h^h^h uebernehmen, sie machen totalen, absoluten, schwachsinnigen duennpfiff draus. wer luhmann zitiert will sich wichtig machen.)
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