Wie Muttern
Im zunehmenden Alter bemerke ich an mir Seiten, die ich so früher an mir nicht finden konnte. Nehmen wir doch einfach mal dieses Paar Schuhe, dessen Ladenpreis beim gut 20-fachen dessen liegt, was für chinesische Herrenschuhe zu bezahlen ist:
Ich bin da ein wenig wie jener Okkultist, der sich Kreuze in die Schuhsohlen schnitzte, um bei jedem Schritt auf ein Symbol der Kirche zu treten. Ich habe gern eine Schicht Italien zwischen mir und dem Rest der Welt. Und je besser dieses Italien ist, desto lieber habe ich es dort. Heute räumte ich die Schuhe ein, zu den anderen, sehr guten Stücken, mit denen ich meine innere Imelda befriedige. Und die ich alle nicht getragen habe. Über einem Preis von 250 Euro, das ist meine Feststellung, denke ich mir, dass es jetzt zu schade ist, diese und jene Schuhe zu tragen, das könne man doch nicht tun, die seien etwas für besondere Anlässe, die dann aber nie in der Menge kommen, als dass es die Existenz dieser Schuhe rechtfertigen würde. Praktischerweise sind Stofftaschen dabei, mit denen man das ungetragene Elend vertuschen kann. Es ist kein schöner Zug, es ist kein hedonistischer Zug, es ist kein Luxus, es ist eigentlich nur doof.
Und wenn es so weiter geht, sitze ich bald mit einer angestossenen Tasse vor einem nicht passenden Teller und esse Kuchen mit einer Nirostagabel.
Ich bin da ein wenig wie jener Okkultist, der sich Kreuze in die Schuhsohlen schnitzte, um bei jedem Schritt auf ein Symbol der Kirche zu treten. Ich habe gern eine Schicht Italien zwischen mir und dem Rest der Welt. Und je besser dieses Italien ist, desto lieber habe ich es dort. Heute räumte ich die Schuhe ein, zu den anderen, sehr guten Stücken, mit denen ich meine innere Imelda befriedige. Und die ich alle nicht getragen habe. Über einem Preis von 250 Euro, das ist meine Feststellung, denke ich mir, dass es jetzt zu schade ist, diese und jene Schuhe zu tragen, das könne man doch nicht tun, die seien etwas für besondere Anlässe, die dann aber nie in der Menge kommen, als dass es die Existenz dieser Schuhe rechtfertigen würde. Praktischerweise sind Stofftaschen dabei, mit denen man das ungetragene Elend vertuschen kann. Es ist kein schöner Zug, es ist kein hedonistischer Zug, es ist kein Luxus, es ist eigentlich nur doof.
Und wenn es so weiter geht, sitze ich bald mit einer angestossenen Tasse vor einem nicht passenden Teller und esse Kuchen mit einer Nirostagabel.
donalphons, 01:39h
Montag, 3. Mai 2010, 01:39, von donalphons |
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don ferrando,
Montag, 3. Mai 2010, 14:44
Ja, schrecklich ! Ist eigentlich eine "kleine Leute " Manie, die Sachen "für gut" wegzulegen.
In "Familien" hat man immer das Wegwood aufgedeckt und auch im Garten das Magee Jacket egtragen.
In "Familien" hat man immer das Wegwood aufgedeckt und auch im Garten das Magee Jacket egtragen.
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sephor,
Montag, 3. Mai 2010, 14:57
http://www.geo.de/GEO/kultur/gesellschaft/61145.html
Das Leben ist Anlass genug.
Das Leben ist Anlass genug.
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ilnonno,
Montag, 3. Mai 2010, 15:55
Das ging mir peinlicherweise beim Essen so. Zum Beispiel viel Geld für Käse bezahlt, den kann ich doch jetzt nicht einfach so wegessen. Um ihn nach ein zwei Wochen wegwerfen zu müssen...
Die Italiener haben es mir dann beigebracht: jedes Essen ist ein Fest, jeder Tag ist der richtige für Champagner, Trüffel, Austern und vieles mehr.
Die Italiener haben es mir dann beigebracht: jedes Essen ist ein Fest, jeder Tag ist der richtige für Champagner, Trüffel, Austern und vieles mehr.
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greenbowlerhat,
Montag, 3. Mai 2010, 17:07
Ist doch ein Schnapper
Seien Sie ganz beruhigt, 250 EUR für ein gutes Paar Schuhe sind kein exorbitanter Preis. Für dieses Geld bekommen Sie von manchen englischen Herstellern gerade mal den linken Schuh, und wir reden jetzt nicht über Pferdeleder, Jodhpur-Stiefel, dem Pfundkurs von vor-vorletztem Jahr oder ähnliche Extravaganzen. Für Ihr gebrauchtes Siebt- oder Acht-Rad haben Sie mit Ersatzteilen sicher mehr ausgegeben?
Immerhin hat man ein solches Paar den ganzen Tag am Fuss. Pflegen Sie sie gut (1 Tag tragen, 2 Tage am Zedernholzspanner, es ist auch egal, ob Sie mit Öl oder Creme putzen, aber bitte putzen Sie) und Sie haben lange Freude daran.
Mein ältestes Paar hatte schon den 14. Geburtstag, ist als klassischer Blücher bei fast allen Gelegenheiten tragbar und immer noch voll bürotauglich, und - kommt auch aus Italien.
Sowas mit 25 EUR Plastikschuhen zu vergleichen ist wie - ich nehme mal zwei hier häufig genannte Begriffe - einen Berliner 1.99 EUR Döner mit einer Schwarzwälder Kirsch vom Cafe Luitpold oder dem Rottenhöfer.
Und was your fear of Imeldanitis angeht: erst so ab 15-20 Paar hat man die meisten gängigen Kombinationsmöglichkeiten (tan, maroon, oxblod, schwarz), Leder (suede, full leather, patent leather) und Formen (Oxford, Blucher, Brogue, Monk, ..., ...) auch nur irgendwie abgedeckt. Sportschuhe oder Bootsschuhe/Mokassins natürlich ausgenommen.
Da ist also noch Luft nach oben.
Nachtrag: Bevor das jetzt falsch rüber kommt, ich glaube auch, dass es sich auf lange Sicht rechnet. Ordentliche Schuhe sind mir persönlich wichtiger als irgendwelche Telefone, Fernosturlaube oder Bezahlfernsehen, und das Geld ist natürlich auch weg, nur ist es halt nicht da, wo viele andere es lassen. Zugegeben, ich mag es halt nicht in Form von Silberkannen in den Schrank legen, aber das ist ein anderes Thema.
Immerhin hat man ein solches Paar den ganzen Tag am Fuss. Pflegen Sie sie gut (1 Tag tragen, 2 Tage am Zedernholzspanner, es ist auch egal, ob Sie mit Öl oder Creme putzen, aber bitte putzen Sie) und Sie haben lange Freude daran.
Mein ältestes Paar hatte schon den 14. Geburtstag, ist als klassischer Blücher bei fast allen Gelegenheiten tragbar und immer noch voll bürotauglich, und - kommt auch aus Italien.
Sowas mit 25 EUR Plastikschuhen zu vergleichen ist wie - ich nehme mal zwei hier häufig genannte Begriffe - einen Berliner 1.99 EUR Döner mit einer Schwarzwälder Kirsch vom Cafe Luitpold oder dem Rottenhöfer.
Und was your fear of Imeldanitis angeht: erst so ab 15-20 Paar hat man die meisten gängigen Kombinationsmöglichkeiten (tan, maroon, oxblod, schwarz), Leder (suede, full leather, patent leather) und Formen (Oxford, Blucher, Brogue, Monk, ..., ...) auch nur irgendwie abgedeckt. Sportschuhe oder Bootsschuhe/Mokassins natürlich ausgenommen.
Da ist also noch Luft nach oben.
Nachtrag: Bevor das jetzt falsch rüber kommt, ich glaube auch, dass es sich auf lange Sicht rechnet. Ordentliche Schuhe sind mir persönlich wichtiger als irgendwelche Telefone, Fernosturlaube oder Bezahlfernsehen, und das Geld ist natürlich auch weg, nur ist es halt nicht da, wo viele andere es lassen. Zugegeben, ich mag es halt nicht in Form von Silberkannen in den Schrank legen, aber das ist ein anderes Thema.
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greenbowlerhat,
Montag, 3. Mai 2010, 18:33
Schon,
Sutor Mantellassi sind ja auch sehr schön, aber preislich dann doch (noch) nicht in der Liga wie z.B. G&G oder John Lobb. Jene würde ich vielleicht auch in den Schrank legen oder nur bei Cabriowetter tragen wollen.
Aber die hier, die passen schon. Sehen doch auch gut aus, viel zu schade für das Kabuff. Die zweifarbigen mit dem Leinen (?) neulich waren auch hübsch.
Aber die hier, die passen schon. Sehen doch auch gut aus, viel zu schade für das Kabuff. Die zweifarbigen mit dem Leinen (?) neulich waren auch hübsch.
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donalphons,
Montag, 3. Mai 2010, 19:08
Die sind aus sehr dünnem Kalbsleder, was noch so ein Punkt bei der Benutzung ist. Zum normalen Tragen sind mir folglich meine Schuhe vom Schuster in Verona weitaus lieber. John Lobb ist dann übrigens auch das, womit ich meiner inneren Imelda nicht mehr dienen würde, da sehe ich einfach keine Relation zwischen Preis und Nutzen mehr, zumal ich auch wirklich gute Schuhe mit meinen unterschiedlichen Füssen sehr schnell zertrete. Die zweifarbigen Turnschuhe sind von Tricker's - und es ist kein Leinen, sondern Wildleder.
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don ferrando,
Montag, 3. Mai 2010, 21:16
A propos "zweifarbig"
Von Ihnen beeinflusst und vom Anblick im Schaufenter des Schuhladens in meiner liebling Ex-Republik verführt,
ging ich kürzlich mit den dort erstandenen Bordeaux-weißen ins Büro - in Bayern.
Hätte ich einen roten Irokesen gehabt, ich hätte sicherlich weniger Aufsehen erregt.
ging ich kürzlich mit den dort erstandenen Bordeaux-weißen ins Büro - in Bayern.
Hätte ich einen roten Irokesen gehabt, ich hätte sicherlich weniger Aufsehen erregt.
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arboretum,
Montag, 3. Mai 2010, 17:22
Mitunter muss man sich halt die Gelegenheiten selbst schaffen. Trag einfach häufiger die teuren Schuhe, dann kommen auch die besonderen Anlässe. ;-)
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abf,
Montag, 3. Mai 2010, 22:28
... eine frage des alters? - mag sein...
jedenfalls geht es mir genau so. - vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns der vergangenheit scheinbar sicherer sind als der zukunft. und das mit recht.
aufgrund eines schier unerschoepfbaren reservoirs feiner schuhe - zumeist in den spaeten 80ern und fruehen 90ern angelegt - habe ich allerdings auch den markt einwenig aus den augen verloren. es gibt klassiker , die ich viel trage, und die dann und wann ersetzt werden muessen. braune doppelmonks z.b. , die seit dem studium unerschuetterliches fundament meiner stilauffassung sind, und brot- und butter chelsea boots natuerlich auch... - das sind dann englaender, na klar.
...und italiener? - da bin ich wahrlich froh, dass ich frueh angesammelt und aufgestockt habe, denn irgendwie haben die burschen ihre linie ganz aus dem auge verloren. irgendwann gab es mal maglis und gerade pollinis, die waren so eigenstaendig und so klassisch elegant und schnittig mediterran, dass man sie gleich im doppelpack (zweimal fuer den rechten, zweimal fuer den linken fuss) erwerben musste... - aber das ist lange her. heute, so scheint es, sind zu viele kurzatmige modezyklen ueber den stiefel gefegt, dass der gute italienische schuh hauptsaechlich in meiner erinnerung und zum glueck ebenfalls in meinem privaten arsenal existiert. - irgendwie, so kommt es mir vor, haben die italiener einerseits zu sehr nach england geschielt in den letzten jahren und auf der anderen seite zu sehr auf teenager-hype gesetzt. geblieben sind ihnen die gucci latschen, so unschoen unsubtil runtergekocht, dass sie der erwaehnung eigentlich nicht beduerfen. - wer dennoch findet, der moege kaufen und bewahren. - die zukunft, soviel ist klar, bleibt ungewiss....
aufgrund eines schier unerschoepfbaren reservoirs feiner schuhe - zumeist in den spaeten 80ern und fruehen 90ern angelegt - habe ich allerdings auch den markt einwenig aus den augen verloren. es gibt klassiker , die ich viel trage, und die dann und wann ersetzt werden muessen. braune doppelmonks z.b. , die seit dem studium unerschuetterliches fundament meiner stilauffassung sind, und brot- und butter chelsea boots natuerlich auch... - das sind dann englaender, na klar.
...und italiener? - da bin ich wahrlich froh, dass ich frueh angesammelt und aufgestockt habe, denn irgendwie haben die burschen ihre linie ganz aus dem auge verloren. irgendwann gab es mal maglis und gerade pollinis, die waren so eigenstaendig und so klassisch elegant und schnittig mediterran, dass man sie gleich im doppelpack (zweimal fuer den rechten, zweimal fuer den linken fuss) erwerben musste... - aber das ist lange her. heute, so scheint es, sind zu viele kurzatmige modezyklen ueber den stiefel gefegt, dass der gute italienische schuh hauptsaechlich in meiner erinnerung und zum glueck ebenfalls in meinem privaten arsenal existiert. - irgendwie, so kommt es mir vor, haben die italiener einerseits zu sehr nach england geschielt in den letzten jahren und auf der anderen seite zu sehr auf teenager-hype gesetzt. geblieben sind ihnen die gucci latschen, so unschoen unsubtil runtergekocht, dass sie der erwaehnung eigentlich nicht beduerfen. - wer dennoch findet, der moege kaufen und bewahren. - die zukunft, soviel ist klar, bleibt ungewiss....
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