Hausmeisterliches

Der beste Moment, ein Haus zu sanieren, ist der Moment des kompletten Leerstandes. Das gab es 1600 beim Bau durch die Jesuiten, 1715 beim grossen Umbau während der Erweiterungen durch die Jesuiten, 1773 bei der Vetreibung der Jesuiten und 1800 bei der Verlegung der Universität nach Landshut. Seitdem muss man Rücksichten auf die Bewohner nehmen, wenn man etwas tut. Besonders schwer ist das bei den Treppen.



Es gibt im Kern zwei Methoden. Die eine besteht darinh, dass man jede Stufe nur etwas mehr als bis zur Mitte streicht, und wenn die Seite getrocknet und begehbar ist, streicht man die andere Seite. Das ist bequem für die Mieter, aber es zieht einen unschönen Farbverlauf mit Mittelstreifen nach sich. Besser ist es, jede zweite Stufe komplett zu streichen, und wenn diese Stufen getrocknet sind, die anderen zu streichen. Man muss etwas behender beim Treppensteigen sein, aber es sieht nachher besser aus, und erlaubt auch einen dickeren, gleichmässigen Farbauftrag, der hofentlich wieder ein paar Jahre hält.



Und dann sind da noch all die kleinen Probleme; an einer Tür sind alle Barockschlüssel bis auf einen verschwunden. Es gibt zwar eine Schale mit Ersatzschlüsseln, aber es ist nichts Passendes dabei. Also nehme ich wenigstens die Masse auf, und hoffe auf kommende Flohmärkte. Natürlich könnte man auch neue Schlösser einbauen. Deren Schlüssel auch verloren werden, und dann wieder neue Schlösser... ich belasse es beim alten Kastenschloss. Es dient rund 150, 200 Jahre, so genau weiss das keiner, und es wird noch lange dienen. Und irgendwann kommt sicher auch ein passender Schlüssel.



Heute Abend folgt dann das Ausbessern der Türen in Altweiss. Alt- oder Schmutzigweiss. Weisse Türen sind nicht so toll, und ginge es nach mir, würde ich auch den Hausgang nicht weissen, sondern leicht schmutzneutral tönen. Denn der nächste Einzug kommt bestimmt. Nach der Revolution des Netzes, denn wenn diesmal kein Mieter durch Mundpropaganda kommt, setze ich die Wohnung ins Internet. Beruhigend bei all den Arbeiten ist der neue Immobilienkompass, der der Region schon wieder beste Aussichten verspricht: Insel der Seligen, so die Maklerlyrik, sei der Ort, und hier besonders die Altstadt. An Sommertagen wie heute stimmt das, sogar mit viel Arbeit.

Dienstag, 6. Juli 2010, 18:30, von donalphons | |comment

 
Da würde ein Läufer aus Sisalteppich gut hinpassen, mit Läuferstangen etc. Schont auch die Treppenstufen...

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Nicht ganz einfach, weil die Sufen recht weit vorragen, ausserdem sind das notorische Schmutzfallen. Die oberste Treppe ist jetzt über 200 Jahre alt und hält noch immer.

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Schlüssel
Die Schlüsselgeschichte ist schön.
Ich bin in einem Haus aufgewachsen, wo es für die Haustür, eine schwere alte Eichentür, wenn auch nicht barock, so doch handgeschreinert aus den 1920ern samt Messingklinke und Bartschloss exakt zwei Schlüssel gab. Unter den grün verglasten, gemusterten Fenstern des linken und rechten Türflügels waren auf der Außenseite zwei eichene Vorsprünge, dahinter Rillen von ca 1 cm Breite, 30 cm Länge und einer Tiefe, die es erlaubte, den Schlüssel in der Rille zu deponieren, wenn alle das Haus verließen und zu unterscheidlichen Zeiten zurückkamen.
"Schlüssel liegt", hieß das. Und einer der Schlüssel hatte eben so lange in der Rille zu liegen, bis alle wieder im Haus versammelt waren.
Leute außerhalb der Familie, die das System kannten (es müssen einige gewesen sein) hatten dadurch die Gelegenheit, etwas im Haus abzustellen (Pflaumen zum Beispiel, daran erinnere ich mich), wenn niemand da war und die Tür wieder ordentlich abzuschließen.
Als eines Tages einer der beiden Schlüssel verschwand, suchte mein Vater nach einem neuen, nahm Maße und wurde schnell fündig. So schnell, dass er fand, das Bartschloss müsse durch ein Steckschloss ersetzt werden. So geschah es dann auch, allles sah zwar noch fast genauso aus, in das ehemalige Bartschloss wurde das neue eingebaut und jedes Familienmitglied bekam plötzlich einen dämlichen gesichtslosen Standardschlüssel und nie wieder wurde man überrascht von abgestellten Geschenken und immer musste man sich plötzlich Gedanken über den Verbleib des eigenen Schlüssels machte.
Ihr System ist ungleich poetischer! Und ästhetischer zudem!

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Ganz erstaunlich
finde ich den Zustand der Treppenstufen - für ihr Alter!

Auf dem Foto könnte man sie für schlichte Kiefernstufen halten -
oder ist es doch Eiche?

Das spricht entweder für wenig Verkehr - oder außergewöhnlich sorgsame Nutzer.

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Nein, es wird wohl Eiche sein, auf dem Bild mit der Lasurdose sieht's jedenfalls danach aus.
Glückwunsch, eine solche Treppe ist nahezu unzerstörbar.

Ein Sisalteppich wäre hier unnötig. Und irgendwie auch frevelhaft.

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Sisal im Konvent? No comment.
Und ruiniert nach meiner Erfahrung in kürzester Zeit den Holzboden, jdfs. wenn keine Unterlage benutzt wird. Die trockene, harte Faser schmiergelt die schützende Oberfläche ab.
Schlüssel und alte Schlösser sind, so hört man, gerne mal ein Steckenpferd von Restauratoren. In der Not würde ich das Germanische in Nürnberg empfehlen. Dort hilft man sicher gerne weiter.

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sprachgitter, während meines zivildienstes wohnte ich in einem älteren flügel eines krankenhauses und ich lernte schnell, dass man ein bartschloss eigentlich immer mit einem dicken nagel, den man am ende umbiegt und mit einem hammer etwas abplattet, öffnen kann, sogar, wenn man in solchen sachen überhaupt keine übung hat...

vielleicht hat ihr vater also richtig gehandelt, ich persönlich denke aber, dass es im grunde viele gegenden gibt, in der man sein haus überhaupt nicht abschließen braucht - und das ist doch eigentlich das schönste.
(meine mutter sieht das leider etwas anders als ich, da gibt is immer mal wieder zwist)

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So geht es mir auch; ich bin hier natürlich nachlässiger als, sagen wir mal, in München oder Berlin. Ein Fremder im Haus würde sofort auffallen.

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