Die Lähmung

Wenn man ganz böse wäre - was aber angesichts des Umfeldes nicht ganz leicht ist - könnte man Italien auch als Failed State bezeichnen.



Es sind ja nicht nur die Schulden oder allgemeine Korruption und Schattenwirtschaft. Es sind nicht nur die Staatsschulden und die langsame Verarmung weiter Teile der Bevölkerung, das Bröckeln der Denkmäler und eine Trennung in Arm und Reich, die zu überwinden kaum nöglich ist. Es sterben nicht nur die kleinen Läden, es kommen auch keine Alternativen., Italien ist schön, aber andere Ziele sind für Urlauber genauso erreichbar. Schon jetzt ist man ziemlich allein im Palazzo Te. Nimmt man alles zusammen und rechnet man noch diese Regierung dazu, und ihre Unfähigkeit, und die Opposition, die auch nicht gut dasteht - sagen wir mal so, ein gelungener Staat sieht anders aus. Aber was ist Italien dann?

Leider habe ich das Buch "La Noia" von Alberto Moravia nicht mitgenommen; ich meine aber, dass die Stimmung zum Land passt. Müsste ich einen Film zur Zeit aussuchen, wäre es nichts mehr von Fellini, sondern Die Verachtung von Godard. Weil sich da zwei recht sinnlos bei einer dummen Beziehung in den Tod rasen. Die Anni di Piombi, die bleiernen Jahre kommen mir in den Sinn, nur diesmal nicht wegen des Terrors, sondern wegen der allgemein misslichen Lage, für die es keine Lösung zu geben scheint. Man kann nichts tun. Die anderen sind auch nicht besser. Und an den Strukturen wird sich nie etwas ändern, auch und gerade wenn nur noch sehr wenig zu verteilen ist. Man bräuchte neue Strukturen und ist von den alten so abhängig, dass man sie nicht aufgeben kann - bis Neues funktionieren würde, wäre das Land am Ende. Und wird es überhaupt möglich sein? Oder würde die Privatisierung von Staatseigentum nicht nur Folgen wie in Russland haben?



Für das kommende Frühjahr ist schon wieder gebucht, aber das Land, in das ich jetzt zurückkehrte, ist schon ganz anders als das Land vor ein paar Monaten. Ein paar Monate und Krisen weiter - man mag sich das alles nicht vorstellen. Vielleicht marschieren sie auf Rom, dann komme ich schon vorher wieder vorbei. Wenn nicht, man wird sehen.

Sonntag, 2. Oktober 2011, 00:57, von donalphons | |comment

 
Aber gilt denn Ihre Beschreibung nicht ganz genauso für Deutschland ?!

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Man könnte auch fragen: Gilt Ihre Beschreibung nicht ganz genauso für Westeuropa?

So endet das, wenn man andauernd über seine Verhältnisse lebt und die Marodeure gewähren lässt.

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Ich habe gerade das Bild mit der alten Dame bewundert, und mich dabei gefragt, wie lange man wohl in einer deutschen Stadt warten müsste, um so ein Bild aufnehmen zu können. Das Erscheinungsbild der Dame ist von den Haaren bis zu den Schuhen perfekt. Vielen Dank dafür.

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Das denke ich mir auch immer. Man kann zwar so einkaufen, aber so sein muss man wirklich selbst. Eine D&G-Tasche macht aus einer Oligarchentochter keine Stilikone. Massgeschneiderte Schuhe machen keinen guten Gang. Ein Fahrrad aus Italien fährt vielleicht, aber am Steuer ist immer noch die gleiche Ödnis.

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"Dann geh doch nach drüben"...
...hat man hier früher (& bösartig) gesagt.

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Bei den Art Directoren dieser Welt kann das durchaus mal passieren.

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drüben war ich gerade erst ... mit den hier bisweilen formulierten Ansprüchen wahrlich keine alternative ...

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Ich wüsste schon eine Lösung. Gähn.

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Italiens Niedergang begann mit seiner Einigung 1860, im Grunde aber schon mit Napoleon.
Drehen oder wenden Sie es wie Sie es wollen: Wir müssen das Königreich Neapel wiederbegründen, dann klappt es womöglich auch mit der Neuen Musik.

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... Des Radl sieht aus wie vor 10 min aus'm Manufaktum-shop 'nausgeschoben ...

Ach, wär da doch nur 1 Spritzer, Kratzer oder Rostfleck dran.

(Zeit und Gelegenheit, den Sattel auf Position "Benutzbar" umzustellen, gab es, scheint's, auch noch nicht ...)

@hm555: "Dieser König von Neapel, der mein alter Feind war, willigte mit Freuden in meines Bruders Begehren, welches dahin ging, daß er, gegen die ihm zugestandne Abhänglichkeit, und ich weiß nicht wie viel jährlichen Tribut, ungesäumt mich und die meinigen aus dem Herzogtum vertreiben, und das schöne Mailand mit allen seinen Regalien meinem Bruder zu Lehen geben sollte. Nachdem sie nun zu Ausführung dieses Vorhabens eine verräterische Kriegsschar zusammen gebracht, öffnete Antonio in einer fatalen Mitternacht die Tore von Mailand, und in der Todesstille der Finsternis schleppten die Diener seiner bösen Tat mich und dein schreiendes Selbst hinweg." ...

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Frauen.

Frauen jammern über unbequeme Sättel.

Und irgendwo haben sie gelesen, dass die Firma Brooks mordsbequeme, gefederte Sättel machen würde. Die muss man nur einfahren, und dann sind das die bequemsten Sättel der Welt. Als alter Rennradfahrer weiss man natürlich um die gnadenlose Dummheit dieser Argumente, die Dinger sind schwer, unbequem, zurecht bei ernsthaften Sportlern nur noch aus Stilgründen auf alten Rädern, und ausserdem weiss Brooks das selber, weshalb sie inzwischen vorgeweichte Sättel im Programm haben. Aber die Frauen wissen das nicht, wie sie auch nicht wissen, dass die kleine Manufaktur in England längst Teil eines Marktführers ist und nicht lebt, weil sie die besten sind, sondern nur die, die überlebt haben und andere - Ideale etwa - durchaus mehr an Frauen gedacht haben. Die hatten Brooks-Ideen schon vor 30 Jahren.

Alles was Frauen wissen ist: Der Sattel ist bequem, passt sich an und hält lang. Da kann man den auch schon falsch einstellen, das macht nichts gegen das Wissen der Frauen. Die deshalb auch nie einen Flite probieren werden.

Aber hey, was geht das uns an. Wenn der Unterleib leidet, ist es halt genetische Auslese und gut für den nicht eingebildeten Teil der Menschheit, zumindest was Sättel angeht.

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Oh, ich kenne durchaus einige Frauen, die einen Flite vorziehen, gegenüber einem solchen antikisierenden Foltersitz.

Sie-hier-oben jedoch wirkt auf mich, als bräuchte sie ihr weißes Rössel nur zum Über-die-piazza-schieben, und für die Einkäufe ...

Aber wo steht geschrieben, daß man Fahrräder fahren _muß_ - wenn Schieben besser aussieht?

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hansmeier555,

königreich neapel wäre schon einmal ein anfang.

weiter geht dann italiens norden wieder dahin, wo er schon einmal war, zu österreich; inzwischen haben sich die dortigen verhältnisse, was die unbestechlichkeit der politischen und wirtschaftlichen führung angeht, erfreulich angenähert.

der schlussstein, die krönung von alledem ist die wiederherstellung des kirchenstaats in den grenzen vor der französ. revolution bzw. dem damaligen italienfeldzug.

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