Billige Freuden
Das Dumme ist: Ich müsste mich eigentlich für die Debatten rund um Kitas und Herdprämie interessieren. Davon hängt zentral ab, wie Menschen geprägt und orientiert werden, und wie sich das Land entwickelt. Das Problem ist:
Obwohl mir das bewusst ist, schaffe ich es nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass vom Kindermangel am See nichts zu spüren ist, wie auch nicht von einer wie auch immer gearteten Bedürftigkeit. Man hat hier immer Kinder um sich rum. Unterstützung wäre nicht nötig. Aber es ist etwas anderes: Mein Leben ist einfach zu weit weg.
Gut, die Münchner haben sich also zurückgezogen, es bleiben die Sonne, der blaue Himmel und ziemlich viele Leute, die hier wohnen und Nachwuchs haben. Und ich, Ich habe ein Rennrad und Lust auf die kleinen Wege am Nordende des Sees, wo man nicht rasen muss - dazu ist die Luft inzwischen doch zu kalt - sondern ein wenig sportlich sein kann, ohne Lycra tragen zu müssen.
Und 10 mal 50 Höhenmeter vom See zur Endmoräne machen ja auch eine schöne Leistung. Der Blick dort oben ist auch nicht ganz schlecht, um es vorsichtig zu sagen, und alle Probleme scheinen weit, weit weg zu sein. Nur ein paar Petitessen.
Zu meiner Überraschung wäre es heute zwar nötig gewesen, das Auto zu enteisen, aber noch geht hier alles mit dem Rad, einkaufen, zum Berg, Torte holen. Billige Freuden eben. Es muss nicht immer das Neueste sein, das Alte wird einem nachgeschmissen, für das hier reicht es allemal, den Verlust haben andere. Es ist eine billige, verrückte Welt.
Ach so, schon wieder ein Kinderwagen - noch so ein Ding, das schnell seinen Wert verliert. Ja. Ich sollte ja über Herd- und Wurfprämien schreiben, aber das ist nicht so leicht, wenn man hört, dass Kostenreduktion bei entlassenen Bankmanagern das Zurückmieten der Pferde bedeutet und kein Frühstück mehr in Paris. Könnte ich mir so etwas leisten, würde ich es tun, wenn ich könnte? Der See ist für alle gleich, die Sonne auch.
Nur die einen fahren, die anderen schieben. Jeder, wie er will. Selbst an Tagen wie heute wird man den Eindruck nicht los, dass ein paar Menschen weniger der Welt nicht schlecht tun würden. Man muss deshalb ja keinen umbringen, aber Geburtenzurückhaltung und Verhütung wären auf Dauer nicht ganz schlecht. Es gab eine Zeit, da lebten nur 50 Millionen Deutsche. Das ging auch. Irgendwie.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Raum, den wir brauchen. 44 Quadratmeter pro Mensch sollen es heute sein. Alle paar Jahre kommt ein Quadratmeter dazu. In 40 Jahren... man kann sich nicht vorstellen, wie das hier gehen soll. Entweder weniger Menschen, oder noch mehr Siedlungen. Aber der Berg setzt hier Grenzen. Und das ist gar nicht schlecht so. Also weniger Menschen. Trotzdem wird jeder Topf seinen Deckel finden. Ausser denen natürlich, denen kein Deckel gut genug ist, und jenen, die ohne Deckel kochen können.
Ich weiss auch nicht. Das Thema liegt einfach zu weit weg. Ich verstehe davon auch nichts. Es ist nicht meines. Ich kann Schaltungen einstellen und aus alten Schrotthaufen mustergültig laufende Maschinen machen, ich kann kochen und schreiben, auch wenn mich die Sonne gerade etwas blöd brennt. Ich finde, Frauen sollten tun können, was sie wollen, und Männer sollten sich nicht um die Verantwortung drücken, für die sie sich entschieden haben. Und ich sollte noch einmal den Hügel hinauf.
Jetzt ist es also fertig, das LeMond Zurich von 2004, jetzt muss nur noch der neue Besitzer kommen und es abholen. Eigentlich schon am Wochenende. Aber sein Kind hat Grippe. Und als guter Vater... ich bin gesund. Ich habe ja auch Zeit. Es eilt nicht. Noch einnal hinunter, am See entlang, dann zum Konditor und, damit zumindest irgendwas nicht mehr sommerlich ist, einen Stollen holen.
Mit Butter. Billige Freuden eben. Demnächst mal wieder ein Paket verschicken, für andere. So geht das hier. Und mir ist noch immer nichts zur Herdprämie eingefallen.
Obwohl mir das bewusst ist, schaffe ich es nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass vom Kindermangel am See nichts zu spüren ist, wie auch nicht von einer wie auch immer gearteten Bedürftigkeit. Man hat hier immer Kinder um sich rum. Unterstützung wäre nicht nötig. Aber es ist etwas anderes: Mein Leben ist einfach zu weit weg.
Gut, die Münchner haben sich also zurückgezogen, es bleiben die Sonne, der blaue Himmel und ziemlich viele Leute, die hier wohnen und Nachwuchs haben. Und ich, Ich habe ein Rennrad und Lust auf die kleinen Wege am Nordende des Sees, wo man nicht rasen muss - dazu ist die Luft inzwischen doch zu kalt - sondern ein wenig sportlich sein kann, ohne Lycra tragen zu müssen.
Und 10 mal 50 Höhenmeter vom See zur Endmoräne machen ja auch eine schöne Leistung. Der Blick dort oben ist auch nicht ganz schlecht, um es vorsichtig zu sagen, und alle Probleme scheinen weit, weit weg zu sein. Nur ein paar Petitessen.
Zu meiner Überraschung wäre es heute zwar nötig gewesen, das Auto zu enteisen, aber noch geht hier alles mit dem Rad, einkaufen, zum Berg, Torte holen. Billige Freuden eben. Es muss nicht immer das Neueste sein, das Alte wird einem nachgeschmissen, für das hier reicht es allemal, den Verlust haben andere. Es ist eine billige, verrückte Welt.
Ach so, schon wieder ein Kinderwagen - noch so ein Ding, das schnell seinen Wert verliert. Ja. Ich sollte ja über Herd- und Wurfprämien schreiben, aber das ist nicht so leicht, wenn man hört, dass Kostenreduktion bei entlassenen Bankmanagern das Zurückmieten der Pferde bedeutet und kein Frühstück mehr in Paris. Könnte ich mir so etwas leisten, würde ich es tun, wenn ich könnte? Der See ist für alle gleich, die Sonne auch.
Nur die einen fahren, die anderen schieben. Jeder, wie er will. Selbst an Tagen wie heute wird man den Eindruck nicht los, dass ein paar Menschen weniger der Welt nicht schlecht tun würden. Man muss deshalb ja keinen umbringen, aber Geburtenzurückhaltung und Verhütung wären auf Dauer nicht ganz schlecht. Es gab eine Zeit, da lebten nur 50 Millionen Deutsche. Das ging auch. Irgendwie.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Raum, den wir brauchen. 44 Quadratmeter pro Mensch sollen es heute sein. Alle paar Jahre kommt ein Quadratmeter dazu. In 40 Jahren... man kann sich nicht vorstellen, wie das hier gehen soll. Entweder weniger Menschen, oder noch mehr Siedlungen. Aber der Berg setzt hier Grenzen. Und das ist gar nicht schlecht so. Also weniger Menschen. Trotzdem wird jeder Topf seinen Deckel finden. Ausser denen natürlich, denen kein Deckel gut genug ist, und jenen, die ohne Deckel kochen können.
Ich weiss auch nicht. Das Thema liegt einfach zu weit weg. Ich verstehe davon auch nichts. Es ist nicht meines. Ich kann Schaltungen einstellen und aus alten Schrotthaufen mustergültig laufende Maschinen machen, ich kann kochen und schreiben, auch wenn mich die Sonne gerade etwas blöd brennt. Ich finde, Frauen sollten tun können, was sie wollen, und Männer sollten sich nicht um die Verantwortung drücken, für die sie sich entschieden haben. Und ich sollte noch einmal den Hügel hinauf.
Jetzt ist es also fertig, das LeMond Zurich von 2004, jetzt muss nur noch der neue Besitzer kommen und es abholen. Eigentlich schon am Wochenende. Aber sein Kind hat Grippe. Und als guter Vater... ich bin gesund. Ich habe ja auch Zeit. Es eilt nicht. Noch einnal hinunter, am See entlang, dann zum Konditor und, damit zumindest irgendwas nicht mehr sommerlich ist, einen Stollen holen.
Mit Butter. Billige Freuden eben. Demnächst mal wieder ein Paket verschicken, für andere. So geht das hier. Und mir ist noch immer nichts zur Herdprämie eingefallen.
donalphons, 00:08h
Dienstag, 15. November 2011, 00:08, von donalphons |
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jordanus,
Dienstag, 15. November 2011, 15:12
Heißt das wirklich "Herdprämie"? Allein schon der Name drückt eine gewisse Verachtung für diese Tätigkeit aus. Da würde mir auch nichts zu einfallen. Man könnte es auch "Verblödungsvergütung für vollengagierte Hausfrauen" nennen, das wäre nicht weniger herablassend.
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sephor,
Dienstag, 15. November 2011, 15:35
Große Dons werfen ihre Schatten voraus.
Das erste Foto wirkt dennoch so ein bisschen... traurig.
Das erste Foto wirkt dennoch so ein bisschen... traurig.
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donalphons,
Dienstag, 15. November 2011, 15:37
Ich hätte auch was anderes vom Nachmittag - aber das geht keinen was an.
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sephor,
Dienstag, 15. November 2011, 15:57
Natürlich erspare ich mir die Frage nach weiteren Details.
Was es auch ist oder war - ich hoffe der Trübsal geht schnell vorüber.
Was es auch ist oder war - ich hoffe der Trübsal geht schnell vorüber.
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sterngucker,
Dienstag, 15. November 2011, 18:26
Geben Sie's zu Don, Bild 7 meine ich, Sie haben der (wahrscheinlich ganz nett aussehenden) 'Mutter' im Gegenzug dafür dass Sie das Foto machen durften, den Buggy den Berg rauf geschoben, sich dabei gedacht, so schlimm wie du dir das vorgestellt hast Junge, isses gar nicht...
Grins
Grins
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rollproll,
Dienstag, 15. November 2011, 19:19
ein repräsentatives zitat aus dem weiblichen teil meines bekanntenkreises:
"och, so für einen Nachmittag ist das wirklich nett"!
"och, so für einen Nachmittag ist das wirklich nett"!
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jeeves,
Dienstag, 15. November 2011, 19:51
"...dass ein paar Menschen weniger der Welt nicht schlecht tun würden. "
Diese Einsicht hatte ich schon als Teenager: dass alles Übel dieser Welt darauf zurückzuführen ist, dass wir viel zu viele sind.
Und dann - später - wurde ich doch Vater. Und ich kann verraten: Es ist gut so. Es war & ist schön.
Diese Einsicht hatte ich schon als Teenager: dass alles Übel dieser Welt darauf zurückzuführen ist, dass wir viel zu viele sind.
Und dann - später - wurde ich doch Vater. Und ich kann verraten: Es ist gut so. Es war & ist schön.
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