Dichter, Denker, Kurzeitung, Kanonen
Sie hatten - und haben immer noch - hübsche Bücher dort.
Ich mag es ja, wenn ich aus dem Auto heraus- und in das Antiquariat hineinfalle. Und Wiesbaden hat durchaus jene Kurstadt-Aura, die mir gefällt. Vielleicht ein wenig zu gross, zu hohe Häuser, ein wenig kleiner und ländlicher wie Meran wäre auch toll, aber warum nicht auch etwas Grandezza. Wobei: Das Vorbild ist sicher nicht Ischl oder gar Arco, sondern eher Spa, Nancy oder Besancon. Frankreich ist gleich gegenüber von der Wacht am Rhein, und es hat sich trotz des Teutschthums breit gemacht.
1911 sah alles bestens aus. Damals hatten sie den Gründerkrach überstanden, es wurde alles sehr viel liberaler und das Leben wirklich erfreulich, die Folgen der Industrialisierung waren nicht mehr so schlimm und es hätte immer so weiter gehen können. Man wurde reich, man hätte zufrieden sein können, alles war eigentlich so, dass man zwingend von einem schönen 20. Jahrhundert ausgehen musste. Naja. Drei Jahre später war das alles vorbei. Und danach hatte man kriegsbedingt so viele Fortschritte in der Medizin gemacht, dass man keine teuren Kuren mehr brauchte, die man sich nicht mehr hätte leisten können. Überall. Das erste Opfer dieses Krieges war die Welt der Kurstädte.
Wobei, dieser Wunsch nach dem Platz an der Sonne, etwas Besonderes sein zu wollen, es zu Glanz und Gloria zu bringen, der äussert sich hier und da auch. Die Architektur sagt, dass wir wer sind, dass wir ganz vorne mitmarschieren, und all die Eisengitter aus Gussproduktion an den Villen erzählen eben auch etwas von Leistungsfähigkeit, Industrie und Härte. Aber besser so als Kanonen, sollte man meinen. Die Geschichte zeigt leider, dass beides geht.
Nach einer Stunde weicht die anfängliche Begeisterung einer leichten Melancholie. Sicher, es ist eindrucksvoll und obendrein auch sauber und vor allem historisch geschlossen. Trotzdem kann man sich dunkler Gedanken nicht erwehren. In Meran geht mir das nicht so. Vielleicht, weil es nicht so gross ist, aber dafür menschlich.
(Müsste ich in Frankfurt arbeiten und wäre Aschaffenburg nicht auch nah, wäre Wiesbaden fraglos ein mehr als nur akzeptabler Wohnort)
Ich mag es ja, wenn ich aus dem Auto heraus- und in das Antiquariat hineinfalle. Und Wiesbaden hat durchaus jene Kurstadt-Aura, die mir gefällt. Vielleicht ein wenig zu gross, zu hohe Häuser, ein wenig kleiner und ländlicher wie Meran wäre auch toll, aber warum nicht auch etwas Grandezza. Wobei: Das Vorbild ist sicher nicht Ischl oder gar Arco, sondern eher Spa, Nancy oder Besancon. Frankreich ist gleich gegenüber von der Wacht am Rhein, und es hat sich trotz des Teutschthums breit gemacht.
1911 sah alles bestens aus. Damals hatten sie den Gründerkrach überstanden, es wurde alles sehr viel liberaler und das Leben wirklich erfreulich, die Folgen der Industrialisierung waren nicht mehr so schlimm und es hätte immer so weiter gehen können. Man wurde reich, man hätte zufrieden sein können, alles war eigentlich so, dass man zwingend von einem schönen 20. Jahrhundert ausgehen musste. Naja. Drei Jahre später war das alles vorbei. Und danach hatte man kriegsbedingt so viele Fortschritte in der Medizin gemacht, dass man keine teuren Kuren mehr brauchte, die man sich nicht mehr hätte leisten können. Überall. Das erste Opfer dieses Krieges war die Welt der Kurstädte.
Wobei, dieser Wunsch nach dem Platz an der Sonne, etwas Besonderes sein zu wollen, es zu Glanz und Gloria zu bringen, der äussert sich hier und da auch. Die Architektur sagt, dass wir wer sind, dass wir ganz vorne mitmarschieren, und all die Eisengitter aus Gussproduktion an den Villen erzählen eben auch etwas von Leistungsfähigkeit, Industrie und Härte. Aber besser so als Kanonen, sollte man meinen. Die Geschichte zeigt leider, dass beides geht.
Nach einer Stunde weicht die anfängliche Begeisterung einer leichten Melancholie. Sicher, es ist eindrucksvoll und obendrein auch sauber und vor allem historisch geschlossen. Trotzdem kann man sich dunkler Gedanken nicht erwehren. In Meran geht mir das nicht so. Vielleicht, weil es nicht so gross ist, aber dafür menschlich.
(Müsste ich in Frankfurt arbeiten und wäre Aschaffenburg nicht auch nah, wäre Wiesbaden fraglos ein mehr als nur akzeptabler Wohnort)
donalphons, 00:37h
Sonntag, 27. November 2011, 00:37, von donalphons |
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savall,
Sonntag, 27. November 2011, 12:15
Fein! Endlich mal wieder Bücher-Pr0n. Das sieht wirklich sehr gut aus. Keine Verteilzentrale für ungelesene Rezensionsexemplare. Ähm, gäbe es das vielleicht in größerer Auflösung?
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donalphons,
Sonntag, 27. November 2011, 21:27
So, hier, bitteschön:
http://rebellmarkt.blogger.de/static/antville/rebellmarkt/images/27n5.jpg
Das Geschäft befindet sich in der Taunusstrasse.
http://rebellmarkt.blogger.de/static/antville/rebellmarkt/images/27n5.jpg
Das Geschäft befindet sich in der Taunusstrasse.
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sterngucker,
Sonntag, 27. November 2011, 21:36
Wie, in der Taunusstraße und nicht mal ein kleines, klitzekleines Fotochen von einem der schönsten und besten Tortenbuffets Deutschlands, Ecke Taunusstraße und Wihelmstraße, vom Cafe Blum...?
Ich würde sagen "Imletztenmomentsteigerer" und "Verpasstegenüssetouri"
Ich würde sagen "Imletztenmomentsteigerer" und "Verpasstegenüssetouri"
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donalphons,
Sonntag, 27. November 2011, 21:42
Ich komme hier noch öfters vorbei, so wie es aussieht. Ich war auch nicht im Kurhaus.
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donalphons,
Sonntag, 27. November 2011, 22:19
Wenn ich Arbeitstreffen weg von Frankfurt verlagern kann, dann tue ich es. Und wenn nicht Lago di Como oder sonstwo bei mir in der Nähe, dann halt Wiesbaden.
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robertb,
Sonntag, 27. November 2011, 23:36
Wenig Erquickliches
Wiesbaden, ja, Kurstadt, Neroberg, Rheinpromenade, Taunus, … Die Stadt ist in manchen Teilen schon sehr gediegen, in anderen (von der Innenstadt zum Hauptbahnhof) aber unterscheidet sie sich kaum von Städten wie Kassel: Zu viel Autoverkehr, zu viel Beton, hektische und stofflige Menschen, der Bahnhofsvorplatz. Ich brauchte mich dort zwar nicht umgewöhnen, aber schön ist etwas Anderes. Und der Neroberg ist leider die Ecke, in der ich wohl immer nur Zuschauer bleiben kann.
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betablogg,
Montag, 28. November 2011, 01:05
...ja, und einen "Käfer" ham mer auch da... und Jagdschlösser auf der "Platte" und überhaupt ganz schöne Aussichten...und einmal im Jahr kommt der Sokolov und gibt sechs Zugaben... also es is ganz schön...und wenn nix mehr hilft, gibts immer noch den Rheingau...also so ein schönes ergötzliches Gesamtkunstwerk für Körper und Seele gibts in ganz Bayern niemals nicht...
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first_dr.dean,
Dienstag, 29. November 2011, 14:43
Ich denke, das Ladendesign spiegelt exakt die soziale Lage seiner potentiellen Kunden. Wer reich ist, der will es i.d.R. genau so haben.
Mir ist es zu geleckt. Und zu mir brüllt diese Laden-Einrichtung: Leute wie dich brauchen hier erst garnicht aufkreuzen, verpiss dich, aber ganz fix! Sorry. Vermutlich muss man sich für alte Bücher sehr begeistern, um diesen Subtext nicht zu sehen.
Mir ist es zu geleckt. Und zu mir brüllt diese Laden-Einrichtung: Leute wie dich brauchen hier erst garnicht aufkreuzen, verpiss dich, aber ganz fix! Sorry. Vermutlich muss man sich für alte Bücher sehr begeistern, um diesen Subtext nicht zu sehen.
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