Der Buchholdienst des Oberlands

Es gibt so ein paar Sachen, die ich jetzt seit Jahren aufschiebe. Und das grösste Übel ht gar nichts mit Menschen oder meinen Lebensumständen zu tun, sondern mit Büchern. Genauer, mit der Teilung meiner Bibliothek zwischen zwei Wohnorten. Ich weiss auch, warum das so ist: Die Zusammenführung aus München war schwer und brutal genug, das war ein elender Kraftakt, und es ist noch immer nicht genz abgeschlossen, denn manche Kisten stehen jetzt seit Jahren im Abstellraum. Eigentlich müste ich sie nur nehmen und an den Tegernsee bringen - aber hier gähnt mich die Wand an, für die ich noch immer kein Bücherregal gefunden habe. Natürlich könnte ich zum Schreiner die Strasse runter gehen - man glaubt gar nicht, wie viele Schreiner es hier gibt - und mir etwas fertigen lassen. Aber leider ist Fichte Rustikal nicht das, was ich mir für diese Wohnung wünsche. Und weil die Not nicht gross genug ist, bleibt alles im Provisorium. Oben auf dem Kleiderschrank wären noch anderthalb Meter Restlänge, das reicht, wenn man nur ab und zu in die Münchner Antiquariate kommt. Aber es kann auch passieren, dass man vor dem schmalen, ein paar hundert Bände umfassenden Bestand steht und merkt: Da ist jetzt nichts dabei für die Terrasse an diesem Sommertag.









Zum Glück ist ein Tal weiter, an der Isar gelegen, das aus Film, Funk und besonders Fernsehen bekannte Bad Tölz, und dort wiederum gibt es einen Buchladen, wie ich ihn mag. Die Anfahrt ist leicht und an Spätsommertagen wie diesen auch wirklich schön, und Tölz selbst hat diese unaufgeregte Kitschigkeit, die altem Reichtum entspringt. Ein wenig so wie das famose, aber oft ignorierte Matrei am Brenner, Hall in Tirol und Brixen. Man kann dort zwar nicht billig, aber gut einkaufen, und die Buchhandlung ist so sortiert, dass jeder etwas - oder auch etwas mehr - finden kann. Es gibt eine Leseecke, die wirklich noch eine Leseecke ist. Und die neue CD von Simone Kermes.









Dienstag ist dann hier Wallfahrt mit Pferden, da werden dann wieder die Besoffenen in den Strassen randalieren, und Tölz wird alt und zerkratzt aussehen. Aber wenn man hier ist, kann man das umgehen. Auch andere Orte haben Leonhardiritte, und da geht es ordentlich, fast zu ordentlich zu. Alta Moda Trachten- und Reitermodenschau statt Alkoholexzess.

Ansonsten, sicher, es gibt Amazon und E-Books. Aber dafür bin ich einfach zu alt. Und ausserdem möchte ich wirklich neben dem Bett eine zweieinhalb Meter hohe und zwei Meter breite Bücherwand, voll mit schönen Bildbänden zur Kulturgeschichte, ausgefallenen Romanen und der ein oder anderen kleinen Sauerei der Bibliophilie.

Samstag, 3. November 2012, 00:38, von donalphons | |comment

 
Simone Kermes gastiert übrigens im kommenden Jahr dreimal in München, falls Du sie mal live hören möchtest: am 3. und 10. Februar mit Verdi (konzertant) und am 12. Mai solo mit "Dramma".

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Tja:

The Mille Miglia 2013 will be held from the 16-19 of May 2013.

Mitte Mai ist immer ganz schlecht, das ist bei mir, als würde man einem notorischen Bordellfreund einen Gottesdienst anbieten.

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(Ich wollte das nächste Frühjahr mal was über Roberta Invernizzi machen...)

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Bleibt immer noch die Option Verdi im Februar - oder erst am 13. Mai gen Süden zu fahren. ;-)

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Wo Sie gerade Roberta Invernizzi erwähnen: Vor einigen Wochen/Monaten schrieben Sie mal über Einspielungen der Italienischen Kantaten Händels mit dieser großartigen (und mir bis dato unbekannten) Dame. Ich habe mir daraufhin, weil ich gerade zu diesem Zeitpunkt sowas für mein Seelenheil benötigte, die erste CD dieser Serie (Le Cantate per il Cardinal Pamphili) gekauft - alle weiteren sollen folgen, warscheinlich lasse ich sie mir zu Weihnachten schenken.

Jedenfalls, danke für diesen Hinweis!

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Fichte Rustikal ist Ihnen nicht schön genug genug für Ihre Wohnung? Sie sind ja ein Snob! Bei mir müssen Hugo Salus' "Ehefrühling" und und der schöne Hebbel-Band mit Th.-Th.-Heine-Illustrationen in einer IKEA-Vitrine hausen. Geht auch. Es müssen ja nicht gleich E-Books sein.

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Fichte
Herr Alphonso, ein rechter Schreiner sollte mehr können als Fichte rustikal, auch wenn das wohl die Billigste unter den Teuren ist. Unbehandeltes Lärchenholz hat einen leichten Orangeton der nachdunkelt und duftet nach frischen Nadeln. Obsthölzer sind dunkler und Walnuss hat besonders schöne Wachtumsringe. Wenn es heller und doch stabil sein soll: Ahorn. Alles was am Hang wächst kann auch Bücher tragen.

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Sich die Möbel vom Schreiner anfertigen zu lassen ist übrigens oft viel günstiger, als man denkt. Ich will da gar nicht mit emotionaler Rendite oder so anfangen. Aber man finde doch erst mal Massivholzmöbel in einigermaßen vernünftiger Qualität, die einem dann noch gefallen. Was für ein Zeitaufwand, und dann steht man vor zwar schönen aber auch irrsinnig teuren Stücken. Und wehe, man hat einen Sonderwunsch.
Ich habbe jedenfalls bei Bett, Regalen und dem einen oder anderen Küchenmöbel gegenüber dem, was der Handel aufrief, ein paar hundert EUR gespart - und zwar alles mit Rechnung, in Deutschland angefertigt.

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