Zwänge und dumme Ideen

Eigentlich war es mir bewússt, wie es kommen würde: Viel zu lang würde ich am See bleiben und den ein oder anderen Tag dranhängen. Und dann wird es eben Sonntag, und am Abend kommen gewisse Einfälle: Ich habe doch einen Beruf. Ich muss etwas tun. Daheim denken sie sicher nicht an die Mülltonnen. Und morgen kommt auch der Papiermüll. Keiner ist erreichbar. Und obendrein müsste ich auch noch die Hausabrechnung für 2011 machen. Das geht recht flott, vieles muss einfach nur in einer Tabelle übernommen werden, und durch Mieterwechsel sind es diesmal ohnehin nur vier Rechnungen. Aber auch das macht sich nicht v0n alleine. Und ausserdem, sage ich mir: Das strahlend schöne Wetter am See ist erst mal definitiv vorbei. Es ist schön, aber auch leicht bewölkt. Ja, man wird hier schnell verwöhnt. Und gerade deshalb hat es das Pflichtbewusstsein leicht.







Nun bin ich ein höflicher Mensch und habe während der letzten Tage niemanden angerufen und gefragt, wie es denn daheim aussieht. Und dann damit geprahlt, wie prall ich in der Sonne liege. Und dabei brennt es einem natürlich auch das Stammhirn heraus, und man vergisst, aus was für einer tristen Nebelsuppe man eigentlich stammt: Aus einerm Becken an der Donau. Früher waren hier hunderte Quadratkilometer Sumpf. Donaumoos. So trist, wie es klingt. Der Mensch hat viel getan, um das zu ändern, das Land ist trocken, aber die Luft kennt weiterhin keine Gnade. Höflich gesagt ist daheim das perfekte Wetter, um die Hausabrechnung zu machen.







Und ich mache sie schnell, so schnell wie möglich und unter Tegernseer Zuckerdrogeneinfluss, stelle den Müll vor die Tür und dann mache ich, dass ich wieder zurück an den See komme. Zurück an den See gefahren, das ist eigentlich alles, wozu dieser Tag gut war. Ich hätte Hausmeister einer Villa am Lago di Como werden sollen, aber das kann man sich nicht aussuchen. Nur die Abreise an den novembersommerlichen See, das geht.

Montag, 19. November 2012, 13:58, von donalphons | |comment