Wir werden wie Gold sein
Es ist nicht so, dass der Berg wirklich rufen würde. Aber er wartet, und in der Nacht stellt er die Frage, wo ich gewesen bin, all die Tage des Sommers und des frühen Herbstes.
Ich habe darauf eine Antwort und eine Erklärung, die mir selbst auch bessser gefallen könnte, aber es ist, wie es ist, und dem Berg reicht es aus. Jetzt bin ich da, im Tal, über dem See hängt der Nebel, aber bei mir ist alles Licht und der Wunsch, von diesem Jahr mitzunehmen, was noch da ist. Und es ist Sommer in den Bergen. Der Berg meint, er hätte oben ein Geschenk für mich. Wer kann da Nein sagen.
In den Aufstieg würde genau eine Aufführung der Missa Cellensis von Haydn passen, aber um mich ist alles nur das abgehackte, wechselvolle Gloria, und ich frage mich ob Haydn seine Inspiration nicht beim Atmen und Rasten der Sänger nahm, die sich bei den Aufführungen auch auf den Berg schleppen mussten, auf dem die Kirche Mariazell steht. Ich bin da einmal, auch in dieser Jahreszeit im Licht hinauf: Man ist golddurchwirkt, denn die Sonne der Steiermark glüht schon fast italienisch, und man atmet heftig zwischen all den Rampen. Wenn ich allein bin, habe ich das immer im Ohr, immer nur das Gloria.
Und auch heute ist es so, wo immer die Sonne etwas erfasst, Laub, Holz, Rad, Stoffe oder Steine, alles leuchtet, als wäre es Gold in den verschiedensten Legierungen. Das liegt an der Tageszeit; wenn ich um 14.30 Uhr losfahre, ist es fast schon ein Wettlauf gegen die Sonne und den Nebel, wenn ich zum Sonnenuntergang oben sein will.
Weiter oben will der Berg dann nicht mehr beradelt werden; im Steilstück muss man ihn besteigen, 20 Minuten durch den Wald, und hin und wieder funkelt die Sonne durch die Stämme. Dieser Berg war der erste, den ich hier bezwungen habe, und wenn ich alt bin wird es vielleicht der letzte sein, den ich noch schaffe. Aber es ist alles dabei, was einen Berg ausmacht, und ich mag ihn. Er gefällt mir. An ihm habe ich mich entwickelt, vom Hochkeucher zum Abendspaziergänger, dem die Phantasie Haydn vorspielt.
Das war doch gut, meint der Berg leicht spöttisch, als ich über seine Flanke hochsteige, in einer guten Zeit und ohne mich gleich ruiniert zu haben. Das ist sehr gut, sage ich, setze mich hin und schaue. Ich sehe die Berge und das Eis, das sich dort festkrallt, ich sehe den Nebel im Tal und darüber, wie eine Insel, den Hohen Peissenberg. ich sehe die Kirchen und den Sendemasten. Mit blossem Auge. Aus 60 Kilometer Entfernung. So klar ist es heute über dem Dunst.
Alles andere ist drunter, aber alles hier oben ist Gold.
In der Nacht schaue ich zum Berg, und er meint, ich hätte das Geschenk vergessen.
Die Erkenntnis nämlich, dass heute der 21. November ist, und dass von den kommenden 12 Monaten nur zwei Monate kürzere Tage haben werden. Recht viel schlechter und weniger golden als heute kann es eigntlich kaum werden, sagt der Berg, und wir lachen.
Ich habe darauf eine Antwort und eine Erklärung, die mir selbst auch bessser gefallen könnte, aber es ist, wie es ist, und dem Berg reicht es aus. Jetzt bin ich da, im Tal, über dem See hängt der Nebel, aber bei mir ist alles Licht und der Wunsch, von diesem Jahr mitzunehmen, was noch da ist. Und es ist Sommer in den Bergen. Der Berg meint, er hätte oben ein Geschenk für mich. Wer kann da Nein sagen.
In den Aufstieg würde genau eine Aufführung der Missa Cellensis von Haydn passen, aber um mich ist alles nur das abgehackte, wechselvolle Gloria, und ich frage mich ob Haydn seine Inspiration nicht beim Atmen und Rasten der Sänger nahm, die sich bei den Aufführungen auch auf den Berg schleppen mussten, auf dem die Kirche Mariazell steht. Ich bin da einmal, auch in dieser Jahreszeit im Licht hinauf: Man ist golddurchwirkt, denn die Sonne der Steiermark glüht schon fast italienisch, und man atmet heftig zwischen all den Rampen. Wenn ich allein bin, habe ich das immer im Ohr, immer nur das Gloria.
Und auch heute ist es so, wo immer die Sonne etwas erfasst, Laub, Holz, Rad, Stoffe oder Steine, alles leuchtet, als wäre es Gold in den verschiedensten Legierungen. Das liegt an der Tageszeit; wenn ich um 14.30 Uhr losfahre, ist es fast schon ein Wettlauf gegen die Sonne und den Nebel, wenn ich zum Sonnenuntergang oben sein will.
Weiter oben will der Berg dann nicht mehr beradelt werden; im Steilstück muss man ihn besteigen, 20 Minuten durch den Wald, und hin und wieder funkelt die Sonne durch die Stämme. Dieser Berg war der erste, den ich hier bezwungen habe, und wenn ich alt bin wird es vielleicht der letzte sein, den ich noch schaffe. Aber es ist alles dabei, was einen Berg ausmacht, und ich mag ihn. Er gefällt mir. An ihm habe ich mich entwickelt, vom Hochkeucher zum Abendspaziergänger, dem die Phantasie Haydn vorspielt.
Das war doch gut, meint der Berg leicht spöttisch, als ich über seine Flanke hochsteige, in einer guten Zeit und ohne mich gleich ruiniert zu haben. Das ist sehr gut, sage ich, setze mich hin und schaue. Ich sehe die Berge und das Eis, das sich dort festkrallt, ich sehe den Nebel im Tal und darüber, wie eine Insel, den Hohen Peissenberg. ich sehe die Kirchen und den Sendemasten. Mit blossem Auge. Aus 60 Kilometer Entfernung. So klar ist es heute über dem Dunst.
Alles andere ist drunter, aber alles hier oben ist Gold.
In der Nacht schaue ich zum Berg, und er meint, ich hätte das Geschenk vergessen.
Die Erkenntnis nämlich, dass heute der 21. November ist, und dass von den kommenden 12 Monaten nur zwei Monate kürzere Tage haben werden. Recht viel schlechter und weniger golden als heute kann es eigntlich kaum werden, sagt der Berg, und wir lachen.
donalphons, 22:51h
Mittwoch, 21. November 2012, 22:51, von donalphons |
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hansmeier555,
Donnerstag, 22. November 2012, 14:51
Und gibt es in Mariazell auch keine Judith?
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donalphons,
Donnerstag, 22. November 2012, 14:53
Mariazell, dafür sollte man schon vom bayerischen Katholizismus abgehärtet sein, der heilige Berg der Steiermark ist schon deftig.
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urriegel,
Freitag, 23. November 2012, 00:50
Mariazell, das steirische Altötting ... und nicht nur für eingefleischte Katholen reizvoll.
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jeeves,
Donnerstag, 22. November 2012, 15:05
Ich bin ja eher der Spaziergänger, Flaneur und dabei Hinschauer. Wenn ich aber noch weiter drei Jahre hier mitlese & Bilder anschaue, werd' ich mir vielleicht auch noch so'n Rennrad zulegen. Zumal wenn's - wie hier oben - nicht so schrecklich bunt bedruckt ist (oder scheint).
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donalphons,
Donnerstag, 22. November 2012, 15:07
Das ist allerdings ein MTB, also ein Bergradl. Wanderschuhe tun es für den Anfang fei auch gell.
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donalphons,
Donnerstag, 22. November 2012, 15:28
Ich wollte auf keinen Fall bewalternlehren, nur hinweisen.
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wolpertinger,
Donnerstag, 22. November 2012, 16:20
> werd' ich mir vielleicht auch noch so'n Rennrad zulegen.
Ein *gutes* Fahrrad ist auf jeden Fall etwas Feines! Es gibt nichts besseres zum Kopf freibekommen als ein paar Kilometer den runden Tritt zu üben. Zum Strecke fressen finde ich Randonneure (=gran turismo der Fahrräder) aber besser.
Ein *gutes* Fahrrad ist auf jeden Fall etwas Feines! Es gibt nichts besseres zum Kopf freibekommen als ein paar Kilometer den runden Tritt zu üben. Zum Strecke fressen finde ich Randonneure (=gran turismo der Fahrräder) aber besser.
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modee12,
Donnerstag, 22. November 2012, 17:19
Federung nein danke
Federgabel? Wofür ?
donalphons gewohnt reaktionär. Natürlich kommt man besser die Berge hoch. Aber runter federt man mit Unterarmen und Unterschenkeln - und wenn man nicht aufpasst mit dem Gemächt.
Dennoch Neid. Ich freue mich schon auf die Heiligabendtour mit meinem Vater. MTB rules! (auch)
donalphons gewohnt reaktionär. Natürlich kommt man besser die Berge hoch. Aber runter federt man mit Unterarmen und Unterschenkeln - und wenn man nicht aufpasst mit dem Gemächt.
Dennoch Neid. Ich freue mich schon auf die Heiligabendtour mit meinem Vater. MTB rules! (auch)
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donalphons,
Donnerstag, 22. November 2012, 17:26
Auf der Strecke (abschüssige Waldautobahn) ist kaum etwas zu federn. ich habe auch noch ein Cheetah mit Vollfederung und Scheibenbremse hier, aber das ist zu schwer und macht bergauf keinen Spass. Das Marin nehme ich halt, weil es fast umsonst war, alles mitmacht und so gut wie keine Wartung braucht.
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rollproll,
Donnerstag, 22. November 2012, 18:38
@ modee ... wenns so wäre wie beschrieben würde der sattel in der höhe deutlich eher limitieren als ne starre gabel ;)
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greenbowlerhat,
Donnerstag, 22. November 2012, 19:12
Ich hab das mit den Federgabeln oder gar Vollfederung eh nie verstanden. Im Grunde genommen sinnloses Gewicht. Dann lieber etwas langsamer, oder eben besser fahren.
Nur kriegt man heute sowas ja gar nicht mehr, oder?
Und wenn ich den mal erwische, der mir Mitte der 90er mein heissgeliebtes und selbstverständlich federloses (wir hatten ja nichts) Bridgestone vom Grundstück geklaut hat, dann kriegt der so ne Federgabel sonstwohin geschoben...
Nur kriegt man heute sowas ja gar nicht mehr, oder?
Und wenn ich den mal erwische, der mir Mitte der 90er mein heissgeliebtes und selbstverständlich federloses (wir hatten ja nichts) Bridgestone vom Grundstück geklaut hat, dann kriegt der so ne Federgabel sonstwohin geschoben...
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rollproll,
Donnerstag, 22. November 2012, 19:48
ohne Federgabel ist heute idT ein Problem. Starrgabeln für MTBs sind seit 10 jahren kaum noch anzutreffen. Der Kunde verlangt das halt so.
Hardtails gibts aber noch reichlich. läuft dann unter XC wie cross country. der Markt für Stoppelhopser hat sich halt stark ausdifferenziert und je nach Gelände das man zu fahren gedenkt macht eine Federung durchaus sinn. Vorne wie hinten ...
https://www.youtube.com/watch?v=zYgB1dPPuqQ
https://www.youtube.com/watch?v=UPAr2cSUcFw&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=xIe6hYAdw_I
irgendwann macht dann auch die doppelbrücke sinn und nen rahmen von nikolai ...
Hardtails gibts aber noch reichlich. läuft dann unter XC wie cross country. der Markt für Stoppelhopser hat sich halt stark ausdifferenziert und je nach Gelände das man zu fahren gedenkt macht eine Federung durchaus sinn. Vorne wie hinten ...
https://www.youtube.com/watch?v=zYgB1dPPuqQ
https://www.youtube.com/watch?v=UPAr2cSUcFw&feature=related
https://www.youtube.com/watch?v=xIe6hYAdw_I
irgendwann macht dann auch die doppelbrücke sinn und nen rahmen von nikolai ...
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donalphons,
Donnerstag, 22. November 2012, 20:07
Wenn mamn mit einem Rad vor 20 jahren den Berg rauf und runter kam, kommt man auch heute noch rauf und runter. Und für Downhill sind mir meine Knochen zu schade.
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wolpertinger,
Freitag, 23. November 2012, 02:53
> ohne Federgabel ist heute idT ein Problem.
entweder mit einem Auge in der Bucht mitlesen, und ein gut erhaltenes altes wieder aufbauen, oder zum Maßrahmenbauer gehen. Stahl rulez! - solche Räder kann man echt am besten an sich anpassen (lassen).
> …mit einem Rad vor 20 jahren den Berg rauf…
Im Prinzip ja. Aber: wenn man (beispielsweise wie bei mir unfallfolgenbedingt) nach einer Tour Probleme mit den Handgelenken bekommt, dann lässt man es halt wieder bleiben, und das ist ungesund.
Und die gefederten Parallelogrammvorbauten, die *nicht* ausfedern, wenn man das Vorderrad entlasten oder lupfen will, sind leider doch nur noch antiquarisch zu erwerben. Davon hätte ich gerne noch ein paar auf Reserve.
entweder mit einem Auge in der Bucht mitlesen, und ein gut erhaltenes altes wieder aufbauen, oder zum Maßrahmenbauer gehen. Stahl rulez! - solche Räder kann man echt am besten an sich anpassen (lassen).
> …mit einem Rad vor 20 jahren den Berg rauf…
Im Prinzip ja. Aber: wenn man (beispielsweise wie bei mir unfallfolgenbedingt) nach einer Tour Probleme mit den Handgelenken bekommt, dann lässt man es halt wieder bleiben, und das ist ungesund.
Und die gefederten Parallelogrammvorbauten, die *nicht* ausfedern, wenn man das Vorderrad entlasten oder lupfen will, sind leider doch nur noch antiquarisch zu erwerben. Davon hätte ich gerne noch ein paar auf Reserve.
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donalphons,
Freitag, 23. November 2012, 10:22
Hängt von der Tour ab. Bei mir ist es ja eher eine Anfahrts-, Auf- und Abstiegshilfe, weil ich die langen Hatscherer nicht so mag. MTB-basierte Bergtouren, wenn man so will. Da sitze ich vielleicht 2 Stunden auf dem Rad, und geschüttelt wird 10 Minuten bergab. Hinfallen gehört zwar dazu, aber die Erfahrung zeigt auch, dass ich lieber beim Gehen stürze, insofern habe ich beschlossen, dass ich ganz lange MTB-Touren über schwieriges Gelände einfach nicht mehr mache.
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modee12,
Freitag, 23. November 2012, 22:54
Tod auf dem MTB
Ich habe gehört, beim MTB-Fahren soll es überdurchschnittlich viele Todesfälle geben - im Vergleich zu anderen Extremsportarten.
Wird diese Meinung hier geteilt ?
Ist bisher nur ein Gerücht.
@Don: 2013: Alpenüberquerung Mai mit dem MTB, dann Juli mit dem Rennrad. Und einen schönen Bericht darüber
Wird diese Meinung hier geteilt ?
Ist bisher nur ein Gerücht.
@Don: 2013: Alpenüberquerung Mai mit dem MTB, dann Juli mit dem Rennrad. Und einen schönen Bericht darüber
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donalphons,
Freitag, 23. November 2012, 23:03
Die beiden schweren Stürze vom Rad der letzten beiden Jahren waren beide vom MTB, einmal ein weggerutschtes Vorderrad und einmal eine blockierte Bremse, jeweils bergab. Laifleistung vielleicht 500 Kilometer. Dazu vielleicht 15000-20000 harmlose Kilometer auf dem Rennrad.
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keiner original,
Freitag, 23. November 2012, 23:51
...kommt aber drauf an, wieviel (Torte) man nachlegt. MAn kann auch mit 60 Wochenkilometern stabiles (oder zunehmendes) Gewicht haben.
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