Das Machen von

Die beste Anschaffung der letzten Woche war eine Stirnlampe. Denn das Problem ist ja, dass eine wirklich lange Rodeltour zum Hirschberg schon recht grossen Aufwand nach sich zieht: Hinfahren mit dem Auto, Rodelschleppen durch den Ort und ein langer Aufstieg, für den man recht früh los muss. Die Abfahrt ist nicht ohne Gefahr, und in der Nacht würde ich da nicht runterfahren wollen. Aber mit der Stirnlampe in der Dämmerung noch mal schnell auf die Neureuth: Das geht. Selbst wenn man wegen der Umstände (TM) zu spät am See eintrudelt.







Und während es zu viel ist, die Neureuth an diesen kurzen Tagen zweimal zu gehen, ist es durchaus kein Problem, am Morgen zum Rodeln zu gehen, dann die Arbeit zu machen und in der Nacht erneut hinauf zu steigen. Zumal der Berg in der Finsternis ganz anders als am Tag ist; weniger Geräusche, weniger Menschen, und weil so wenig los ist, werden die Gedanken scharf und man lauscht auf jeden Ton. Die Nacht, ganz allein auf so einem Berg, ist etwas ganz anderes als das, was die meisten Menschen normalerweise erleben. Das Hirn arbeitet auf Hochtouren, alle Sinne sind scharf und doch ist um einen - scheinbar - nur das Nichts aus Fels, Eis und Bäumen.







Man dreht dabei nicht durch, aber es geht schon unter die Haut, und wenn dann noch direkt hinter der scharfen Kurve am Weidegitter ein Reh den Berg hinaufrennt, während man hinunterrast - dann denkt man sich: Über den einsamen Lichtpunkt in diesem schwarzen Meer des finsteren Berges, der sich hinaufquält und hinunterflicht, während hinter ihm die Fluten der Nacht zusammenschlagen, über diese Hypersensibilität, das lange Nichts und die Sekundenbruchteile des Erschreckens, darüber müsste man einmal schreiben. Das ist schon sehr, sehr seltsam, dieses Gefühl, das man in den Bergen hat. Einfach, weil die Sinne so klar und funkelnd in diese finstere Welt hineinhorchen.







Und so kommen mir dann die besten Ideen. Ich wäre vielleicht auch nur irgendein Schreiber, wenn ich in einem warmen Büro sässe. Manche - vielleicht sogar ich selbst - haben diesen immer überreizten Zustand auch im Hirn und tragen ihn mit sich herum. Hier aber stört er nicht, hier ist er das Leben, und die Geschwindigkeit des Rodels ist nicht zwischen Ausbrechen und Kontrolle, sondern zwischen Leben und Tod. Da braucht man das, da passe ich hin, auch wenn im Rückgrat etwas Prickelndes wandert. Danach weiss man wieder, was Leben ist.







Das vergisst man nämlich bei uns zu schnell. Und das eine wie das andere gehört doch so sehr dazu zum Leben. Ich, der Rodel, sieben Dioden, der Berg und die alles verschluckende Nacht. Kein Horrorfilm enthält so viel langsame, kriechende Angst und so viel Erlösung.

Und dann komme ich heim und schreibe über das Leben.

Montag, 21. Januar 2013, 00:53, von donalphons | |comment

 
Stirnlampe
Ich fuhr einst bei einem 24h Radrennen auf der Nordschleife mit. In den letzten Zügen der Nacht fuhr ich dort teilweise durch den Wald als meine Beleuchtung am Rad ausfiel und ich nur noch eine ähnliche Stirnlampe hatte.
Bergab glich es einem Blindflug mit 80km/h aber bergauf war es eine sehr meditative Atmosphäre...

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hauptsache, ihr habt alle schoen eure helme auf (ich hab das frueher gehasst), aber seit letztem jahr bin ich nicht mehr "ohne" unterwegs!
dazu das bild von heut morgen , ca 8h, av.carnot in menton:
http://img4.fotos-hochladen.net/uploads/cimg7083nidxa4yhzq.jpg
der mann war schon im sani, aber ohne helm haette er die sanitaeter nicht mehr gebraucht!
velo gegen lieferwagen

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Bild 10 .................. denn zum Küssen sind sie da
Aufgehts, Menscher 20 ha Bergwald sind nicht zwingend. 5 ha mit seeanstoß ebenfalls nicht.
Weil der, der da hat, der hat nichts dagegen, muß aber nicht darauf Rücksicht nehmen. Und sa Mutterl dät mittlerweil a jede nehmä, solangs net stinkt und net schiaglt. Und no net in die Wechsljohr is.

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Nanu, noch hat niemand auf die Risiken des Nachtrodelns hingewiesen...
Erinnert mich an die Freude, die nächtliches Rodeln auf Schwarzen Pisten in den französischen Alpen machen kann; und ja, intensives leben führt zu intensiver Inspiration. Die Parole sollte man vielleicht mal in den Redaktionen aushängen, dann könnten die eventuell Artikel schreiben, für die es sich zu zahlen lohnt.

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Ein ähnliches Erlebnis habe ich so ähnlich jede Nacht im Winter, wenn ich in ca 1h mit dem Fahrrad nach Hause radeln werde.

Am meisten hasse ich eine ausgehungerte Wildschweinrotte an der kleinen Furt 1 km vor dem Dorf.

Am liebsten sind mit klare, ausgefrorene, kalttrockene Winternächte bei Neumond. Auf Neogermanisch müsste das wohl "most epic stars above *EVER*!" heissen, für mich ist es die einzige Möglichkeit trotz des lichtverschmutzenden, giftig-gelborangen Quecksilberdampflampen-Halos von MUC-II die Sterne zu sehen.

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Soderle, bin zu Hause…
Schee wars! :)
Keine Wildschweine, keine Sterne, aber sieben Rehe!

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sry for shitting clever, aber gelbes licht kommt von natriumdampf, quecksilberdampflampen haben eine deutlich höhere Lichttemperatur (= eher weißlich-bläuliches licht)

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Danke fürs Aufschlauen! :)

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Ich, der Rodel, sieben Dioden..."

Wie, LED, kein Karbid-Lämpchen wie anno...?

Bei der mit zunehmendem Alter offenbar gesteigerten Tollkühnheit und dem von Neuerwerb zu Neuerwerb martialischerem Gerät, sehe ich im Kopfkino schon die Fotos von nächstem Jahr

http://player.vimeo.com/video/56488049?title=0&byline=0&autoplay=1

.

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ich hab' ja jahrzehntelanges Nachfahren hinter mir, deshalb zum Trend der Beleuchtung: Warum?

Man sieht mit Beleuchtung schlechter als ohne.

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Weil einen die Aufsteigenden sonst nicht fühzeitig erkennen, zum Beispiel. (Beim Radeln ist das was anderes)

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OK.
Unabhängig davon, das ich das ja verstehe, landet man aber damit (früher haben die Aufsteigenden irgendwie damit gerechnet und auch mal nach vorne, bergauf geschaut, aber Vorraussicht scheint ja allgemein nicht mehr so im Trend zu liegen) früher oder später bei der luminiszenten Aufrüstung (die Abfahrer, die Aufsteiger, Leucht- und Warnweste, Wegebeleuchtung, Nachtrodelverbot etc.).

Frühzeitig warnen: Glöckchen am Schlitten (hört man sehr oft und weit) oder gleich, laut singen.

Man kann übrigens die Menge der Aufsteiger deutlich reduzieren, wenn man zu Zeiten fährt, in denen garantiert kein Hüttenbetreib mehr ist.

Aber ich hatte immer den Eindruck, das die Dunkeladaption (15min ohne Licht sollten's schon sein) ziemlich gut ist und Beleuchtung für eingeschränktes Sichtfeld sorgt.

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Wenn ich nachts an der Amper entlangradele, dann mach ich das auch ohne Licht. da ist der Weg aber nur 20cm breit - so schmale Autos gibt es nicht.

Auf der Straße schau ich aus wie ein von multiplen Akkulampen illuminierter und mit Reflektoren behangener Christbaum. Trotzdem gibt es jugendliche und mittelalterliche Rabauken, die meinen sie als Autofahrer könnten die akustische Warn-Bake (mTsss…,mTsss…,mTsss…,mTsss…,mTsss…) einschalten und müssten dann nicht mehr aufpassen… in KW1 hatte ich zwei mal Glück, dass die den Notausgang auf die eine oder andere Straßenseite genommen haben, und sie selber, dass sie sich nur einen braunen Flecken in die Unterhose fabriziert haben, und der Gegenverkehr, dass er nicht existent war…

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"wie ein von multiplen Akkulampen illuminierter...Christbaum"
beep - "Apollo 13, was können Sie noch sehen?" - beep - "Houston, wir sehen die japanische Thunfischflotte, die belgischen Autobahnen und den Wolpertinger auf der Straße zur Amper!"- beep

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So eine Stirnlampe ist in vielen Lebenslagen hilfreich. Meine Frau durchforstet damit immer ihren Kleiderschrank ...

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Dank unserer Petzls waren wir am 1.1.2000 mit unseren Tourenski zum Sonnenaufgang als erste auf dem Gipfel.
Frischer Tiefschnee, strahlender Sonnenschein - diesen Start und diese Abfahrt in das neue Jahrtausend werde ich niemals vergessen...

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