: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 30. Januar 2013

Alles Sexisten, Frauenkauf und die Schönheit

Ich habe ziemlich oft mit Leuten zu tun, die nur nach Äusserlichkeiten gehen. Sie neigen dazu, sich Frauen zu kaufen, und geben dafür auch wirklich viel Geld aus; für einen kurzen Kitzel beim Kauf so viel, wie andere in vier Monaten haben. Je mehr Haut man sieht, je mehr sich die Dame hingibt, je lüsterner sie schaut, desto mehr zahlen sie. Und zwar ohne alle Bedenken.

Kommt aber eine Frau züchtig und hochgeschlossen daher, ist sie gar alt und hässlich, sinken die Preise rapide. Bei Männern, die eigentlich nie als Ware dargestellt werden, geht es bei gleichen Grundlagen auch nach der Schönheit. Weil viele einfach keine alten, hässlichen Leute daheim haben wollen. es gibt natürlich Ausnahmen von der Regel, das sind dann die Perversen so wie ich, die auf rotbekleidete Kirchmänner mit intrigantem Blick scharf sind. Ein jeder Topf findet seinen Rührstab.

Aber so im Grossen und Ganzen lässt sich sagen: Je schöner, desto teurer. Eine hingeschmierte Halbnackte kostet mehr als ein fein detailliertes Pastorenweib. Viele von uns sind schlicht und einfach simpel gestrickt, wir wollen Fleisch und Haut und Anzüglichkeiten. Wir Gemäldesammler. Sittsam geht eher schlecht, es sei denn, das Kleid ist prächtig und man ahnt darunter eine Frau, die sich gern auszieht. So ist das. So ist der Markt. Ich nehme daran teil, ich schaue, was ich kriegen kann, und ich zahle dafür. Ich kaufe Lust.



Nach einiger Zeit kennt man ja die anderen so ein wenig. Sei es, dass bei einer Auktion etwas unerfreulicherweise auseinandergerissen wurde, was zusammen gehörte. Sei es, dass es sich jemand nochmal anders überlegt hat und doch mehr zahlen möchte. Sei es, dass Frauenhändler über ihre Kundschaft reden. Und was soll ich sagen: Mindestens die Hälfte ist weiblich. Diese ganzen, geifernden Sexisten mit Faible für Schönheit in einer Darreichungsform, die aus der Situation der arrangierten Ehen ganz klar ein Zeichen der Unterdrückung der Frauen ist - sind Frauen. Und sie wissen das und denken sich nichts, denn auch bei Scarlett O'Hara hängt ein Gemälde von Marie Antoinette im Schlafzimmer. Es geht um Reize, Begierden und Lust am Besitz. Nicht um das Geschlecht des Käufers.

Ich mache mir da überhaupt keine Illusionen: Mit den Femrettchen der Mädchenmannschaft muss man darüber gar nicht reden, denen fehlt jedes Gefühl für Kunst und die Fähigkeit, dass man trotz der Zeitumstände auch das Wudervolle sehen kann - und ich bin Historiker, ich bin da bei dem neoarisch-reinsten aller Totschlagrülpser - Aber die Nazis! - unempfindlich. Menschen mit Eisen im Gesicht, Blauschimmel auf der Haut und Dauerempörung im Hirn werden das per default nicht verstehen. Natürlich sind das auf den Bildern selten "die Guten", meist sind es Stützen eines andere ausschliessenden, radikalen Systems, und dass da mit den extremen Kreisen des Netzfeminismus (bei Twitter böse Tweets suchen, während in der Glotze we love Sölden läuft) durchaus Ähnlichkeiten da sind, merken weder die Gemälde, weil tot, und diese Leute, weil doktrinär hirntot.

Die nackerten Frauen in meiner Wohnung sind für mich die weiche Grenze zwischen Sex und Sexismus. Manche sind verhüllt, andere lassen alles raushängen, ich nehme es, wie es kommt, und wenn da kein Brustfleisch ist - egal. Mein absolutes Lieblingsgemälde, das ich eigentlich jeden Tag gern küssen würde, lässt das Inkarnat nur am Hals ahnen. Ich möchte frei entscheiden können, warum mir eine Frau aus einer Epoche der Unterdrückung im Rosengewand gefällt, und mich eine abgeschossene Berlinerin im Essensmüll fassungslos zurücklässt. Das ist so wie im richtigen Leben, man merkt, wenn sich eine Frau für Komplimente bereit machte, oder wann man es bleiben lassen kann. Wir nehmen und geben nach Möglichkeiten. Wir wollen das Fleisch, das ist in uns drin und weder möchte ich von dem lobbyverseuchten Brüderle ein Benimmbuch, noch eines von Gendertröten. Ich will das nach meinen Vorstellungen machen. Dass mein Verhalten bei ein paar von denen als Überrgriff und bei Brüderle vielleicht als etepetete gelten würde: Mei. Ich finde schon die, die passen.

Ich will Fleisch und ich bin bereit, viel dafür zu tun und zu bezahlen. Geld, weil es auf Leinwand nicht anders geht, Freundlichkeiten und Anpassung an Vorlieben und Wünsche, wenn es um echte Menschen geht. Ich mag es, wenn Frauen gut aussehen, und ich pfeife dabei auf die Kriterien anderer Menschen. Ich habe es mir abgewöhnt, wie Don Giovanni der Jugend nachzusteigen - ich fand solche alten Macker, von denen übrigens ein paar bei Aufschrei mitmachen und selbst eine Neigung zum Stalken haben, gell P aus M., in meiner Jugend übel und das bleibt so. Aber wenn eine Frau von 40 Jahren einen grossen Auftritt hat und zu mir gehört und ich zu ihr, ist das grandios. Ob und was danach passiert, geht keinen was an. Ich bin von grösster Höflichkeit, wenn ich Lust dazu habe.



Aber ich habe auch keine Skrupel, dem genderistischen Berliner Winselkreis zu sagen, dass sie mir nicht gefallen. Jeder kriegt das, was er will, ich streite mich weiter mit Frauen um Leinwände und sie können gern darüber reden, was sie sich als nächstes als Schimmel in die Haut stechen lassen. Es sind unterschiedliche Welten. In beiden kann man glücklich und befriedigt werden. Ich mag Mirabeau und Diderot und die Philosophie im Boudior, wegen dem Sex und der Freiheit. Das sind meine Begriffe.

Ihr habt andere?

Behaltet sie. Es sind heute viele Leute in Versailles.

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Reaktion ist ein Wert,

reaktionäre Werte sind es nicht, aber was soll's, andere haben sowas ja auch nicht - so der Buffo-Bariton meines neuen Beitrags in der FAZ, über den sich jetzt schon jede Menge Eichhörnchen und sonstige notige Nager aus Berlin aufregen.

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