Das Haus der Lügen
Das Rote Kreuz, den Fussballverband und den Pfarrer darf man nicht angreifen, auch wenn einer unterschlägt, Staatsgelder abzweigt oder Kinder missbraucht. Das war lange so, das ist wohl teilweise noch immer so, aber es ändert sich langsam. Irgendwann hat der hehre Zweck aufgehört, die Funktionäre zu schützen.
Am Rande: Ich finde es übrigens gar nicht so schlimm, wenn ein Bischof 32 Millionen für seine Butze ausgibt; das ist, wenn man die Residenzen in Eichstätt, Würzburg, Bamberg und Pommersfelden kennt, noch nicht mal Kleingeld; was ein echter Schönborn ist, hätte sich geweigert, in so einem kabuff zu wohnen, und die katholiken bekommen jetzt auch nur einen Anschein von dem, was ihre Religion die letzten 1500 Jahre ausgemacht hat.
Aber egal, es geht um Bücher, oder genauer, die Messe, die jetzt beginnt, um das Heil neuer Bestseller zu verkündigen. Was Bücher und den Handel damit angeht, bin ich ja nicht sonderlich betroffen, denn was ich schätze, kommt gar nicht so oft aus dem normalen Buchladen, und falls doch, sind es Bücher, die nicht jeder liest (wobei ich heute mit "Blasmusikpop" vermutlich sogar ein wirklich beliebtes Buch erworben habe, 10. Auflage, alle Achtung). Das hat den Nebeneffekt, dass ich für die Durchsagen des Handels, seine Aufsteller und Listen vollkommen unempfindlich bin; ich nehme das nicht zur Kenntnis und wundere mich, dass andere das tun.
Aber diese Epoche der angenehmen Ahnungslosigkeit ist wohl auch langsam vorbei, denn das Buchgeschäft fängt an, in einen Bereich zu wuchern, den ich nun wirklich recht gut kenne: Das Internet und seine Publikationsformen. Und da werden mir p0lötzlich neue Influencer vorgestellt, die mich ganz fatal an die Geschichten um gewisse Blogs wie "Schlaflos in München" erinnern, die völlig banale Inhalte aufwiesen, kaum erkennbare Beteiligung, und Zahlen in die Welt pusteten, die nach allem menschlichen Ermessen vielleicht zu erreichen wären, wenn sie sich nackt, Freibier ausschenkend, an den Ausgang vom Oktoberfest gestellt und dabei noch Geldscheine in die Luft geworfen hätte. Bloggen und Leserbeteiligung ist nicht ganz einfach, und nach einer Weile hat man es im Gefühl, wie die Debatten funktionieren: 100.000 Zugriffe und 0 Kommentare und 0 sonstige relevante Verbreitung sind in einem normalen Blog einfach nicht drin. Alles, was 5-stellig ist (SEO mal rausgerechnet) ist schon exorbitant gut. Oder halt, wie manche das machen, mit Clickbots, schliesslich beschwert sich niemand über gute Zahlen. Und bis sich Google mal ärgert, dauert das schon ein wenig.
Solche unglaubwürdigen Monsterzahlen höre ich gerade wieder, von Leuten, die angeblich Literaturchannels im Netz betreiben. Experten stellen sich hin und ernennen neue Entscheider zum Wohl und Wehe von Büchern, und die wiederum warten dann mit Reichweiten auf, die ich nicht habe. Und die FAZ im Feuilleton auch nicht Und Spiegel Online in ihrem sog. Kulturteil auch nicht. Nicht mal zu turbulentesten Hegemannzeiten mit 500+ Kommentaren. Wie ist das möglich?
Die Literaturchannelbetreiber kooperieren mit den Experten, die sie promoten.
Das ist der ganze Witz.
Das ist so, als würde man den Dreck glauben, den Pleitier Lobo damals, bevor er damit auf die Schanuze flog, über die gewesenen Adical-Blogs verbreitet hat.
Natürlich sind Medien auch oft nicht gerade gut, wenn es darum geht, Literatur im Netz begreifbar zu machen, man könnte mehr machen und vieles konsequenter umsetzen, aber diese immens grossen Leserzirkel, die sich da gebildet haben sollen, die alle nur folgen und nie etwas sagen: Die gibt es nicht. Zumindest ist da nichts verifizierbar. Da wird mit Zahlen jongliert, die irgendwie gut aussehen, da befördern sich neue Stars gegenseitig und mit etwas Pech werden mir morgen dann solche über den Weg laufen und erzählen, sie seien ganz wichtuge Blogger und müssten sofort mit der PR-Frau... und dass sie wichtig sind, steht doch auch da und dort... fragt ja keiner nach.
Ist das ein Problem? Für die Verlage vermutlich nicht, die decken ohnehin ein, was nicht bei 3 auf dem nächsten Baum ist, und die Medienkrise hat diesen Trend eher verstärkt, weil es weniger Journalisten gibt. Für mich sicher auch nicht, weil ich arge Zweifel habe, dass so ein Experte jemals die Gelegenheit bekommen wird, seine Zahlen unter Realbedingungen unter Beweis zu stellen.
Es zeigt nur, dass im Gegensatz zur Annahme, dass alles irgendwo im Netz stünde, an jener Stelle, wo der Literatur ein Platz vorbehalten sein sollte, ganz seltsame Gestalten sind. Und es zeigt die Unfähigkeit von Medien und Bloggern auf, so etwas zu machen. Das mag auch seine guten Gründe haben; ich zum Beispiel informiere mich einfach nicht zu diesem Thema im Netz. Aber es ist wie so oft: Wo man dem Geschmeiss diesen Freiraum überlässt, breitet er sich aus. Mir ekelt es deshalb ein wenig vor dieser Messe, auf der man lügende Buchschmarotzer nicht als solche bezeichnen darf. Es ist wie früher auf dem Dorf. Es sind ja Buchfreunde. da darf man nichts sagen.
Am Rande: Ich finde es übrigens gar nicht so schlimm, wenn ein Bischof 32 Millionen für seine Butze ausgibt; das ist, wenn man die Residenzen in Eichstätt, Würzburg, Bamberg und Pommersfelden kennt, noch nicht mal Kleingeld; was ein echter Schönborn ist, hätte sich geweigert, in so einem kabuff zu wohnen, und die katholiken bekommen jetzt auch nur einen Anschein von dem, was ihre Religion die letzten 1500 Jahre ausgemacht hat.
Aber egal, es geht um Bücher, oder genauer, die Messe, die jetzt beginnt, um das Heil neuer Bestseller zu verkündigen. Was Bücher und den Handel damit angeht, bin ich ja nicht sonderlich betroffen, denn was ich schätze, kommt gar nicht so oft aus dem normalen Buchladen, und falls doch, sind es Bücher, die nicht jeder liest (wobei ich heute mit "Blasmusikpop" vermutlich sogar ein wirklich beliebtes Buch erworben habe, 10. Auflage, alle Achtung). Das hat den Nebeneffekt, dass ich für die Durchsagen des Handels, seine Aufsteller und Listen vollkommen unempfindlich bin; ich nehme das nicht zur Kenntnis und wundere mich, dass andere das tun.
Aber diese Epoche der angenehmen Ahnungslosigkeit ist wohl auch langsam vorbei, denn das Buchgeschäft fängt an, in einen Bereich zu wuchern, den ich nun wirklich recht gut kenne: Das Internet und seine Publikationsformen. Und da werden mir p0lötzlich neue Influencer vorgestellt, die mich ganz fatal an die Geschichten um gewisse Blogs wie "Schlaflos in München" erinnern, die völlig banale Inhalte aufwiesen, kaum erkennbare Beteiligung, und Zahlen in die Welt pusteten, die nach allem menschlichen Ermessen vielleicht zu erreichen wären, wenn sie sich nackt, Freibier ausschenkend, an den Ausgang vom Oktoberfest gestellt und dabei noch Geldscheine in die Luft geworfen hätte. Bloggen und Leserbeteiligung ist nicht ganz einfach, und nach einer Weile hat man es im Gefühl, wie die Debatten funktionieren: 100.000 Zugriffe und 0 Kommentare und 0 sonstige relevante Verbreitung sind in einem normalen Blog einfach nicht drin. Alles, was 5-stellig ist (SEO mal rausgerechnet) ist schon exorbitant gut. Oder halt, wie manche das machen, mit Clickbots, schliesslich beschwert sich niemand über gute Zahlen. Und bis sich Google mal ärgert, dauert das schon ein wenig.
Solche unglaubwürdigen Monsterzahlen höre ich gerade wieder, von Leuten, die angeblich Literaturchannels im Netz betreiben. Experten stellen sich hin und ernennen neue Entscheider zum Wohl und Wehe von Büchern, und die wiederum warten dann mit Reichweiten auf, die ich nicht habe. Und die FAZ im Feuilleton auch nicht Und Spiegel Online in ihrem sog. Kulturteil auch nicht. Nicht mal zu turbulentesten Hegemannzeiten mit 500+ Kommentaren. Wie ist das möglich?
Die Literaturchannelbetreiber kooperieren mit den Experten, die sie promoten.
Das ist der ganze Witz.
Das ist so, als würde man den Dreck glauben, den Pleitier Lobo damals, bevor er damit auf die Schanuze flog, über die gewesenen Adical-Blogs verbreitet hat.
Natürlich sind Medien auch oft nicht gerade gut, wenn es darum geht, Literatur im Netz begreifbar zu machen, man könnte mehr machen und vieles konsequenter umsetzen, aber diese immens grossen Leserzirkel, die sich da gebildet haben sollen, die alle nur folgen und nie etwas sagen: Die gibt es nicht. Zumindest ist da nichts verifizierbar. Da wird mit Zahlen jongliert, die irgendwie gut aussehen, da befördern sich neue Stars gegenseitig und mit etwas Pech werden mir morgen dann solche über den Weg laufen und erzählen, sie seien ganz wichtuge Blogger und müssten sofort mit der PR-Frau... und dass sie wichtig sind, steht doch auch da und dort... fragt ja keiner nach.
Ist das ein Problem? Für die Verlage vermutlich nicht, die decken ohnehin ein, was nicht bei 3 auf dem nächsten Baum ist, und die Medienkrise hat diesen Trend eher verstärkt, weil es weniger Journalisten gibt. Für mich sicher auch nicht, weil ich arge Zweifel habe, dass so ein Experte jemals die Gelegenheit bekommen wird, seine Zahlen unter Realbedingungen unter Beweis zu stellen.
Es zeigt nur, dass im Gegensatz zur Annahme, dass alles irgendwo im Netz stünde, an jener Stelle, wo der Literatur ein Platz vorbehalten sein sollte, ganz seltsame Gestalten sind. Und es zeigt die Unfähigkeit von Medien und Bloggern auf, so etwas zu machen. Das mag auch seine guten Gründe haben; ich zum Beispiel informiere mich einfach nicht zu diesem Thema im Netz. Aber es ist wie so oft: Wo man dem Geschmeiss diesen Freiraum überlässt, breitet er sich aus. Mir ekelt es deshalb ein wenig vor dieser Messe, auf der man lügende Buchschmarotzer nicht als solche bezeichnen darf. Es ist wie früher auf dem Dorf. Es sind ja Buchfreunde. da darf man nichts sagen.
donalphons, 00:07h
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 00:07, von donalphons |
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hockeystick,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 02:51
Sind Messen nicht generell abstoßend?
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donalphons,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 02:53
Diese sollte es nicht sein. Aber natürlich, zu viele Menschen, die Geld wollen.
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spill,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 12:16
Aber die Messe in F rankfurt erreicht gemeinhin ein viel größeres Publikum und ist auch sehr zentral gelegen.
Außerdem werden da meistens (zumindest beim letzten Mal war das so) lustige bunte Anstecknadeln und haufenweise Infomaterial über die jeweiligen Interpreten verteilt , für umsonst , und wenn man Glück hat gibt's auch lecker Käsehäppchen , - während der Aufführung !
Der Service da stimmt einfach , und für ausgewähltes Fachpublikum gibt's sogar kostenlose Bordellbesuche , hört man.
Glaube nicht das sowas auch geboten wird , da in h moll.
Tiefste Provinz wahrscheinlich , noch nicht mal TomTom kennt die location.
Außerdem werden da meistens (zumindest beim letzten Mal war das so) lustige bunte Anstecknadeln und haufenweise Infomaterial über die jeweiligen Interpreten verteilt , für umsonst , und wenn man Glück hat gibt's auch lecker Käsehäppchen , - während der Aufführung !
Der Service da stimmt einfach , und für ausgewähltes Fachpublikum gibt's sogar kostenlose Bordellbesuche , hört man.
Glaube nicht das sowas auch geboten wird , da in h moll.
Tiefste Provinz wahrscheinlich , noch nicht mal TomTom kennt die location.
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fritz_,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 07:54
Schlimm ist es nicht, wenn ein Bischof 32 Millionen für seine Butze ausgibt, aber was glauben Sie, was seine Frau dazu sagen wird?
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hansmeier555,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 09:26
Wir haben das Higgsteilchen nachgewiesen, können aber immer noch nicht sagen,warum die FAZ keinen Literaturblog hat.
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rollproll,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 11:17
als der mensch irgendwann sagte, dass die wege des herrn unergründbar seien, meinte er auch nicht den herrn, sondern sich selbst ...
@ fritz, dieser pfaffe sieht nicht aus als hätte er was mit der haushälterin ... ;)
@ fritz, dieser pfaffe sieht nicht aus als hätte er was mit der haushälterin ... ;)
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greenbowlerhat,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 00:29
Vielleicht ist er mehr wie der Dr. Sheldon Cooper der deutschen Bischofskonferenz? Wobei, der wurde ja immerhin getestet, nach eigenem Bekunden.
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muclomo,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 11:00
Buchmesse
Max Frisch hat seinen Eindruck von der Frankfurter Buchmesse 1970 so zusammengefasst:
Der Unterschied zwischen einem Pferd und einem Autor: das Pferd versteht die Sprache der Pferdehändler nicht.
Der Unterschied zwischen einem Pferd und einem Autor: das Pferd versteht die Sprache der Pferdehändler nicht.
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melursus,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 11:57
Ist es nicht schön?
Ist es nicht schön, daß mit dem Lesen noch soviel Geld verdient wird? Daß es noch so eine wichtige Stellung in unserem Land, in der Weltwirtschaft hat? Ist es nicht schön, daß diese Leitmesse in Frankfurt, D ist? Das ist begründet, aber nicht selbstverständlich. Und diese Buchschmarotzer leben ohne zuviel Müll oder Abgas zu produzieren.
Und noch provokanter: Ex post es leicht zu urteilen. Der Don und etliche Leser hier sind Belesener und gebildeter als ich. Aber keiner kann nur 1% der aktuell verlegten Bücher kennen. Um einen Teil des schönen/wertvollen überhaupt zu bemerken, kann es hilfreich° sein, den Käufen und Empfehlungen der Masse zu folgen.
Il promessi sposi zu kennen, Austen zu lieben oder Tolkien zu verehren ist 2013 keine Kunst. GRRMartin ist trotz/wegen der Verfilmung schon leicht zu übesehen. Zeitgenossen einer H.Hegemann kann man hinter ihrem Glanz kaum erkennen.
°kein zitat von A Merkel
winter is coming (Martin und auch im Kalender zu sehen) und es ist die Zeit zum Lesen. Der schlimme, kalte Winter der wachsenden Staatschuldenkrise wird uns die unschönen Teile Buchmesse vielleicht rauben. Die Hostessen/Häppchen/Parties/Buchschmarotzer.
Und noch provokanter: Ex post es leicht zu urteilen. Der Don und etliche Leser hier sind Belesener und gebildeter als ich. Aber keiner kann nur 1% der aktuell verlegten Bücher kennen. Um einen Teil des schönen/wertvollen überhaupt zu bemerken, kann es hilfreich° sein, den Käufen und Empfehlungen der Masse zu folgen.
Il promessi sposi zu kennen, Austen zu lieben oder Tolkien zu verehren ist 2013 keine Kunst. GRRMartin ist trotz/wegen der Verfilmung schon leicht zu übesehen. Zeitgenossen einer H.Hegemann kann man hinter ihrem Glanz kaum erkennen.
°kein zitat von A Merkel
winter is coming (Martin und auch im Kalender zu sehen) und es ist die Zeit zum Lesen. Der schlimme, kalte Winter der wachsenden Staatschuldenkrise wird uns die unschönen Teile Buchmesse vielleicht rauben. Die Hostessen/Häppchen/Parties/Buchschmarotzer.
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avantgarde,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 16:57
Ich mag die Messe. Man kann da wirklich viel machen. Nur möglichst keine Termine.
Man trifft ohnehin alle. Leider auch wirklich alle.
Man trifft ohnehin alle. Leider auch wirklich alle.
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pade,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 20:49
Apropos Literatur
Verehrte belesene Leser, vielleicht können Sie mir ein paar Tipps zu folgendem Thema geben:
Literatur der BRD bis 1989 im Spannungsfeld zwischen Experiment und Tradition
Literatur der BRD bis 1989 im Spannungsfeld zwischen Experiment und Tradition
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rollproll,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 20:50
klingt wie nen seminartitel... (oder Hausarbeit, ist dsa semester nicht schon vorbei oder wurden gesonderte abgabedaten abgemacht ? ;) )
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fritz_,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 22:31
Ein schreckliches Kind würde der Lehrerin gleich ein anderes Vortragsthema abschwatzen: ob Frauen und Männer dieselben oder verschiedene Blähwörter bevorzugen.
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pade,
Mittwoch, 9. Oktober 2013, 22:46
Ein schreckliches Kind würde das sicherlich tun. Es soll durchaus auch angenehme geben. ;o)
Das Problem ist nicht die Literatur sondern der letzte Teil des Themas.
Das Problem ist nicht die Literatur sondern der letzte Teil des Themas.
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first_dr.dean,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 02:54
@ Pade
Das ist doch fast schon ein offenes Thema. Such dir einfach ein paar "BRD"-Autoren raus, die du gut findest - und schreib dann halt, was davon experimentell ist, und was daran traditionell. Oder du schreibst, dass sich die Literatur der BRD zwischen ´50 und 89 nur schlecht mit diesem Gegensatzpaar experimentell/traditionell beschreiben lässt, und du schlägst ergänzend noch ein paar andere Begriffe vor. Oder - oder - oder. Ein ganz leichtes Thema, sofern du Literatur liebst. :D
Nebenbei kannst du in der Arbeit auch immer gut unterbringen, dass du deiner Lehrerin gut zugehört hast, z.B., wenn sie was über die Neue Sachlichkeit erzählt hat etc.
Übrigens könnte mensch die These aufstellen, dass sich die Literatur der BRD seit den 50er Jahren weg vom Experimentellen und hin zum Traditionellen entwickelt hat. In den PEN-Kongressen beispielsweise war mal "serielle Literatur", "Avantgarde" und dergleichen ein ganz großes Thema, vergleichbar vielleicht mit parallel laufenden Entwicklungen in der sogenannten Neuen Musik.
Inzwischen ist fast alles durchdrungen vom Denken an "den Markt". Das ist nicht gerade gut für Experimente - Literatur muss also in erster Linie marktgängig sein, und ob nun in Gestalt leicht konsumierbarer Krimis, in Großstadtromanen, Boulevard-/Promi-"Literatur" (wie das aktuelle Werk von Becker etc.) oder als Hegemann-Blendwerk. Oder nehmen wir den Bereich Fantasy-Literatur, zum Beispiel mit Werken von Thilo Sarrazin, der in Vortäuschung eines sachlich aufklärenden Werkes über "Intelligenz" die armseligen Thesen eines Hobbyeugenikers präsentierte.
@ Don
Betreffs Liebe:
Deine zu Lobo ist ja unverändert ungebrochen. Bin da glatt erstaunt - ich hätte eher damit gerechnet, dass er dir irgendwann einmal reichlich egal wird.
Das ist doch fast schon ein offenes Thema. Such dir einfach ein paar "BRD"-Autoren raus, die du gut findest - und schreib dann halt, was davon experimentell ist, und was daran traditionell. Oder du schreibst, dass sich die Literatur der BRD zwischen ´50 und 89 nur schlecht mit diesem Gegensatzpaar experimentell/traditionell beschreiben lässt, und du schlägst ergänzend noch ein paar andere Begriffe vor. Oder - oder - oder. Ein ganz leichtes Thema, sofern du Literatur liebst. :D
Nebenbei kannst du in der Arbeit auch immer gut unterbringen, dass du deiner Lehrerin gut zugehört hast, z.B., wenn sie was über die Neue Sachlichkeit erzählt hat etc.
Übrigens könnte mensch die These aufstellen, dass sich die Literatur der BRD seit den 50er Jahren weg vom Experimentellen und hin zum Traditionellen entwickelt hat. In den PEN-Kongressen beispielsweise war mal "serielle Literatur", "Avantgarde" und dergleichen ein ganz großes Thema, vergleichbar vielleicht mit parallel laufenden Entwicklungen in der sogenannten Neuen Musik.
Inzwischen ist fast alles durchdrungen vom Denken an "den Markt". Das ist nicht gerade gut für Experimente - Literatur muss also in erster Linie marktgängig sein, und ob nun in Gestalt leicht konsumierbarer Krimis, in Großstadtromanen, Boulevard-/Promi-"Literatur" (wie das aktuelle Werk von Becker etc.) oder als Hegemann-Blendwerk. Oder nehmen wir den Bereich Fantasy-Literatur, zum Beispiel mit Werken von Thilo Sarrazin, der in Vortäuschung eines sachlich aufklärenden Werkes über "Intelligenz" die armseligen Thesen eines Hobbyeugenikers präsentierte.
@ Don
Betreffs Liebe:
Deine zu Lobo ist ja unverändert ungebrochen. Bin da glatt erstaunt - ich hätte eher damit gerechnet, dass er dir irgendwann einmal reichlich egal wird.
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jeeves,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 12:12
A propos Lobo: welch neues Geschäft der jetzt vorhat, ist ja auch recht seltsam: Er will E-"Bücher" verkaufen, in die der "Benutzer" online reinschreiben kann, den Text verändern, oder auch nur An- oder Bemerkungen machen; Copy & Paste (also daraus klauen) natürlich auch.
Nennt sich natürlich schick Englisch "Sobooks" (Social Books) und das Interview dazu ist in der FAZ: http://bit.ly/GLXW8P
Als ich das las, dachte ich sofort: der braucht 'nen Dämpfer vom Buchfreund Don.
Nennt sich natürlich schick Englisch "Sobooks" (Social Books) und das Interview dazu ist in der FAZ: http://bit.ly/GLXW8P
Als ich das las, dachte ich sofort: der braucht 'nen Dämpfer vom Buchfreund Don.
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mark793,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 14:06
Ich habe gestern auf WDR 5 ein Interview mit ihm gehört, und abgesehen davon, dass sich mir der Zusatznutzen dieser Social-Spielereien nicht so recht erschließt, muss ich sagen, für Lobo-Verhältnisse klang er da nicht annähernd so marktschreierisch-größenwahnsinnig wie bei manchem früheren Projekt.
Mein Bauchgefühl sagt mir, das Sobook-Dingens wird in der Mediengeschichte dereinst so etwas sein wie der Bildplattenspieler der 70er Jahre, von der Idee her irgendwie richtungsweisend, aber letztlich ein Weg, den die Evolution dann doch nicht eingeschlagen hat.
Aber ich kann auch falsch liegen.
Mein Bauchgefühl sagt mir, das Sobook-Dingens wird in der Mediengeschichte dereinst so etwas sein wie der Bildplattenspieler der 70er Jahre, von der Idee her irgendwie richtungsweisend, aber letztlich ein Weg, den die Evolution dann doch nicht eingeschlagen hat.
Aber ich kann auch falsch liegen.
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jeeves,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 15:20
In den FAZ-Blogs hat der Don inzwischen von der Buchmesse geplaudert und auch das Vorhaben des Irokesen nebenbei kurz erwähnt: http://bit.ly/162lmxz
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donalphons,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 17:03
Ich kann mit der Idee auch nichts anfangen, das ist eine Lösung für ein Problem, das erst noch erfunden werden muss. Was nicht heisst, dass es solche Bücher nicht gab und gibt; die Auslegung der Torah zum Beispiel ist nach einem ähnlichen Muster organisiert, aber das wiederum ist ein historisch gewachsener Spezialfall. Ich weiss auch nicht, warum ich in ein Buch linken sollte, wenn ich es zitieren kann. Und generell habe ich nicht den Eindruck, dass so arg viele Leute kommentieren und bloggen oder bei Facebook verlinken, wenn es um Bücher geht.
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mark793,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 18:05
(...) oder bei Facebook verlinken, wenn es um Bücher geht.
Ach, wenn es um eigene Bücher, Kickstarter-Projekte, Lesungstermine undsoweiter geht, dann schon. ;-)
Aber sonst? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass auf dem Weg ein paar interessante künstlerische Sachen entstehen, die mit einer http-basierten Intertextualität virtuos zu spielen wissen. Die Älteren werden sich indes noch daran erinnern, wie sich kulturaffinere Kreise vor über 20 Jahren das interaktive Fernsehen ausmalten, da gab es dann vom Feuilleton hochgelobte Projekte wie "Piazza Virtuale" auf der documenta, aber jenseits dieser Nische zerrten die dominanteren Marktkräfte das Thema "Interaktivität" mehr in Richtung Impuls-Pay-per-View, Teleshopping und anderes Transaktionsfernsehen.
Und selbst wenn ich konzediere, dass das Netz ein weitaus höheres Interaktivierungspotenzial hat als das Fernsehen, sehe ich nicht, dass so ein bisschen chit-chat-Funktionalität als Anreiz ausreicht, ein neues Marktmodell für Texte tatsächlich fliegen zu lassen.
Ach, wenn es um eigene Bücher, Kickstarter-Projekte, Lesungstermine undsoweiter geht, dann schon. ;-)
Aber sonst? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass auf dem Weg ein paar interessante künstlerische Sachen entstehen, die mit einer http-basierten Intertextualität virtuos zu spielen wissen. Die Älteren werden sich indes noch daran erinnern, wie sich kulturaffinere Kreise vor über 20 Jahren das interaktive Fernsehen ausmalten, da gab es dann vom Feuilleton hochgelobte Projekte wie "Piazza Virtuale" auf der documenta, aber jenseits dieser Nische zerrten die dominanteren Marktkräfte das Thema "Interaktivität" mehr in Richtung Impuls-Pay-per-View, Teleshopping und anderes Transaktionsfernsehen.
Und selbst wenn ich konzediere, dass das Netz ein weitaus höheres Interaktivierungspotenzial hat als das Fernsehen, sehe ich nicht, dass so ein bisschen chit-chat-Funktionalität als Anreiz ausreicht, ein neues Marktmodell für Texte tatsächlich fliegen zu lassen.
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donalphons,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 18:10
Sowas in der Art gab es doch schon mal bei seinem Romanflop - was dann schon mal vorausgesetzt hätte, dass das Buch nicht ein Rohrkrepierer wie der Autor ist. Aber wenn das Buch nicht gekauft wird (und noch dazu über diese Plattform), dann gibt es auch keinen wie auch immer gearteten Dialog.
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flederhund,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 13:34
Ich frage mich wie das Verhältnis verkaufter Ebooks und ähnlicher Dinge im Vergleich zu den Zugriffen auf Werke mit abgelaufenem Urheberrecht ist.
Via Gutenberg, literature-online.com etc. kommt man ja an Dinge ran die jenseits jedes Hegekindes sind. Wer ohne Lesegerät lesen will formatiert ein wenig herum und kann ausdrucken. Am Geld kanns nicht liegen wenn jemand nicht liest.
Via Gutenberg, literature-online.com etc. kommt man ja an Dinge ran die jenseits jedes Hegekindes sind. Wer ohne Lesegerät lesen will formatiert ein wenig herum und kann ausdrucken. Am Geld kanns nicht liegen wenn jemand nicht liest.
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jeeves,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 15:26
"literature-online.com" ? Versuchen Sie's mal.
Besser ist: Zeno.org
Dazu all die antiquarischen Bücher, oft für'n Appel und'n Ei bei ZVAB oder bei den Gebraucht-Angeboten via Amazon (meine Erfahrungen: bei Amazon geht's schneller und man ist kulanter)
Besser ist: Zeno.org
Dazu all die antiquarischen Bücher, oft für'n Appel und'n Ei bei ZVAB oder bei den Gebraucht-Angeboten via Amazon (meine Erfahrungen: bei Amazon geht's schneller und man ist kulanter)
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paul bademeister,
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 21:38
Und noch ein Hinweis auf www.mobileread.com. Während einem bei Gutenberg mitunter sehr viele OCR-Fehler das Vergnügen rauben, bemühen sich dort Freiwillige um lesbare Ausgaben. Es finden sich einige gelungene Gesammelte Werke.
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