Nicht mein Land und nicht mein Netz
Sie regen sich über alte, weisse Männer auf. Das kann ich vollumfänglich nachvollziehen, wenngleich es da auch solche und solche gibt. Und ich wäre auch angetan, wenn ich mal mehr Leistung von jungen, weissen oder was auch immer Frauen sähe, die mit so grossem Engagement andere auf 140 Zeichen anfiesen. Ich bin, weil ich aus dem alten, schlechten Bayern stamme, etwas voreingenommen gegen die sofortige Gesprächsverweigerung der Staatsparteiapparatschiks. Manchmal hat man das ja auf dem Blog, dass einer gleich mit dem ersten Beitrag alle Register der Trollerei zieht - die lösche ich dann, immer mit dem Gefühl der Verärgerung, auch ihr Spiel zu spielen. Hat denen eigentlich keiner gesagt, dass man wenigstens pro forma ein "Entschuldigung, aber" davor setzt, wenn man sich nicht kennt und den anderen kritisieren möchte?
Die Antwort ist vermutlich "Nein". Die Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet Menschen mit schlechten Manieren dann bessere Politik machen sollen, weiss ich nicht, man hat doch am Berufskriegermenschen Niebel gesehen, wie so etwas ausgeht. Ich muss mich wenigstens darum nicht auch noch kümmern. Noch nicht mal bei der Europawahl, wo sie es, wenn der Linksdrall so weiter geht (und das wird es tun, für die Fahrkarten nach Bremen sorgen schon die Kader), mit Sicherheit auch nicht schaffen werden. Die jungen, weissen Frauen und ihre Freundinnen in den Medien, die jetzt dann doch lieber etwas anderes machen.
Mir ist natürlich schon klar, dass viele von denen, die sich nicht anders als in 140 möglichst lauten Zeichen artikulieren und hässlich sein können, in Wirklichkeit ganz anders sind. Oder sein können. Wenn sie nur wollen. So, dass auch gern zugehört wird, und so etwas wie ein Diskurs entstehen kann. Sind wir nicht alle ein wenig so, wenn der andere gegenüber sitzt? (Nein, es gibt auich welche, die real so krank wie auf Twitter sind, musste ich leder erleben, aber egal)
Manchmal denke ich mir bei all diesen Leuten: Sie hatten in den letzten drei Jahren so unendlich viele Chancen, so viele mehr als die vor ihnen und die nach ihnen noch einmal haben werden. Sie hatten Glück, genau den richtigen Hebel am System ansetzen zu können. Man hat sie eingeladen,. Man hat sie reden lassen. Man hat ihnen Blogs, Geld, Raum, Vorträge, Sendungen gegeben, sie waren auf den Titeln und wirklich begehrt. Man hat sie mit Buchverträgen beworfen und um Rat gefragt. Mitte 20 waren wir froh, wenn wir neben dem Zuhause unseren eigenen Freiraum hatten, in dem uns die restriktive Politik des Freistaates so halbwegs in Ruhe gelassen hat. Irgendwie hat das trotzdem etwas bewegt. Keiner, der heute in meinem damaligen Alter ist, wird je wieder in diesem Land über die Autobahn in letzter Sekunde zu einem der beiden Abtreibungsärzten rasen müssen, die noch etwas tun können für eine Person, die man fast nicht kennt, deren Eltern nichts wissen dürfen und die nur das Glück hat, eine Freundin zu haben, die einen kennt, von dem sie weiss: Der würde das tun. Vergessen sind all die Namen der Lesben und Schwulen, die Stück für Stück erst für ihr Wesen, ihre Normalität und dann leider auch für die Akzeptanz ihrer Erkrankung kämpfen mussten. Es waren viele. Sie waren auch nicht gut oder besser oder alte weisse Männer, sie haben in ihren kleinen Räumen begonnen, und am Ende ist es ein anderes Land geworden. Kein Focus hätte sie als Zukunft auf den Titel gebracht. da waren unsere Verfolger. Die Sheriffs. Die alten Braunen. Wir hatten keine echte Chance, nur viel Arbeit. Gut, meine schwulen Freunde mussten vier Jahre Westerwelle erdulden, man kann es sich halt nicht immer raussuchen.
Es gab eine Zeit, da wurden diese jungen Leute bei uns mit dem arabischen Frühling verglichen. Muss man sich mal vorstellen, saturierte, vergleichsweise reiche Kinder, HartzIV-Hochbegabte mit iPhone, bessere Töchter mit La Noia in Berlin, Borderliner mit Psychoknacks werden ohne jedes eigene Risiko zur Macht der Veränderung hochgeschrieben. Damals hiess es, sie hätten Chancen. Heute haben sie noch 2, 3 Jahre Ausharren mit anderen Abscheuilichkeiten in manchen Parlamenten vor sich, oder stellen fest, dass der hochheilige Lebenslauf eine Schramm-e hat. Was soll nur der Arbeitgeber, so er sich materialisiert, denken?
Ja, der Arbeitgeber. Denn nachdem es nichts ist mit dem Parlament, und auch nicht mit der Partei, muss man vielleicht doch mal äh - arbeiten, igitt, da schütze einen der heilige Marx. Wie ich gerade erfahre, ist da ein Nudelfreund in Berlin, der nach München möchte, aber kein Geld für Urlaub hat, sich also bei einer Veranstaltung einladen lässt, bei der aber keine Frauen auf dem Podium sitzen und dann öffentlich die Veranstalter anmosernd überlegt abzusagen, weil da nur Männer sind, aber andererseits kann er sonst nicht nach München, weil kein Geld, und das wäre doch ein toller Urlaub... die Nudel war ihr Schicksal. Hier verbrennen wir Holz für so viel Geld, da könnte so einer den ganzen Winter Döner essen, und das macht den Unterschied: Der eine schiebt es in den Ofen, der andere nicht in den Magen. Man hätte nur ein paar Dinge anders machen müssen, Kleinigkeiten, ein paar mal besser schweigen und nicht sofort auf jeden losgehen, weil man sich dazu berechtigt fühlt - aber es waren so viele Chancen, da kann man schon mal eine als Zeichen der moralischen Überlegenheiten niedermachen. Und nicht verstehen, dass die anderen Chancen auch bald aufhören, welche zu sein.
Der arabische Frühling hatte Islamisten, Diktatoren, Geheimdienste, amrikanische Unterstützer und erstarrte Gesellschaften gegen sich. Nichts davon hier. Hier hatten Grossmäuler alle Chancen, etwas zu erreichen, und man muss leider sagen: Gut, dass es nicht so gekommen ist. Dabei sind die gar nicht alle zwider. Nur auf Twitter sind sie gemeinschaftlich so dumm, dass ich alle Tore verriegeln möchte.
Beim Arbeiten haben sich meine Schuhe aufgelöst, ich habe Käfer und Spinnen sorgfältig evakuiert, und eine solide Mauer für den Winter gebaut. Hier wird alles gut, sage ich der Katz ins Ohr. Es ist die weniger nette Katz, aber sie ist immer noch ein Ausbund an Charakterstärke und gutem Benehmen, wenn man es vergleicht. Und sie bekommt auch Leckerlis.
aber doch wohl hoffentlich nicht in diesem aparten Blazer?
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(Büchner)
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Trotz des momentanen Büchnerhypes einfach gut.
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Jeder hat doch mal Geburtstag! Ich kenne meine zwölf Pappenheimer seit dreißig Jahren wie meine Jackentasche. Euripides, Goethe, Walter Ulbricht, der ganze Kanon für Glückskinder.
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Wunderschöne Fotos, mal wieder. Die Holzmaserung, der Käfer und die Katze haben mir es besonders angetan.
Vielleicht wäre es gut, wenn die Welt von Katzen regiert würde.
Dann gäbe es in den höchsten Ämtern endlich ausreichend Klugheit, Instinkt, Einfühlungsvermögen, Beharrlichkeit und Energie
- Anna Magnani -
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Sie: Sexisten! Keine Frau auf dem Posium!
Veranstalter: Oh, Vorschläge?
Sie: Ja ich!
Veranstalter: OK.
Sie: Prima.
Das sind so Leute, mit denen würde ich einfach nicht arbeiten wollen, selbst wenn sie auch sozial können. Aber das sind so Ego-Strategien, die jedes Projekt ruinieren. Und man weiss nie, wann man sowas in den Rücken bekommt.
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die mussten dann auch alle möglichkeiten nutzen ihre position zu kapitalisieren.
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@ rollproll: Auch unter Geisteswissenschaftlern gibt es vernünftige Leute.
Disclaimer: Ich selbst bin keine Geisteswissenschaftlerin.
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Ist die Bundesagentur dann in der (verdeckten) Parteienfinanzierung tätig? Angies Plan?
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In Büro, Büro wurde das damals aufs Schönste beschrieben. Auf den Schreibtischen stehen heute Bildschirme statt Kugelkopfmaschinen, man nutzt Twitter statt dem Flurfunk, die Mechanismen menschlichen Zusammenlebens bleiben.
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Aber ganz offensichtlich verstehen mache noch immer nicht, was Typen sie sich da einschleppen. Unjd solange sie damit nicht öfters scheitern, werden sie es weiter machen.
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Nichts anderes hätte ich erwartet. Und ich würde meinen, hier jetzt genug Anraunzereien gelesen zu haben. Bitte wenden Sie sich an andere Blogs für Ihre Einlassungen. Es nervt ungemein.
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Aber ich glaube nicht, dass es grundsätzlich neue menschliche Verhaltensweisen sind. Jedes größere Unternehmen hat solche Typen, die solche Mechanismen sehr erfolgreich einsetzen, und die ganzen Behörden und Ministerien sowieso. Die meine ich, die ein völlig-zu-recht Scheitern dann noch als "challenge" betrachten.
Das Frustrierende ist, dass man nicht immer die Möglichkeit hat, draufzuhauen oder auszugrenzen oder ohne wesentliche Nachteile für einen selbst einfach gehen kann. Ignorieren hilft ja nur für den Moment. Verzwickte Situation.
(sry für den die vormittägliche Flucht in einen Donnerstagsrant, aber ich hab grad selber mit zweien von der Sorte zu zun)
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sowas klappt aber zugegebenermaßen nur, wenn solche leute nicht deutlich über einem stehen.
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@ jeanluc: Anstelle des Nudelfreunds hätten die in München wohl echt besser diese Katze eingeladen.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip
da geht es um die Frage warum eigentlich durchaus taugliche Leute auf Posten landen, an denen sie ihr potential nicht voll ausspielen können.
das hat mit solchen windeiern wenig zu tun.
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Das Peter-und Hull-Prinzip ist wohl eher in satirischer Absicht entstanden.
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Viel wohlige Wärme für Ihr Elternhaus. Gute Gefühle für den anständigen Sohn.
Beim Borkenkäfer würde ich auch zum Erschlagen neigen. Aber es könnte analog zu Erregern gelten, daß eine kritische Zahl dieser Tiere nötig ist, um zu schaden. Vielleicht wird das Tier Beute, bevor es seine Brut in einen Ihrer Bäume einbringt.
Ich bekenne mich des Speziesismus schuldig. Ein herrlicher Baum ist mir mehr, als eine Population Käfer.
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I'm a lumberjack and I'm okay
I sleep all night and I work all day
I cut down trees, I wear high heels
Suspenders and a bra
I wish I'd been a girlie
Just like my dear mama
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schädling oder Unkraut sind landläufige Bezeichnungen für Lebewesen am (speciesism) falschen Ort. Für Gärtner, Bauern und Förster ist das klar. Einem Möbelbesitzer und Gemäldesammler sind manche Lebewesen sicher auch als Schädlinge bekannt. Nur verwenden gebildetere Leute vielleicht andere Begriffe.
Was würden Sie denn mit Termiten in Ihrem historischen Haus tun?
Hegen oder töten? Eine Etage tiefer (speciesism) kommen die Pilze oder Bakterien auf Ihren Leinwänden. Als schadende Lebewesen beseitigen/eliminieren/liquidieren oder dulden und wie bei moderner Hai-kunst den Verfall als Teil des Kunstwerkes ansehen?
mit herzlichen Grüßen Ihr Schad-bär
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