Stroh, Butter, Sahne, Zucker

Glück muss man haben. Der berüchtigte Flohmarkt in Pfaffenhofen, von dem in meinem Umfeld gefühlt jeder Weihnachtsschmuck stammmt, der nicht aus dem Familienfundus kommt, liegt diesmal zwei Tage vor dem Fest. Und das heisst, dass für viele Familien die Festtage gerettet sind, denn dort kann man zu horrenden Preisen das besorgen, was noch zum Baum a la Mode 2013 fehlt. Meines Erachtens sind ja Strohsterne wieder stark im Kommen, also bei denen, die keine überdimensionalen Schottenkarofliegenpilze erwerben möchten. Falls Sie aber Nazi sein sollten, seien sie gewarnt; Christbaumkugeln mit Hakenkreuz gab es zwar früher, heute jedoch sind die meisten Fälschungen, wie ich jüngst hören durfte.



Bei mir hat ein wenig von dem Einzug gehalten, was vor Urzeiten jemand als "Südtiroler Bergbauernmächentraum" bezeichnete. Ich bin ja nicht so sonderlich empfänglich für das Fest und tue gerade mal so viel, um mich nicht als Freudentöter komplett ins gesellschaftliche Abseits zu stellen. Wenn man dann aber an mich und meine bescheidene kleine Winterbehausung in den Bergen denkt, und das speziell so konzipiert, nehme ich das gerne.



Anderes nehme ich noch gerner. Der schönste Adventskranz, den ich mir vorstellen kann, wird nicht aus Zweigen und Kerzen und anderem Kitsch gemacht, sondern aus Äpfeln, Teig, Rosinen, Rahm und daneben noch eine funkelnde Silberkugel voller Tee. Die perfekte Symbiose von Tradition und Moderne. Dazu Hüttenschuhe. Wenn dann noch der alte Nagel genau für das neue Bild passt, ist es eigentlich perfekt. Und ganz schnell vergesse ich die Welt draussen hinter dem durch den Berg definierten Horizont.



Ich habe den Scheiss ja nicht gewählt, und werde tun, was noch in meiner Macht steht, um das doch noch zu verhindern. Der ideale Christbaum., den man der SPD wünschen kann, hat viele abgerübte Kopfkugeln all derer, die jetzt schon zwei Wahlen nacheinander verloren und noch immer nicht kapiert haben, dass sie beim Wähler nicht ankommen, und der natürlich kein Wort mehr glaubt: Die Politik des Möglichen ist halt eine Politik der Unmöglichen. Wie die SPD aus dem Dilemma herauskommen will, weiss ich auch nicht, aber drüben in Kiefersfelden wird heute die Autobahn besetzt, als indirekte Folge des Ja der SPD zur CSU-Maut. Das klang vor der Wahl noch ganz anders und das merken sich die Leute.



Aber egal, ich bin am See und wichtig ist eigentlich nur, dass es genug Semmelbröckerl - neudeutsch Croutons - gibt, dass sie in Butter geröstet wurden und nicht in Margarine, und dass sie in einem Hafen - weiter in Norden nennt mal das Gefäss -gereicht werden, und nicht zu wenig sind und keinesgleich zu Beginn in die Suppe gekippt werden.

Übrigens, es gibt nur einen saktosankten Weg, Tomatensuppe zu kühlen. Man bläst nicht und man wartet nicht, man kippt einfach kalte Sahne hinein. Das sind alles so Gründe, warum ich Restaurants mitunter nicht als angenehm, sondern mehr so als Abstieg und Beschneidung meiner Freuden empfinde. Manche sagen ja, für das Geld, das die Wohnung gekostet hat, hätte ich auch ein paar Jahre Urlaub machen können: Die Wahrheit ist, es wäre Urlaub ohne Sahne und Butter, und das kann man schon mal machen. Daran stirbt man nicht sofort. Aber ich bin nun schon fast 6 Jahre hier. Das wäre nicht gut ausgegangen.

Sonntag, 1. Dezember 2013, 17:48, von donalphons | |comment

 
und so haben auch sie, lieber don, ihren hafen gefunden ;-)...

doch im ernste gesprochen, so wird sich ihre kleine behausung in einiger zeit durch gleichwohl unrealisiert bleibende gewinne selbst tragen. die möglicherweise nicht aufgefangene spanne dazwischen trägt man doch nun recht gerne, da es wesentlich angenehmer scheint, in eine weitere eigene wohnung zu gehen, als sich jedesmal dem joch einer bewirtschafteten logis zu unterwerfen.
zudem lässt sich dort hübscher tand und grösseres unterbringen, der woanders keinen geeigneten platz fände. geht meinereiner nicht anders...

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Naja, den Tand könnte man sich dann auch sparen :-)

Man bezahlt halt mit der Ortsstabilität, man kann nicht sagen, oh heute will ich aber St. Moritz, und dann wäre auch mal Bormio schön. Aber dafür hält sich der Wert, und das ist ja auch ganz schön.

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So lichtdurchflutet sieht das Zimmer besonders schön aus .

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Ja, das ist sehr angenehm, gerade im Winter.

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Der Einblick in den Ausblick ist sehr hübsch. Hält man es im Sommer ohne Verschattung gut aus?

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Einerseits bleibt es im Sommer am See immer drei, vier Grad kühler als in den Ebenen, andererseits ist das ja der Trick bei der Wohnung: Im Sommer springt das Dach ganz weit vor und hält die Sonne draussen, im Winter dagegen ist sie von früh bis spät im Raum, weil die Sonne niedrig steht. Wohnungen sollte man in den Bergen immer nur im Winter kaufen!

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"Wohnungen sollte man in den Bergen immer nur im Winter kaufen!"
Gut zu wissen!

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"Wohnungen sollte man in den Bergen immer nur im Winter kaufen!"
Eben. Hätten das im Neubaugebiet F..b..au - natürlich rein zufälligerweise auf ehemaligen Wiesen des Bürgermeisters und seines Schwagers ausgewiesen - die Neu-Bauherren mal befolgt, dann wüßten sie auch, daß die Talecke den ganzen Winter über im Schatten des Berges liegt.
Warum hat da wohl vorher nie einer gebaut?

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Am besten geht man dorthin, wo Namen wie "Sonnleiten" üblich sind. Aber wenn es wirklich danach ginge, dürfte es Rottach gar nicht geben.

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Da gerade diese Christbaumkugeln erwähnt wurden, von denen es heute in der Regel nur noch Fälschungen auf dem Flohmarkt zu kaufen gibt: Kennst Du den mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm Der kleine Nazi von Petra Lüschow?

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