Puh

Gestern war ein aufklärender Tag.

Und heute geht es mit Aufklärung weiter, denn man sollte mal darüber reden, dass der soziale Druck zugunsten des sog. "Sterneküchte" keinesfalls von der Realität unterstützt wird, sondern meist nur von Medien, die gerne prassen und Gefälligkeitsberichte schmieren. Dieser ganze 260Euro-5Gang-Plunder-mit-Wassersommelier - es ist nicht so, dass ich das nicht auch kenne. Aber das war für mich schon mal der Grund, einen ganzen Beitrag abzusagen. Es ist nicht nur Bestechung, es ist, von meinem Niveau aus betrachtet, schlechte Bestechung. Ich bin nicht durch die Anordnung von dünnen Mangostreifen auf einem grossen Teller zu beeindrucken. Es geht auch gar nicht darum, ob man sich das leisten kann; in meinem Umfeld will man halt nicht. Wer glaubt, Reiche empfänden einen besonderen Genuss dabei, jeden Tag drei Stunden steif herumzusitzen und mit der verlangten Verzückung die Kreation irgendeines bekannten Kochs zu würdigen, irrt sich. Warum es früher nicht so war, warum das heute kaum mehr geht und wie es wirklich aus der Sicht der Betroffenen ist, schreibe ich in der FAZ und im Kommentarblog.

Samstag, 28. Dezember 2013, 12:57, von donalphons | |comment

 
Da bin ich sicher, auch Koch & Literat Vincent Klink ist ganz Ihrer Meinung. Denn: "Bei uns essen Sie in keinem weihevollen Gourmettempel. Wir verstehen uns als Gasthaus in dem der wahre Genießer zufrieden gestellt werden soll. Es säuselt keine Musik und man darf auch laut lachen. ... Wir servieren Bestes aus der Region, aber auch Geflügel oder Fisch von der Atlantikküste und alles auf feinstem Tischtuch und in üppigem Blumenschmuck. Verzierungen, Deko oder ähnlichen Firlefanz gibt es bei uns nicht. ..."
Ja, ich bin Fan vom dicken & klugen Vincent.

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So würde ich mir übrigens auch eine Zeitung wünschen. Gute Geschichten aus der Region und den Abschreibern und Übergeigern einen satten Tritt.

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Tja, die heutige Sterneküche mit "Wassersommeliers" etc. ist sicherlich auch nicht mehr das, was sie mal.
Andererseits ist aber auch der Versuch, sie madig zu schreiben, von vornherein zum scheitern verurteilt - zumal, wenn der sie scheinbar (und natürlich nur scheinbar) madig machen wollende selbst größten Wert auf Traditionen und eine über Jahrhunderte gewachsene Kochkunst Wert legt.

Nichts gegen die Wielandshöhe und ihren Häuptling, der gewiss sein Handwerk versteht und der eine sympathische Crew um sich gescharrt hat.
Aber heute müssen wohl alle Restaurants mit ausgezeichneter Küche irgendwie léger oder "witzig" sein.

Leider gilt dies selbst für die kleine Insel Sylt, neben der die Gemeinden um den Tegernsee kulinarisches Sparta sind.

Tegernsee: *****
Sylt: **********

Auch hier erscheint man im Ralph Lauren-Hemd mit Kind, Kegel und Köter anstatt im Abendanzug mit langbeiniger Geliebter.
Von wegen "drei Stunden steif herumsitzen". Wo gibt es denn noch Sterne-Restaurants, in denen einen das Personal nicht vertraulich angrinst, sondern ein seinem Rang - Maitre d´Hotel, Chef de rang, Demi-Chef, Commis etc. - von Alter und Ausbildung her entsprechender Mitarbeiter in einer Grandhotel-Atmosphäre empfängt und allenfalls an einem kurzen Spiel seiner Mundwinkel erkennen läßt, was er von der Wahl Monsieurs ("ich nehme alles!") hält.
Erst recht gilt dies für die vollständige Besetzung einer Küchenbrigade.

Ich würde es mich gern einiges kosten lassen, traditionelle französische Küche ohne "persönliche Handschrift" oder "crossover mit neuer arabischer Cousine" oder "bodenständig aber mit besten Zutaten", statt dessen aber in handwerklicher Qualität auf Sterneniveau und serviert in einem förmlichen Ambiente von traditionell ausgebildeten Kellnern zu erleben.

Nur wo? Ich komme sozusagen gerade von Jörg Müller. Seine Kochkunst ist über jeden Zweifel erhaben. Ebenso kann keine dieser neumodischen Weinboutiquen mit seiner Weinkarte mithalten. Hier: Mozart - Im Landgasthof auf dem Festland: Motörhead. Ich möchte beides nicht missen und empfinde die Verächtlichmachung der Sterneküche als kindisch, um nicht zu sagen: dumm.

Leute, die so tun, als würde ihnen traditionelle Haute Cuisine nichts mehr geben, sind nach meiner Erfahrung zu 99% Angeber, die sich als Kenner ausgeben und es selbst unter Selfmademillionären auf Sylt oder am Tegernsee noch für erforderlich halten, sich als orts- d.h. dazugehörig zu bezeichnen, sobald sie auch nur seit ein paar Jahren eine Ferienwohnung in dritter Reihe ihr Eigen nennen.

Einfacher gesagt: ich kenne ein paar Restaurants mit Köchen, die etwas hinbekommen, das außer ihnen keiner hinbekommt. Ebenso kenne ich ein paar Sommeliers, die meinen Horizont nachhaltig erweitert haben. Und schließlich gibt es auch im Norden (nicht auf Sylt) ein paar Landgasthöfe dies- und jenseits der dänischen Grenze, z.B. q3)?"9&6476?/§7

Aber wo kann ich das kennenlernen, das man kennengelernt haben muß, bevor man sich als Kenner aufspielt?
In guten Landgasthöfen sicher nicht.

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Si tacuisses... in Zukunft lieber wieder Räder, Reisen etc bzw sonst irgendwas wo auch der nötige background da ist. Ansonsten verwirrt das die Leute nur

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Man sollte über allwes schreiben können und wenn das nicht passt, gibt es dafür die Kommentare.

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