Liegen bleiben in Berlin

In der Nationalgalerie.



Neben dem Kanzleramt.



In der Kastanienallee am Weinbergpark.



In der Friedrichstrasse unter der S-Bahn.



An der U8 am Moritzplatz, bis zum Tod vor einer Woche, als auch andere hier vorbei hasteten.



Ich kann das nicht wegfiltern, ich kann nicht aufhören, diese Konfrontation zu sehen, auch wenn sie sich nicht gerade vor meine Füsse erbricht, wie am Freitag Morgen in der Kochstrasse. Es ist zu viel. Es ist ein Dauerzustand, und wie viele letztlich nur irgendwo bei Freunden unterkommen, weil aus den Träumen nichts wurde. - da gibt es keine Statistik.

Freitag, 18. Januar 2019, 20:59, von donalphons | |comment

 
Da war einer in der Isarvorstadt, der kam aus Salamanca, las zu Anfang immer noch El País und hielt seine Sachen in Ordnung. Manchmal habe ich die Zeitung für ihn gekauft oder ihm Geld gegeben. Er hat drei harte Winter überstanden. Zuletzt lag seine Ration bei zwei Flaschen Schnaps pro Tag. (Hätte ich ein Gästezimmer...habe ich aber nicht.) Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht. Nach dem wenigen, was er mir erzählt hat, glaube ich, dass er sich planvoll zu Tode getrunken hat. Ich habe ihm angeboten, seine Familie in Spanien zu benachrichtigen, aber das wollte er nicht. Auf dem Gewissen liegt er mir trotzdem.

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"Ich kann das nicht wegfiltern ..."
Das Elend hat längst auch die Provinz erreicht. Zumindest die, in der ich lebe. Vor meiner Haustür wühlt eine alte Frau, die meine Mutter hätte sein können, in meiner Mülltonne. Die Tränen standen mir bald in den Augen und ich eilte hinaus, um ihr ein paar Euro in die Hand zu drücken. Ihre Scham war kaum zu übersehen, im Alter auf Almosen angewiesen zu sein. Ein anderes Mal war es ebenfalls eine alte Frau, die leicht bekleidet, durchgefroren und geistig verwirrt vor meinem Grundstück herumirrte. Ich holte sie in mein Haus und rief Polizei und Rettungskräfte. Und da frage ich mich, der ich in einer Gegend wohne, die man als gutbürgerlich, wenn nicht spießbürgerlich bezeichnen würde, was ist nur aus diesem Land geworden.

In der angrenzenden kleinen Stadt verfallen die Häuser, stehen die Läden leer, werden Kinder zum Betteln geschickt, treten organisierte Bettlerbanden auf und wurde ein neuer Palast für all die Kunden gebaut, die, trotz Tafeln und Kleiderkammern, ohne staatliche Hilfe auf der Straße landen würden.

Abgerundet wird das Bild dann durch die neuen Menschen, die in ihrer Perspektivlosigkeit die Straßen und Plätze bevölkern.

Die Kriminalität ist angestiegen, die alltägliche und die quasi legale.

In wenigen Jahrzehnten ist aus einer Kleinstadt mit kultureller Vielfalt bis hin zu einer Eissporthalle ein Hort des Elends und kaum noch zu beherrschender Verschuldung geworden. Und diese Stadt liegt nicht im Osten der Republik, der sich auch gerne als Mitteldeutschland bezeichnet.

Berliner Verhältnisse, die bundesweit wohl immer mehr um sich greifen. Berichtet wird über so etwas vornehmlich nur im Privatfernsehen, im ÖR dagegen sieht man nur die Alternative, das Elend im Ausland. Manchmal habe ich den Eindruck, selbst das Wohl der Tiere ist in diesem Land wichtiger als die Würde des Menschen.

Das BVerfG verhandelt ja gerade über die Zwangsmaßnahmen gegenüber dem Pack, welches nicht bereit ist, sich versklaven zu lassen. Ich bin mal sehr gespannt, ob von der Justiz mehr als von der Politik zu erwarten ist. Nach der andauernden Legalisierung der Zwangsfinanzierung des Propagandafunks habe ich da so meine Zweifel.

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"leicht bekleidet, durchgefroren und geistig verwirrt vor meinem Grundstück herumirrte"
Meine Nachbarin hat sich nicht nur degoutiert abgewandt, sondern sogar ihren kleinen Sohn bei der Hand gehalten, als der mich ungewöhnlich interessiert begrüßen wollte.

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Eine alte Geschäftsidee
Elendsvoyeurismus ist seit dem 18./19. Jh. eine Geschäftsidee, die den Vorteil hat, daß man diese niederträchtige Haltung als soziales Engagement tarnen kann.

Siehe als Beispiel Bettina von Arnim "Dies Buch gehört dem König" Teil 2, Erfahrungen eines jungen Schweizers im Vogtlande (Vogtland nannte man im Berliner Norden ein bstimmtes Elendsquartier).

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Das Wohl der Tiere ist eine lukrative Kompensationskultur. Haustiere sind natürlich loyal, Menschen nur unter gewissen Bedingungen.
Die Verelendung ist nicht neu, sie hatte nur eine relativ lange Pause. Sie ist nicht gerade berlinspezifisch und steigt mit fallendem BIP.
Ich erlaube mir, auf die BIP Vergleiche hinzuweisen zwischen Hagen und Ingolstadt, die in einer Zeitung namens SpXXl (Print) abgedruckt wurden.

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Zu "Liegen bleiben..."
@Hausherren:
wissen Sie, wenn das Thema Sie so sehr beschäftigt, sollten Sie darüber öfters schreiben.
Na ja, Ihr durchaus nüchterner Bericht über den Görlitzer Park hatte etwas suboptimale Auswirkungen, habe ich vernommen, aber hinter dem Paywall gäbe es wahrscheinlich die Möglichkeit zu experimentieren.

Meinetwegen muss nicht alles mit Törtchen, Foodprn & Co. und Genderistinnen bespickt sein. Ich lese praktisch alles gerne, wo Don Alphonso draufsteht.

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