Es sind die kleinen Dinge

Wie schon mal erwähnt, der Übergang meiner Blogs von der FAZ zur Welt vor zwei Jahren war für mich keine gosse Sache: Ich bekam eine längere Mail von der FAZ, und während ich noch nicht einmal wusste, was genau die wollten - die Botschaft war im letzten Absatz verborgen und auch nur so mittelklar in ihrer Intention - hatte ich schon das Angebot, zur Welt zu wechseln. Dort sah ich die Paywall zuerst als drohendes Elend, aber inzwischen erspart sie mir, würde ich sagen, 75% der Shitstorms und jede Menge üble Nachrede.



Mir ist klar, dass das manche ausschliesst, weshalb sich hier jetzt auch wieder ein wenig die Vorhänge heben. Die wichtigen Grundinformationen zu COVID19 bringe ich auch bei Twitter, weil vieles in Deutschland kaum in den Medien steht. Aber nach den zwei Jahren ist es vielleicht ganz interessant zu sehen, wo ich gerade so stehe. Das hier war bei der FAZ der letzte Beitrag, bevor es etwas lauter wurde, und er kam auf über 60.000 Klicks und 645 Kommentare. Er war damit überdurchschnittlich, 40.000 Klicks und 400 Kommentare sind in der Spätphase bei der FAZ normal gewesen. Nach einem Tag bei der Welt sieht ein sehr gut laufender Beitrag jetzt so aus.



Ja, ich weiss, die Kommentarsoftware ist immer noch eine Pest und ich weiss auch, dass in anderen Bereichen der Welt zu rigide eingegriffen wird - letzthin hat mal jemand einen Ausschnitt meines Beitrags im kommentar zitiert und wurde dann gelöscht. Aber ich kümmere mich darum und die Löschquote liegt momentan bei 0,3%. Was man bei der Welt nicht sieht, sind die Klickzahlen, aber ich kann sagen: Obwohl der Beitrag hinter der Paywall liegt, waren es deutlich mehr als bei der FAZ. Und die Verweildauer ist, obwohl die Beiträge deutlich länger sind, so an die 15000-18000 Zeichen, sehr gut. Die Leute lesen das wirklich, und diesmal hat der Beitrag auch sauber Abos verkauft, im Bereich mittlerer Zweistelligkeit: Keiner von den Neuen hat sich beschwert, das hätte sich jetzt nicht gelohnt - was ansonsten immer so eine Urangst ist.



Sieht nicht o aus, als böte ich zu viel Anlass zur Unzufriedenheit auf allen Seiten. Es geht voran. Eventuell überleben Medien doch im Internet, und die kommenden Wochen, wenn hier die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird, werden zeigen, wie es sich ohne Papier so ausgeht. Die FAZ kommuniziert nicht umfassend, wie es bei F+ so läuft, aber man wird sehen, wie sich das entwickelt. Eine Art Ersatz für mich in Sachen Aktivität sehe ich da jedenfalls bislang noch nicht.

Montag, 9. März 2020, 10:48, von donalphons | |comment

 
Ich habe seinerzeit bedauert, dass die FAZ Zeit dem Ende entgegenging, da für mich die Welt immer CDU Verkündungsblatt gewesen ist und FAZ die seriöse Zeitung des Landes. Im Vergleich heute finde ich, dass die Quote wirklich guter Artikel bei der FAZ abgenommen hat und mehr oberflächlich und unkritisch geschrieben wird. Dieser Prozess hat aber schon früher angefangen und zieht sich über mindestens 10 Jahre hin.

Bei der Welt hat mich die hinter der paywall Qualität positiv überrascht, weit weg von der FAZ zu guten Tagen, aber besser / mindestens aber vergleichbar mit der heutigen FAZ. Und damit deutlich vor dem Rest. NZZ ist bei mir vermehrt ein Zusatzmedium geworden, aber für die Aussenansicht. Für Ihr Blog zu wenig Reichweite in D.

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Die NZZ hat in Deutschland recht gute Zahlen. Bei der FAZ gibt es viele Neuzugänge mit anderer Sicht auf die Dinge, und das verändert das Blatt massiv. Bezeichnenderweise bringt das aber online wenig, weil die Woken eh zu Spon gehen. Mich erinnert der Weg der FAZ an die FDP, die nach links und rechts Leute vergrault und sich nicht aus ihrer Merkelfixierung lösen kann. Die Verrenkungen in der Politik, das alles gut finden zu müssen, erinnern an Radio Eriwan.

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Die FAZ schwächelt
die NZZ ist bärenstark, die weLT so in der Mitte. Aust ist juut. Sie natürlich, der Leubecher gefällt mir, gestern ist Dirk Schümer plötzlich wieder da gewesen mit einem guten Artikel über Mette Frederiksen und Dänemark. Die Dänen setzen "Deutschland schafft sich ab" ziemlich weitgehend um.

Sonst noch: Martina Meister hat z. T. furios über die Gelbwesten berichtet - wie auch Michaela Wiegel und der alte Kämpe Jürg Altwegg in der FAZ, muss man sagen - die waren da z. T. allesamt richtig gut!


Im Kommentarbereich der NZZ kann ich über Soziobiologen, aber auch über Goldman Sachs und die AfD schreiben, was ich will, bei der FAZ nicht und bei der weLT auch nicht - mit Ausnahme Ihrer Beiträge. Das - diese Zensur in der FAZ und der weLT ist in meinen Augen sehr unerfreulich.

Wichtige Intellektuelle wie Michael Klonovsky und Rolf Peter Sieferle stehen sowohl in der weLT als auch in der FAZ noch immer unter Acht und Bann einerseits.

Und gegen eine vollkommen verirrte Kraft wie die Priesterin Behnken aus Loccum, die im Wort zum Sonntag quasi zum Umsturz aufrief und die AfD zum Abschaum erklärte, der (physisch) aus den Parlamenten entfernt werden müsse, ist sowohl die FAZ als auch die weLT ohne Stimme, was u. a. aus verfassungrechtlicher Sicht aber ein klares Muss wäre. - Auch in solchen Fällen gewinnt die NZZ um Längen. Und TE und Achgut.

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"...die nach links und rechts Leute vergrault und sich nicht aus ihrer Merkelfixierung lösen kann."

Mir scheint dies ist das grundsätzliche Problem der gesamten Bundesrepublik. Sieht man derzeit auch sehr schon an der demnächst stattfindenden Wahl zum CDU Vorsitz.

So wenig Testosteron wie gegenwärtig war selten in der Politik.

Linder kann man dagegen mal ihren Artikel von der Eroica zum Testosteron empfehlen. Vermutlich verbrät er seine Potenz aber lieber in der neuen Freundin. Schon auffällig, wie viel Biss Lindner mit der neuen Liebelei verloren hat.

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Wenn ich nicht Corona machen würde, hätte ich längst einen "Warum die lutherische Ketzerey schon ganz zu Beginn falsch war"-Beitrag geschrieben, mit dem Hinweis, dass sich da leider immer Luther gegen Melanchthon durchsetzt.

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jetzt wird's esoterisch
aber was soll's. Luther war ein Mann des freien Worts. Er hat Reuchlin, den Pforzheimer Lehrer des genialen Bretteners, - frau jott, 's klingelt, stimmt's? - Philipp Melanchthon geschätzt und nicht zuletzt deswegen die lebenslange perfekte Arbeitsbeziehung zu Melanchthon gepflegt.

Von Melanchthon geht eine direkte und intensive Linie zu Zwingli und Calvin, unter welcher beider Einfluss und Mitwirkung - apropos freie Rede, - der Dreissigjährige Krieg in der Schweiz quasi ausdiskutiert wurde - in öffentlichen Disputationen. Ein Weltwunder, - und qua geistiger Anteilnahme und reger Korrespondenz mittendrin Luthers Gewährsmann (!) Melanchthon als emsiger lebenslanger Verbindungsmann zu den Schweizern.

Eine andere süddeutsche Spur (Bloch), die hier zählt und Pastorin Behnken vermutlich als direkte Hitler-Vor-Spur gilt, wenn sie ihn denn kennt, ist Johannes Brenz, der mit Melanchthon und Luther in engem Kontakt stand.

Systematisch ist Brenz derjenige, der - mit seinem "Türkenbüchlein" die auch diskursive (!) Abgrenzung vom Islam bewerkstelligt hat und Melanchthon derjenige, der so subtile Dinge wie die Frage nach der Willensfreiheit beackerte, die - in verwandelter Form, nun auch wieder im Gen-Umwelt-Kontext
auftauchen.

Hier ist was zum großartigen Schwäbisch Haller Evangelischen Prediger und Verfasser des unschätzbaren Türkenbüchleins Johannes Brenz.


https://books.google.de/books?id=2dVtDwAAQBAJ&pg=PA117&lpg=PA117&dq=johannes+brenz+das+t%C3%BCrkenb%C3%BCchlein&source=bl&ots=l12WOfqdXL&sig=ACfU3U37QORqAu7a7lNCUfk-Sh7CyYHG8Q&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwityJP0zo_oAhXD0KQKHc-IAfcQ6AEwAnoECAoQAQ#v=onepage&q=johannes%20brenz%20das%20t%C3%BCrkenb%C3%BCchlein&f=false

Tatsache ist, dass derlei in konservativen Blättern noch vor zwanzig-dreissig Jahren wenigstens diskutiert werden konnte, heute aber vollkommen abgesunkenes Kulturgut ist. Könnte man sagen: Was soll's? - Aber nein: Deshalb haben solche unwissenden Großsprecher wie die Frau ARD-Pastorin Behnken aus Loccum (und auch so Leute wie Aydan Özoguz und ihr Förderer Olaf Scholz) nunmehr komplett freie Bahn in Deutschland.

- Anders in der Schweiz, wo übrigens mit Christoph Blocher z. B. ein Politiker in den Festzelten und Bierschwemmen auftritt, der diese Dinge da oben im Schlaf hersagen kann - ok, oder wenigstens problemlos folgen würde. Und das ist nicht der einzige! - Und dann natürlich die NZZ, aber auch der Berner Bund und die Aargauer Zeitung und und und - Der Monat.

Jetzt Frühstück, mein Gott!

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Also mich hat das "Wort zu Sonntag" (das ich latürnich immer live und mit verklärtem Blick verfolge) sehr erfreut, wird es doch zu weiteren Kirchenaustritten hoffentlich beitragen.
Damit dieses verlogene Gefrömmel endlich mal aufhört.

Wir hatten hier vor etlichen Jahren mal einen Paster, der fuhr allen Ernstes ins "Gogärtchen" nieder und hielt dort mit den Bughatti-Fahrern und ihren Zahnartzgattinnen einen Gottesdienst ab.
Mir kamen damals ein paar bilblische Gleichnisse von menschlicher Würde und dem Verlust derselben, von Sodom und Gomorrha und dergleichen mehr in den Sinn.
Wenn ich mich recht erinnere, hat der HErr diesen seinen Diener dann kurze Zeit später im Wege einer Selbstentleibung zu sich gerufen.
Was er ihm wohl so dringend sagen wollte...

Als in meiner Vaterstadt Hamburg die Bischöfin Jepsen inauguriert wurde, war für mich persönlich der Schritt, den längst jeder gehen sollte, unausweichlich.
Nie wieder EKD.

Dieser Schritt war mir nicht leicht gefallen, hatte ich doch kurz zuvor den Pastor im Ruhestand, der meine Eltern getraut und mich getauft hatte, erfolgreich darum gebeten, meinen Vater zu beerdigen, und damit den in unserer Gemeinde amtierenden geschiedenen Sozi düpiert.
Ein liberaler Protestant alter Schule hat dann also die Trauerrede für meinen Vater gehalten - und über ihn gesprochen, als hätten sie ihr ganzes Leben als beste Freunde miteinander verbracht.
Das saß - und meiner Mutter und mir war es ein wunderbarer Trost.

Heute bestellt man wohl besser einen angetrunkenen Grabredner, dem man vorgibt, was er sagen soll, als so eine Schnalle, von der man befürchten muß, daß sie auch in so einem Moment ihre AgitProp abzieht.

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weLT kappt meine
Behnken-Bedenken wg. unchristlicher Demuts- und Grundgesetzferne aufseiten der Loccumer Theologin. Kommentar kommt nicht durch.

Die evangelische Priesterin, sylter2, die letztes Jahr meinen Vater und der Priester, der bissle später die Schwiegermutter beerdigt hat waren beide ok. Es wäre ihr und ihm nicht eingefallen, vom approbierten Weg der respektvollen Grabrede auch nur ein Jota abzuweichen. Meinen Vater habe ich auch selber ein wenig öffentlich besprochen bei der Beerdigung, kann ich empfehlen.
Wenn man Arme kennt, weiß man, dass die Kirche oft ein wirklicher Trost ist. Ich finde auch die Tradition, die sich in Tausenderlei manifestiert reich und schön, um das hier sehr abzukürzen.

Habermas hat im November so eine Art Bußübung dafür veröffentlicht, dass er so lange so kalt und ein wenig oberflächlich über die Religion dachte. - "Auch eine Geschichte de Philosophie". 2 Bde. Sein längstes Buch. Am wichtigsten an der Religion finde ich persönlich dass alle eingeschlossen sind und - um das wieder extrem kurz zu machen:
Den Demutsgedanken, der sich recht verstanden auf unsere gesamte Zivilisation bezieht und die Naturwissenschaft mit umfasst. Die guten Naturwissenschaftler haben das kapiert. Auch viele Mathematiker und Logiker. Ich kenne einen, - einen sehr gutenMann auf seinem Feld, der ab und zu bei den Schwesten vom heiligen Kreuz in Hegne sitzt und sehr froh ist.

Außerdem sehe ich, dass viele, die aus der Kirche ausgetreten sind, nichts an die Stelle der - öh, Demutserfahrung setzten, für die die Kirche steht. Bei denen würde ich sagen, dass ihre private Form der Transzendenz defizitär ist. - Wenn man ausgetreten ist, was macht man dann, also stattdessen in diese Richtung Demut und Transzendenz - das ist die Frage.

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das saugt....

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Nur als kleiner Zwischenruf: Kirche und Religion sollte man besser trennen. Und Demut war immer schon Mittel zum Zweck.

Corona etc., da kann man gegenüber der Natur schon demütig werden. Was aus Spahn wird, herrschen hier chinesische bzw. italienische Verhältnisse, wer weiß. Aber wir sind ja bestens vorbereitet.

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"Kirche und Religion sollte man besser trennen."
Mein Reden.
Unfähigkeit zur Demut ist allerdings eine ausgeprägte Form idiotischer Hybris.

"Die guten Naturwissenschaftler haben das kapiert."
Das glaube ich auch, @dieter kief.

Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.

Nur eben: Gott. Und nicht eine durchgeknallte Pfaffin oder ein perserverser Imam.

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Blogtreffen
Der Wunsch muss leider noch offen bleiben, der Mund wässrig.
Ich fürchte, Sie sind vom bayerischen Sozi und Umweltschützer zum Linksfeind niedrig einstellig geworden.

Die Brandstiftungen und Gewalttaten von Radikalen muss man ernst nehmen.
Ein Treffer in Mantua oder den Bergen Ihrer Radrennen wäre nur für einen mobileren Teil der Hardcorefans erreichbar.

Ein Treffen in Minga unter Polizeischutz? Bei An- und Abreise müssten wir vorsichtig sein. Wir kämen als Donniedisten in die Tagesschau.

Vorschlag: Einladung per mail. Jeder Eingeladene verpflichtet sich zu absolutem Stillschweigen bis post festum. Fahrgemeinschaften nur durch Ihre Vermittlung.

Minga wäre gross und anonym genug. In Reutberg würde die Buchung der Übernachtung schon schwierig. Ingolstadt? Neuburg?

Vielleicht in einem anderen Jahr

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Wenn R2G kommt, bin ich schon in Italien und schaue mir das von dort aus an.

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Jawohl, eine Trans-Alp-Radsternfahrt zum Castello Porcamadonna, irgendwo in einer verlassenen Ecke der Pianura Padana, das wäre was.

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Ich habe da was mit 240qm im Auge.

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