Porschgelöcherte Cretins

He, ihr Immobilienmakler, es ist ganz einfach: Spart euch die Anrufe. Ich will nichts hören, und schon gar nicht sehen. Am allerwenigsten mag ich gefakede Anrufe, bei denen eine Besichtigung mit einem Privatmenschen vereinbahrt wird, und unten dann so ein 911er-Porschloch steht, dem man seinen Kretinismus schon aus dem vierten Stock ansieht. Münchner Immobiliencretins - die abartigste Spezies, die man sich vorstellen kann.

Schon seit meinen frühesten Tagen in der Munich Area, Anfang der 90 Jahre, habe ich mit diesem Pack zu tun. Einmal habe ich einen von denen aus meiner bevorzugten Disco rausschmeissen lassen - leider war davor keine vielbefahrene Schnellstrasse. 20 Jahre haben sie sich fettgefressen an Wuchermieten, künstlicher Wohnraumverknappung und den assligen Tricks, um den Privatmarkt auszutrocknen. Müncher Immobilinmakler haben vor dem Abi Omas an der Haustür sinnlose Versicherungen aufgeschwatzt, um sich einen Golf GTI kaufen zu können. Müncher Immobilienmakler nährten über Dekaden die geschmacklosesten Einrichtungshäuser, Kleiderläden, und sehen auch in Brioni immer noch so versifft aus, wie sie innen drin sind. Ihr Freundinnen sind blond, magersüchtig, und werden ab der Altersgrenze von 30 Jahren entsorgt, wenn sie bis dahin kein späteres neureiches Drecksbalg geworfen haben. Dann gehen sie alle in Bayreuth in den Ring der Schieberjungen und halten den rassistischen Dreck für Kunst, und am nächsten Morgen...

Am nächsten Morgen fallen sie dann bei mir ein. Ein ordentliche, freie Wohnung in Traumlage beim Gärtnerplatz, und das ohne Makler, das darf es in ihren Augen nicht geben. Das muss unter ihre Fuchtel. Das kleine Problem: Mein Clan hatte schon mal das Vergnügen, mit dem Ergebnis, dass der Cretin die Wohnung für 15.000 Euro unter Wert verkaufen wollte - mutmasslich an einen Strohmann. Keine gute Idee, wenn es im Clan eine gute Anwältin gibt. Aber trotzdem geben sie nicht auf, und sagen, dass sie die Wohnung für einen Kunden anschauen wollen, um den Preis für übertrieben zu halten und den Rat zu geben, es doch sie machen zu lassen, sie würden das schon schaffen... Ihre Agentur sei renommiert, und sie sind keine verhungerten Schwachköpfe wie die, die in den letzten fünf Jahren doch ziemlich gelitten haben.

Denn seit dem Ende der New Economy bewegen sich die Preise nicht mehr, auch in München herrscht kein Wohnungsmangel mehr, ausser in den Toplagen Lehel, Gärtnerplatz, Südschwabing und Maxvorstadt - eben da, wo alle hin wollen, und wo sich die Makler drängeln. Immobilienmakler ist kein Traumberuf mehr, das Gefüge aus Angebot, nachfrage und überzogenen Preisen ist aus dem Lot geraten. Vorbei sind die Zeiten, wo die Treppenhäuser bei Besichtigungen voll und die Mieterinnen bereit waren, sich für Sex herzugeben. So war das in den Tagen um 2001, als eine Bekannte wegen diesen Cretins beinahe auf der Strasse gelandet wäre... Sowas vergisst man nicht, auch wenn die geschichte ein gutes ende hatte. Weil ich ihnen - höflich - sage, dass sie sich verpissen können, dass ich mit diesem Plebs nichts zu tun haben will, versuchen sie es auch anders. Kein Ton darüber, dass sie Cretins sind. Sie schleichen sich als Privatkunden ein.

Und so hält unten in zweiter Reihe ein älterer, geschmacklos-schwarzer 911er an, und heraus kommt der schleimige Idealtyp dieser Gattung, hartes Gesicht, solariumbraun, sportiv, hat sicher mal in der Schule den Brillenträgern ein Bein gestellt und den Leseratten die Bücher versteckt, dafür war er immer der erste, wenn es um die Auswahl der Fussballteams geht. Ein Kinn, wie geschaffen um darauf Vorschlaghämmer zu testen. Ein Macher. Der gleiche Typ, der vor 7 Jahren noch CEO eines Startups geworden wäre und vielleicht auch war, das Pack ist austauschbar, beide haben vom gleichen Hype um die Area gelebt. Klingelt, kommt hoch, versucht es mit einem ultrafesten Händedruck - keine gute Idee bei einem Gegenüber, der gerade ein paar hundert Schrauben in Holz gedreht hat - und fängt an, rumzukritteln. Dieses hier, das hier, die Preisvorstellung sei ja viel zu hoch, da ist noch was, Teppich geht überhaupt nicht mehr, eine einzige Zumutung sei das, das würde ich nie verkaufen können - das könne allenfalls ein Fachmann. Naja, er suche die Wohnung schon für sich privat, aber nebenbei arbeite er auch für eine Agentur, für ihn passt sie auch wegen der Lage nicht, und ich sollte mich doch an sie wenden - ausserdem, wenn sie mir erst mal einen Kunden beschafft hätten, könnten sie mir auch weitere vorzügliche Angebote rund um die Munich Area machen.

Ich sage ihm die nicht ganze Wahrheit: Dass wir nicht verkaufen müssen, dass es nur um eine Frontbegradigung im Asset Management des geht, dass das ganze für meine Eltern etwas zu viel wird, allein schon die 42 Zimmer des Stadtpalastes, und dann noch dies und jenes - und wenn es nicht klappt, behalten sie es eben als Basis für Opernbesuche und Shopping, und wir verkaufen die Villa auf Malle, die ist sowieso nicht mehr fashionable - und obendrein erfunden, aber das sage ich nicht laut dazu. Die Geschichte mit der Basis fürs Shopping ist dagegen nur geborgt von einem anderen Clan meiner Heimat, aber egal, ob geklaut oder erfunden: Es wirkt.

HändedrUCKhjaa, tschüss, eine verlorene Stunde für den Porschloch-Grattler und Spass für mich, hoffentlich hat eine Politesse den Wagen aufgeschrieben. Vielleicht reisst auch das Transportseil des Aufzugs. Vielleicht habe ich mit der soliden Bausubstanz auch unrecht, und ein Balkon bricht ab, wenn er drunter steht. Ich lese etwas Nabokov, während ich auf den nächsten schwäbischen Zahnarzt mit letztlich entscheidender Frau und Tochter warte.

Mittwoch, 3. August 2005, 01:13, von donalphons | |comment

 
Wo bleibt der Protest des Immobilienmaklers?

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@ Protest
Nunja, der liebe Don geht ziemlich hart mit der Berufsgruppe der Immobilienvermittler ins Gericht.

Klar, schwarze Schafe gibt es überall. Natürlich kann man nicht jeden über einen Kamm scheren. Nicht alle Grünen lassen Ukrainer rein und verbrauchen Miles&More bei Privatreisen. Nicht alle aus unserer heiligen Partei machen Geschäfte wie Kanther, Pfahls und Co.

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Contenance bitte...
"Dann gehen sie alle in Bayreuth in den Ring der Schieberjungen und halten den rassistischen Dreck für Kunst..."

Alle Ringopern sind scheisse, bis auf die Götterdämmerung. Aber ausserdem läuft nicht nur der Ring (dieses Jahr gar nicht), sondern auch so schöne Opern wie der Lohengrin, der Holländer oder Tannhäuser.

Nichts gegen die aktuelle (leider dieses Jahr letzmalig aufgeführte) Lohengrin-Inszenierung. 2003 mit Davis zwar besser als dieses Jahr mit Schneider, aber eine gelungene Inszenierung.

Gut, der alte Richard war vielleicht etwas antisemitisch - aber nicht alle seine Werke sind das, auch wenn viele leider dazu neigen, das überall reinzuinterpretieren!

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@immo:

ich liege noch mit so einem von Don beschriebenen cretin im clinch. Es mag zwar die Ausnahmen geben, doch schlechte Erfahrung lehrt einen die Begegnung mit Immobilienmaklern zu meiden. Wer Makler wird(ist) hat diesbezueglich ins Klo gegriffen.

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@ Nero: Na, jeder dreckige Nazi hat mal einen Tag Pause, auch in Auschwitz hat man - kein Witz - Weihnachten gefeiert, auch der sächsische Skin ist bei Muttern friedlich, und nicht jeder Gedanke von Wagner war Vordenke von Streicher.

@ Immo: MüncherMakler. Nur die hiesigen. Sonst sage ich gar nichts.

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Warum diese Zurückhaltung?
Also Don, das verstehe ich nicht. Woher kommt diese Zurückhaltung. Ausgerechnet bei diesem Berufstand? Wir sind ja zivilisiert, aber eigentlich fällt einem bei Maklern in erster Linie eine Szene aus "Stormy Monday" ein. Zwei Holzklötzchen, ein Unterarm und ein länglicher Gegenstand. Stahlrohr, oder so. Gut, das waren keine Makler sondern Schutzgelderpresser. Aber das Ansehen und der Ethos sind identisch. Also können auch die Methoden angewandt werden?

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Wenn ich auf dem Balkon einen Blumentopf gehabt hätte, vielleicht auch mit einem Kaktus drin, oder auch eine Marmor-Urne oder einen der grossen, geschmacklosen Marmorlöwen, die jetzt bei meiner kleinen Schwester vor der Tür stehen, dann wäre mir schon was damit eingefallen.

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Ich gehe mal davon aus, daß wenigstens der Stadtpalast, wenn er was auf sich hält, mit einer guten alten, "zufällig renovierungsbedürftigen" Falltür ausgestattet ist.
Hinlotsen und entsorgen - makellos.

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Im vierten Stock hat der Aufzug eine Macke - da kann man mit einem Trick die Tür aufstemmen. Da habe ich leider nicht drangedacht :-/

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Porschloch-Grattler in anderer Mission
hatte letzten Freitag ein Erlebnis mit ähnlichen Typen. Die hatten aber meiner Meinung nach ganz andere Absichten. Irgendwo in München muss es da doch ein Nest geben...

Hellichter Tag in Schwabing - Zuhälter auf Aquise-Tour
http://chaosteam.twoday.net/topics/Urschel-Erlebnisse/

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Sagen wir mal so: Es gibt ein paar Läden in München, namentlich Leopold-Strasse, da würde ein Flammenwerfer ganz sicher nichts kaputtmachen.

Aber so gut kann es dem Pack auch nicht mehr gehen, zwei der abscheulichsten Makler-Läden, das Rincon und Kays Bistro haben dicht gemacht.

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