Sehr zu empfhlen - Goldader

Wenn Iris so neben mir geht, sieht sie wieder sehr nett aus, wie sie immer ausgesehen hat. Freundlich, nicht allzu anspruchsvoll, gute Kinderstube, gepflegt. genau das, was der durchschnittliche bessere Herr heiraten möchte, und innendrin genau das Gegenteil, launisch, zickig, halbfrisch geschieden und dadurch nicht wirklich gutmütiger geworden. Deshalb geht sie auch neben mir: Wir machen ein Versöhnungsfrühstück.

Denn da gab es eine Open-Air-Oper, einen Wolkenbruch, und eine gewisse Wartezeit in der S-Klasse eines gemeinsamen Bekannten, bei der ich eine Elitesse dabei hatte und Iris eine ganze Menge schlechte Laune. Ihr Ex-Mann war mit einer Neuen da, und ein paar unvorichtige Bemerkungen der Elitesse passten ihr überhaupt nicht. Iris hat eine Ehe lang Zeit gehabt, Bösartigkeiten zu testen, und die Elitesse hat sie in einer halben Stunde alle abbekommen, während draussen die Welt ersoff und wir auf die endgültige Absage der Oper warteten. Das war nicht im Mindesten so nett, wie Iris wirkt. Am nchsten Tag rief sie an und entschuldigte sich bei mir, falls es danach Probleme mit dem dummen Ding da gegeben haben sollte. Ja, das verhagelte Debut in der provinziellen Prosecco-Volee hat Probleme verursacht. Deshalb das Frühstück.

Wir gehen die Hauptstrasse hinunter, vorbei an einem der unzähligen religiösen Neppläden des späten Mittelalters, vor dem sich eine Menschentraube gebildet hat. Das Rosa der Brautmutter, mein Gott, sagt Iris und zeigt ungeniert auf einen Augenkrebserreger, der den Besuchern die Hand schüttelt, gegenüber von einer Braut, die sicher mal eine prima alleinerziehende Mutter abgeben wird.



Laut Kleidung und teilweisem Erkennen wird hier gerade Hochzeitsschlachtvieh der besseren Gesellschaft zusammengeführt, aber das sage ich nicht, schliesslich würde ich Iris vielleicht weh tun, so wie sie der Elitesse... Ich sage es also doch. Genauso habe ich mich damals auch gefühlt, bestätigt sie, froh über eine Gelegenheit, ihrem damaligen Ich die Leviten zu lesen. Und dann kommt ein Rundumschlag von mitgiftigen Mütter über prestigegeile Väter und den Frauenüberschuss auf dem Hochzeitsstrich bishin zum Elend und Tablettensucht in der Vorstadt mit ihren Doppelgaragen, Tennisclubsäufereien, peinlichen Affairen, den Protzbauten und dazwischen den quengelnden, nie zufriedenen Blagen, Gott ist sie froh, dass ihr das erspart geblieben ist.

Ich bins auch zufrieden, besonders, als wir uns ins Cafe setzen und eine moderne Mama vorführt, wie man die Kinder im Bulldoggenstil auf andere Besucher hetzt. Ihre Blagen spielen Flugzeuglandebahn, ab und zu stürzt auch eines mit heulendem Kreischen ab, was auf eine Herkunft nahe beim hiesigen Marktführer für Massenmordvehikel schliessen lässt. Ich sage etwas laut, dass ich Bratzen auch nicht leiden kann, dass sie mich nerven, und dass es aber auch die Schuld der Elten ist, wenn sie ihren Kindern nichts anderes zum Spielen beibringen. Zum Beispiel mit Büchern unter den Armen Kuchen essen und mit abgespreiztem kleinen Finger Tee trinken, so wie wir das gemacht haben, im Garten von Frau M.. Da, wo Du versucht hast, in der Walpurgisnacht den Kirschbaum anzuzünden, entgegnet Iris trocken, und weist darauf hin, dass Frau M. die Geschichte bis heute noch zum Besten gibt, wenn der Kaffeklatsch auf mich zu sprechen kommt. Was andererseits nur beweist, dass Frau M. noch immer nicht herausgefunden hat, wer ihr die Schildkröten ins Bett gelegt hat - es ist immer klug, vor solchen Taten tagelang zu behaupten, man ekle sich vor solchem Getier. Den Schildkröten scheint es übrigens gefallen zu haben, die blieben da von Charlie Chan bis zu ihrer Rückkehr aus dem Konzert brav liegen.

Kinder sind das Letzte, fasst Iris meine Erinnerungen zusammen. Andererseits, sage ich, liegt das immer auch an der Umgebung. Als wie noch in der Altstadt gewohnt haben, gab es einfach keine Schildkröten, da habe ich meine Tage damit zugebracht, den Schatz der Jesuiten im Haus zu suchen. Es gab ja so viele Zimmer und Kammern, einen riesigen Dachstuhl, einen Keller, ein Brunnenloch, die Holzverschläge, das Waschkammerl, das Hinterhaus, tausend Möglichkeiten, die Schatzsuche war damals mein Hauptinteresse, und ohne Klappspaten konnte ich auch keinen Schaden anrichten - das kam erst mit sieben Jahren, als ich bei Familie B. in Notwehr ein paar stechende Rosenbeete hinrichtete.

Und, hast Du einen Schatz gefunden, fragt Iris und kippt viel Zucker in den Espresso. Natürlich nicht. Aber ich denke, dass es eine traurige Kindheit sein muss, wenn man kein Haus hat, in dem man einen Schatz suchen kann. In einem Neubau ist da nichts zu erwarten, aber wenn ein Haus Jahrhunderte alt ist, die einem als Kind wie die Ewigkeit erscheinen, dann muss doch irgendwo, irgendwas sein... Und wäre es nicht toll, so etwas zu entdecken, was jemand vor Jahrhunderten vergraben hat? Macht es ein Kind nicht zu einem bessern, optimistischen Menschen, wenn es den Glauben hat, dass irgendwo der Schatz wartet, gehoben zu werden? Und deshalb habe ich - kurzes Innehalten, nicht, dass sie vielleicht glauben könnte, der Don würde Torschlusspanik bekommen - ich habe



vor dem Verkleiden des grössten Lochs in meiner Wohnung auch den Balken dahinter untersucht. Der Balken hat einen langen Riss, was nach 400 Jahren nichts Ungewöhnliches ist. Früher hat man in solchen Ritzen ab und zu etgwas versteckt - Segenssprüche, Zauber, Münzen. Und das habe ich diesmal auch getan, zwei Sätze neuer Euro-Münzen und dazu einen Zettel, der erklärt, wer und wann das hier eingebracht hat.

Es wird nochmal Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern, bis jemand die Wandbespannung abnimmt, dahinter die verschraubte Platte entdeckt, sie entfernt und dann das Geld findet. Es ist vielleicht nicht viel wert, aber wenn der Finder ein Kind hat, wird er ihm sicher davon erzählen, und ihm die silbernen und goldenen Münzen zeigen. Und das Kind wird es wiederum seinen Kindern erzählen, und so werden ein paar Generationen ganz fest an die Schätze glauben, die das Leben ihnen bringt.

Neben meinem linken Fuss knallt gerade Starfighter Reloaded auf den Marmor, und ich bitte um die Rechnung. So ein Kind mag unausstehlich sein, aber es ist wenigstens ein guter Grund, um das Frühstück in meiner Wohnung fortzusetzen, wo man ungestört und das Separee im Notfall gleich um die Ecke ist (Notkondome sind in der Schublade über dem Schreibtisch).

Sonntag, 7. August 2005, 19:30, von donalphons | |comment

 
sieben euro und sechundsiebzig cent ...
... bleiben vom don garantiert uebrig. Das ist doch schon mal etwas fuer ein dead end im Familienstammbaum.

Als Kind habe ich kleine Kistchen mit subjektiv wertvollen Inhalten im Garten vergraben – ich frage mich bis heute ob die jemals jemand finden wird ...

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und zwei Bücher in der StaBi - auch nicht schlecht.

Das meiste wird nie gefunden, aber das kann einem egal sein, solange man etwas anderes glaubt; beim proof of concept ist man ja nicht mehr dabei.

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Schatzfieber
Meine Fantasie wurde von einer Kiste, in der meine Vorfahren ´45 einige Habseligkeiten zum Schutz vor den Russen in unserem Garten versenkt haben, angeregt. Am liebsten hätte ich den ganzen Garten umgewühlt. Unverständlicherweise hatte mein Vater aber was dagegen. Er behauptete einfach, dass sich die Kiste wahrscheinlich unter der betonierten Terrasse befände und darin sowieso nur "Mein Kampf" vor sich hin rottet. Da habe ich aufgegeben. Mit verbotenen Büchern wollte ich nichts zu tun haben. Entfacht wurde mein Schatzsucherfieber später nocheinmal, als 3 Rosenbüsche in dem neuen Beet nicht so richtig wachsen wollten. Mit einem Erdbohrer arbeitete ich mich vorran. In 80 cm Tiefe befand sich, die Enttäuschung war groß, eine Schicht kalkartiger Masse. Wenigstens wachsen seit der Durchlöcherung dieser Schicht die Rosen wieder. Aber irgendwann, vielleicht, beim Bäumepflanzen oder -roden ...

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Auf Den Hund gekommen
Früher nannte man das "einen Hund begraben", und auf den Hund gekommen waren diejenigen, die darauf angewiesen waren, ihn wieder auszugraben. Wenigstens weiß ich, was meine Oma damals im Garten vergraben hat: Eine P 38 - Pistole, ein Parteiabzeichen und das Kriegsverdienstkreuz 3. Klasse. Keine Verwendung für, wirklich nicht ....

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