Sehr zu empfehlen - Die britische Teekanne

Es gibt viele Gründe, die Krauts zu hassen. Ihre Arroganz und Dummheit. Die Deutschen haben vielleicht die V2 gebaut und den Düsenjäger entwickelt, sie haben Polen überfallen und bauen jetzt sogar amerikanische Neoconazi-Blogger nach - aber sie sind komplett unfähig, auch nur eine formschöne, nicht sabbernde Teekanne zu entwickeln. Darin gleichen sie übrigens den Schweden, die in der Form von Ikea und der abgrundtief hässlichen Tecken-Kanne (das Ding heisst wirklich so, ist von Angela Merkels Frisur inspiriert und ist im Katalog mit grüner Flüssigkeit gefüllt) beweisen, dass sie das Stilempfinden eines Grottenolms haben.

Nun läuft in meinen Adern zumindest etwas britisch adoptiertes Blut, was mich in Sachen Einrichtung sehr affin für den Stil jenseits des Kanals gemacht hat. Und während meine Frau Mama und alle ihre Freundinnen mit Meissen, Hutschenreuther und Villeroy ihre Tischdecken besudelten, weil die Kannen am Ende des Einschenkens immer irgendwo ein Tröpfchen hatten, war ich stets fasziniert von der Leichtigkeit, mit der dergleichen Tätigkeit mit einer britischen Silberkanne vor sich geht. Die Besitzerin in meinem Clan tat einen Teufel, mir ihr mitgebrachtes Exemplar zu schenken, aber mit 18 Jahren fand ich die erste silberne Kanne auf dem Flohmarkt, und bleibe seitdem dem Metall aus Sheffield, aus Brighton und Liverpool treu.



Sprich, wenn ich eine, was auf dem Kontinent sehr selten ist, zu einem vernünftigen Preis finde, kaufe ich sie auch. Sage keiner, sie wäre gebraucht - auf der Insel nennt man das "pre-owned". Man reiht sich also in eine Reihe von Besitzern ein. Schliesslich braucht man am Morgen für ein schnelles Frühstück eine kleinere Kanne als am Abend bei einem Dinner im Kerzenschein. Im beginnenden Herbst, wenn schon leicht verschnupfte Elitessen kommen, benötigt man riesige Kannen. Und verschiedene Service - da darf es dann gerne Meissen und Hutschenreuther sein - schreien geradezu nach unterschiedlichen Kannen. BestenfaSchlimmstensfalls hat man mit einer unpassenden Kanne einen guten Vorwand für ein neues Service.

Die Versilberung garantiert spielend leichte Reinigung, was bei Porzellan und Glas schon mal in nervtötendes Geschrubbe ausarten kann. Jedes halbe Jahr muss man mit Hagerty nachpolieren, mehr auch nicht. Britische Kannen, zumal wenn sie gerippt sind, überleben auch höhere Stürze ohne Beulen. Porzellan hat da schon längst den Seidenteppich mit Brühe übergossen und ruiniert. Und neben der Tropffreiheit gelingt den britischen Silberschmieden auch noch ein weiteres Kunststück, an dem kontinentaleuropäische Nachahmer scheitern: Auch Metallhenkel sind so gestaltet, dass man sich daran nicht die Finger verbrennt. Wie sie das machen, weiss ich nicht, aber es funktioniert.

Der Preis, ach so... der Preis übertrifft den von Ikea bei weitem. Ein Vielfaches, trotz Verhandlungsgeschick. Geiz ist Scheisse. Ausserdem muss man sich überlegen, was einem wichtiger ist: In einer schönen Kanne Tee zu bereiten, oder mit einer hässlichen Kanne zu sudeln und nach jeder Tasse nachzuputzen. Was übrigens einen ziemlich miserablen Eindruck macht, wenn man eine Frau bedient.

Und mal ehrlich: Eine Frau, die sich auf Tee in Kannen aus Glas und Plastik einlässt, bekommt die Männer, die sie verdient. Irgendeinen Slumbewohner zumal, der bei allem, was er nicht begreift, sofort denkt, es müsse schwul sein.

Donnerstag, 25. August 2005, 21:04, von donalphons | |comment

 
und um das gleich hinzuzufügen:
Grosskotzig? Na und? Kann mir mal jemand sagen, was an kleinkotzig so toll sein soll?

Und bevor Ihr antwortet: geht erst mal in die Küche und spült wenigstens ein Mal im Monat Euren nerdigen Coffee-and-Tea-and-Anything-else-Mug aus.

(tschuldigung, aber ich habe schon so lange nicht mehr die Leser beschimpft und beleidigt, das musste jetzt mal wieder sein, sonst verliere ich noch meinen guten schlechten Ruf)

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Ausspülen
Aber ich hab das Ding doch erst vor 2 Wochen gespült. Da ist noch nicht mal eine richtige Patina drin. Wo die doch erst den richtigen Geschmack gibt!

PS: Hübsches Kännchen. Aber ich glaube, ich bleib bei meinem chinesischen.

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Gut, das geht auch, zumal die Briten viele Formen in China geklaut haben.

Und ich weiss ja, dass der braune Satz nach einer Woche mit heissem Wasser übergossen eine neue Tasse Tee oder ähnliches ergibt, aber dennoch...

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Satz
Als Student muss man halt sparen. Da wird Tee grundsätzlich zweimal aufgebrüht und man freut sich über die lecker aussehende Patina.

Und wenn die Chinesen eines können, dann Teekannen herstellen. Leider darf man nur 20 + 8 Kilo ins Flugzeug befördern.

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Kleiner Tipp: China Kunst in der Flughafenstrasse, Berlin Neukölln. Die haben die echte hard Ware.

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Danke, da werd' ich mal vorbeischauen. Haben die auch original chinesische Preise? Wohl eher nicht, hm?

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Ich verstehe deine Affinität durchaus, mir tun allerdings schon beim Lesen die Zähne weh. Ich mag die verschiedensten Metalle, am liebsten sind sie mir wenn noch Rüböl von der Verarbeitung dran ist. Aber mit Silber am Essen und Messing an den Händen habe ich Probleme. Keiner versteht mich, wenn ich behaupte, dass Messing stinkt. Vielleicht stimmt bei mir die Spannungsreihe nicht, oder es liegt daran, dass wir aus Melamin-Schüsseln mit Alu-Besteck unsere Schulspeisung vertilgt haben.
Ist das der kleine Tisch aus der Bibliothek? Tolle Intarsien.

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Nun, Silber wirkt antiseptisch und tötet Bakterien, deshalb sind auch Arztwerkzeuge versilbert. Problematisch war vor allem altes Eisen, das den Geschmack gestört hat. Im Fall der Kanne ist das Trägermaterial eine sehr haltbare Zinnlegierung (EPBM, electro plated on british Metal von einer anerkannt guten Firma), die allenfalls bei Tomatensaft Probleme verursachen würde. Und selbst wenn Zinn kleine Probleme bereiten könnte: Es ist nun mal gut für das Aroma.

Messing ist tatsächlich ein Problem. Allerdings gibt es ganz vorzügliche Bronzelegierungen für Butter und Käaemesser.

Der Tisch ist neu in Berlin besorgt und neben dem Bett im ersten Teil der Wohnung; ein Zufallsfund beim Verlassen eines Ladens, als ich eigentlich schon wieder mehr Augen für meine Begleitung denn für Trouvaillen hatte.

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Der Orientale weiß außerdem zu ergänzen, dass es noch ein weiteres höchst kultiviertes Gefäss gibt: den Samowar.

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In einer grösseren Wohnung wäre das ein Desiderat. Allerdings verbinde ich mit dem Samowar eine schäbige, verlogene alte Hexe eines korrupten Schwarzfunks.

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Mit der silbernen Kugel ganz oben auf dem Kännchen des Samowars, wenn man sie passend für den Lauf der Duellpistole zurechtfeilt, kann man, wenn nötig, auch Werwölfe und Geschmacksverirrte niederstrecken.

(IKEA = Ich Kille Elch Anhänger. In welchem Laden sonst findet man quengelnde Gören, die so heißen wie die billigen Materatzen auf denen sie gezeugt wurden ?)

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Du wirst lachen: Angeblich hat sich der Schriftsteller Jan Graf Potocki mit der silbernen Kugel vom Deckel einer Zuckerdose erschossen, weil er dachte, er sei ein Wehrwolf.

Und bei den Dämpfen, die bei den Möbelresterampen üblich sind, kann man sich das Killen mittelfristig sparen.

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Wenn wir mal beim Loben des britischen Sinns für Werthaltigkeit und Nützlichkeit sind: ich habe mir heute für mein Zweit-Fahrrad einen Brooks-Ledersattel besorgt. Mein anderer tut seit über 25 Jahren seinen Dienst. Nicht so ein Plastik, Gel oder anderer Sondermüll.

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Ja, die halten. ich habe vor gut 20 jahren ein paar Reiseräder zusammengeschraubt; soweit ich weiss, tun die Sättel immer noch ihren Dienst. Allerdings habe ich damals den Colt genommen, ohne Federn.

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Was Fahrräder angeht, unerreicht: Brindisi. In Italien handgefertigt, vor Ort abzuholen.

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