Vorsätze und deren Brechung im Web2.0
Ich war gestern Abend bis inne Puppen etwas länger aus, mit Leuten, die ich teilweise kannte. Andere kannte ich noch nicht. Eine bunte Mischung von der sattsam bekannten Iris über deren Umfeld bishin zu ein paar Leuten der Elitehochschule, die am gleichen Tisch im überfüllten Lokal sassen und dann dabei blieben. Vielleicht, weil sie das Auto von Iris Mama draussen vor dem Lokal gesehen haben und dachten, das ist ihr späteres Chefklientel. Dass wir ein Haufen Arbeitsloser, Geschiedener, Gestrandeter und obskurer Tätigkeitsnachgeher, vor allem aber Söhne und Töchter sind, haben sie nicht erkannt. Es war ein lustiger Abend, und während die anderen den Elitessen die Hucke volllogen, blieb ich einigermassen bei der Wahrheit: Autor mit zwischenzeitlichem Irrweg in der Beraterszene der Munich Area in ihren besten Tagen 1999-2001.
Warum ich niht weiter gemacht habe, wollte man wissen, und nachdem ich keine Lust hatte, die Zeit und ihre Schöpfung "Don Alphonso" mit all den scharzen Geschichten zu erklären, beliess ich es bei den viertelwahren Standardausführungen - dass ich genug Irrsinn gesehen habe, dass ich Beratung für komplett sinnlos halte, weil man diese Naturprallis jede Hilfestellung geben kann und sie trotzdem beim ersten Schritt in die Mine treten: Oberflächliche und falsche Markteinschätzung, Produkte ohne Vertrieb, unzureichende Planung, gnadenlose Überforderung. Aber, kam der Einwand, das ist doch jetzt vorbei, mit Webtuu-oh sind jetzt neue Rahmenbedingungen da, die Leute haben dazu gelernt. Keine Ahnung, sagte ich, und wechselte das Thema. Schliesslich bin ich der höflichste Mensch von der Welt und versuche das auch zu bleiben, egal was meinen Weg quert.
Heute aber bin ich auf ein perfektes Web2.0-Startup gestossen. Kein Name, kein Link, ich erklär´s mal: Kleinstfirma für hochwertige, trendige und gesunde Nahrungsmittel, extrem kleine Nische mit recht hohen Preisen, das Thema ist von den Grossen noch nicht besetzt, das Ganze läuft aber in einem anderen Land bereits prima. Klassische Copycat-Situation, ähnliche Märkte, gleiches Geschäftsmodell, und dazu eine extrem offene Kommunikation über Blogs und Kommentare. Ausserdem ein Wettbewerb für das Logo und den Namen mit Geldpreis, Testangebote für Blogger, zackige Logos, und die Website dürfte auch mit Ruby on Rails programmiert sein. Die Produkte werden in Eigenregie produziert und inzwischen auch an die ersten Läden vertrieben. Und ich wollte unbedingt wegschauen, aber ich habe es nicht geschafft.
Nun denn. Aktuell lässt der Web2.0-Gründer, der mit jeder Faser seines Seins die als "digitale Boheme" hochgejazzten urbanen Penner ohne Festanstellung, aber mit massig Kreativität und Mut repräsentiert, das gesamte Internet wissen, dass er ein Problem hat: Der kostenintensive Versand seiner Waren. Echt fies, wo er doch der ganzen Welt sein Produkt erst mal fast umsonst im Netz anbieten kann. Der Versand aber ist so teuer, dass letztlich bei ihm kaum was hängen bleibt. Weshalb er die Leser seines Blogs nach Tipps für den deutschlandweiten Vertrieb fragt.
Jetzt. 6 Monate nach Start. Da tut sich einer wegen der Verpackung und dem Namen monatelang ab, aber erst jetzt kommt ihm die Idee, dass das Zeug irgendwie zum Kunden muss, und dass sowas nicht wirklich billig ist. Wie er aber in aller Unschuld mitteilt, muss da eine Lösung her, weil der stationäre Verkauf in einem halben Dutzend Szeneläden finanziell, oh grosses Wunder trotz Web2.0, nicht reicht.
Das ist so, als ob ein Soldat monatelang nur Kugeln rausgesucht hat und auf dem Schlachtfeld dann fragt, wie er jetzt eigentlich so ein komisches Gewehr bekommt, daran hat er nicht gedacht, aber es ist schon wichtig, oder? Das ist absolut bitter, weil es zeigt, dass da absolut nichts gelernt und begriffen wurde. Firmen sind nun mal kein verficktes Beta, wo man irgendwas rumfrickeln und mit den Nutzern faseln kann, bis es schon irgendwie läuft. Ein Produkt und einen Onlineshop zu haben und keinen Vertrieb und kein Preismodell für diesen Vertrieb ist der sicherste Weg in die Pleite, egal ob da einer was kauft oder nicht. Wenn keiner kauft, fressen ihn die Fixkosten, wenn einer kauft, fressen ihn die Versandkosten. Daran ändert auch web2.0 nichts.
Es ist so ein abartiges Elend, die Kommentare durchzulesen. Arschkriecher und mit dem Zeug gekaufte Lutscher ohne Ende, die das alles prima finden und nicht mal auf die Idee kommen, dass da was grundsätzlich schief läuft. Ist ja alles so schön bunt dort, super Idee, und so offen mit Blogs und so. Nirgendwo ein kritischer Partner, der die Sache mal abklopft. Kuscheln bis in die Grube. Social Software, Du und Deine Freunde. Die sicher auch noch einen netten Kommentar schreiben, wenn Du beim Amtsgericht aufläufst. Web New Economy 2.0 halt, früher hatte man 20 Millionen VC und drehte eine Gründersoap, heute hat man viel Zeit, ein paar tausend Euro gespart und schreibt ein Blog. Die digitale Boheme als low cost Ausgabe des Entrepreneurs, das abgewetzte Barcamp statt Anzug auf Schloss Elmau, Küchentisch statt Loft und allen anderen Kumpels geht es heute ähnlich, aber besser als Festanstellung ist es immer. Und Successtories gibt es ja auch.
Richtig. Das Unternehmen, dessen Idee hier kopiert wurde. Dem geht´s prima, schon lange. Da gab es noch nicht mal das Internet als Massenmedium, geschweige denn Blogs. Aber vermutlich einen, der sich lange Gedanken über profitable Geschäftsmodelle gemacht hat. Die richtige Planung hatte, und den Krempel nicht in 6 Monaten übers Knie brechen musste. Ganz ohne Web2.0 und dem Bohei. Dieser jemand hat auf seiner Website übrigens unten eine deutsche Flagge. Wenn man da drauf drückt, kommt ein Text, in dem eine baldige Expansion nach Deutschland angekündigt wird. Dafür suchen sie einen Country Manager, 7 Jahre Berufserfahrung und MBA und noch einige andere furchtbar stressige Dinge, die in keinem Buch über angewandtes urbanes Pennertum vorkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit einen Blogger mit einer geklauten Idee meinen. Sondern einen Verkäufer, der sich auf dem Markt auskennt. Und mitbekommt, wenn plötzlich ein Gigant auftaucht, um den Markt mit einem erprobten Geschäftsmodell zu übernehmen.
Solche Gestalten rennen da draussen rum, mit dem long Tail sind sie die Geilsten, das mit dem Cash Flow positiv packen sie schon, wenn sie ihre Serverkosten bezahlen können, machen heute doch alle so, und irgendwann wird schon einer kommen und das alles aufkaufen. Naturprallis. Kannste nichts machen. Die sind so. Die werden wieder auf die Schnauze fallen, und in 5 Jahren haben sie sich wieder neu erfunden.
Irgendwelche Fragen, warum ich nicht mehr berate? Ja? Bitteschön: Weil ich der höflichste Mensch von der Welt bleiben möchte.
Warum ich niht weiter gemacht habe, wollte man wissen, und nachdem ich keine Lust hatte, die Zeit und ihre Schöpfung "Don Alphonso" mit all den scharzen Geschichten zu erklären, beliess ich es bei den viertelwahren Standardausführungen - dass ich genug Irrsinn gesehen habe, dass ich Beratung für komplett sinnlos halte, weil man diese Naturprallis jede Hilfestellung geben kann und sie trotzdem beim ersten Schritt in die Mine treten: Oberflächliche und falsche Markteinschätzung, Produkte ohne Vertrieb, unzureichende Planung, gnadenlose Überforderung. Aber, kam der Einwand, das ist doch jetzt vorbei, mit Webtuu-oh sind jetzt neue Rahmenbedingungen da, die Leute haben dazu gelernt. Keine Ahnung, sagte ich, und wechselte das Thema. Schliesslich bin ich der höflichste Mensch von der Welt und versuche das auch zu bleiben, egal was meinen Weg quert.
Heute aber bin ich auf ein perfektes Web2.0-Startup gestossen. Kein Name, kein Link, ich erklär´s mal: Kleinstfirma für hochwertige, trendige und gesunde Nahrungsmittel, extrem kleine Nische mit recht hohen Preisen, das Thema ist von den Grossen noch nicht besetzt, das Ganze läuft aber in einem anderen Land bereits prima. Klassische Copycat-Situation, ähnliche Märkte, gleiches Geschäftsmodell, und dazu eine extrem offene Kommunikation über Blogs und Kommentare. Ausserdem ein Wettbewerb für das Logo und den Namen mit Geldpreis, Testangebote für Blogger, zackige Logos, und die Website dürfte auch mit Ruby on Rails programmiert sein. Die Produkte werden in Eigenregie produziert und inzwischen auch an die ersten Läden vertrieben. Und ich wollte unbedingt wegschauen, aber ich habe es nicht geschafft.
Nun denn. Aktuell lässt der Web2.0-Gründer, der mit jeder Faser seines Seins die als "digitale Boheme" hochgejazzten urbanen Penner ohne Festanstellung, aber mit massig Kreativität und Mut repräsentiert, das gesamte Internet wissen, dass er ein Problem hat: Der kostenintensive Versand seiner Waren. Echt fies, wo er doch der ganzen Welt sein Produkt erst mal fast umsonst im Netz anbieten kann. Der Versand aber ist so teuer, dass letztlich bei ihm kaum was hängen bleibt. Weshalb er die Leser seines Blogs nach Tipps für den deutschlandweiten Vertrieb fragt.
Jetzt. 6 Monate nach Start. Da tut sich einer wegen der Verpackung und dem Namen monatelang ab, aber erst jetzt kommt ihm die Idee, dass das Zeug irgendwie zum Kunden muss, und dass sowas nicht wirklich billig ist. Wie er aber in aller Unschuld mitteilt, muss da eine Lösung her, weil der stationäre Verkauf in einem halben Dutzend Szeneläden finanziell, oh grosses Wunder trotz Web2.0, nicht reicht.
Das ist so, als ob ein Soldat monatelang nur Kugeln rausgesucht hat und auf dem Schlachtfeld dann fragt, wie er jetzt eigentlich so ein komisches Gewehr bekommt, daran hat er nicht gedacht, aber es ist schon wichtig, oder? Das ist absolut bitter, weil es zeigt, dass da absolut nichts gelernt und begriffen wurde. Firmen sind nun mal kein verficktes Beta, wo man irgendwas rumfrickeln und mit den Nutzern faseln kann, bis es schon irgendwie läuft. Ein Produkt und einen Onlineshop zu haben und keinen Vertrieb und kein Preismodell für diesen Vertrieb ist der sicherste Weg in die Pleite, egal ob da einer was kauft oder nicht. Wenn keiner kauft, fressen ihn die Fixkosten, wenn einer kauft, fressen ihn die Versandkosten. Daran ändert auch web2.0 nichts.
Es ist so ein abartiges Elend, die Kommentare durchzulesen. Arschkriecher und mit dem Zeug gekaufte Lutscher ohne Ende, die das alles prima finden und nicht mal auf die Idee kommen, dass da was grundsätzlich schief läuft. Ist ja alles so schön bunt dort, super Idee, und so offen mit Blogs und so. Nirgendwo ein kritischer Partner, der die Sache mal abklopft. Kuscheln bis in die Grube. Social Software, Du und Deine Freunde. Die sicher auch noch einen netten Kommentar schreiben, wenn Du beim Amtsgericht aufläufst. Web New Economy 2.0 halt, früher hatte man 20 Millionen VC und drehte eine Gründersoap, heute hat man viel Zeit, ein paar tausend Euro gespart und schreibt ein Blog. Die digitale Boheme als low cost Ausgabe des Entrepreneurs, das abgewetzte Barcamp statt Anzug auf Schloss Elmau, Küchentisch statt Loft und allen anderen Kumpels geht es heute ähnlich, aber besser als Festanstellung ist es immer. Und Successtories gibt es ja auch.
Richtig. Das Unternehmen, dessen Idee hier kopiert wurde. Dem geht´s prima, schon lange. Da gab es noch nicht mal das Internet als Massenmedium, geschweige denn Blogs. Aber vermutlich einen, der sich lange Gedanken über profitable Geschäftsmodelle gemacht hat. Die richtige Planung hatte, und den Krempel nicht in 6 Monaten übers Knie brechen musste. Ganz ohne Web2.0 und dem Bohei. Dieser jemand hat auf seiner Website übrigens unten eine deutsche Flagge. Wenn man da drauf drückt, kommt ein Text, in dem eine baldige Expansion nach Deutschland angekündigt wird. Dafür suchen sie einen Country Manager, 7 Jahre Berufserfahrung und MBA und noch einige andere furchtbar stressige Dinge, die in keinem Buch über angewandtes urbanes Pennertum vorkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit einen Blogger mit einer geklauten Idee meinen. Sondern einen Verkäufer, der sich auf dem Markt auskennt. Und mitbekommt, wenn plötzlich ein Gigant auftaucht, um den Markt mit einem erprobten Geschäftsmodell zu übernehmen.
Solche Gestalten rennen da draussen rum, mit dem long Tail sind sie die Geilsten, das mit dem Cash Flow positiv packen sie schon, wenn sie ihre Serverkosten bezahlen können, machen heute doch alle so, und irgendwann wird schon einer kommen und das alles aufkaufen. Naturprallis. Kannste nichts machen. Die sind so. Die werden wieder auf die Schnauze fallen, und in 5 Jahren haben sie sich wieder neu erfunden.
Irgendwelche Fragen, warum ich nicht mehr berate? Ja? Bitteschön: Weil ich der höflichste Mensch von der Welt bleiben möchte.
donalphons, 00:45h
Montag, 30. Oktober 2006, 00:45, von donalphons |
|comment
vroni,
Montag, 30. Oktober 2006, 03:12
Dummkunden sind zu meiden :-)
Aus diesen Gründen bin ich höflichst aus den openBC raus, weil auch ich weiter höflich, statt ausfällig bleiben will. Glauben, wenn sie erst ein Logo haben, läuft der Laden schon (und das Logo wollen sie kostenlos.)
Da sind se alle versammelt. Von nix ne Ahnung und davon ne ganze Menge. Ganz weiten Bogen drum machen.
Da sind se alle versammelt. Von nix ne Ahnung und davon ne ganze Menge. Ganz weiten Bogen drum machen.
... link
donalphons,
Montag, 30. Oktober 2006, 11:19
Um die zu meiden, muss man nach Nordkorea ziehen. Auch hier bei den Elitessen greift der neue Gründerboom (Internetweb2.o-franchise-longtail-driven) wieder um sich, man mag´s kaum glauben. Gerade mal Abitur und 2 Semester, und schon fit für den IPO.
... link
che2001,
Montag, 30. Oktober 2006, 11:53
IPO mit was? Brötchenwagen mit 5 Standplätzen und dafür ne Aktie emitieren? Online-Übersetzungbüro, das auf Babelfish verlinkt? Oder doch eher die Unternehmensberatung für Drogerien und Apotheken wg. Corporate Design und Kundenbindung durch Communitybuilding?
... link
donalphons,
Montag, 30. Oktober 2006, 12:01
Was Kleines aufziehen, skalieren anderen überlassen, angeblich günstiger Einkauf und höhere Profite, kaufen Sie JETZT die Zukunft der Nischenmärkte - solche Szenarien. Die wissen nicht, dass es das alles schon mal gab, ohne grosse Erfolge, meist Pleiten und das völlig zurecht.
... link
che2001,
Montag, 30. Oktober 2006, 12:12
Da hatten andere wenigstens die Eier, offen zu sagen, das Geschäftsmodell heißt found it - bring it up - sell it - run away. Ach, herrlich, wie mal 80 Vertriebler eingestellt wurden für ein Produkt, das es gar nicht gab, nur um dem Publikum, das nicht alles sehen darf, rasantes Wachstum vorzugaukeln und so den Wert der Aktie hochzujazzen. Oder die nicht funktionierende Software, deren Benutzer-Interface als Trickfilm in Flash simuliert wurde, sodass der User tatsächlich Operationen sah, die real nicht stattfanden. Vor allem stimmten damals aber die Konditionen in den surroundings: VC- und Journalistenbüffets mit Langusten und Champagner, Mitarbeiterschulungen auf Sizilien, lauter süße Anjatanjas, das hatte noch was. Die Zweitauflage ist demgegenüber öde. Und mal ehrlich: Ob heute eine IT-Consulting oder ein Systemhaus oder ein Feinschmeckerladen mit Online-Vertrieb oder ein Online-Seller für Nahrungsergänzungmittel aufmacht hat einen Nachrichtenwert wie die Eröffnung eines Metzgerladens.
... link
... comment
stevem,
Montag, 30. Oktober 2006, 09:17
Gratis-Versandkosten ...
... haben schon viele gekillt.
... link
che2001,
Montag, 30. Oktober 2006, 09:36
So selten und nischenhaft sind die Anbieter für gesunde, trendige und hochwertige Nahrunsmittel übrigens gar nicht, ich kenne einige davon. Nur verlassen die sich eher auf (Igittebäh) Strukturvertrieb mit Drückerkolonne-Methoden oder aber auf gute Läden plus Marktbeschickung und denken sich keine Web 2.0-Mist aus.
... link
workingclasshero,
Montag, 30. Oktober 2006, 10:18
Beim ersten Hinlesen dachte ich doch tatsächlich, Don wäre gestern "mit den Puppen" aus gewesen!
... link
donalphons,
Montag, 30. Oktober 2006, 10:27
Erst "in den Puppen gewesen" fände ich zwar nicht problematisch, aber doch unblogbar, die Gemeinde hier hat im Schlafzimmer und auf dem Perserteppich nichts verloren.
... link
workingclasshero,
Montag, 30. Oktober 2006, 10:55
An soche Puppen dachte ich nicht. Für einen kurzen Augenblick hatte ich die Idee im Kopf, Du wärst mit Statler und Waldorf an einer Bar gewesen :-)
... link
... comment
chat atkins,
Montag, 30. Oktober 2006, 11:50
Naja - es sind ja nicht jene Hirnies, die in ihrer Kalkulation Steuern, Versand und Verpackung vergessen, die bei Long Tail und Digital-Bohème im Zentrum stehen. Die gehen im Netz und außerhalb des Netzes baden. Es geht auch nicht um einige «Schnellmerker», die Windfall-Gewinne abgreifen, bevor ein Großer das Geschäft an sich reißen wird. Es geht um die Nischenmärkte mit den ganz kurzen Kaimauern, in deren Häfen ein großer Tanker gar nicht mehr hineinpasst. Mir fällt ein Vertrieb wie "manufaktum" ein - kein typischer Blogladen, ich weiß, aber netzbasiert - der im Jahr vielleicht 15 von Omas astreinen Nudelhölzern aus deutscher Eiche verkauft - der aber dafür das Zehnfache des EK verlangen kann. Wenn der die Ware nicht sogar bei irgendeinem Sell-Out in Siebenbürgen für ein paar Cent «geschossen» hat. Da rechnet sich dann jeder Versand locker ...
... link
donalphons,
Montag, 30. Oktober 2006, 12:06
Luxus geht immer. Da gehört auch Manufaktum rein. Poltrona Frau hat seinen Nischenmarkt, DeDar (Seit jetzt einem Jahr ohne funktionierende Website, aber mit grandioser Printwerbung) hat einen Nischenmarkt, Brunschwig & Fils, Pierre Deux, die Liste liesse sich im Bereich "My home is my castle" beliebig fortsetzen. Alles Firmen, die im Newtz praktisch nicht gehen, weil man deren Produkte sehen oder befühlen muss. Da kostet der Meter Stoff dann auch 180 Euro oder mehr. Schwierig wird es dagegen, für ein Stück Nahrungsmittel von den Groschen der Studis zu leben.
... link
chat atkins,
Montag, 30. Oktober 2006, 13:07
Das mag ja mal so gewesen sein - inzwischen sieht es so aus (sogar mit eigenem, besonders «langlebigem» Nautilus-PC im Vertrieb): http://www_manufactum.de/
... link
donalphons,
Montag, 30. Oktober 2006, 15:05
Nicht wirklich linientreu, das. Wenn sie auch noch "businessblogging machen", sind sie entgültig auf dem Grabbeltisch gelandet.
... link
donalphons,
Montag, 30. Oktober 2006, 15:14
Nein, das ist neu. Und falls nicht, wurde es längst wieder vergessen.
... link
vroni,
Montag, 30. Oktober 2006, 16:59
Genug Stroh gedroschen :)
Der Grund des "Erfolgs" von "Kuschel"-Web 2.0 und die dadurch erzeugte Vorgaukelung von "gut laufenden Geschäften" sehe ich ganz einfach: Es sind im Netz noch mehr als 1999/2000 hoch-emotionale Histrioniker unterwegs. Es ist eine Zeitgeistkrankheit von Leuten, die Kritik, Verstand und klare Worte meidet. Die neuere Garde unter ihnen - esoseminarvorgebildet - findet alles "spannend" und will immer "nur konstruktive" Kommentare abgeben. [Von diesen unehrlichen Positivlingen, die dich angeblich "unterstützen" wirst du in Blogs keinen Pups hören, was an deinem Geschäftsmodell nicht passt. Dazu brauchts immer noch erfahrene, ehrliche Partner und zur Not Business-Angels, die die Wahrheit sagen und keine Business-Devils, die abgreifen und rumschleimen.]
Die laut http://wortbasar.ffii.org/logsys/helborg/histrion.html (interessante Lektüre und Betrachtung, leider schlecht geschrieben und Tippfehler) emotionalen, jeglicher Analyse und tiefschürfenderer Betrachtung spinnefeinden Histrioniker-Seelen zieht es ins selbstdarstellerische Internet, denn das Netz wird oder gibt sich immer mehr: emotional, selbstdarstellerisch, verspielt (webzwo, second life). Wo es früher die kleine Wiese der furztrockenen Nerds war, die sich kniefieselig austauschten, ist es jetzt der Großkuschel mit der falschen, nicht-wärmenden Wärme.
Angeblich kann man damit Geld verdienen, Großeinkäufe von Google (youtube) beweisen es augenscheinlich. (alldieweil youtube noch keinen Pfennig Geld verdient hat...) Also probiert jeder sein graswurzeliges Hartz4-Unternehmer-Glück, weil er trotz grober Unahnung vom echten Geschäftsleben und keiner Kohle für gute Beratung eh keine andere Wahl hat, sonst muss er Fensterkitt fressen.
Eigentlich Literaturstoff für Autoren, die eine Mischung aus John Steinbeck, dem Autor von "Crash" und T.C. Boyle (Willkommen in Melville, Grün ist die Hoffnung) sind.
Der Grund des "Erfolgs" von "Kuschel"-Web 2.0 und die dadurch erzeugte Vorgaukelung von "gut laufenden Geschäften" sehe ich ganz einfach: Es sind im Netz noch mehr als 1999/2000 hoch-emotionale Histrioniker unterwegs. Es ist eine Zeitgeistkrankheit von Leuten, die Kritik, Verstand und klare Worte meidet. Die neuere Garde unter ihnen - esoseminarvorgebildet - findet alles "spannend" und will immer "nur konstruktive" Kommentare abgeben. [Von diesen unehrlichen Positivlingen, die dich angeblich "unterstützen" wirst du in Blogs keinen Pups hören, was an deinem Geschäftsmodell nicht passt. Dazu brauchts immer noch erfahrene, ehrliche Partner und zur Not Business-Angels, die die Wahrheit sagen und keine Business-Devils, die abgreifen und rumschleimen.]
Die laut http://wortbasar.ffii.org/logsys/helborg/histrion.html (interessante Lektüre und Betrachtung, leider schlecht geschrieben und Tippfehler) emotionalen, jeglicher Analyse und tiefschürfenderer Betrachtung spinnefeinden Histrioniker-Seelen zieht es ins selbstdarstellerische Internet, denn das Netz wird oder gibt sich immer mehr: emotional, selbstdarstellerisch, verspielt (webzwo, second life). Wo es früher die kleine Wiese der furztrockenen Nerds war, die sich kniefieselig austauschten, ist es jetzt der Großkuschel mit der falschen, nicht-wärmenden Wärme.
Angeblich kann man damit Geld verdienen, Großeinkäufe von Google (youtube) beweisen es augenscheinlich. (alldieweil youtube noch keinen Pfennig Geld verdient hat...) Also probiert jeder sein graswurzeliges Hartz4-Unternehmer-Glück, weil er trotz grober Unahnung vom echten Geschäftsleben und keiner Kohle für gute Beratung eh keine andere Wahl hat, sonst muss er Fensterkitt fressen.
Eigentlich Literaturstoff für Autoren, die eine Mischung aus John Steinbeck, dem Autor von "Crash" und T.C. Boyle (Willkommen in Melville, Grün ist die Hoffnung) sind.
... link
strappato,
Montag, 30. Oktober 2006, 17:16
Da möchte ich aus einem Kommentar von "richard graf rappoldstein" in meinem blog zitieren
Das sind Anhänger ....
.... der Generation, die nur in Possibilities denkt, rumspielt und ausprobiert bis zum Gehtnichtmehr. Die nicht erwachsen werden will und vor allem eines braucht; die grosse Familie und das Gefühl, dass sich alle ganz lieb haben und am gleichen Strick ziehen.
http://gesundheit.blogger.de/stories/567098/#567233
Das sind Anhänger ....
.... der Generation, die nur in Possibilities denkt, rumspielt und ausprobiert bis zum Gehtnichtmehr. Die nicht erwachsen werden will und vor allem eines braucht; die grosse Familie und das Gefühl, dass sich alle ganz lieb haben und am gleichen Strick ziehen.
http://gesundheit.blogger.de/stories/567098/#567233
... link
vroni,
Montag, 30. Oktober 2006, 18:03
alles psychos...
... ob infantil, histrionisch.
Nie waren wir so neurotisch und unreif wie heute.
Oder hat sich vielleicht doch nichts geändert mit der Jugend seit Sokrates? (Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.)
Nie waren wir so neurotisch und unreif wie heute.
Oder hat sich vielleicht doch nichts geändert mit der Jugend seit Sokrates? (Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.)
... link
gibsmir,
Montag, 30. Oktober 2006, 19:35
Ach, schöne Aussage über die Anfänge der Grünen. Ach ne, über die 68er :-)Das sind Anhänger ....
.... der Generation, die nur in Possibilities denkt, rumspielt und ausprobiert bis zum Gehtnichtmehr. Die nicht erwachsen werden will und vor allem eines braucht; die grosse Familie und das Gefühl, dass sich alle ganz lieb haben und am gleichen Strick ziehen.
... link
vroni,
Montag, 30. Oktober 2006, 20:56
Gibsmir meint garantiert die... Hippies. Rumhänging und Gras rauchen...
Die Grünen hatten starke, diskussionswürdige Ziele, immerhin.
Die vielgescholtenen 68er hatten auch welche.
Diese Ziele hatten Kraft.
Was sind denn die Ziele des Web 2.0 Kuschelworkers?
Der offline-Isolation entrinnen? Mit lieb-sein Geschäfte machen? In der Community sich aalen, wenn's geht unverbindlich :-) natürlich.
Ist doch fast das Gegenteil von Ziele haben und Verantwortung auf sich nehmen. Man mag die 68er oder die Grünen belächeln oder nicht ausstehen können, ist in Ordnung. Aber erwachsen verhalten im Sinne von Verbindlichkeit einhalten statt bequemes, unverbindliches, anonymes Wegtauchen und im Sinne von Verantwortung übernehmen und klar Stellung beziehen, haben sie sich eigentlich im Ganzen schon.
Der Web 2.0-Kuschelworker bezieht doch keine klare Stellung zu irgendwas. Er findet zwar alles toll und spannend. Er will aber in Wirklichkeit per Knopfdruck - verwöhnt und vom warmen Sofa aus und easy-peacy-japaneasy - Geld verdienen und nicht mehr rausmüssen in die kalte Herbstluft...
Eigentlich ist er ein Hippie, der managen und Kohle machen will. (Im Unterschied zum echten Alt-Hippie, dem war das wurscht)
Die Grünen hatten starke, diskussionswürdige Ziele, immerhin.
Die vielgescholtenen 68er hatten auch welche.
Diese Ziele hatten Kraft.
Was sind denn die Ziele des Web 2.0 Kuschelworkers?
Der offline-Isolation entrinnen? Mit lieb-sein Geschäfte machen? In der Community sich aalen, wenn's geht unverbindlich :-) natürlich.
Ist doch fast das Gegenteil von Ziele haben und Verantwortung auf sich nehmen. Man mag die 68er oder die Grünen belächeln oder nicht ausstehen können, ist in Ordnung. Aber erwachsen verhalten im Sinne von Verbindlichkeit einhalten statt bequemes, unverbindliches, anonymes Wegtauchen und im Sinne von Verantwortung übernehmen und klar Stellung beziehen, haben sie sich eigentlich im Ganzen schon.
Der Web 2.0-Kuschelworker bezieht doch keine klare Stellung zu irgendwas. Er findet zwar alles toll und spannend. Er will aber in Wirklichkeit per Knopfdruck - verwöhnt und vom warmen Sofa aus und easy-peacy-japaneasy - Geld verdienen und nicht mehr rausmüssen in die kalte Herbstluft...
Eigentlich ist er ein Hippie, der managen und Kohle machen will. (Im Unterschied zum echten Alt-Hippie, dem war das wurscht)
... link
... comment