Kirschjogurthlila und andere Geschmäcker.
Gut. Weil hier die Diskussion aufkam - ich gebe es zu. Die Farbe in meinem Flur war weder gewollt - es hätte dunkelrot werden sollen - noch zuerst geschätzt. Ich stand in meinem Machwerk, hatte in Vorfreude die Malerbänder entfernt und die Folie weggeräumt, sah mich um in diesem Raum, der wie das Innere eines explodierten Quarkplunders aussah, und dachte mir:
[...]
Nachdem ich mir das gedacht hatte, hängte ich die von meinem Piratder7meereonkel geerbten Bilder auf und schrieb diesen nicht ganz ehrlichen, trotzigen Beitrag, ja ich habe gelogen, nennt mich von mir aus Ehssan, und ich hatte mir fest vorgenommen, den Raum nochmal neu zu streichen. Damals, im August.
Gäste kamen, fanden die Farbe grauenvoll und bestätigten mich in diesem Vorsatz. Ich will hier nicht rekapitulieren, was alles gesagt wurde, unhöflich manchmal und meist nicht ohne Witz, egal, beim Betreten der Wohung entschuldigte ich mich meist vorher, um die Gäste nicht in Verlegenheit zu bringen, etwas zu bewundern, was mir selbst nicht gefiehl.
Aber jetzt haben wir November. Der Nebel zieht in dicken, grauen Batzen aus dem Moor und den Gräbernm vor der Stadt in die Gassen, der Westwind pfeift unter den Rock der Strahlenkranzmadonna, und auf dem Fenster zerbrechen Regentropfen das farblose Geschehen draussen in einen grauen, lichtlosen Brei. Ich habe das Lila alle 20 Zentimeter durch Bilder, Statuetten und Wandvertäfelungen gefüllt, ein Reigen mit Tänzerinnen und anderen Frauen aus China, Japan, Kambodscha, Thailand, Indien, Burma und Indonesien.
Und wenn ich heute aus dem tristen Brei da draussen in meine Wohnung komme, den Kronleuchter entzünde und dann inmitten dieser unendlich warmen Farbe stehe, die dem Grauen da drausen die kirschjogurthlila Zunge rausstreckt und deren violetter Stuck mich sogleich an die Farbe gewisser weiblicher Brustnippel erinnert, dann stimmt, zusammen mit den vielen Bildern, Spiegeln und Büchern, eigentlich alles. Das Leben ist farblos genug.
[...]
Nachdem ich mir das gedacht hatte, hängte ich die von meinem Piratder7meereonkel geerbten Bilder auf und schrieb diesen nicht ganz ehrlichen, trotzigen Beitrag, ja ich habe gelogen, nennt mich von mir aus Ehssan, und ich hatte mir fest vorgenommen, den Raum nochmal neu zu streichen. Damals, im August.
Gäste kamen, fanden die Farbe grauenvoll und bestätigten mich in diesem Vorsatz. Ich will hier nicht rekapitulieren, was alles gesagt wurde, unhöflich manchmal und meist nicht ohne Witz, egal, beim Betreten der Wohung entschuldigte ich mich meist vorher, um die Gäste nicht in Verlegenheit zu bringen, etwas zu bewundern, was mir selbst nicht gefiehl.
Aber jetzt haben wir November. Der Nebel zieht in dicken, grauen Batzen aus dem Moor und den Gräbernm vor der Stadt in die Gassen, der Westwind pfeift unter den Rock der Strahlenkranzmadonna, und auf dem Fenster zerbrechen Regentropfen das farblose Geschehen draussen in einen grauen, lichtlosen Brei. Ich habe das Lila alle 20 Zentimeter durch Bilder, Statuetten und Wandvertäfelungen gefüllt, ein Reigen mit Tänzerinnen und anderen Frauen aus China, Japan, Kambodscha, Thailand, Indien, Burma und Indonesien.
Und wenn ich heute aus dem tristen Brei da draussen in meine Wohnung komme, den Kronleuchter entzünde und dann inmitten dieser unendlich warmen Farbe stehe, die dem Grauen da drausen die kirschjogurthlila Zunge rausstreckt und deren violetter Stuck mich sogleich an die Farbe gewisser weiblicher Brustnippel erinnert, dann stimmt, zusammen mit den vielen Bildern, Spiegeln und Büchern, eigentlich alles. Das Leben ist farblos genug.
donalphons, 00:45h
Dienstag, 14. November 2006, 00:45, von donalphons |
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supatyp,
Dienstag, 14. November 2006, 12:11
Etwa Herbst bei Ihn?
Hier hamse für Donnerstag 20 Grad angekündigt. Die Rosen schmeißen noch mal ein Satz Knospen raus.
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donalphons,
Dienstag, 14. November 2006, 12:21
Echt? Ich hör kein Radio, ich grabe mich gerade durch das kackbraune Schwarz im Inneren von StudiVZ.
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donalphons,
Dienstag, 14. November 2006, 12:44
Gut, die Kresse bei uns vor dem Haus blüht auch noch.
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lebemann,
Dienstag, 14. November 2006, 12:14
Bei dem Wetter da draussen hat der wirklich etwas, der Mut zur Farbe. Sofern auch noch ein Kamin vorhanden ist, hat der November keine Chance und muss winselnd abziehen, andere Leute zu deprimieren.
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donalphons,
Dienstag, 14. November 2006, 12:21
Kamin fehlt hier. Ist mir zu riskant in diesem Haus.
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helgab.,
Dienstag, 14. November 2006, 12:29
gib's doch zu: du hast nur keine Lust wieder zum ausräumen, abhängen, abbauen, rausziehen, abdecken, abkleben - hab ich was vergessen? - und neu zu streichen. Und deshalb entwickelst du jetzt lieber erotische Kirschjoghurtphantasien.
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donalphons,
Dienstag, 14. November 2006, 12:44
Ich entwickle an allen möglichen und unmöglichen Orten erotische Kirschjoghurt- und andere Phantasien. Das ist es also nicht. Ich habe mich gut daran gewöhnt. Und sonst hat niemand so einen Raum, von ein paar Rokokopalästen mal abgesehen - seit 1760 dürfte die Farbe aus der Mode sein, aber ich lasse mir nichts diktieren.
Farbe mischen und Buchschleppen hast Du vergessen.
Farbe mischen und Buchschleppen hast Du vergessen.
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loellie,
Dienstag, 14. November 2006, 14:26
Ich hab's damals schon kommen sehn.
Mut zur Farbe oder so. Jetzt ist ja quasi alles in ... aeh ... Joghurt.
Mut zur Farbe oder so. Jetzt ist ja quasi alles in ... aeh ... Joghurt.
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sethos,
Dienstag, 14. November 2006, 13:07
Fieser Herbst
Die anderen haben schon Recht, es ist ein sehr eigenwilliges Ding dieses Jahr. Den anderen Tag bin selbst ich eingefleischter im-Kühlschrank-sitzer halb erbibbert, und heute ist es im Miesen Kaff naß und warm und eklig, und beim Lachen über die letzten hängegebliebenen Markwort-Gänseessen-Plakate wurde mir fast zu warm.
Aber Lila ist eine gute Farbe bei dem Wetter, ob heiß oder kalt - grau und eklig bleibt ja, und da ist Lila gut zur Aufmunterung.
Aber Lila ist eine gute Farbe bei dem Wetter, ob heiß oder kalt - grau und eklig bleibt ja, und da ist Lila gut zur Aufmunterung.
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pathologe,
Dienstag, 14. November 2006, 14:07
Hmmm
Du bist nicht etwa Anhänger dieser farbenfrohen Kultur, deren Auswüchse man allenthalben an den Außenwänden ihrer Häuser betrachten kann, so man sich des Sonntags auf verschlungenen Pfaden ins Elsass begibt?
Ansonsten käme so ein dunkles Rot wirklich besser. Zuviel Cyan beigemischt? Wäre da etwas Schwarz nicht besser und, vor allem in Bayern, einfacher zu bekommen gewesen?
Ich denke, Deine Idee lief mehr so ins Karminrote?
Ansonsten käme so ein dunkles Rot wirklich besser. Zuviel Cyan beigemischt? Wäre da etwas Schwarz nicht besser und, vor allem in Bayern, einfacher zu bekommen gewesen?
Ich denke, Deine Idee lief mehr so ins Karminrote?
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mara...,
Mittwoch, 15. November 2006, 02:18
Da ...
sieht man nur wieder mal, das der Spruch stimmt:
"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier."
Wenn die Farbe nur lang genug drauf ist, ist sie schon integriert ins Geschmacksempfinden ...
Andererseits kann man so latürnich auch seinen Horizont, in dem Falle das Farbgefühl erweitern *ggg* ...
Ich vermute aber mal stark: Ich bin bloss neidisch, weil über kräftig gelb bin ich noch nicht hinausgewachsen *schmoll ...
:-))
"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier."
Wenn die Farbe nur lang genug drauf ist, ist sie schon integriert ins Geschmacksempfinden ...
Andererseits kann man so latürnich auch seinen Horizont, in dem Falle das Farbgefühl erweitern *ggg* ...
Ich vermute aber mal stark: Ich bin bloss neidisch, weil über kräftig gelb bin ich noch nicht hinausgewachsen *schmoll ...
:-))
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abulafia,
Mittwoch, 15. November 2006, 08:44
na...
da hab ich ja was angerichtet - war so nicht gemeint...keinerlei Rechtfertigung wäre nötig gewesen!
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