Rosa Haare
Er ist ein Restbestand. Ein Fragment einer zertrümmerten Kultur. Herabgeschlunzt wie die meisten in dieser Stadt, in diesem Viertel, das sie hier "Kiez" nennen, weil es so heimatlich klingen soll, wie es garantiert nicht ist, mit den Drogendealern an den Telefonzellen, den Gebrauchtmärkten, bei denen es keine Rechnungen gibt, und den strategisch verstreuten Thai-Bordellen.
Inmitten dieses unspektakulären Dauerniedergangs steht also der Typ an der Kasse, gebückt, in den frühen 60ern, vielleicht auch jünger und durch den Lebenswandel vorzeitig gealtert. Er dreht Zigaretten selbst, wie damals vor dem Springer-Hochhaus. Und die Haare sind rosa gefärbt. Bis heute.
Er hat es nicht rausgeschafft zu den noblen Vororten, wo seine Mitkämpfer von damals heute residieren. Er hat den Zeitpunkt verpasst, zu dem man sich am Besten eingliedert und von der Reaktion gut bezahlen vulgo kaufen lässt. Seine Haare sind so fettig wie die der meisten älteren Männer in Berlin a. d. Spree, wo Körperpflege wenig gilt, aber die Haare sind rosa, und das macht den Unterschied zu den Kotzfressen der Blockwartclone, die sonst in diesem Viertel den Ton angeben.
Hin und wieder schnieft er die Nase bewusst proletarisch und laut hoch. Die alte Schachtel vor ihm im falschen Lammfell schaut angedisst. Den Wodkaflaschen nach zu schliessen, hat er ein erhebliches Alkoholproblem. Vielleicht ist das dafür verantwortlich, dass er den Marsch durch die Institutionen nicht geschafft hat. Und weiter an die Revolte glauben muss, bis das Vergessen im Wodka einsetzt.
Inmitten dieses unspektakulären Dauerniedergangs steht also der Typ an der Kasse, gebückt, in den frühen 60ern, vielleicht auch jünger und durch den Lebenswandel vorzeitig gealtert. Er dreht Zigaretten selbst, wie damals vor dem Springer-Hochhaus. Und die Haare sind rosa gefärbt. Bis heute.
Er hat es nicht rausgeschafft zu den noblen Vororten, wo seine Mitkämpfer von damals heute residieren. Er hat den Zeitpunkt verpasst, zu dem man sich am Besten eingliedert und von der Reaktion gut bezahlen vulgo kaufen lässt. Seine Haare sind so fettig wie die der meisten älteren Männer in Berlin a. d. Spree, wo Körperpflege wenig gilt, aber die Haare sind rosa, und das macht den Unterschied zu den Kotzfressen der Blockwartclone, die sonst in diesem Viertel den Ton angeben.
Hin und wieder schnieft er die Nase bewusst proletarisch und laut hoch. Die alte Schachtel vor ihm im falschen Lammfell schaut angedisst. Den Wodkaflaschen nach zu schliessen, hat er ein erhebliches Alkoholproblem. Vielleicht ist das dafür verantwortlich, dass er den Marsch durch die Institutionen nicht geschafft hat. Und weiter an die Revolte glauben muss, bis das Vergessen im Wodka einsetzt.
donalphons, 00:32h
Freitag, 6. Februar 2004, 00:32, von donalphons |
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lounger,
Freitag, 6. Februar 2004, 21:54
Berlin macht traurig
Ich habe Kopfschmerzen. Es ist sehr selten, dass ich Kopfschmerzen habe. Vielleicht der Vollmond, oder die Knacksonne am Nachmittag oder der Föhn oder ich hab` über den Tag schon wieder zu wenig getrunken. Extremes Kaffeehaushopping - zu viel Kaffee, zu wenig Wasser. Trotzdem geh`ich gleich noch in die Kunstakademie, denn da ist Party. Weil eine gute Freundin ihre Diplomarbeit zeigt. Nicht nur sie, auch andere zeigen, was sie meinen (wollen) möchten, können, machen dürften.
Die ganze Stadt ist voller Polizei. So viele Polizisten habe ich hier noch nie gesehen. Ich lebe jetzt schon lange hier, aber so viele ... Morgen soll demonstriert werden. Heute waren es nicht mal 200 Leute an Odeonsplatz - gegen Kriegstreiber und ... was war noch das Thema ? Berlin kenn`ich wie meine Westentasche, aber habe ich eine ? Rosa Haare mit 60 ? Kann ok sein. Der Mensch ist das einzig uns bekannte Wesen, das Verantwortung haben kann. Indem er sie haben kann - hat er sie. Auch mit rosa Haaren. Auch für sich selbst. Irgendwie schwinden meine Schmerzen. Ich schnapp`mir jetzt die Kamera und troll mich. Berlin macht manchmal traurig.
Die ganze Stadt ist voller Polizei. So viele Polizisten habe ich hier noch nie gesehen. Ich lebe jetzt schon lange hier, aber so viele ... Morgen soll demonstriert werden. Heute waren es nicht mal 200 Leute an Odeonsplatz - gegen Kriegstreiber und ... was war noch das Thema ? Berlin kenn`ich wie meine Westentasche, aber habe ich eine ? Rosa Haare mit 60 ? Kann ok sein. Der Mensch ist das einzig uns bekannte Wesen, das Verantwortung haben kann. Indem er sie haben kann - hat er sie. Auch mit rosa Haaren. Auch für sich selbst. Irgendwie schwinden meine Schmerzen. Ich schnapp`mir jetzt die Kamera und troll mich. Berlin macht manchmal traurig.
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cato,
Samstag, 7. Februar 2004, 08:30
Moin
Bist Du eine mitzwanzigjährige Popliteratentukke?
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donalphons,
Samstag, 7. Februar 2004, 16:35
Meinste mich? Ich bin ein mittgreissigjähriger Popliteratureinsarger.
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cato,
Samstag, 7. Februar 2004, 16:44
Tukke oder Tucke?
Ne, ich meinte lounger.
Richtig muss es natürlich heissen:
"Bist Du eine empfindsame mitzwanzigjährige Popliteratentucke?"
(unentschuldbar, aber hatte morgens meinen Kaffee noch nicht). Nörgler hätte was mit "brunzverblödet" gefragt, aber so weit wollen wir nicht gehen.
Richtig muss es natürlich heissen:
"Bist Du eine empfindsame mitzwanzigjährige Popliteratentucke?"
(unentschuldbar, aber hatte morgens meinen Kaffee noch nicht). Nörgler hätte was mit "brunzverblödet" gefragt, aber so weit wollen wir nicht gehen.
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