Real Life 4.4.2004 - Hassmangel
"Ohne die 68er könntest Du heute nicht so leben, wir alle nicht, wie wir heute leben können." Der Traum von dem stinkenden Faulsack Dutschke, den verstörten Intellektuellen der Frankfurter Schule, den Barrikaden, irgendwie alles Sachen, die die viel zu junge Dame, die das sagt, nie kennengelernt hat. Und auch nicht mehr kennenlernen wird.
Sie versteht den weissglühenden Hass nicht, den man gegenüber dem reaktionären Pack empfinden muss, das 68 glaubte, die Welt zu ändern. Und zu verbohrt, blöd, egoman war, um zu kapieren, dass es vollkommen normale Wahlen waren, die den Umschwung brachten. Trotzdem haben sie den Wechsel für sich reklamiert. Und Ansprüche daraus abgeleitet. Zum Beispiel, dass Teenager keine Anzüge tragen dürfen. Oder weisse Hemden.
Dabei hielten sie sich 1970 noch für gescheitert. Keine Weltrevolution, oooch. Aber dann setzte die Umdeutung der Geschichte ein. Wer sich selbst so belügen kann, dass er an Mao und Lenin glaubt, der kann sich auch einbilden, dieses Land verändert zu haben.
Dem verdanken wir so tolle Erungenschaften wie den Philosemitismus, die Gedenkkultur, Einewelthäuser, Kirchenvorstände für Kirche von unten statt, was mehr Spass machen könnte, Ficken von hinten, die Grünen, demnächst wieder die lachhaften Reste der Ostermärsche, und zigtausende von Bioläden mit wertvollem Öl aus der Toskana, fussgepresst von Lesben kurz nach der Mens.
Ach so, richtig, und die RAF. Mit der sie damals gegen das Schweinesystem rebellieren wollten. So richtig. Imnmerhin.
Es spricht gegen mich und meine Freunde, dass wir nach dem Scheitern der New Economy nichts Vergleichbares auf die Füsse gestellt haben, um das Schweinesystem der 68er wegzupusten. Das rächt sich. Schirrmacher schreibt über das Älterwerden für sich und seine 68er-Kumpane.
Wieso wollen die? Warum sollen sie? Dürfen sie? Warum wird ihnen das gestattet? Frage ich zurück.
Das findet die junge Dame dann doch etwas zu radikal. Und wechselt zum Thema Kinderkriegen.
Sie versteht den weissglühenden Hass nicht, den man gegenüber dem reaktionären Pack empfinden muss, das 68 glaubte, die Welt zu ändern. Und zu verbohrt, blöd, egoman war, um zu kapieren, dass es vollkommen normale Wahlen waren, die den Umschwung brachten. Trotzdem haben sie den Wechsel für sich reklamiert. Und Ansprüche daraus abgeleitet. Zum Beispiel, dass Teenager keine Anzüge tragen dürfen. Oder weisse Hemden.
Dabei hielten sie sich 1970 noch für gescheitert. Keine Weltrevolution, oooch. Aber dann setzte die Umdeutung der Geschichte ein. Wer sich selbst so belügen kann, dass er an Mao und Lenin glaubt, der kann sich auch einbilden, dieses Land verändert zu haben.
Dem verdanken wir so tolle Erungenschaften wie den Philosemitismus, die Gedenkkultur, Einewelthäuser, Kirchenvorstände für Kirche von unten statt, was mehr Spass machen könnte, Ficken von hinten, die Grünen, demnächst wieder die lachhaften Reste der Ostermärsche, und zigtausende von Bioläden mit wertvollem Öl aus der Toskana, fussgepresst von Lesben kurz nach der Mens.
Ach so, richtig, und die RAF. Mit der sie damals gegen das Schweinesystem rebellieren wollten. So richtig. Imnmerhin.
Es spricht gegen mich und meine Freunde, dass wir nach dem Scheitern der New Economy nichts Vergleichbares auf die Füsse gestellt haben, um das Schweinesystem der 68er wegzupusten. Das rächt sich. Schirrmacher schreibt über das Älterwerden für sich und seine 68er-Kumpane.
Wieso wollen die? Warum sollen sie? Dürfen sie? Warum wird ihnen das gestattet? Frage ich zurück.
Das findet die junge Dame dann doch etwas zu radikal. Und wechselt zum Thema Kinderkriegen.
donalphons, 01:05h
Freitag, 9. April 2004, 01:05, von donalphons |
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maz,
Freitag, 9. April 2004, 03:04
Ich lese
deine Stories sehr gern. Doch dies ist, aus meiner Sicht, ein ziemlich beschissener Beitrag.
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donalphons,
Freitag, 9. April 2004, 14:44
Das würde die junge Dame sicher auch denken. Aber ich schreibe das nun mal für mich, ich mag mir im Blog keinen Maulkorb geben. Konsens ist hier nicht das Thema.
Es kommen wahrscheinlich irgendwann auch wieder andere Beiträge.
Es kommen wahrscheinlich irgendwann auch wieder andere Beiträge.
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turin,
Freitag, 9. April 2004, 19:45
Nice
Hmm, mir gefällt der Eintrag richtig gut ... ob nun im Sinne des Autors oder nicht, aber Formulierungen wie die mit dem Öl aus der Toskana haben mich eher zum grinsen gebracht als das ich zustimmend genickt hätte, aber alles in allem ein sehr interessanter Beitrag.
Find ihn auch vollkommen richtig ... wobei ich glücklicherweise keine Menschen kenne, die meinen das ich ihnen dankbar sein sollte für etwas das sie nie getan haben.
Micha (FH-Darmstadt) *g
Find ihn auch vollkommen richtig ... wobei ich glücklicherweise keine Menschen kenne, die meinen das ich ihnen dankbar sein sollte für etwas das sie nie getan haben.
Micha (FH-Darmstadt) *g
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hella,
Samstag, 10. April 2004, 16:18
Schirrmacher war 1968 gerade mal 9 Jahre alt. Er schreibt über das älter werden der 40-jährigen. Die 68er haben keine Probleme mit dem älter werden. Für sie langt die Rente noch für den Landsitz in der Toscana - oder wenigstens fürs das esoterisch kaltgepresste Öl davon.
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bedeutungslos,
Montag, 12. April 2004, 13:14
schwachsinn
geadelt durch heise bleibt der eintrag doch kompletter schwachsinn. bedeutungslos, wäre er eben nicht so hasserfüllt. philosemitismus und ficken von hinten - das ist schon jenseits von peinlich.
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donalphons,
Montag, 12. April 2004, 13:22
Eine heisenennung ist nicht im mindestens irgendwas adelndes. Hal zieht durchs Netz und mischt doofes mit genialem, Dreck mit Traum, Irrsinn mit Seele - und das ist dann Kult. Aber nicht der Eintrag per se.
Ich kann schon damit leben, dass es einem nicht gefällt. Ist auch nicht das Ziel meiner Arbeit, es jedem Recht zu machen. Das hier ist nur ein halböffentlicher Notizblog eines Autors, dessen Buch Liquide auch schon ganz unterschiedliche, extreme Reaktionen hervorgerufen hat - neben, natürlich, manchem Gähnen.
Viel Spass noch auf meinem Blog, oder auch nicht, oder so.
Ich kann schon damit leben, dass es einem nicht gefällt. Ist auch nicht das Ziel meiner Arbeit, es jedem Recht zu machen. Das hier ist nur ein halböffentlicher Notizblog eines Autors, dessen Buch Liquide auch schon ganz unterschiedliche, extreme Reaktionen hervorgerufen hat - neben, natürlich, manchem Gähnen.
Viel Spass noch auf meinem Blog, oder auch nicht, oder so.
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oas,
Dienstag, 13. April 2004, 18:42
Was
kann denn i dafür, dass mir asoviel faad is
da kriagst einen Zurn!
mfg oas
da kriagst einen Zurn!
mfg oas
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che2001,
Mittwoch, 14. April 2004, 16:59
Richtungswechsel
Ich würde an den 68ern kritisieren, dass sie nicht weit genug gegangen und viel zu früh verbürgerlicht sind, aber nicht, dass sie getan haben, was sie taten. Dutschke faul? Ein wahrer Workaholic von Agitator war das, eine von diesen quasi Heiligen-Gestalten, die sich für die Sache, an die sie glauben verbrennen. Kritische Theorie und Frankfurter Schule? Wie Recht die hatten, wird heute tagtäglich bewiesen, und die NE hat ein gut Scherflein beigetragen, das zu forcieren. Also bei allewr LIebe DOn, den Beitrag finde ich daneben.
Gruß
Che
Gruß
Che
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fox,
Dienstag, 20. April 2004, 08:24
verkehrte Hasskappe
Vielleicht gehört zur Gattung der Kulturkritik doch etwas mehr als schön geschriebene stories aus dem NE-Sumpf.
Was ist denn das "Schweinesystem der 68er"? Einige wenige Alt-68er dürften auf komfortablen Professorenstellen und Redaktionsposten sitzen, viele sind Wendehälse (SPD- und Grünen-Politiker), andere bleiben als Strandgut der Geschichte zurück (man erinnert sich ihrer, wenn gelegentlich ein nostalgischer Medien-Spot sie streift: an den Alt-Kommunarden Fritz Teufel zB).
Man kann lange debattieren über das, was "68" gewesen ist oder ausgelöst hat (einflussreiche Protestkultur als Mix aus Pop, Politik, Drogen und Sex; systemimmanenter Modernisierungsschub?), doch der Quark der political correctness (auf die ich einige der etwas diffusen Anspielungen beziehe) geht nicht auf das Konto der 68er, der kam erst später und gedieh in einem Klima, das von Teilen des Feminismus, der öko-bewegten Grünen gespeist wurde.
Außerdem: es gibt keine politische Linke (mehr), die letzten Reste, die noch 68er-Ideale hochhalten könnte, wurden bei den Grünen vertrieben und existieren in irgendwelchen Nischen bei den Gewerkschaften, der PDS oder anderswo - den Atem für Hassgefühle sollte man sich sparen für die Systemgewinnler, die eh immer die gleichen waren (die NE-Spekulationsblase ist ja nun nichts wirklich Neues gewesen).
zuletzt noch eine Verständnisfrage: wer sind denn die "verstörten Intellektuellen" der Frankfurter Schule?
Was ist denn das "Schweinesystem der 68er"? Einige wenige Alt-68er dürften auf komfortablen Professorenstellen und Redaktionsposten sitzen, viele sind Wendehälse (SPD- und Grünen-Politiker), andere bleiben als Strandgut der Geschichte zurück (man erinnert sich ihrer, wenn gelegentlich ein nostalgischer Medien-Spot sie streift: an den Alt-Kommunarden Fritz Teufel zB).
Man kann lange debattieren über das, was "68" gewesen ist oder ausgelöst hat (einflussreiche Protestkultur als Mix aus Pop, Politik, Drogen und Sex; systemimmanenter Modernisierungsschub?), doch der Quark der political correctness (auf die ich einige der etwas diffusen Anspielungen beziehe) geht nicht auf das Konto der 68er, der kam erst später und gedieh in einem Klima, das von Teilen des Feminismus, der öko-bewegten Grünen gespeist wurde.
Außerdem: es gibt keine politische Linke (mehr), die letzten Reste, die noch 68er-Ideale hochhalten könnte, wurden bei den Grünen vertrieben und existieren in irgendwelchen Nischen bei den Gewerkschaften, der PDS oder anderswo - den Atem für Hassgefühle sollte man sich sparen für die Systemgewinnler, die eh immer die gleichen waren (die NE-Spekulationsblase ist ja nun nichts wirklich Neues gewesen).
zuletzt noch eine Verständnisfrage: wer sind denn die "verstörten Intellektuellen" der Frankfurter Schule?
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donalphons,
Dienstag, 20. April 2004, 12:51
Mit Schweinesystem der 68er sind genau diese gemästeten Spätfolgen gemeint, die aus den paar geschmissenen Steinen von 68 von den 80ern heute das Recht ableiten, das Maul aufzumachen und sich eine Führungsrolle anzumassen. Bedenkenträger, PC-Fetischisten, RAF-Bewunderer, Gegenstandpunktgeilfinder, JungeWeeltZitierer.
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hella,
Dienstag, 20. April 2004, 20:17
"Junge-Welt-Zitierer" ist sehr schön. Das Blatt ist ja in manchen weblog sehr beliebt.
Bsp: http://blog.schockwellenreiter.de/
Bsp: http://blog.schockwellenreiter.de/
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donalphons,
Donnerstag, 22. April 2004, 01:08
Ich weiss. Ist aber auch nicht schlimmer, als sich auf die FAZ zu berufen.
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