Rückfall
Irgendwann hält man den Druck nicht mehr aus, und zieht die Maschine aus dem schwarzen Abgrund hoch in das unendliche Blau des Himmels, der Motor spuckt die letzten giftigen Schwaden aus der Tiefe in den reinen Äther, und nach ein paar Sekunden gewöhnen sich die Augen wieder an das gleissende Licht, das man so lange nicht ertragen hat. Es ist vorbei.
Bis zu dem Moment zweieinhalb Jahre später, wenn über das Intercom Informationen über den Krieg kommen, den andere da unten weiterführen. Es ist nicht mehr mein Krieg, ich bin da zu lange draussen, denkt man sich. Aber die Bruchstücke, die man hört, lassen das Verlangen aufkommen, dieses irrwitzige Spiel bei voller Geschwindigkeit zwischen den Felsen nochmal zu machen -
und noch während man sich denkt, dass es falsch ist, dass es so verdammt viel Kraft gekostet hat, damals alles zu überleben, wie verdammt knapp es war und wie unfassbar der Schmerz am Ende war, noch während alles auf NEIN gepolt ist, kippt man die Maschine in den Sturzflug ab, jagt hinunter in das grenzenlose Nichts über der New Economy, der Propeller zerfleischt wieder die Schwärze, und man ist wieder dort, wo man nie wieder hin wollte.
Nur ein paar Meter, nur ein kurzes Stück, nur ein paar Sekunden wieder diese geile Paranoia im Abgrund, kreischen die Endorphine im Blut, und sofort ist alles wieder da, die Kontrolle über die Maschine, die Lust am Limit, am Verrat, am Beobachten und am Niederballern, wenn niemand es erwartet. Da unten sind sie wieder, wie damals, die Dummen, die Schnellen und die Toten, alle mit sich selbst und dem Überleben beschäftig, niemand hat damit gerechnet, dass da noch jemand ist, und das Donnern der Explosionen überdeckt das Kreischen des eigenen Motors, der bei maximaler Drehzahl die Kolben zu glühen bringt.
Der Kampf hier unten läuft nach simplen Regeln, die einen haben alle Möglichkeiten und die anderen keine Chance, es ist ungleich, ungerecht und die Rollen sind festgelegt. Bis jetzt. Denn ab jetzt gibt es einen weiteren Spieler, mit dem niemand rechnet, der eigentlich schon lange vergessen ist, den niemand mehr auf der Rechnung hat. Dieser Schatten, der man ist, zieht langsam an das erste Opfer heran, überholt dessen Verfolger, und noch bevor die wissen was passiert, bevor sie nur einen einzigen Schuss abgegeben haben, detoniert der Typ in einer knallgrauen Wolke.
Und noch während die Verfolger nachdenken, was zum Teufel hier eigentlich los ist, wendet man die Maschine, geht auf Kollisionskurs und ballert ihnen eine volle Ladung mitten durch die Kanzeln. Sie sind gekommen, um zu jagen, und plötzlich ist da jemand, der sie jagt. Jemand muss sie verraten haben, irgendwas läuft schief hier unten, der Plan war perfekt, aber irgendjemand kennt den Plan auch und nutzt ihn, um ihnen aufzulauern. Nur noch ein paar Salven, denkt man sich, nur noch dieses Ding hier fertig machen, es ist wichtig, gut und richtig, das hier zu tun, niemand anderes als man selbst kann das machen, denn man ist einer wie sie, oder man war es, vor so langer Zeit, man kennt ihre schräge Denke und das kranke, in sich logische System, das auf diese Denke und all ihre Feuerkraft abgestellt ist. Der Trick ist, ihre Munition platzen zu lassen, bevor sie feuern können. Und wenn sich dann alles in ein Feuermeer verwandelt hat, nichts wie weg hier aus dem Abgrund, zurück ins Licht und vergessen, verdrängen, was man war und was man getan hat.
Aber später dann, wieder im Licht, wird man wahrscheinich begreifen, dass man den Abgrund in Wahrheit nie verlassen hat, dass der Abgrund in einem selbst ist, und dass man ihn nie los wird,
und man wird immer das Verlangen spüren, den Alptraum nochmal zu leben
egal, wie falsch es war, ist, und sein wird,
egal. Nur noch dieses eine mal.
Bis zu dem Moment zweieinhalb Jahre später, wenn über das Intercom Informationen über den Krieg kommen, den andere da unten weiterführen. Es ist nicht mehr mein Krieg, ich bin da zu lange draussen, denkt man sich. Aber die Bruchstücke, die man hört, lassen das Verlangen aufkommen, dieses irrwitzige Spiel bei voller Geschwindigkeit zwischen den Felsen nochmal zu machen -
und noch während man sich denkt, dass es falsch ist, dass es so verdammt viel Kraft gekostet hat, damals alles zu überleben, wie verdammt knapp es war und wie unfassbar der Schmerz am Ende war, noch während alles auf NEIN gepolt ist, kippt man die Maschine in den Sturzflug ab, jagt hinunter in das grenzenlose Nichts über der New Economy, der Propeller zerfleischt wieder die Schwärze, und man ist wieder dort, wo man nie wieder hin wollte.
Nur ein paar Meter, nur ein kurzes Stück, nur ein paar Sekunden wieder diese geile Paranoia im Abgrund, kreischen die Endorphine im Blut, und sofort ist alles wieder da, die Kontrolle über die Maschine, die Lust am Limit, am Verrat, am Beobachten und am Niederballern, wenn niemand es erwartet. Da unten sind sie wieder, wie damals, die Dummen, die Schnellen und die Toten, alle mit sich selbst und dem Überleben beschäftig, niemand hat damit gerechnet, dass da noch jemand ist, und das Donnern der Explosionen überdeckt das Kreischen des eigenen Motors, der bei maximaler Drehzahl die Kolben zu glühen bringt.
Der Kampf hier unten läuft nach simplen Regeln, die einen haben alle Möglichkeiten und die anderen keine Chance, es ist ungleich, ungerecht und die Rollen sind festgelegt. Bis jetzt. Denn ab jetzt gibt es einen weiteren Spieler, mit dem niemand rechnet, der eigentlich schon lange vergessen ist, den niemand mehr auf der Rechnung hat. Dieser Schatten, der man ist, zieht langsam an das erste Opfer heran, überholt dessen Verfolger, und noch bevor die wissen was passiert, bevor sie nur einen einzigen Schuss abgegeben haben, detoniert der Typ in einer knallgrauen Wolke.
Und noch während die Verfolger nachdenken, was zum Teufel hier eigentlich los ist, wendet man die Maschine, geht auf Kollisionskurs und ballert ihnen eine volle Ladung mitten durch die Kanzeln. Sie sind gekommen, um zu jagen, und plötzlich ist da jemand, der sie jagt. Jemand muss sie verraten haben, irgendwas läuft schief hier unten, der Plan war perfekt, aber irgendjemand kennt den Plan auch und nutzt ihn, um ihnen aufzulauern. Nur noch ein paar Salven, denkt man sich, nur noch dieses Ding hier fertig machen, es ist wichtig, gut und richtig, das hier zu tun, niemand anderes als man selbst kann das machen, denn man ist einer wie sie, oder man war es, vor so langer Zeit, man kennt ihre schräge Denke und das kranke, in sich logische System, das auf diese Denke und all ihre Feuerkraft abgestellt ist. Der Trick ist, ihre Munition platzen zu lassen, bevor sie feuern können. Und wenn sich dann alles in ein Feuermeer verwandelt hat, nichts wie weg hier aus dem Abgrund, zurück ins Licht und vergessen, verdrängen, was man war und was man getan hat.
Aber später dann, wieder im Licht, wird man wahrscheinich begreifen, dass man den Abgrund in Wahrheit nie verlassen hat, dass der Abgrund in einem selbst ist, und dass man ihn nie los wird,
und man wird immer das Verlangen spüren, den Alptraum nochmal zu leben
egal, wie falsch es war, ist, und sein wird,
egal. Nur noch dieses eine mal.
donalphons, 00:33h
Freitag, 23. April 2004, 00:33, von donalphons |
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che2001,
Freitag, 23. April 2004, 13:08
Fasanenschnitzel und Bourdeaux
Der Abgrund hat aber immer auch seine netten Seiten. Die OE ist und bleibt solider, aber auch langweiliger. Was wir damals getrieben haben, war ökonomischer Irrsinn, hat aber Spaß gemacht. Und wir waren keine Wölfe, sondern ein Unternehmen mit ausgesprochen netten und menschlichen Strukturen. Vielleicht sind wir gerade deswegen gescheitert. Das Abendessen beim Ministerpräsidenten war Weltklasse, fast mit dem täglichen Essen in der Führungskräfte-Kantine der BASF vergleichbar. Die Erfahrungen sind unbezahlbar. OK, im Gegentum zu Dir habe ich keine schuldhaften Verstrickungen, für mich war diese Episode ein Kickoff. Dennoch-manchmal, wenn ich an 2001 denke, möchte ich sagen: Verweile doch, Du bist so schön!
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