: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 28. September 2008

Endlich schützt Gott unsere Heimat

Oben auf dem Hirschberg steht ein Kreuz, mit einem Bankerl aussenrum und inmitten einer derm schönsten Landschaften Europas, 1680 Meter über Null und 950 Meter über dem Tegernsee, und um 18 Uhr ist es schon recht leer, weil der Abstieg bis in die Nacht dauern wird. Dort, auf dem Kreuz, ist eingeschnitzt: Gott schütze unsere Heimat. Und die vier Leute, die um 18 Uhr dort oben noch ausharrten, mussten den Eindruck haben, dass dieser Apell vergeblich war.



Weniger wegen des schlechten Wetters, das wie alles Übel aus Preussen kam, sondern wegen des Wahnanfalls einer Person, die sie oben noch freundlich mit Grias God begrüsst hatt, wie sich das in den Bergen gehört. Dieser fünfte Mann war kurz vor sechs abgestiegen und hatte gerade die Baumgrenze erreicht, als er, das Handy am Ohr stehen blieb, erstarrte und dann aus voller Kehle JAAAAAAAAAAA brüllte, dass Rauheck und Leonhardstein wackelten, in das Echo hinein ein GRRRRRRIIIIHUIIIII (mit gerolltem baxerischen R) schrie und zu tanzen begann, ganz ohne Musik, um dann auf der saftigen, sonnenüberfluteten Almwiese in die Knie zu sinken und in die untergehende Sonne hinein ein JAAAAAAAAAAAAA!!!! zu brüllen. Eines, das man bis in das Bildungszentrum der Staatspartei gehört haben könnte, hätten dort nicht alle unisono NEIN! geschrien.



Der Irre lachte den ganzen Abstieg. Es dauert 1 3/4 Stunden runter nach Kreuth, er hatte zu wenig gegessen und getrunken und war völlig fertig, aber er lachte. Er lachte Tränen. Am Ende stachen seine Lungen, als hätte er Messer geschluckt, aber er konnte nicht aufhören. Seit er politisch denken kann, hat er auf diesen Tag gewartet. Und so fuhr er dann mit seinem offenen Roadster, das Kyrie der Missa Salisburgensis voll aufgedreht, unter dem sternenklaren Himmel durch dieses wunderschöne und absolut liebenswerte Land mit seinen Kirchen und Marterln und drögen Idioten, die sich jahrzehntelang alles von denen da oben haben gefallen lassen.

Bis heute, wo sie der Staatspartei mit einem einzigen Bierkrughieb den Schädel eingeschlagen haben. Das schreiben zu können, endlich, endlich, ist für den Irren vom Berg besser als Sex.

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Mittwoch, 24. September 2008

Der pseudolinke Ausgleichsdepp

Es ist ein wenig ungerecht, das hier im Moment nur die Rechte in der Bankenkrise so schlecht wegkommt. Dabei gibt es auch manche, die asozial, rassistisch und arbeitsfeindlich mit links, proisraelisch und politisch verwechseln. Im Rahmen so einer virtuellen Begegnung - sowas kommt immer an Rosh ha Shana, ich weiss auch nicht warum - möchte ich erinnern an einen kleinen Vorfall, der mir Anno 1998 ein wenig die Augen geöfnet hat, über Ideologien und was aus ihnen wird.

Da war nämlich in München ein Antifa der, sagen wir mal, ungezogenen Sorte, der immer extremer sein wollte als andere, immer ideologischer und noch bereiter zur Tat, keine Manieren natürlich und von einer Sozialkompetenz gezeichnet, wie man sie sonst gern Miethaien unterstellt. Diese Person nun war damals mit ein paar Freunden unterwegs zu einer an sich wirklich sinnvollen Demonstration, allerdings nicht wirklich sinnvoll, was ihre Taktik anging. Wenn man zu einer Demo fährt, ist es nicht so arg klug, schon bei der ersten Polizeikontrolle auf dem Weg polizeifeindliche Sprüche aus dem Fenster zu brüllen. Aber genau das tat dieser Typ und hielt es für Meinungsfreiheit. Die Polizei stoppte den Bus natürlich und forderte die Leute auf, auszusteigen. Unser Antifa dagegen rief die anderen dazu auf, sich dumm zu benehmen und ungehorsam zu sein. Als die Polizei dann ernst machte und begann, die Leute rauszuziehen, griff der Junge zum Tränengas. Die Polizei war schneller, drehte ihm die Hand weg, er drückte ab - und die ganze Ladung erwischte einen Freund, der noch dazu Asthma hatte. Und nachdem sie ihn erst mal laufen liessen, kam dieses Arschloch zu mir und wollte, dass ich etwas über einen Reizgaseinsatz der Polizei gegen ihn und seinen asthmatischen Freund mache.



Seit diesem Tag bin ich etwas, sagen wir mal, reserviert gegenüber Leuten aus dieser Szene. Reservierter etwa als gegenüber dem - nach linker Definition systemschädigenden - Arzt, mit dem ich auf den Riederstein stieg und die Goldküste von oben betrachtete, an der er wohnt. Und bei allem Verständnis, dass man was an den sozialen Strukturen dieses Staates ändern muss, kann ich auch als Linker nicht umhin zu konzidieren, dass ich wirklich gern in der Lage bin, daran mitzuwirken, ohne so sein oder leben zu müssen wie die, die sich für die Spitze der Bewegung halten, und nur die neueste Generation der gleichen Idioten sind, die auf der anderen Seite den Kapitalismus ruinieren.

Ich mag den Sozialismus. Ich mag auch den Markt. Beide Kräfte sind gut, weil sie auf eine Gemeinschaft und Intelligenz setzen; beide wollen alles Gute ermöglichen. Sozialismus und Markt wiedersprechen sich nicht; wer Marx zu Ende gelesen hat, wird wissen, dass der sozialistische Staat nur eine Übergangserscheinung zu eigenverantwortlichen, freien Menschen ist. Marx war, das wird oft vergessen, auf seine Art ein Marktradikaler, und glaubte, dass dieser Markt freier Menschen die Krücken des Staates am Ende würde hinwegfegen können. Der Sozialismus und der Markt haben, gerade weil sie das Gute könnten, beide eine enorme Stärke gegen Anfeindungen der jeweils anderen Seite, und sind doch so extrem labil gegen diejenigen, die ihre Kräfte für sich selbst missbrauchen.

Saugt. Ihr entschuldigt mich, ich gehe jetzt auf einen Berg, wo ich hoffentlich allein bin.

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Montag, 8. September 2008

Spätes Frühstück am Rande einer brüchigen Welt

Bei der letzten Krise wollte ich unbedingt dabei sein. ich war hoch motiviert, begierig auf das Abenteuer und mit Begeisterung bei der Sache. Am Anfang. Am Ende war es nicht halb so spannend wie gedacht und doppelt so übel, und ich musste immer an Micha denken, der mir gesagt hat: Krieg ist Langeweile, man sitzt tagelang rum und dann kommt für ein paar Minuten das Adrenalin, und am Ende ist es nur wichtig, heil rauszukommen. Dabei ist Micha selbst einer von denen, die möglichst nah dran sein wollen.



Diesmal stehe ich quasi am Rand und schaue zu, und überlege, was noch passieren muss, dass es mich in den nächsten Monaten betrifft. Ziemlich viel, auch wenn der Abstand mit dem gestrigen Tag kleiner geworden ist. Es sagt sich so leicht, dass jetzt die amerikanischen Steuerzahler den Finanzgiftmüll absichern. Jaha, bitte, welche amerikanischen Steuerzahler eigentlich? Die, die jetzt schon eine negative Spatquote haben und für die Schuldenlast dann eben weniger konsumieren können, was die Wirtschaft in die Rezession prügelt, mit Arbeitslosigkeit und weiteren Kreditnehmern, mein Hauskredit, mein Autokredit, mein Bootkredit, mein Ipodkredit, mein Benzinkredit, die dann nicht mehr zahlen können? Kann man eine Schuldenlawine aufhalten, indem man eine Schuldenlawine reinlaufen lässt? Wie tief geht das runter, wie hoch sind die Berge, wie nah bin ich dran?

Ich gebe ungern Ratschläge, aber ein Bankrun ist sicher nicht ganz doof in dieser Situation, und vielleicht probiere ich nur mal zu meiner Beruhigung, ob ich mit 6 Euro am Tag durchkomme.

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Montag, 1. September 2008

Wag the Cage aux Folles

Mal ehrlich: Hollywood hätte es sich nicht besser ausdenken können, wenn die frisch ernannte Vizepräsidentenkandidation einer rechtsextrem-reaktionären, korrupten Partei, die gegen sexuelle Aufklärung in der Schule und für Enthaltsamkeit als Verhütungsmethode eintritt, eine 17-jährige Tochter hat, die justament zu Beginn der Kampagne schwanger wird, und erst noch heiraten muss. Fehlt nur noch, dass der Gatte ein in die Irre geführter, afroamerikanischer Schwuler namens Che-Lenin Marx ist.

Immerhin kann man das als Erklärung nehmen, wie in Amerika die "moral majority" entsteht. Man darf ausserdem vermuten, dass die Unschuld der Kinder sowas wie die Weapons of Mass Distruction des waffengeilen, bigotten, faschistoiden, fast hätte ich gesagt bayerischen Teils der amerikanischen Mittelschicht sind.

Chr Chr Chr. Hey, ich mag Amerika. Wirklich. Über weite Strecken.

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Montag, 1. September 2008

Gentrifikation selbstgemacht

Aber, aber. Wer wird denn. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten, einen Tormann einzusetzen oder sich abzuschotten. Warum denn. Nebenan, draussen, die Strasse runter ist doch nichts, wogegen man sich abschotten müsste. Das ist das "Arzt sucht für seine Tochter (Elitestudentin) Wohnung im Stadtzentrum"-Viertel. Es ist das Viertel, in dem man nicht ausschreiben muss. Sie kommen schon, und es sind auch die Richtigen. Das fügt sich alles selbst zusammen. Man muss nicht nachhelfen. Nachhelfen wie andernorts, wo man sich absetzen muss, ist übrigens gar nicht so toll, wie man hört; dieses unnatürliche Herausstechen aus der restlichen Umgebung sorgt Drinnen und Draussen für Spannungen. Besser ist es, wenn es einfach den richtigen Bereich für die richtigen Leute gibt. Noch. Es könnte auch sein, dass sich das noch ändert und selbst dem Arztvater die Luft ausgeht. 60 m², 164.000 Euro, aber nur Erdgeschoss, darüber gleich noch mal 20.000 mehr, ist die aktuelle Preislage, in einer nicht ganz so optimalen Ecke des besseren Quartiers.



Es ist natürlich etwas unschicklich darüber zu reden, dass die Elitessen mittelfristig verdrängt werden, weil es höheren Eigenbedarf gibt. Die Stadt wächst, die gewinne steigen, die Ansprüche ziehen nach, und die Altstadt bleibt klein. Es ist auch nicht fein, die Rechnung aufzumachen, und zu überlegen, was jenseits des Inflationsangleiches möglich wäre. Der Druck von Aussen ist jedenfalls da, und man nimmt diejenigen, die passen. Unten gehen die sonntäglich gekleideten Touristenscharen vorbei und fragen sich, da sie das Schild nich nicht gelesen haben, was das hier sein mag. Ich sitze auf dem Fensterbrett, reinige fleckiges Silber im Spätsommerlicht und mache mir erschreckend wenig, definitiv zu wenig Gedanken über das einseitige Gesellschaftsmodell, das hier nach 100 Jahren Flucht in die Vorstädte nun in die alten Professorenhäuser, Collegien und Patrizieranwesen schlüpft, als wäre es der bequeme Pullover, der frisch aus der Wäsche kommt.



Es mag ketzerisch klingen, ganz wohl ist mir bei dem Gedanken auch nicht, aber mitunter mag es fast so scheinen, als sei Gentrification als soziales Problem immer mit etwas verbunden, das nicht in allen Fällen da ist: Massive soziale Unterschiede, Arm gegen Reich ohne Puffer einer Mittelschicht dazwischen. Im Prenzlauer Berg und Hamburgs Schanze ist der Verdrängungsmechanismus gegen Proletarier und Alternative knallhart und absolut, im Münchner Glockenbachviertel dagegen hat es 20 Jahre schleichender Veränderungen bedurft, und noch immer gibt es vieles nebeneinander. Bei uns stirbt eine mitunter immens reiche Generation des Nachkriegsbürgertums aus, die Häuser kommen in gute, mitunter fast zu gute Hände, werden saniert, die Kinder einer anderen Oberschicht ziehen nach, und die Weltfirmen vor den Toren der Stadt pumpen immer neues Geld nach. Von den alten Damen in ihrer blaugetupften Sommertracht ist einfach nicht zu erwarten, dass sie im Rollator einen Brandsatz für die studentischen Kleinwägen mitführen. Wäre man zynisch, verkommen oder gar FDP-Mitglied, könnte man daraus ableiten, dass die Gentrifikation weniger das Problem der zuziehenden Reichen ist, sondern das Problem der Armut derer, die doch einfach bleiben könnten, wenn sie mehr Geld und Anpassungsbereitschaft hätten.

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Mittwoch, 20. August 2008

Über das Lächeln

Hier lächeln alle. Als ob sie eine Sammlung archaischer Figuren von einem Tempelfries wären, die bekanntlich auch noch lächeln, wenn sie von Pfeilen durchbohrt dekorativ in den Ecken niedersinken. Hier jedoch sinkt niemand, statt dessen brabbelt ein MG B vorbei, mit einem dickeren, älteren, wirklich sehr dick grinsenden Ehepaar auf den Ledersitzen, die weiter vorne anhalten und mit anderen Gästen ratschen, bevor sie den Wagen abstellen.



Es lächeln die Hunde und der Bauer, wenn er an seinen übervollen Apfelbäumen vorbeigeht. Es lächeln die Konditoren, wenn die Tür aufgeht und die fetten Weiber ankommen, es lächeln die Bauern, deren Kühe man streichelt und die Mädchen im Glanz des Sees, man lächelt sich auf den Bergen an, wenn man sich grüsst, und wer einen Grund zum lächeln braucht, muss sich nur umschauen.



Und wenn man es vor dem Sturm nach Hause schafft, kann man auch über die Naturgewalten lächeln. Manchmal denke ich, die CSU wird hier nur gewählt, damit man ab und an auch die Gesichtsmuskeln entspannen und etwas anderes als lächeln kann.

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Donnerstag, 31. Juli 2008

Sometimes you kick

someteimes you get kicked: Der Rausschmiss von Parteischädlingen wie Clement war mehr als überfällig. Karrieristen wie er oder Sarrazin, all das Supidupilustig-Gesocks, das dort unterkriecht, werden jederzeit andernorts mit offenen Armen angenommen - bei jedem Feind der sozialdemokratischen Werte, bei der Atomlobby oder sonstigen Scheckbuchausfüllern. Wenn die SPD überleben will, dann nur so.

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Dienstag, 22. Juli 2008

Mia san mia.

Manche beschweren sich, wenn ich Tippfehler stehen lasse, weil ich finde, dass sie auch eine Berechtigung haben, wie Patina oder Kratzer. Die Welt ist nicht immer perfekt, und wer einen Beitrag nicht liest, weil er sich an einem falschen Buchstaben stört, der ist mir wurscht oder, norddeutsch, schnuppe. Und wie ich feststellen durfte, tendierten auch meine Vorfahren schon zu dieser - nicht wirklich hochgeistigen, aber doch im Charakter verwurzelten, weil starrsinnig sei der Bayer, selbstbewusst und leger - Haltung, und zwar von den heimischen Bergen bis zum Nordseestrand im feindlichen Ausland, dem klar gemacht wurde, wer hier als hieriger ist, und sich als uns auch uns schreibt, allerdings mit einer kleinen Ausnahme beim "N":



Man betrachte dabei auch den mit angedeuteten Schiessscharten versehenen Wall, der aufgeschüttet wurde. Doch. Wir haben die Absicht, eine Mauer zu errichten.

und nach 1955 kam auch keiner von uns mehr so hoch in den norden!

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Donnerstag, 17. Juli 2008

Die Erforschung der Nacht

Ich habe in der Provinz eine Dachterase, ein hohes Fenster und praktisch Rundumsicht über den Dächern der Altstadt. Ich habe auch ein altes Fernrohr aus Messing, das überraschend gut funktioniert. Ebenso überraschend war die nacht heute sehr klar, und ich konnte die eisigen Staubwüsten des Mondes betrachten.



Unter mir, im Hof des Wohnheims, ist es auch staubig und genauso frei von jeder menschlichen Existenz. Was dort einmal gewesen sein sollte, wurde schon vor Stunden in Alkohol ersäuft, und das sinnfreie Grölen aus drei Kehlen der kommenden Elite lässt erahnen, was da demnächst der Sachbearbeiterebene deutscher Konzerne blüht, die nach dem Ruf der Uni einstellen. Ab und an ein Blitzlicht, vielleicht später noch zu sehen auf StudiVZ. Fensterschlagen deutet an, dass andere morgen arbeiten müssen. Oder den Photographen vom Spiegel da haben. Oder gar nach Heidelberg müssen, und diese Störung durch die losgelassene Elite des Landes nicht brauchen können. Beim Treppensteigen grökt nur noch einer. Zurück bleibe ich, das Fernrohr und der Mond. Und eine sehr angenehme Stille.

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Freitag, 11. Juli 2008

Der Wetterbericht

Später Gewitter, Temperatursturz und morgen nur noch 16 Grad. Doch, wirklich, aus dem Gebirge dröhnt schon der erste ferne Donner.



Ich habe gerade mit jemandem die 10.000 Euro Frage diskutiert. Mal abgesehen davon, dass man sich diese Frage nicht mehr lang stellen muss - in Berlin etwa erhöht die GASAG die Preise gleich mal um 14%, da lacht der libaralisierte Energiemarkt rund um Vattenfall - ich wüsste momentan auch nicht, was ich mit 10.000 Euro tun würde, die rumliegen und angelegt werden sollen. Diese Frage füllt häufig die Seiten der Wirtschaftsmagazine, und Powerpointschubser raten zu Fonds, bei denen sie Provisionen einstreichen.

Also, was tun? Silber? Oder es nochmal ordentlich krachen lassen? Als Immobilienbesitzer würde ich raten, das Geld in Energiesparen zu investieren, da bringt es langfristig niedrigere Kosten und rentiert sich. Aber wenn man keine Wohnung hat? Schwierig. Kunst. Da hat man wenigstens seinen Spass beim Betrachten. Eventuell auch ein paar Luxusuhren oder ein wirklich feines Silberservice, und zwar unter Ausnützung der Schwäche der amerikanischen und britischen Währung. Man soll es nicht glauben, aber bei Ebay in den Staaten kosten wirklich ordentliche Longines- und Omega-Uhren umgerechnet nur ein, zweihundert Euro.

Als ich heute beim Supermarkt war - ab und an muss auch ich dorthin - war vor mir an der Kasse eine Mittsechzigerin, mit sandfarbener Guccijeans, rosa Lacostepolo mit grossem Schriftzug auf dem Rücken, Chanelbrieftasche und einem Haufen Conveniencefood im Korb. Besonders auffallend: Vorgeschnittene Tomate-Mozarella mit Kräutern, Öl und Essig in Plastik. Haben Sie eine Punktekarte, fragte der Kassierer nach Überreichen der Rechnung und Entgegennahme eines 200-Euro-Scheins. Keine Antwort, nur ein Grunzen. Sammeln Sie Herzen? insistierte der Kassierer. Grunzen, die Frau stand unbeweglich da und studierte die Rechnung. Dann sagte Sie, mit der Rechnung wedelnd: Tschuldigung, ich hab Sie nicht verstanden, ich bin noch ganz schockiert von den Preisen hier - nahm sie ihr Wechselgeld und ging kopfschüttelnd ab zu ihrem SL, der draussen schwarz funkelte.

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