Spätes Frühstück am Rande einer brüchigen Welt

Bei der letzten Krise wollte ich unbedingt dabei sein. ich war hoch motiviert, begierig auf das Abenteuer und mit Begeisterung bei der Sache. Am Anfang. Am Ende war es nicht halb so spannend wie gedacht und doppelt so übel, und ich musste immer an Micha denken, der mir gesagt hat: Krieg ist Langeweile, man sitzt tagelang rum und dann kommt für ein paar Minuten das Adrenalin, und am Ende ist es nur wichtig, heil rauszukommen. Dabei ist Micha selbst einer von denen, die möglichst nah dran sein wollen.



Diesmal stehe ich quasi am Rand und schaue zu, und überlege, was noch passieren muss, dass es mich in den nächsten Monaten betrifft. Ziemlich viel, auch wenn der Abstand mit dem gestrigen Tag kleiner geworden ist. Es sagt sich so leicht, dass jetzt die amerikanischen Steuerzahler den Finanzgiftmüll absichern. Jaha, bitte, welche amerikanischen Steuerzahler eigentlich? Die, die jetzt schon eine negative Spatquote haben und für die Schuldenlast dann eben weniger konsumieren können, was die Wirtschaft in die Rezession prügelt, mit Arbeitslosigkeit und weiteren Kreditnehmern, mein Hauskredit, mein Autokredit, mein Bootkredit, mein Ipodkredit, mein Benzinkredit, die dann nicht mehr zahlen können? Kann man eine Schuldenlawine aufhalten, indem man eine Schuldenlawine reinlaufen lässt? Wie tief geht das runter, wie hoch sind die Berge, wie nah bin ich dran?

Ich gebe ungern Ratschläge, aber ein Bankrun ist sicher nicht ganz doof in dieser Situation, und vielleicht probiere ich nur mal zu meiner Beruhigung, ob ich mit 6 Euro am Tag durchkomme.

Montag, 8. September 2008, 16:44, von donalphons | |comment

 
Ich war früher immer eine, die für schlechte Zeiten gespart hat. Momentan denke ich, dass es vielleicht sinnvoller sein könnte, für schlechte Zeiten zu kaufen (solange es nicht auf Kredit ist - obwohl, selbst die könnten durch Inflation billiger werden). Ein gut gefüllter Kleiderschrank und ein vollständiges Kochtopfsortiment helfen vielleicht mehr als ein gut gefülltes Bankkonto. Aber vermutlich auch nicht allzu lange, wenn es wirklich schlimm kommt. Für einen Immobilienerwerb ist meine Lebenssituation leider nicht geeignet.

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Ich denke, wenn wir argentinische Zustände bekommen, wird man auch mit kleinem Geld viel anstellen können - erst mal in Luxus investieren und dann, wenn die Zeiten besser sind, den mit Gewinn verkaufen und die Wohnung erwerben. So viele Pfandstuben, wie man dann bräuchte, gibt es in Deutschland nicht. Und Reiche, die mit Hebeln Finanzakrobatik betrieben haben und dringend Cash brauchen, gibt es heute schon genug.

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aufgrund meiner herkunft und erziehung bin ich unfähig zu sparen. im sinne von "ansparen". komisch ist, dass mich das bisherige leben auch nicht vom gegenteil überzeugen konnte. eher im gegenteil, wie auch jetzt.

geld an sich ist ja interessant. für sich selbst gesehen bedeutet es nichts, es ist nur jeweils von bedeutung, was man im augenblick damit anfangen kann - es hat also eigentlich bloß gedanklichen wert. besitztümer anderer art sind dagegen eher konkret. obwohl auch ein haus (auto, schmuck etc.) haben usw. fetisch sein kann, wobei der abstraktionsgrad aber trotzdem nochmal anders ist als beim geld.

mit 6 euro auskommen, das schaffst du. wer nicht raucht und nicht trinkt, schafft das locker. 6 euro sind reichlich. noch.

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Geld hat keine gefühlte Rendite, ausser Sicherheit, aber dazu braucht es negative Erfahrungen, die man als Kind der Nachkriegszeit in der Regel nicht hat. Dazu kommt, dass Sparen extrem uncool ist. Man schreibt auch in den Blogs lieber über gutes Essen als über Bausparer. Konsumiert wird öffentlich, gespart wird heimlich.

Ich weiss, dass ich es schaffe, aber mir geht es um das beruhigende Gefühl zu sehen, dass ich es ohne Einschränkungen tatsächlich auch kann.

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