Die Erforschung der Nacht

Ich habe in der Provinz eine Dachterase, ein hohes Fenster und praktisch Rundumsicht über den Dächern der Altstadt. Ich habe auch ein altes Fernrohr aus Messing, das überraschend gut funktioniert. Ebenso überraschend war die nacht heute sehr klar, und ich konnte die eisigen Staubwüsten des Mondes betrachten.



Unter mir, im Hof des Wohnheims, ist es auch staubig und genauso frei von jeder menschlichen Existenz. Was dort einmal gewesen sein sollte, wurde schon vor Stunden in Alkohol ersäuft, und das sinnfreie Grölen aus drei Kehlen der kommenden Elite lässt erahnen, was da demnächst der Sachbearbeiterebene deutscher Konzerne blüht, die nach dem Ruf der Uni einstellen. Ab und an ein Blitzlicht, vielleicht später noch zu sehen auf StudiVZ. Fensterschlagen deutet an, dass andere morgen arbeiten müssen. Oder den Photographen vom Spiegel da haben. Oder gar nach Heidelberg müssen, und diese Störung durch die losgelassene Elite des Landes nicht brauchen können. Beim Treppensteigen grökt nur noch einer. Zurück bleibe ich, das Fernrohr und der Mond. Und eine sehr angenehme Stille.

Donnerstag, 17. Juli 2008, 03:28, von donalphons | |comment