: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 6. Mai 2007

Deutsches Kommerzbloggertum von Aussen betrachtet

Oh Gott. Wenn man die Leute einfach mal zwei Wochen nicht liest und dann den Krempel wieder anschaut, merkt man erst, was da Erbärmliches am Rumwurschteln ist. Gestern in Mantua hat es am Abend eine Stunde geregnet, da habe ich mir den Spass gegönnt und einen Euro rausgeschmissen, und mir die neuesten Einlassungen aus dem Irrenhaus zu geben.

Liebe Leute: Ihr werdet davon bestenfalls vegetieren können, und das auch nur unter Zuhilfenahme von Steuerhinterziehung, Abzocken von Idioten, die Euch den Beratungsscheiss abnehmen, und Extremstrichertum mit allen Mitteln, Linkspamming und Abgreifen aller Möglichkeiten, die so daher kommen: Kostenlose Probeangebote und Chancen auf irgendwelche Gewinnspiele, denen es nur ums linkhuren geht. Und dafür müsst Ihr 24/7 auf der Suche nach Möglichkeiten sein, ihr braucht mit Schamgrenzen erst gar nicht anfangen, denn mittlerweile gibt es nicht nur ein Deutzend, sondern ein paar Hundert Spinner, die glauben, was reissen zu können. Angesichts der mauen Angebote sind das zu viele Anbieter, die es ansonsten zu nichts bringen und sich im Bloggen eine Art Phantasiewelt des Erfolgs zurechtzimmern.

Bloggen nach eurer Facon, das ist virtuelles Strassenmusizieren in der Hoffnung, demnächst an der Met dirigieren zu dürfen. Das ist hündisches Belecken der Stiefel einiger Leute, die wissen, dass sie euch nur einen Brocken vor die Nase halten müssen, damit ihr springt. Ein modernen Callot würde keine Landstreicher mehr stechen, sondern Problogger. Und wenn ihr dann den nächsten Scheiss mitgemacht habt, entblödet ihr euch nicht zu schreien, wir alle wären doch irgendwo käuflich, und Mainstream sei super, und das ganze eine Revolution. Sobald einer was aufmacht, klatscht ihr eure Fresse rein, genauso strunzdumm wie das Partygirl bei StudiVZ. Aber Hauptsache, ihr seid dabei, beim heiteren Berufsbloggen, dem neuen digitalen Lumpenproletariat, dem lustigen Pyramidenspiel für Pudel und solche, die es werden wollen. Irgendjemand wird schon dran verdienen, irgendein in Festanstellung befindlicher PR-olet, der einen Haufen willige Blogger im Portfolio haben will. Und insgeheim hoft ihr alle, so einer da oben zu werden und auch Blogger abzuzocken, oder sich mal wenigstens mit einem Urlaub schmieren zu lassen.

Geht mal kellnern. Und leistet Euch vom Trinkgeld eine Woche Gardasee. Und den Euro am Ende, um die kranke Scheisse mal zu lesen. Vielleicht hilft es ja.

Disclosure: Abreise aus Italien und übertriebene Toleranz passen nicht zusammen.

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Donnerstag, 3. Mai 2007

Naechste Woche,

spaetestens aber uebernaechste Woche wird es ein paar Erschuetterungen geben. Einen Praezedenzfall. Keine Werbung, keine PR, auch nichts, was mit meinen Blogs direkt zu tun hat, oder auch mir. Aber da kommt was. Und es ist nicht wirklich schoen, fuer gewisse andere.

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Darf ich was fragen?

Lieber Leser, ich blogge ja gerade über meine Italienreise. Gleichzeitig bekomme ich Post von Leuten, die - mal wieder - über das leidige Thema Empfehlungsmarketing "social" commerce und so Sachen nachdenken. Und auch mal wieder ein Übernahmeangebot. Die Welt ist völlig gaga, besonders, wenn man mal 2 Wochen überhaupt keine Blogs ausser den eigenen liest; dann merkt man erst, wie, hm, fragwürdig da manche Ansätze sind, wie verbohrt sich da welche in einen Markt begeben, der keiner ist.
Ich verkaufe keines meiner Blogs, und solange die Konditionen nicht exzellent und vor allem langfristig gesichert sind, gehe ich auch nirgends an Bord. Was mich aber interessieren würde, ist, ob ich tatsächlich in der Lage bin, etwas, von dem ich überzeugt bin, schmackhaft zu machen. Der Gardasee und die Region ist zuerst mal eine Landschaft, dann Geschichte, und erst ganz zum Schluss, aufgrund unseres kapitalistischen Systems, kommerziell. Auch Vermieter wollen leben, und wenn etwas Gutes auf den Tisch kommt, zahle ich überall auch gerne einen guten Preis. Vom Niveau her ist die Region nur unwesentlich über Deutschland, und nähme ich mein Zimmer für einen Monat sicher, müsste ich gerade mal 500 Euro zahlen. Ich schreibe nicht über Pauschalangebote von Tuneckexphlxkotzwürg, sondern mehr über Reisen im Sinne von dort leben. Die sicher nicht unsexy wirkende Barchetta wird von Fiat schon lange nicht mehr gebaut. Und ich habe kein Problem damit zu sagen: Wenn sich jemand überlegt, Urlaub zu machen - die Ecke, die hat was, die kann ich unbedingt empfehlen.

Was mich jetzt zu empierischen Zwecken - einfach, weil ich es nicht weiss - interessiert: Wie sehr ihr die Sache?

1. Würdet Ihr daraufhin die Region vielleicht mal ausprobieren, wenn ihr sie noch nicht kennt?
2. Mache ich Euch die Region so schmackhaft, dass ihr zumindest ernsthaft überlegt, dorthin in diesem Jahr zu reisen?
3.Würdet Ihr mir noch glauben, wenn diese Reise vom Fremdenverkehrsamt Malcesine bezahlt wäre?
4. Würdet Ihr mir noch glauben, wenn ich klassische Bannerwerbung für diese Region geschaltet hätte?
5. Wie würdet Ihr reagieren, wenn ich bezahlte Links zu Werbeangeboten anbieten würde?
6. Wie würde sich Eure Sicht ändern, wenn das GTBlog (oder etwas Ähnliches), so wie es ist, zwar von mir geschrieben, aber von einem Kommunikationskonzern (Journalismus) bzw. von einer Firma (PR) betrieben werden würde?

Bitte, keine Panik, das ist weder Marktforschung noch eine Ankündigung. Es ist kein Geheimnis, dass ich als Journalist Texte für Geld schreibe, und ich habe auch nichts prinzipiell gegen PR. In all den Gesprächen höre ich immer diese Mutmassungen über Blogleser. Nachdem das hier eines der bekanntesten Blogs Deutschlands mit doch einigen Lesern ist, möchte ich einfach mal die Probe auf all die Vermutungen machen. Zu gewinnen gibt es nix, keine Digicam und auch kein Wochenende für zwei am Lago. Null.

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Freitag, 27. April 2007

Wer ein original StudiVZ-Papier

zum geplanten Guerillamarketing an Deutschlands Schulen lesen will, noch bevor es geschieht und der herr v. Holtzbrinck ueberhaupt weiss, was seine Kids im Berliner Bonker so planen - lese die Blogbar. Da ist es naemlich mit allen Tippfehlern.

Wann machen die eigentlich SonderschulVZ?

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Freitag, 20. April 2007

Zu dumm & faul zum suchen

Wo kriege ich welche Skins für ein Antville-Photoblog her, und welche gibt es?

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Vielen Dank

für die Anregung, FAZ.

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Donnerstag, 19. April 2007

Erledigt

Betreffende haben es inzwischen mitbekommen.

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Samstag, 14. April 2007

Akulturell

Oder Warum ich froh bin, nicht gefahren zu sein. Rückblickend: Ich habe jetzt einiges zur Re:Publica gelesen und auch gehört. Wie allgemein bekannt war, war ich als Redner eingeladen, habe erst zugesagt, dann - nach durchaus langem Überlegen und nicht wirklich Lob von Organisatorenseite - abgesagt. Nicht wegen Adical, nicht wegen Spreeblick, und auch nur partiell wegen des Blicks auf die Teilnehmerliste, bei dem sich viel von dem findet, was ich als käuflichen Abschaum bezeichnen würde.

Inzwischen weiss ich, dass es die richtige Entscheidung war. Ich habe instinktiv zugesagt, weil ich mit Johnny - den ich dazu beschwatzt hatte - im September 2005 am ZKM den Blogspass meines Lebens hatte. Hey, das war hochgradig kontrovers, da brannte die Luft im Saal, das hat man im ZKM nicht oft gesehen, und ich freue mich darauf, dort im September wieder aufzutreten. Nein, es hat vielen nicht gefallen. Es war damals auch nur Zufall, weil mein Mikro nicht ging und ich aus dem Stegreif loslegen musste, da sagte ich dann sachen, die nicht im Skript waren. Aber es war ganz sicher nicht langweilig, wir waren in den Augen der Informationselite die schrägen Typen von ganz unten, und wir haben den Laden übernommen und denen gezeigt, wie wir unser Ding machen, und manchmal höre ich, dass andere wegen diesem Tag immer noch das Kotzen bekommen, weil wir da waren.

Die Enttäuschung der Veranstaltung - und der Auslöser für meine Anmerkungen - war der Vortrag von Claus Leggewie, den ich als Autor im Bereich Abwehr gegen Rechtsradikalismus kannte. Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen, und die wurden von Leggewie in den Boden gerammt. Was für ein abgehobenes Geseier, der Mann hat keine Ahnung von Blogs, will aber damit einen Elitendiskurs mit Einfluss und überhaupt Hierarchien, geht´s noch? Und keiner im Saal hatte die Eier, dem Mann zu sagen, dass er weder Peil noch das Können hat, das umzusetzen. Da stand dieser Typ also rum, bekrochen von ein paar feigen Schülern, und der Rest hielt die Schnauze. Wie gesagt: Gerade bei einem Leggewie hätte ich das Gegenteil erwartet. Ich war höllisch geladen dann begann ich zu sprechen, dann kam Johnny, und danach redete keiner mehr über Leggewie.

In Berlin wäre ich vorne gekommen, zum Thema "Etikette". Was immer ich gesagt hätte, ich hätte es gebrochen, wenn ich am Tag darauf einen Vetreter des Gossengewerbes der Werbung in Bezug auf Blogs hätte sagen hören, dass Werbung eine Kultur sei, die Kultur ermöglicht. Ich kenne diesen Kulturbegriff, er macht uns Historikern immer Probleme, wenn das zu besprechende Phänomen nicht wirklich nett ist. Ohne jede Frage hat die Kultur der italienischen Faschisten die Kultur des Futurismus in der Architektur ermöglicht. Wir reden auch von einer Kultur im Konzentrationslager, wenn wir über die Erfahrungsberichte der Überlebenden reden - wollen wir mal über die Kultur reden, die das ermöglicht hat? Und ist es nicht die Kultur der Werbung, die der Bildzeitung ihre Millionengewinne erlaubt?

Es gibt da zwei Möglichkeiten. Entweder die Kulturdefinition des Historikers, der durch den zeitlichen Abstand Kultur wertneutral auffasst. Dann ist es aber die Aufgabe des Historikers herauszuarbeiten, dass Kultur in ihrer ganzen Spannbreite und Widerprüchlichkeit dargestellt wird. Renaissance ist Brunelleschis Kuppel in Florenz und gleichzeitig der Mord an Savonarola in ihrem Schatten. Reformation ist Rebellion gegen eine korrupte Kirche genauso wie die Unterstützung der Fürsten bei den Massakern während der Bauernaufstände. Kurz: Kultur ist nichts als ein Begriff, der die Gesamtheit einer Epoche umschreibt. Oder aber: Man wertet "Kultur" als positiv. Das ist stets der gefährliche Weg, denn er zwingt dazu, zu beweisen, dass der Weg tatsächlich gut ist. Wovon die Reichsschrifttumskammer ebenso überzeugt war wie Stalin, als er jüdische, "kosmopolitische" Schriftsteller zur Hinrichtung bringen liess - alles weitere steht in seinen Linguistikbriefen. Es kann nicht schaden, die mal zu lesen, danach ist man beim Wort "Kultur" mehr als vorsichtig.

Schaut man sich die Geschichte der Werbung beginnend bei der ersten erhaltenen schriftlichen Aufzeichnung an, kennt man schnell deren Geschwister: Indokrination, Propaganda, Lüge. Nicht umsonst hat Werbung einen beschissenen Ruf und ihre Macher damit. Die Momente, in denen Brecht und Tucholsky sich für Auto- und Politikwerbung hergaben, sind die Tiefpunkte ihrer Karriere. Es gibt Kulturphänomene, die es nie schaffen werden, in ihrer Gesamtheit positiv zur jeweiligen Kultur beizutragenm, und neben Mord, Raub, Unterdrückung Andersdenkender und gezielter Verdummung ist die Werbung als deren Propagierung und Verteidigung stets mit dabei. Wir Historiker freuen uns natürlich immer, wenn wir Reste vom Laster finden, vom Phallus als Werbung der Bordelle in Pompei bishin zu den Hetzschriften der Lutheraner, das macht den Job spannender, auch wenn wir dergleichen in unserer Zeit, da wir die Folgen kennen, ablehnen würden.

Und dann kommt also so ein - tschuldigung für das harte Wort - Werber daher, redet Scheisse von "religiöser Ablehnung von Werbung" und unterstellt seinem Anliegen Kultur.

Und keiner geht auf die Bühne, haut ihm, um Villon zu zitieren, das Maul mit schweren Eisenhämmern ein und weist ihn darauf hin, dass Villons Kultur in unserer Zeit die Kultur der plastischen Chirurgie ermöglicht. Wobei Villon selbst im Puff mit der fetten Margot noch immer unfassbar hoch über dem kulturellen Niveau der Leute steht, die das Brot der Schergen der chinesischen Mörder fressen.

Ich mache mir keine Sorge wegen Adical, der Werber wird das gnadenlos in den Graben fahren. Ich mache mir keine Sorgen wegen den beteiligten Blogs; wenn es nicht klappt, müssen sie wieder umsonst schreiben, oder sie verticken sich an Jamba, egal, es gibt hunderttausende anderer Blogs. Ich mache mir keine Sorgen, dass Werbung hier draussen was bringen würde, denn wer so zynisch ist, die Büttel der chinesischen Mörder zu bewerben, und wer Leser hat, denen das am Arsch vorbeigeht - der wird sich auch nicht für eine Marke begeistern. Zyniker sind nun mal keine guten Käufer, das werden die Werbeschalter schon noch lernen.

Aber ich wüsste schon gern, warum von den Leuten da im Saal keiner widerspricht, wenn sowas über die Bühne geht. Da gibt es mehrere Erklärungen dafür, die ich alle gelten lasse, Desintersse, Höflichkeit, Unwissen, Abstumpfung gegenüber Werberphrasen und akultureller Personen oben und unten, kann alles sein. Man kann das auch Blogkultur nennen. Mit zeitlichem Abstand, als Historiker. Aber die Re:Publica ist jetzt gewesen, und auch wenn eine Anzeige wegen Körperverletzung mit einem stumpfen Gegenstand mal was anderes wäre als die übliche langweilige Abmahnung, reicht es mir, unter dem wunderbaren bayerischen Himmel die Nachrichten aus dem Affenkäfig zu lesen, die im Übrigen auch echte Perlen hervorbringen, um mich dann wieder meinem Villon zuzuwenden:

Herr, alle Tiefen, alle Höhen,
Erröten kenn ich, und erblinden.
Ich hab dem Tod ins Aug gesehen.
Mich selbst nur kann ich nicht ergründen.


Edit: Ansonsten hat sich die Re:Publica schon gelohnt - wegen eines solchen Beitrags.

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Freitag, 13. April 2007

Gold

am späteren Nachmittag.



Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt, schon gar nicht bei der Werbung.

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Donnerstag, 12. April 2007

Werbertotalitarismus

oder es gibt einen unüberbrückbaren Widerspruch zwischen Professionalisierung und Sascha Lobo. An der Blogbar.

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