: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 2. Juni 2005

Dream Picture Contest - Pink my Pumps

An der Ampel: Das rosa Hosenbein findet seine Fortsetzung in einem rosa Jäckchen. Auch die Gegend rund um Bauchnabel und Lenden ist Rosa. Zart Hautrosa. Nur die Haare sind blond. Und die Absätze der Wildlederschuhe glänzen passend zur Vespa in einem Schwarz, das von makellosen Bürgersteigen kündet.



Wir sind in München. An der Isar. Die Sonne geht an einem makellos blauen Himmel zugrunde, verendet an purer Übersättigung. Der Fluss rauscht lustig vor sich hin, drüber braust es weiblich und rosa. Nirgendwo ist diese Stadt müncheniger. Ein Postkartenklischee, geformt nach dem Ruf. Würde ich über rosagekleidete Blondinen auf Vespas an der Isar mit völlig unpassenden Schuhe schreiben, würden alle sagen: Dick aufgetragen, der Don.

Jaja. Aber, liebe Berliner Leser und besonders Leserinnen, so ist das nun mal in einer Stadt, deren Gehwege keiner Trümmerlandschaft sind und deren Strassen keine Truppenübungspisten sind, und damit auch von Motorrädern befahren werden können, die keine Enduros sind. Da kann frau auch schon mal ganz normal solche Schuhe tragen. Wenn sie denn welche besitzt. Das scheint in München allerdings regelmässig der Fall zu sein.

Es ist übrigens nicht so, dass ich ein grosser Fan von Blond und Rosa und diesem spezifischen Sausalito-Style bin. Ich möchte nur auf das Vorhandensein dieser Gattung hinweisen.

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Freitag, 27. Mai 2005

Dirt Picture Contest - Schwarz ist praktisch

Denn Schwarz wird nicht so leicht schmutzig. Zumindest sieht man den Dreck nicht. Auf Schwarz sind Flecken unsichtbar, die anderswo sofort das Ende bedeuten würden. Ritweikn, zum Beispiel. Tinte. Sperma seltsamerweise eher nicht - wer immer schon mal das Vergnügen hatte, in einer möblierten Mietwohnung auf den letzten Drücker vor der Abnahme solche Dinge zu entfernen, weiss, wovon ich nach Hörensagen rede. Aber alles andere ist kein Poblem.



So ist auch die Wiederinbetribnahme dieses Matratzenprachtexemplars kein optisches, sondern allenfalls ein Geruchsproblem. Schwarz stinkt hier; ein nicht zu selten zu beobachtendes Phänomen. Schliesslich ist so ein urinierender Köter nicht in der Lage zu begreifen, dass so eine Matratze, zumal in der seltenen Farbe Schwarz, ganz wunderbar neuen Verwendungen zuzuführen ist. So etwa der Einrichtung eines kleinen Dark Rooms zur präventiven Studienfinanzierung - man und frau kann ja nie wissen.

Ausserdem ist es die Farbe der Zukunft, wie jeder weiss, der gerade den Stern bekommen hat. Eventuell hilft diese politische Signalfarbe ja auch bei der Suche nach geeigneten faschistoiden Burschenschaftlern, verquasten Gentechnikern oder strammen Hengsten von der Reaktortechnik - Berufe mit Zukunft, die für Freundinnen ein glückliches Dasein als Hausfrau garantieren. Also schnell auf die Strasse, und die Schwarze Matratze XXL geholt - zu finden in Berlin a .d. Spree, Kreuzberg.

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Dienstag, 24. Mai 2005

Dirt Picture Contest - 4 Meter sind zu weit

Coffee to go sagt eigentlich nur die Hälfte. Kaffee zum Gehen - und dann? Was tun, wenn gegangen und getrunken wurde?



Dann erfreut man die umgebende Zivilisation mit den Resten des Koffeingenusses. In etwa auf Augenhöhe, damit es niemand übersieht. Und lässt so viel drin, dass, wenn der Wind die Becher umpustet, noch ein paar Spritzer auf dem Boden sind.

Man könnte es auch in eine Ecke tun, aber die Ecken sind hier in Neukölln meist schon voll, ausserdem müsste man sich da bücken. Man könnte den Müll auch in den Mülleimer tun - aber dafür müsste man vier Meter gehen. Das kann hier keiner ernsthaft erwarten, ausserdem gehört der öffentliche Raum allen, also auch den Coffee to go Trinkern uund ihrem schnellen Leben. Danach setzen sie sich vielleicht an den Computer und sabbeln Blogs voll, deren Inhalte sie nicht begreifen.

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Samstag, 21. Mai 2005

Dirt Picture Contest - Flower Power

Man kann sich heute nicht mehr sicher sein, was original aus den 70ern kommt, und was nachgemacht ist. So ziemlich jedes Möbelgeschäft hat irgendwelches Zeug in den typischen Farben und davor ein paar Girlies in rosa und Schlaghosen, die sich überlegen, diese krasse Deko da zu kaufen. Für die Mttzwanziger ist das eine weit entfernte Epoche, da haben sie keine Erinnerungen, also ist es retrotauglich - und so werden Kastanienallee auf, Oderbergerstrasse ab die Läden geplündert, um dem Minimalambiente der Neuzuwanderer den passenden Flair zu den Pillen zu geben, an die sie sich in den nächsten Wochen rantrauen werden.

Und wenn Paps sie dann aus der Entgiftung auf Dauer heim holt, macht er das einzig richtige und kippt alles auf den Müll - und deshalb können wir davon ausgehen, dass das hier wohl eher ein Eingeborener war:



Die kippenm das Original 70ies Ambiente mit den krassen Stoffen nicht auf den Müll, sondern auf die Strasse. Und der Hauhaltsauflöser von nebenan hat noch nicht begriffen, dass das hier in Neukölln sicher bald begehrte Waren sind. Aber spätestens, wenn die Mädchen mit dem badischen Akzent an den Kronleuchtern vorbei auf die orange Stufflampe zusteuern, wird auch er begreifen, dass sein Glück auf der Strasse lag.

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Sonntag, 8. Mai 2005

Dirt Picture Contest: Der Pfahl im Auge.

Hoffnung geben will die Diakonie. In Ländern, die von Krieg, Zerstörung und Vertreibung geprägt sind, wo der Putz bröckelt und die Ruinen noch Jahre später mit Bretterverschlägen umzäunt werden. Wo kahle Mauern stumm erzählen, was hier an Vernichtung geschehen ist. Deshalb hat die Diakonie ein Plakat mit einem Kontrabass-Spieler vor Ruinen.

Und hängt es in Berlin Mitte auf - das sieht dann so aus.



Immerhin haben die auf dem Plakat etwas Musik. Berlin hat nicht mal das.

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Dirt Picture Contest - in der Pfeife rauchen können

Restmüllreste am Alexanderplatz, heute Abend dann um 17.50 Uhr, nachdem die braunen Überbleibsel in den S-Bahnhof Alexanderplatz zwangsgeschwemmt wurden.



Ich war auf der anderen Seite von Girl.

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Freitag, 22. April 2005

Dirt Picture Contest - 4 Meter

Irgendwer hat beschlossen, dass die alte 80er-jahre-Sitzgruppe nicht mehr in seine Wohnung passt. Und hat sie deshalb rausgeworfen. Auf die Strasse gebracht. Und dort stehen lassen. 4 Meter neben einem Container, der für diesen Müll geeignet wäre. Dort steht die Sitzgruppe seit jetzt 5 Tagen.



Berliner Hunde freuen sich über den neuen Markierungspunkt.

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Freitag, 15. April 2005

Dirt Picture Contest - Es ist Frühling!

Und der Berliner als solcher beschliesst, sein Microbiotop der Terasse nicht allein den Ameisen, Kakerlaken und Tausendfüsslern zu überlassen. Statt dessen will er Leben, Pflanzen, saftiges Grün vor den bröckelnden Mauern gegenüber! Blumen, Kräuter, wuchernd und bunt! Das ist ihm schon mal ein paar Euro wert, die Stadt soll ja ein wenig schöner werden. Und draussen auf dem Balkon stehen auch noch die Blumenkästen, noch vom letzten Jahr, die während des Winters als Aschenbecher so praktisch waren, also hinaus auf den Balkon und geschaut, was man denn dieses Jahr kaufen könnte, Tulpen sowieso, dann Stiefmüttterchen und...

ups. Das hat im Winter der strenge Fost die billigen Plastikkästen leider zerbrochen. Äh. Und die schwarze Erde rieselt auf den Balkon, so eine Sauerei, kein Wunder, dass sich die Kakerlaken hier so wohl fühlen. Also echt. Hm. Ist da unten auf der Strasse eigentlich gerade jemand? Nein? Prima! Nur in Richtung der kleinen Grünfläche rund um den Baum zielen ... Und schwups!



Also, Tulpen, Stiefmütterchen, neue Kästen, Erde, was noch? Ach, so viel könnte man anpflanzen, um die Stadt schöner zu machen! Es ist Frühling im Slum.

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Dienstag, 12. April 2005

Dirt Picture Contest - Lolle hau ab!

Das ist Berlin Berlin ohne nette Story, ohne Lügen, ohne perfekte Ausleuchtung und ohne abgedresste Photomodells, die so tun, als wären sie die typischen Bewohner der Reichshauptslums:



Und Ihr, die Ihr in München, Frankfurt, Düsseldorf oder Sylt seid: Lasst Euch nicht verarschen von denen, die sagen, wie toll es hier ist, im Prenzlberg, im coolen LSD-Viertel. Das hier ist mitten in diesem angeblich szenigen Ausgeviertel, in der Schliemannstrasse. Dass nebenan Cocktails in 0,5-Literbechern für 4 Euro zu haben sind, ist nicht billig, sondern pure Notwendigkeit, um den Favellistas ihre eigenen Lebenslügen glaubwürdig und ihre Verkommenheit schmackhaft zu machen.

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Samstag, 9. April 2005

Dirt Picture Contest - Kein Schutzengel für Marketing

Bei Fuckedcompany gab es während des Downturns mal die Debatte, was in einer Firma mehr Schaden anrichtet: Marketing oder HR. Wer diese speziellen Firmen der new Economy kannte, weiss, dass es da keine klare Entscheidung gibt. Eine unerfahrene HR konnte mit falschen Headhuntern, korrupten Managern, den eigenen Seilschaften oder falscher Sparsamkeit einem florierenden - oder zumindest nicht gleich sterbenden - Startup eine Art septischen Schock verpassen. Wenn dann erst mal das falsche Team am Lenkrad dieser aufgemotzten Gokarts der Wirtschaft ist, kann man eigentlich nur noch den letzten Öler rufen.

Ich persönlich hatte mehr mit Marketing zu tun. Und nach meiner Überzeugung ist es nie gut, wenn an der Schnittstelle zwischen der Realität da draussen und der im Eifer der Gründung entstehenden Hyperventilations-Realität drinnen Leute sitzen, deren Realitätserfahrung sich zwischen Business Lunch, After Work Party, First Tuesday und Bizz-Abo entstand. Das Marketing ist gewissermassen der Parkwächter, der diese Firmen-Rennsemmeln bei Vollgas in die Parklücke einweisen muss. Auf dem Posten würde man sich eigentlich alles andere als chemopralle Spezialisten im Fingernagellackieren oder Praktikantinnenficken wünschen. Fakt ist - da, wo der Parkplatz sein sollte, stand in der new Economy zu oft der von den Marketeers übersehene Betonpoller namens Realität drin.

Man kann das so bildlich sagen, aber als ich gestern durch das Reichshauptslum Berlin a.d. Spree führ, da habe ich es gesehen - das Marketing, das am Realitätspoller klebt:



Wer immer das gebucht hat, hatte nur Augen für den Waschbrettbauch, und nicht für die Umgebung. Und ich habe in meinem Kopf ein sehr scharfes Bild von der Person, die das verwantwortet hat. Marketing ist schlimmer als HR.

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