: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 8. April 2005

Dirt Picture Contest - Ganz in der Nähe ist Jamba

Sollte es bei denen ganz gut laufen - also auch in China, Korea, Taiwain und Südamerika, alle Class ctions scheitern und die Politik weiterhin nur zuschauen - gäbe es für dieses Gelände vielleicht eine Zukunft. Dann würde man das hier als Erweiterungskomplex sanieren, und der Wowereit würde kommen und den Samwers die Hand schütteln.



Nur dauert das noch. Und ansonsten hat niemand daran Interesse. Früher hat man sowas schnell zu einem Loft umfunktioniert, aber die meisten ähnlichen, sanierten Objekte die Spree runter sind in etwa so begehrt und marktgerecht wie die hiesigen UMTS-Studien, Anthologien junger Berliner Bröckchenliteraten aka Betriebsschleimbatzen, korrupte Berlinbanker und Anwälte für Medienrecht - was diese Stadt halt so hervorbringt.

Immerhin bietet die Ruine den polnischen Punks Schutz und Unterkunft, und davor ist ihr Privatstrand. Mit bemerkenswert wenig Glassplittern - schliesslich wäre das nicht gut für die Hunde. Für sie ist das längst eine Art Heimat. Vielleicht empfinden sie sowas wie Glück und Zufriedenheit, wenn sie nach dem Autoscheibenwaschen über die Brücke kommen, und die leeren Fensterhöhlen und den brüchigen Schornstein sehen, im Wissen, dass der Kapitalismus bald überall so aussehen wird. Nur noch eine kleine Weltrevolution, dann ist es soweit.

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Samstag, 26. März 2005

Dirt Picture Contest - Es wird Frühling

und die Kühlschrämke spriessen wieder aus dem Boden - hart wie sie sind, boghren sie sich auch durch die altersbröckelnden Platten, die hier das schlammige Erdreich, das Fundament des Slums abdecken.



Der hier ist noch klein, aber er wird sicher noch wachsen wie die Tiefkühltruhe, die hier letztes Jahr war und erst spät im Herbst geerntet wurde.

Gut, manche wenig wohlmeinende Zeitgenossen werden sagen, der berliner Slumbewoghner ist ein Dreckfink und versteht unter "Frühjahrsputz" die Verfrachtung grösserer Müllmengen in den öffentlichen Raum, wo dann die Autoknacker bei ihrem nächtlichen Treiben drüberstolpern und sich die Zähne an den Stossstangen einschlagen. Andere wiederum vertrauen darauf, dass nichts in dieser Welt von Dauer ist, und irgendwann kommt schon jemand, der den Kühlschrank mitnimmt und dann über 2. Hand verscherbelt, oder aber er bleibt liegen, und nach 20 Jahren ist das Ding weggerostet, während sich die Kühlflüssigkeit längst ins Erdreich verabschiedet hat.

Vielleicht macht er auch zweite Karriere als Schränkchen im haushalt einer dieser typischen Berliner Mütter, die wie in den späten 60er Jahren wieder Möbel mit Plakafarbe anmalen und grüngelbe Lapplandmützen über den fettigen Haaren tragen, wenn sie wild zu Goa Trance durch die Wohnung schwankem, beleichtet nur von einer nackten Glühbirne von der Decke.

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Montag, 21. März 2005

Dirt Picture Contest - und das am Morgen

Beinahe wäre das hier das Ende des Bloggens geworden - solche Nettigkeiten bekommt man hier in Berlin quasi zum Frühstück vorgesetzt. "Wer steht denn da beim Müll" ist der erste Gedanke, und "Warum hat der keinen Kopf" ist der zweite.



Danach kann einen eigentlich nichts mehr schocken. Und das will was heissen, in einem Slum, das im Frühjahr süsslich nach Verwesung riecht.

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Sonntag, 13. März 2005

Dirt Picture Contest -Mauerfront

Wie bissige Köter gehen sie einem an die Kniekehlen, von hinten und praktisch lautlos, und erst, wenn sie einen erwischen, geht das Gekreische los: Auf vielbesuchten Märkten werden gerade die sportlichen, niedrigen Kinderwägen schnell zur Waffe gegen Wehrlose. Vielleicht klappt´s ja nicht mehr mit dem Sex, irgendwo müssen die Aggressione raus, warum nicht mal einen Unbeteiligten umnieten. Damit der Kinderlose auch mal seinen Schmerzbeitrag zum Weiterbestehen der Gesellschaft leistet. Das Wort "Entschuldigung" lernen die Bälger jedenfalls in solchen Situationen nicht.



Aber was soll man schon von Leuten erwarten, die ihre Brut über diese Trümmerwüste schleifen. Früher waren hier die Blöcke zu Ende, jetzt endet hier die Ziviluisation, die es aussenrum in den hässlichen Blocks auch nicht gibt. Mittendrin in der Brache verrottet, wie sollte es anders sein, der typische kaputte Kühlschrank im Gestrüpp, gleich hinter dem sinnlosen Asphaltfleck. Das ist die Welt, in der sie leben. Im Sommer wächst das Gras, deckt den Unrat zu, sie gehen baden und vermehren sich. Im Winter kommt der Dreck zum Vorschein, es dauert Jahrzehnte, bis so ein Kühlschrank verrottet, Jahrhunderte, bis ihn hier jemand entsorgt, es ist hässlich, und so sind dann auch die Menschen. Nur falls sich jemand wundert, warum hier niemand freundlich ist.

Weiter vorne ist dann noch mehr Kaputtes zu sehen. Die gepiercten Betreiber des Marktes, ansonsten eher Discobetreiber von nebenan, braten Würste schwarz und tun sie in lapprige Brötchen. Mit Senf aus Tuben. Davor ist eine Horde Kinderwagenschieber. Die Inhalte brüllen. Ich mache, dass ich weg komme.

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Donnerstag, 3. März 2005

Dirt Picture Contest - Stattmöbel

Hätte nicht jemand den leeren Becher seines Coffee2Goand2leavesomewhere darauf agbestellt, könnte man jetzt ein Ratespiel veranstalten. In welcher Stadt verwendet man derartig grobe Möbel: Slums von Kigali, Berlin Mitte, Slums von Karatchi, Flüchtlingslager bei Tulkarem, Steppenlager in der Ukraine zur Zeit der Völkerwanderung.



Zu schlecht, um originell zu sein, zu unförmig, um authemtisch zu sein, zu schlampig, um als Ausdruck handwerklichen Könnens gelten zu dürfen. Wie die Stattmöbel, so auch die Stadt. Berlin Mitte, was denn sonst.

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Donnerstag, 24. Februar 2005

Dirt Picture Contest - Probe aufs Exempel

Was pasiert eigentlich, wenn man, wie so oft als von tollen Sales Managern behauptet, einem Eskimo oder einem Bewohner der Permafrostregion Westsibiriens einen Kühlschrank verkauft?



Zum Glück ist in der tiefgefrorenen Eissteppe, genauer der als "Dunckerstrasse" bezeichneten Schneise im Sibirenslum viel Platz dafür. Die Bäume sind noch nicht hoch genug, um Sales Manager daran aufzuknüpfen, aber es gibt auch noch alte, unbrauchbare Laternenmasten, die einer neuen Zweitnutzung harren.

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Donnerstag, 17. Februar 2005

Dirt Picture Contest - War das ein Mensch,

was da unter dem Laub und Schee liegt, schlauchförmig gekrümmt;
jemand der, des viel zu langen Lebens überdrüssig,
sich hat fallen lassen in diese Ecke an der Schönhauser Allee,
die in Wirklichkeit aber so hässlich und verdreckt ist,
dass sie besser Abfallallee oder Ruinkaffstrasse heissen sollte,
oder nach dem Schicksal derer, die hier ihr Dasein fristen,
schlicht Road to Hell; ist das also ein kalter, starrer Körper;
so kalt und starr wie die Augen der schwarzen Blumenverkäufer
oder Musikdarbieter ohne Ausweis, die an den bronzeglänzenden Türen
der besseren Lokale hinten im Prenzlauer Berg verscheucht werden,
war das jemand, der mal hoffte, nett war und lächelte, mit Eltern,
die nicht gemerkt haben, dass da etwas nicht stimmte,
dass es vielleicht mit dieser Stadt Berlin zu tun hat,
aber man konnte nichts tun, weil der Zerfall zu schnell ging,
wie es hier immer ist, wo das Äussere nichts gilt
und in der Folge auch die inneren Werte verschwinden,
bis der Mensch dann für sich selbst tot und wertlos ist, ein Junkie,
ein exmatrikulierter Kunststudent, eine verhinderte Romanautorin,
ein leuteschindender PR-Lügner eines weltfremden Weltmarktführers,
der dann auf der Strasse landet und irgendwann, gebeugt von Frust
und Hoffnungslosigkeit, unsicher durch Alkohol und Drogen,
in einer späten Herbstnacht fällt, verkrümmt liegen bleibt
und in der beissenden Kälte des Ostwindes langsam erfriert?



Ist das ein Mensch, ein toter Körper, Schmutz zu Schmutz,
und all die bitter kalten Mädchen in ihren Schlauchmänteln
und die Männer mit ungewaschenen Hemden hasten vorbei,
sehen nicht hin, weil sie den Punks ausweichen wollen,
die darauf warten, dass sich jemand einschüchtern lässt,
doch ich stehe hier, an diesem Laubhaufen, bin mir unsicher,
und bevor ich das Bild meiner Zweifel und Befürchtungen mache,
stosse ich mit dem Fuss hinein, doch es ist nur Laub, nichts als Laub,
die Folge des Niedergangs der Stadt, die sich zwar ein Filmfest,
aber keine Strassenreinigung leistet, und dann gehe auch ich weiter
zu dem Date, das ich in einer kleinen Confisserie habe,
aber nicht ohne dem Typen, der selbst frierend auf einer Wolldecke
Gebrauchtbücher ausgebreitet hat, eines abzukaufen in der Hoffnung,
dass er es irgendwann vielleicht zu einem Handwagen voller Bücher bringt
und dann in Ansehen mit seinen Pariser Kollegen gleichziehen kann,
doch Hoffnung habe ich keine, der Glaube fehlt mir schon immer,
und Liebe in Berlin, das klingt wie der Titel eines Romans,
der zwangsläufig im Ramsch enden muss.

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Samstag, 12. Februar 2005

Dirt Picture Contest - Schöne Aussicht

Die meisten Bewohner dieser Region bevorzugen allerdingd sie Aussicht durch die Satelliten-Antenne, Richtung Reality-Soaps und 9Live.



Ein schöner Beweis, dass diese Stadt auch ohne Müll und Dreck hässlich und abstossend sein kann äh definitiv ist.

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Mittwoch, 2. Februar 2005

Dirt Picture Contest - Littleman found

Nachts um drei, beim Verlassen einer zwielichtigen Bar, offensichtlich bedröhnt und von unkeuschen littlewomen ausgenommen.



So sieht er also aus, wenn da nicht gerade Imagephotos gemacht werden.

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Montag, 31. Januar 2005

Dirt Picture Contest - Ein Platz für jeden

Für die Bequemen und die Harten, für die, die nichts tun und für die, die dauernd was loswerden wollen, für die Scheisser und die Hockenbleiber, für die, denen es gut geht und die, denen es schlecht ist, für alle, die auch Extremes gerne zusammen führen, für alle derartigen Berliner also ist dieses Bild:



This is the place to be. This ist the place you should be.

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