: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 30. September 2011

Bücher wütender Frauen 2: Anke Gröner, Nudeldicke Deern

Was für ein hübsches Titelbild im Stil der späten 60er Jahre, als mit Twiggy aus Ernährung ein Dauerzustand der Gewichtskrise wurde. Wenn da der Untertitel nicht wäre, Tschakka!



Der Untertitel sagt in etwa, dass man den Kopf befreien soll, dann würde der Körper sich schon anschliessen. Das steht in einer Reihe mit Buchuntertiteln wie Warum Sie eine geile Sau sind, wenn Sie wie ein mieser Bilderklauer auf Malle golfen oder Warum Sie mit mir als Berater reich werden - an Ausgelächter. Und das Elend ist: Das Buch hätte das doch gar nicht nötig.

Nehmen wir mal einen bekannten, essgestörten Blogger: Don Alphonso. Während so ziemlich alle um mich herum die ganz normalen Ernährungskrisen haben, Kalorien zählen und gezielt Diäten einhalten, esse ich, wenn ich Lust habe, und höre auf, wenn der Schmerz an den Rippen zu gross wird. Dann gehe ich auf einen Berg oder fahre Rennrad oder gehe schwimmen oder spazieren. Solange ich 100 Kilometer in gekrümmter Haltung schaffe, bin ich gesund, und das ist es, was zählt. Ich lasse auch schon mal eine Mahlzeit ausfallen, wenn ich um 10 noch kochen wollte, dann aber wegdöse. Und wenn ich um 3 wieder erwache, habe ich überhaupt kein Problem, fett zu kochen. Überhaupt mag ich Fett. Ich kann mir das leisten, weil ich andere Bomben wie Schokolade, Alkohol, Eis und Zigaretten nicht nehme. Jedes schlechte Gewissen ist mir fremd. Ich esse gerne, und wenn jemand sagt, ich werde mich zu Tode essen, kann ich nur antworten: Aber sicher! Ich will im Bue d'Oro denken: Diese eine Zuchini-Polenta-Öl-Sauerei nehme ich noch mit - und dann vom Stangerl fallen. Dieser Blogger ist klar nicht die Norm. Die Norm ist die Dauerkrise.



Dieser Blogger ist entspannt und braucht keine Wir-packen-das-Literatur, die ihm die Krise einredet, sondern ein angenehmes Buch, das leicht ironisch und vergnüglich über die Abgründe des Ernährungsblödsinnes hinwegführt. Dieser Blogger braucht keine Anfeuerung, sondern gute Unterhaltung. Alles, was auch nur im Mindesten in Richtung Missionierung geht, macht ihm keinen Spass, davon hat er schon genug, wenn die Augen von Hungerhaken sagen: Das kannst Du doch nicht essen. Dieser Blogger wünscht sich etwas, das dem ganzen Blödsinn so die Luft rauslässt, damit man nebenbei lächeln kann. Diese Anforderungen erfüllt das Buch durchaus. Es ist überhaupt kein Problem, dass das Buch aus mehreren Gängen und Zwischenspeisen komponiert ist, und zwischen Hortaufmichalsbetroffenzubezeichnen Bericht und Streitschrift munter wechselt - das Ziel wird nie aus den Augen verloren. Anke hat die nötigen Erfahrungen der Praxis und auch im theoretischen Teil den richtigen, lockeren Stil der Werbebranche, um jemanden wie mich gut aufzumunitionieren, wenn mal wieder blöde Sprüche kommen, die abzugeben sich jeder Schlankheitsfreund berechtigt wähnt. Warum eigentlich? Weil das in Medien so vorgeturnt wird, oder weil es einem nur gut geht, wenn man anderen am Zeug flickt? Dürre sind entsetzlich unentspannt. Die sollten mal in das Buch reinschauen, da liest man, wie man sich entspannen kann, selbst wenn die Ausgangslage nicht gerade ideal angesichts der herrschenden Zustände ist.

Ich habe einfach etwas Besseres zu tun, als mich mit der langen Front der Lebensoptimierer auseinanderzusetzen, die in Bereich des Körpers mit Botox beginnt, sich über Quality Time Work Life Balance Idioten fortsetzt und dann beim Karriere und Online Coaching durch abgefuckte Medienconsultats ihren Abschluss findet. Ich weiss nicht, ob das jemanden auffällt, wie sehr da mit einer dauerhaften Krise versucht wird, Geschäfte zu machen: Immer ist da was, wo man irgendwas tun muss, und jemanden braucht, der das erklärt und managed. Ich will jemand, der denen Paroli bietet. Ich mache das notfalls auch selbst, aber schöner ist es natürlich, wenn man das mit einem Hardcover mit scharfen Kanten machen kann. Solche Bücher können eigentlich gar nicht dick genug sein. Das Buch ist nur Premium Softcover, gleicht das aber durch den Inhalt aus.



Natürlich kann es nicht umhin, einem aus Prinzip unbedarften und unwissenden Leser wie mir die ganze Hölle der Ernährungsekligkeiten vorzuführen - seien es nun die tatsächlichen Sünden, die begangen werden, von Nestle bis Lidl, seien es nun die Methoden, mit denen Menschen eingeredet wird, sie müssten Normen entsprechen und gleich wieder bei den anderen Sparten solcher Firmen zugreifen. Natürlich ist es angenehm, solche Strategien aufgezeigt zu bekommen, wenn sie danach tranchiert werden. Stimmt das alles? Keine Ahnung. Aber es liest sich gut, und mitunter ist es wohl das sprichwörtliche Erschiessen von Fischen in Wassertonnen. Einfach, weil die sog. Ernährungswissenschaften halt auch über weite Strecken nicht frei von Einflüssen wirtschaftlicher Art, Korruption und Dummheit sind.

Ich habe bei den Paläoethnobotanikern - ein Fach ohne jedes wirtschaftliches Interesse - jedenfalls gelernt, dass der Mensch in einem gewissen Korridor der Nahrungsaufnahme recht gut existieren kann. Es ist kein Problem, schlank zu sein, es ist aber auch kein Problem, etwas rundlicher durchs Leben zu schaukeln. Die letzten Jahrtausende war Ernährung nie wirklich gesichert und ist es für viele Menschen bis heute nicht. Der Mensch ist es Sack, in den man viel füllen kann, ohne dass er gleich platzt, und der leer bleiben kann, ohne dass er gleich umfällt. Insofern wäre etwas Gelassenheit bei der Sache gar nicht schlecht. Gelassen kann das Buch „Nudeldicke Deern“ natürlich nicht sein, dazu ist das Thema allerorten viel zu emotional und alarmistisch. Aber hat man es erst einmal gelesen, kann man die nächste Welle der Gewichtspanik gemütlich mit einem Stück Käse abwarten. Und sich danach immer noch auf das Rad schwingen.

Das Buch „Nudeldicke Deern“ ist bei Wunderlich erschienen und kostet erheblich weniger als ein gebrauchtes Rad, kann aber durchaus auf einem Gepäckträger mitgenommen werden.

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Dienstag, 27. September 2011

Zwei Links

Gut und wichtig.

Sehr gut und richtig, vor allem, mit Torte.

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Dienstag, 16. August 2011

Ich Berge

Ihr vielleicht nicht.



Aber es gibt ja gute Ablenkung wie diesen Beitrag in der FAZ von einer famosen Autorin über den real existierenden Sozialstaat.

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Dienstag, 5. Juli 2011

Internet<3

Es passiert nicjht oft, dass ich ein Blog von Anfang bis Ende durchklicke, aber das hier - fast nur Bilder - ist sehr schön, selbst an einem sehr schlechten Abend.

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Dienstag, 24. Mai 2011

Eine kleine Unterbrechung für Hamburg

Anke Gröners Buch ist da. Und ich mache mir Tortelli mit Butter und Salbei.

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Mittwoch, 16. Februar 2011

Freiherr

zu Guttenhege und Mannberg.

Ich hatte ja noch nie was für den Herrn ürbig.

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Montag, 6. Dezember 2010

Machtverlust

Sehr hellsichtiger Kommentar zur Weltlage nach Wikileaks unter besonderer Berücksichtigung der USA in der New York Times.

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Freitag, 15. Oktober 2010

Sachen, die nicht in der Zeitung stehen,

finde ich dafür in Blogs, wie etwa diesen feinen Beitrag über die Stuttgarter Interessenslage. Oder was man als solche bezeichnen könnte, wenn man höflich ist.

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Freitag, 11. Juni 2010

Interieur mal anders

Es passiert nicht oft, dass ich ein Blog von hinten nach vorn komplett lese. Aber das hier

http://unhappyhipsters.com/

ist Balsam für die Seele des Freundes maximalistischer Einrichtungsweisen, und brüllend komisch.

Edit: Gerade gefunden:

http://vintagehome.tumblr.com/

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Mittwoch, 19. Mai 2010

Verloren in Afrika

Einmal mit Damenwahl im Kongo.

Dann mit einem anderen FAZ-Blogger in der Sahara.

Und, Bonus, mit Modeste in Berlin und zwischen Zombies.

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